1006. Reisetag
29.294 km
240 Stufen und ein Geröllweg trennen mich von der befestigten Straße. Ich bin unten im Flusstal, Gepäck und Rad müssen hinauf. Die Weiterfahrt durch die hügelige Landschaft ist fast eine Erholung gegenüber der morgendlichen Anstrengung. Mein erstes Ziel sind die Chocolate Hills. Halbkugel- oder kegelförmig gestaltete Hügel von etwa gleicher Höhe, die sich über ein großes Gebiet verteilen. Sie sind mit grünem Gras bewachsen, das sich während der Trockenperiode braun verfärbt und den Hügeln ihren Namen verleiht.
Die Gebilde sind von Korallen und Kalkalgen geschaffenen und im Laufe von Millionen Jahren durch Wettereinflüsse erodiert. Weltweit einmalige Formationen und touristisch ausgeschlachtet. Ich bin wenig beeindruckt, hatte bereits deutlich interessantere Landschaften gesehen.
Die Weiterfahrt zum nächsten Küstenort wird durch eine Bergkette gebremst. Die Straße geht dabei 800 Meter in die Höhe, mit recht steilen Anstiegen. Könnte ich an diesem Tag schaffen, möchte ich aber nicht. Nachmittagliche Bergfahrten sind heiß und anstrengend.
Auf halber Höhe soll es ein Hotel geben. Mehr weiß ich nicht. Das Hotel steht in Straßennähe und ich bin der einzige Gast in dieser großen Unterkunft. Was für ein Gegensatz zu den überlaufenen Touristengebieten. Ich bin erleichtert. Die Wolken hängen tief und es fängt kräftig an zu regnen.
Leichter Nieselregen auch noch am nächsten Morgen. Nass werde ich zusätzlich von Innen. Die Bergfahrt fordert mit einigen bissigen Passagen. Nach steilen 10 Kilometern erreiche ich die unspektakuläre Passhöhe. Und jetzt geht es 20 Kilometer hinunter zur Küste. Ein wunderbarer Downhill. Ich rolle durch Dörfer und Bananenplantagen. Vorbei an Reisterrassen, die gepflügt, bepflanzt und gedüngt werden oder im satten Grün stehen. Bis ich in Jagna ankomme.
Die Unterkunftssuche ist einfach, da der Ort nicht von Touristen zum Tauchen und Schnorcheln angesteuert wird. Nur zur Ruhe komme ich nicht. Gegenüber in einem Restaurant dudelt bis in den Abend hinein Musik und für eine halbe Stunde steht ein Tricycle vor der Eingangstür und spult einen musikalischen Werbespot im Zweiminuten-Takt lautstark ab. Kaum auszuhalten für mich.
Im Ort, wie in fast jedem noch so kleinen, gibt es die Pawnshops. Das sind Pfandhäuser, Geldverleiher und sie wickeln Geldtransfers zu hohen Gebühren ab. Viele Filipinos haben wenig Geld zur Verfügung. Schulden machen ist normal. Kredite gibt’s in den Pawnshops zu Wucherzinsen, für einige Tage oder Wochen. Falls es länger wird geraten sie mit über 35 Prozent Jahreszinsen schnell in Schwierigkeiten. Das Geschäft ist höchst profitabel. Es gibt viele landesweit vertretene Niederlassungen. Vor den Büros stehen oft Stühle in Reihe wie in einem Wartezimmer. Und sie sind besetzt.
Im Ort unterhalte ich mich mit einem Westler, der hier lebt. Auf meine Frage was er so macht: „Ich verleihe Geld mit 10 Prozent Zinsen – monatlich“. Erschreckend und traurig, wie die Not der Menschen ausgenutzt wird.
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