Borneo und die Nasenaffen.

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Nov 122015
 

DSC01918916. Reisetag

26.801 km

 

Singapore zu verlassen ist nicht einfach. Der Flughafen ist nur auf der Autobahn zu erreichen, die für Radfahrer gesperrt ist. Ein normales Taxi nimmt mein Rad nicht mit. Das Maxi-Cab kostet für die 15 km fast soviel wie der 700 km lange Flug nach Borneo. Auf dem Flughafen will AirAsia mein Rad nicht einchecken. Ich hatte es mit Kartons – wie bisher immer – flugtauglich verpackt. Es muss noch „gewrappt“ werden. Der Stand auf dem Flughafen weigert sich – wegen der Sperrigkeit – mein Rad mit Plastikfolie zu umwickeln. Eine hilfsbereite Frau am Informationsschalter gibt mir den Tipp im Flughafensupermarkt Frischhaltefolie zu kaufen und damit das Rad wie eine Möhre zu umwickelt. Drei Rollen mit insgesamt 100 m Folie machen es dann check-in-fertig.
Der Flug verläuft normal. Nur es ist bitterkalt im Flugzeug. Gepäck und Rad kommen heil in Kuching, der Hauptstadt von Sarawak, an. Ich baue das Rad zusammen und warte zwei Stunden bis der wolkenbruchartige Regen aufhört. Das stimmt mich ein auf die Regenzeit, die auf Borneo besonders ergiebig sein soll.

Meine Unterkunft ist schnell erreicht, 10 km auf autobahn-ähnlicher Straße. Ich beziehe ein einfaches kleines Zimmer in bester Innenstadtlage nahe des Sarawak-Flusses. Das Zentrum besteht wie in anderen malaiischen Städten aus dem typischen chinesischen Viertel. Umringt ist es von Hochhäusern mit Shopping-Malls und Hotels.
Die Uferpromenade ist schön hergerichtet, die Reststadt eher langweilig.

Mit dem Bus besuche ich das nahegelegene Orang Utan Rehabilitationszentrum. Die hier lebenden Tiere sind aus Gefangenschaft befreit oder als Waisen gefunden worden.
 In dem urwaldähnlichem Gelände werden sie gepflegt und auf ein freies Leben im Dschungel vorbereitet. Bei der Fütterung haben wir Touristen die Möglichkeit sie zu beobachten. Zur Zeit liefert der Dschungel üppig Nahrung. Der Ranger muss sich kräftig anstrengen um wenigstens zwei an die Futterstelle zu locken.
Hier werden sie gepflegt. Die wild um sich greifenden Palmölplantagen vernichten aber ihren natürlichen Lebensraum.

Einen Übernachtungsausflug mache ich in den Bako-Nationalpark. Gepäck und Rad kann ich im Guesthouse lassen. Auf einer Halbinsel gelegen, ohne Straßenverbindung, erreiche ich mit dem Boot das bergige Urwaldgebiet. Ich beziehe eine Hütte mit Fankühlung. Essen bekomme ich in einer Cafeteria. Nur wenige Touristen scheinen in dem Forstzentrum zu weilen.

Nach einem kleinen Nickerchen begebe ich mich auf Pirsch. Es sind schmale Urwaldpfade, die in die Höhe gehen. Besonders steile Abschnitte sind über Leitern zugänglich. Es ist ein Urwald wie im Bilderbuch. Bemooste und mit Flechten bewachsene Bäume mit herunter hängenden Lianen an denen bereits wieder Farne wachsen. Dazwischen kleine Tümpel mit Kaffee braunem Wasser. Das Wandern in die Höhe ist bei der herrschenden Schwüle anstrengend und schweißtreibend. Pitschnass komme ich oben an. Belohnt werde ich durch einen Blick übers Meer und in Buchten mit schönem Sandstrand.
Am Abend wühlen halbwilde Schweine nahe meiner Unterkunft den Boden auf und freche Makaken stehlen im unbeobachteten Moment das Essen vom Teller.

gif-1.phpIch genieße am Strand die Ruhe in der Natur. Das hatte ich lange nicht mehr. Es ist so schön und friedlich. Ich bleibe einen weiteren Tag.

Am zweiten Tage sehe ich die Nasenaffen, die ausschließlich auf Borneo in Küstenregionen mit Mangrovenwäldern leben. Die große birnenförmige Nase hat sie zum Vorbild mancher Comicfigur gemacht.
Auch ihr Lebensraum ist durch das Abholzen und die Brandrodung für die Palmölplantagen bedroht.

Singapore.

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Nov 072015
 

DSC01660911. Reisetag

26.779 km

 

Der Motorradschwarm nimmt mich auf und zieht mich mit zur Grenze. Der malaiische Posten ist schnell passiert. Vor dem singaporischen stauen sich die Zweiräder. Jeweils eine Radumdrehung und schon wieder stockt es. Der Motor bleibt an. Die Luft ist kaum zum Aushalten. So sieht es wohl jeden Morgen aus. Die Malaien fahren zur Arbeit nach Singapur.

Um zu meiner Unterkunft zu gelangen habe ich eine Route durch Grünanlagen gewählt. Sehr ungewöhnlich, aber in Singapore ist es möglich. Ich fahre auf Radwegen durch Parklandschaften. Klappt alles gut, wenn nicht breite Straßen zu überqueren wären. Die Gegenspur ist durch ein Gitter abgetrennt, rüberschieben geht nicht. Mal muss ich das Rad über Treppen einer Fußgängerbrücke nach oben tragen, ein anderes Mal einen großen Bogen auf der Straße bis zur nächsten Abzweigung fahren. Weitere Hindernisse sind Baustellen, die große Teile eines Parks inkl. der Wege umkrempeln.
Nach 40 Kilometer erreiche ich das Meer. Vor mir liegen Hunderte Schiffe vor Anker. Der Hafen Singapores ist weltweit der bedeutendste Umschlagplatz für Container.

Meine Unterkunft ist nahe und mit ihr habe ich besonderes Glück. Ein ehemaliger Mitbewohner von Andrea lebt in Singapore. Bei ihm kommen wir in einer schönen Wohnung unter. Andrea ist bereits am Vortag eingetroffen.
Zum Empfang gibt es einen erfrischenden griechischen Salat, mit Schafskäse und Oliven. So gut hat es mir schon lange nicht mehr geschmeckt.

Unser Einstieg in die Stadt beginnt mit einem Ausflug in das „alte Hafenviertel“ an der Flusspromenade, jetzt das Zentrum der Finanz- und Businesswelt mit Hochhäusern und Glaspalästen. Im teils gewagten architektonischen Stil ragen sie in die Höhe.
Der Blick in den Diningroom eines großen Hotels zeigt uns unsere (gewollten) Grenzen. Ob es hier wirklich besser schmeckt?

Unser erster Rundgang endet an der Uferpromenade und dem Beginn des chinesischen Viertels in der Fress- und Touristenstraße. Mit Blick auf den Fluss trinken wir ein Bier zum Happy-Hour-Preis von „nur“ fünf Euro.
Im Hintergrund als Kontrast zu den niedrigen chinesischen Häusern steht die Hochhauskulisse des Businessviertels.

An weiteren Tagen dringen wir tiefer in das chinesische Viertel ein. Es ist etwas größer, unterscheidet sich sonst nur wenig von den Chinatowns anderer Städte.
Drei Stationen weiter mit der U-Bahn und wir sind in Little India. Die Straßen sind geschmückt für das anstehende Deepavali, dem indischen Lichterfest. Eine eigens dafür hergerichtete Verkaufsstraße erinnert mich an einen Weihnachtsmarkt.

Unsere Unternehmungen erfolgen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie fahren oft, sind gut organisiert und günstig.
Autos sind teuer in Singapore. Nach dem Erwerb eines Autos muss eine auf fünf Jahre begrenzte Betriebserlaubnis beantragt werden, die noch einmal soviel wie das Auto kostet. Eine vernünftige Beschränkung des Verkehrsaufkommens.

Mit unserem Gastgeber speisen wir in anderen Lokalen als wir es gewohnt sind. Das Essen ist vorzüglich, der Preis erstaunlich. Ein Glas Bier kann schon einmal 10 Euro kosten.
Zu kaufen gibt es alles in der Stadt, es ist nur eine Frage des Preises. Mein Blick fällt in einer Shopping Mall auf die Käsetheke mit großer Auswahl. Auch eine Tüte Lakritz ist zu haben. Da scheue ich keine Ausgaben.
Singapur galt 2014 als weltweit teuerste Stadt. Unserer Meinung nach wird sie den Rang auch 2015 behalten.

In dieser Stadt, in der alles geregelt ist und funktioniert scheint etwas verloren gegangen zu sein. Ich vermisse das Lächeln auf den Gesichtern der Menschen das ich in den anderen ostasiatischen Ländern gesehen habe.

Andrea wird von Singapore aus ihre Heimreise antreten. Ich kehre nach Malaysia zurück, nicht auf die Halbinsel sondern nach Nordborneo.

Die Geschichte Singapores ist sehr interessant. Es lohnt sich mal bei Wikipedia nachzulesen. Der Reichtum glänzt nicht nur.

Der Südzipfel der malaiischen Halbinsel.

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Nov 032015
 
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Ölpalmenlandschaft beidseits der Straße.

907. Reisetag

26.734 km

 

Städte-Hopping Richtung Singapore ist angesagt. Erst in vier Tagen möchte ich dort ankommen. Die Strecken sind nicht allzu lang. Meist erreiche ich mein Ziel um die Mittagszeit. Ich suche mir eine Unterkunft und schaue mich ein wenig in der Stadt um. Die Orte ähneln sich. Im Zentrum stehen die typischen chinesischen Geschäftsbauten in Reihe, zwei- bis dreistöckige Häuser mit Arkadendurchgang und dahinter ein Laden. Überbleibsel aus der Kolonialzeit sehe ich in der Stadt Muar.

Zwischen den Städten durchfahre ich meist flaches Land, leider immer mit viel Verkehr. Beidseits der Straße wachsen vor allem Ölpalmen.

Einen interessanten Stopp mache ich an einer kleinen Fabrik. Ein freundlicher etwas englisch sprechender Chinese führt mich herum und gibt mir die notwenigen Erklärungen. Die Rückstände der Palmölindustrie werden hier verarbeitet. Es sind dunkle kaffeebohnenartige Kerne, aus denen durch Pressung nochmals Öl gewonnen wird. Die zurückbleibende pulverartige Substanz ist Viehfutter. Der Produktionsprozess in der dunklen Halle mit über Keilriemen angetriebenen Schneckenpressen erinnert an den Beginn der Industrialisierung.

Kokosnüsse werden an anderer Stelle aufbereitet. Die Kokosnuss wird an eine drehende gezackte Scheibe gedrückt. Die harte Schale wird abgerubbelt. Der Arbeiter trägt zwar Handschuhe, wehe aber wenn er mal abrutschen würde. Die dünne zurückbleibende braune Haut der Frucht wird von Frauen geschält. Ich erhalte Kokosmilch satt zu trinken.
Wie fast überall in Malaysia werden auch hier die einfachen Arbeiten von Gastarbeitern erledigt. Sie kommen aus den ärmeren muslimischen Ländern wie Bangladesch und Indonesien, oder wie gestern Abend beim Essen, der Koch aus Myanmar, der Kellner aus Nepal. Zwei Millionen legale Fremde arbeiten im Land bei 30. Mill. Einwohner.

In einer Topfgärtnerei stehen in Reihe Chilibäumchen. Die scharfen kleinen Schoten werden gerade geerntet. Drei Euro gibt es fürs Kilo im Verkauf.

An der Südspitze der malaiischen Halbinsel, direkt gegenüber der Insel Singapur, liegt die Millionenstadt Johor Bahru. Ein Verkehrsknotenpunkt und extrem unangenehm für Radfahrer sich ihr zu nähern oder gar hineinzufahren. Die autobahnähnlichen Straßen haben oft keinen Randstreifen, der Verkehr braust nahe an mir vorbei. Andererseits fahre ich alleine auf breiter Straße durch neu gebaute Industrie- und Siedlungsviertel. Große Komplexe stehen leer da und warten auf Mieter oder Käufer.
In der Innenstadt habe ich trotz GPS Schwierigkeiten die richtige Ausfahrt der auseinanderlaufenden Spuren der breiten Straße zu erwischen. Schiebe manchmal gegen den Strom zurück um auf einer anderen weiter zu fahren. Im Zentrum nahe des Grenzüberganges finde ich eine passende Unterkunft.

Die Altstadt von Melaka.

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Okt 302015
 

DSC01413903. Reisetag

26.492 km

 

Der morgendliche Verkehrsfluss nimmt mich auf. Nur richtig ins Fließen kommt er nicht. Ich schlängele mich an den stehenden Autos vorbei, werde aber häufig gebremst durch plötzlich hinter mir auftauchenden Mopeds, die mir den anvisierten Freiraum streitig machen. Das Fahren ist anstrengend.
Den innerstädtischen Bereich lasse ich nach 25 Kilometer hinter mir, die Randbezirke nach weiteren 10. Die richtige Radfahrfreude stellt sich nicht ein, auch weiterhin zu viel Autos und oft kein Randstreifen, der die vorbeirauschenden Fahrzeuge auf Abstand hält.

Kurz vor der Hafenstadt Port Dickson erreiche ich wieder das Meer. Weitsicht übers Wasser ist wegen der immer währenden Dunstschicht nicht möglich. Im Internet lese ich, dass die jährlich in dieser Jahreszeit gelegten Rodungsbrände auf der indonesischen Insel Sumatra außer Kontrolle geraten sind und weite Teile Südostasiens einnebeln. Auch der fast tägliche nachmittags/abendliche Regen schafft es nicht die Luft zu klären.

Meine Unterkunft finde ich in einem uninteressanten Neubauviertel mit großen Einkaufszentren aber annehmbarem Hotel. Im interessanteren chinesischen Viertel der Stadt war es mir zu schmuddelig.

Am nächsten Tag kann ich endlich einmal auf einer kleinen Küstenstraße fahren. Kaum Autos, das Meer direkt daneben, welch ein Fahrgenuss. Laut Karte erreiche ich am Ende dieser Strecke wieder die Hauptstraße. Doch kurz davor ist militärisches Sperrgebiet. Durchfahrt verboten. Also muss ich zurück und einen 20 km Bogen fahren um mich in den Verkehr der Hauptstraße einzureihen.

In Melaka treffe ich erneut auf Andrea. Die Altstadt lebt von ihrer kolonialen Vergangenheit und erhielt den UNESCO-Weltkulturerbe-Titel. Erst die Portugiesen, dann die Holländer und zum Abschluss die Briten. Sie alle haben ihre Bauwerke hinterlassen.

Hinzu kommen die neuen: Der Nachbau einer begehbaren Kogge oder ein Turm, auf dem eine sich drehende Aussichtsplattform 110 m in die Höhe gezogen wird.
Auf beiden Seiten des Flusses, der durch die Stadt mäandert, ist ein „Sidewalk“ entstanden. Die Häuser daneben sind phantasievoll bemalt.
Durch die Stadt fahren die kitschigsten Fahrradrikschas. Mit Blümchen, Teddys oder auch Batman-Figuren versehen, dröhnende Musikanlagen an Bord und nachts grell illuminiert.

Enttäuscht sind wir beim Gang durch das im Reiseführer so gelobte chinesische Viertel. Läden und Esslokale sind geschlossen, die Gassen menschenleer. Nur am Wochenende tobt hier der Bär, wird uns später erzählt. Dann fallen Besuchergruppen aus Singapur ein. Es stimmt. Bereits Freitagabend drängeln sich die Menschenmassen über den nur am Wochenende stattfindenden Nachtmarkt durch die chinesischen Gassen der Altstadt.

Andrea verlässt mich bereits am dritten Tag wieder. Sie hat 5 Wochen Urlaub und möchte mehr erleben. Sie ist unterwegs zum Schnorcheln an die Ostküste. Ich bin ihr zu langsam. Unser nächster Treffpunkt wird in einer Woche in Singapur sein.