Straße der Austern

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Mai 072013
 

 

SONY DSC23. Reisetag

1785 km

 

Langsam löst sich für mich das Mosaik der Austernfischerei durch viele Einzelwahrnehmungen.

Starke Gezeitenunterschiede wie an der Atlantikküste sind günstig für die Austernzucht.
Die nährstoffreichen Flüsse sorgen für günstige Wachstumsbedingungen.

Zunächst wird die Saatauster gezüchtet. Bei der Vermehrung muss für einen geeigneten Untergrund gesorgt werden, da sich Austern vorzugsweise an harten Objekten festsetzen. An Rohrlamellen (siehe Bild), die im unteren Ebbebereich auf Eisengestellen liegen heften sich die Austernlarven fest. Wenn sie eine Größe von ca. 4 cm erreicht haben werden die Rohre an Land geholt und die Austern abgelöst. Für die weitere Zucht kommen die Kinderaustern in grobmaschige Säcke, die wiederum im unteren Ebbebereich auf Gestellen liegen. Die Austern in den Säcken müssen ab und zu bewegt werden, damit sie nicht zusammenwachsen. Traktoren oder flache Schiffe holen die ausgewachsenen Austern bei Ebbe ein. Die Austern in den Säcken werden gewaschen und maschinell nach Größe sortiert. Handarbeit ist dabei noch notwenig. Manche Betriebe tauchen die Säcke nach dem Einholen in heißes Wasser um anhaftende Babyaustern abzutöten.

Habe auch Austern direkt im Wasser in Reihe wachsen gesehen. Sind aber keine Einzelaustern, sondern fest zusammengewachsene Kolonien. Eventuell sind diese wichtig um Larven für die Weiterzucht bilden.

Die Insel Re verlasse ich entlang des Küstenradweges, über die Hochbrücke und fahre in La Rochelle ein. Der Eingang zum alten Hafen ist von alten Befestigungsanlagen geschützt (gewesen). Die darin liegenden Jachten müssen nicht mehr verteidigt werden. Es gibt eine schöne Hafenpromenade mit vielen Restaurants. Habe aber meine übliche Mittagsmahlzeit – Baguette, Käse und Joghurt – gegessen. Die Weiterfahrt entlang der Küste erfolgt auf Radwegen und Nebenstraßen manchmal weniger schön direkt neben der Autobahn. Das Gelände ist auf weiten Flächen sumpfig. Da rücken die Verkehrswege inkl. Eisenbahn schon mal eng zusammen. Die ersten Störche kreisen über der Landschaft. Die nächste größere Stadt ist Rochefort. Der Bahnhof ist auffällig im sonst tristen Umfeld. Der Radweg führt in einen Bogen um die Innenstadt am Fluss entlang. Beeindruckend ist die Flussüberquerung mit der „Pont Transbordeur“ – eine Schwebefähre an einem hohen Gestell – nur für Fußgänger und Radfahrer. Kurze Weiterfahrt auf der anderen Flussseite, dann 25 km durchs Binnenland meist entlang Felder. Bemerkenswert ist der Ort Brouage, eine Zitadelle aus dem 17. Jahrhundert. Diese wurde von Cardinal Richelieu als katholische Bastion ausgebaut um gegen die Protestantenstadt La Rochelle zu kämpfen. Es ist eine quadratische Festungsanlage mit ca. 400 m Kantenlänge. Die hohen Mauern mit Wehrtürmen sind weitgehend erhalten. Innerhalb der Mauern liegt die Ortschaft mit vielen touristischen Einrichtungen. Damals war es eine Hafenstadt, heute liegt diese ca. 2 km im Binnenland und ist ein Dorf.

Mein Nachtlanger schlage ich an der Küste auf einem Zeltplatz bei Marennes auf.
Es gibt erstmals viele Mücken. Ein abendliches Konzert (von Fröschen) stört ein wenig beim Einschlafen. Sie sollten sich lieber auf den Mückenfang konzentrieren. In der Nacht regnet es, zum Morgen hört dieser auf. Es wird ein heißer sonniger Tag.

Über eine hohe Brücke überquere ich den Fluss Seudre. Von oben habe ich einen weiten Blick auf die Ebbelandschaft. Überall die Gestelle der Austernzucht. Um meine Austernkenntnisse zu erweitern machte ich einen Abstecher in einen naheliegenden Austernfischerhafen.

Die restliche Tagesstrecke fuhr ich durch Dünenlandschaften und entlang weißen Sandstränden nach Royan. Hier mündet die Gironde – ein breiter tief ins Land reichender Zufluss von Dordogne und Garonne in den Golf von Biskaya.

Da meine Akkus für Netbook, Foto und GPS leer sind übernachte ich zum Auflagen und Schlafen in einem Hotel.

Insel Re

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Mai 052013
 

SONY DSC21. Reisetag

1632 km

 

Die Morgensonne wärmt mich zum ersten Mal im Zelt. In der Zeltnacht werde ich häufig wach. Es ist nicht so bequem wie im Bett. Die Abendgeräusche auf einem Zeltplatz können lang anhalten. Morgens um ca. 5.30 Uhr halten die Vögel ihr Morgenkonzert. Schlafe wieder ein bis andere Morgengeräusche mich endgültig wach machen. Habe viele Träume. Verstehe nicht wie vieles aus der Vergangenheit immer noch in mir ist.

Heute umrunde ich die Insel Re, ohne Gepäck – auf Fahrradwegen, die hervorragend angelegt sind.

Die kleinen Orte haben einen Hafen für die Jachtbesitzer. Vereinzelt liegt ein Fischerboot dazwischen. Die Orte sind ohne störende Neubauten. Enge Gassen, ab und zu eine Markthalle, aber vor allem Läden für Dinge die Touristen (gerne) kaufen. Entsprechend ist hier ein Touristen- und Radlerparadies – ich genieße den Tag ebenfalls. Es ist so etwas wie ein Urlaubstag.

Vom Süd-Westen kommt das Wetter, dort ist ein Dünengürtel und die Uferbefestigung stärker ausgelegt. Im mittleren Teil wird Wein angebaut. Die Nord-Ostseite besteht aus den bereits beschriebenen Sümpfen. Diese sind wohl aus der Landgewinnung in vergangenen Zeiten entstanden. Die Landzungen zwischen den langgezogenen Teichen sind teilweise mit Raps bewachsen. Dieser steht in voller gelber Pracht. Wahrscheinlich wurde er mal gesät, die Ernte lohnt aber nicht. Die Saat kommt dann jedes Jahr wieder zur Blüte.
Viele Vögel haben hier ihre Bleibe.

Die Radwege führen auf Dämmen in einer Schlangenlinie abseits vom Autoverkehr durch die Sümpfe.

Vereinzelt werden die flachen Teiche zur Salzgewinnung genutzt. Zur Zeit wird der Untergrund vorbereitet. Für die Meerwasserverdunstung muss die heiße Sonne des Sommers herhalten. Die letztjährige Ernte wird in vielen Läden zum Verkauf angeboten.

Merkwürdigerweise taucht hier ein SPAR-Laden auf.
Viele Kinderkarussels stehen an zentralen Stellen. Die Kinder haben viel Spaß darin. Die französische Familie besteht fast immer aus zwei, oft sind es drei Kinder.

Küstenstraße

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Mai 042013
 

SONY DSC20. Reisetag

1561 km  

Beim Frühstück unterhalte ich mich mit Hauswirtin im gebrochenen Englisch über Deutsche und Franzosen. Ihrer Meinung nach arbeiten die Franzosen nicht gerne, möchten trotzdem gut leben. Die Deutschen arbeiten gerne und viel.
Französische Chefs lassen nicht mit sich verhandeln, deshalb wird in Frankreich viel gestreikt. In Deutschland selten.

Am Morgen einen kleinen Bummel durch die Stadt gemacht. In der Markthalle um 9 Uhr ist nicht viel los. Der Fischmarkt besteht nur aus ein paar Verkaufsstände. Besuchte eine weitere Markthalle bei der Weiterfahrt. Dort herrscht reger Betrieb.

Eine Kindersegelschule übt auf einem Binnenteich, eine andere Gruppe versucht auf den Wellen zu surfen. Die ganz Kleinen spielen im Sand.

Eine Bucht mit Flusszulauf führt mich ins Landesinnere. Viel flaches Land, Kanäle und Sumpfgebiete mit schmalen Landstreifen und Teichen dazwischen.

An der Küste die zum Teil sehr hohen und breiten Dünen. Meer und Wind haben sich über Jahrhunderte selbst ein Bollwerk geschaffen um nicht zu tief ins Land eindringen zu können.

„La Tranche sur Mer“ ist wieder ein kleines Ferienparadies, aber mit schönen Bungalows.

Die guten Restaurants öffnen erst um 19.30 Uhr. Für mich ein Problem, da ich vorher hungrig bin. Die französischen Portionen sind für einen hungrigen Radler eher klein. Die Lotte war so groß wie ein Hühnerei. Dazu etwas Reis. Damit der Teller nicht gar zu leer ausschaut gabs noch drei Gambas dazu.

Die sternenklare Nacht ist im Zelt nicht so kalt wie erwartet. Bei 14 Grad und Sonnenschein am folgenden Tag ohne Jacke auf dem Fahrrad verbracht. Bei dieser Temperatur fror ich sonst. Was die Sonne ausmacht.

An der Küste Touristenanhäufungen wenn ein Sandstrand vorhanden ist, sonst eher leer.

Netzfischer stehen mit ihren Fangeinrichtungen auf Brücken. Heute sind sie erfolgreich. Mit der Strömung der Flut schwimmen die Fische wohl gerne landeinwärts.

Wegen der „Anse de l’Aiguillon“ (eine breite Bucht) wieder ca. 25 km ins Landesinnere eingedrungen. Wenige Dörfer, fahre durch flache Landschaften, vorwiegend ist Weizen angebaut. Immer wieder von Kanälen durchzogen. Ab und zu eine Wassersperre, weiß nicht ob diese nur Schutz vor hoher Flut bietet oder das Wasser bei Ebbe zurückhalten soll. Feldränder sind oft gesäumt von blühenden Tamariskensträucher. Bin erstaunt, denn für mich sind es eher Sträucher in Trockengebieten. Eine fröhliche Runde sitzt an einem gedeckten Tisch. An der Küste leuchtend gelbe Rapsfelder.

Am späten Nachmittag fahre ich über die lange Brücke zur Insel Re. Es herrscht reger Wochenendverkehr. Finde einen schönen Zeltplatz von dem ich am Sonntag die Insel erkundigen möchte.

Nur bei Ebbe

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Mai 022013
 

 

SONY DSC18. Reisetag

1425 km

 

Ein trüber Morgen. Kaum fahre ich los, da fängt es an zu Regnen. Möchte die Insel Noirmoutier über den 5 km langen Damm erreichen. Eine Kleinigkeit ist mir entgangen. Auf meiner Karte steht „à basse mer“ – bei Ebbe. Der Damm steht unter Wasser. Befahrbar ist er ab 16 Uhr, es ist 10 Uhr vormittags. Fahre zum zweiten Mal die 4 km Strecke zu meinem morgendlichen Ausgangspunkt. Gestern bereits wegen der ausgebuchten Unterkunft kurz vor dem Damm. Jedes Mal gegen Wind und Regen. In weiteren 10 km erreiche ich die Brücke, welche die Insel mit dem Festland verbindet. Der Regen wird heftiger, der Wind bläßt aus dem Norden, die Temperatur liegt bei 8 Grad. Ich ändere meinen Plan. Keine Lust auf die ca. 20 km langgestreckte Insel zu fahren. Das Umfeld ist zu ungemütlich. Regenfahrten reduzieren mein Empfinden und die Aufmerksamkeit für die Umwelt. Eher stoich fahre ich auf dem Dünenradweg Richtung Süden. Durch Pinienwälder, vorbei an endlosen Bungalowsiedlungen und vielen Zeltplätzen. 20 km weiter in St-Jean-de-Monts finde ich eine feste Unterkunft. Dieser Ort ist ein „Ferienparadies“. Endloser Sandstrand. In der ersten Reihe zum Meer hin mehrstöckige Appartmentwohnungen. Dahinter die Unterhaltungsmöglichkeiten, die Urlauber so benötigen, wenn sie hier ihre Zeit verbringen möchten. In der Ferienzeit möchte ich nicht vorbeikommen.
Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt, hat sich hoffentlich ausgeregnet. Ab und zu über Tag kommt die Sonne durch. Nach dem Verlassen der Ferienmetropole gelangt die Natur wieder in den Vordergrund. Fahre durch einen schönen Mischwald, immer wieder durch Dünenlandschaften, diesmal mit Gras, Blumen und Büschen bewachsen, entlang Schrebergärten und kleinen Orten mit den typischen Bungalows. Die Küste ist wieder felsig, der Touristenstrom reduziert.
Mit seinem frischgekauften Ferienhaus unterwegs zu sein und eine Reifenpanne zu haben ist ärgerlich. Der Preis stand noch dran, 25.000 Euro. Weiß nicht ob eine Einbauküche dabei ist.

Vor der mittelgroßen Stadt Les Sables d’Olonne liegen weite Sumpflandschaften. Langgestreckte schmale Wiesen und Teiche zur Fischzucht wechseln sich ab. Der Radweg führt mittendurch über kleine Brücken und Pfade.

Im Zentrum ein großer Hafen für die Freizeitschiffer. Auch größere Schiffe liegen am Kai.

Am späten Nachmittag bummel ich durch die kleinen Gassen. Viele Muschelbilder verzieren in einem Viertel die Hauswände. Einen langen Sandstrand mit 1.-Reihe-Appartments gibt es ebenfalls. Da die Stadt aber mehr zu bieten hat, kann ich eher darüber hinwegsehen.