Toulouse

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Mai 162013
 

SONY DSC32. Reisetag

2193 km

 

Die Altstadt von Toulouse ist ein abwechslungsreiches multikulturelles Viertel mit vielen schmalen Gassen, unterschiedlichsten Restaurants und Plätzen. Mir hat es Spaß gemacht hier zwei Tage zu verbringen.

Am ersten Tag wie erwartet der angekündigte Dauerregen. Vom Hotel einen Regenschirm geliehen und mich auf den Weg gemacht. Der Wetterumstände wegen bevorzuge ich Innenbesuche. Im Musée des Augustins, einem ehemaligen großem Kloster sind vom 12. Jahrhundert an steinerne Abbildungen von Herrschern, Päpsten, Propheten und manch anderen beherbergt. Bilder auf großen Leinwänden zeigen Kämpfe, aber auch Situationen aus dem damaligen täglichen Leben meist begüterter Menschen und viele Köpfe.
Im Kloster bzw. Museumsgarten wird Gemüse angebaut

In Toulouse steht eine riesige Kathedrale, der Turm wirkt angebaut und passt nicht so richtig dazu. In der Notre Dame de Daurade steht die Schwarze Madonna. Sie bekommt gelegentlich ein neues (weißes) Kleid. Drinnen ist es dunkel, es gibt kaum Fenster, eine Außenfront besteht aus großen Säulen, es gibt keinen Turm. Die Basilique St. Sermin sieht aus wie eine Kirche, schwere Eisengitter unterteilen den Innenbereich in viele Abteilungen. Die Notre Dame du Taur hat einen sehr schmalen breiten Turm.
Es sind beeindruckende große Bauten in außerordentlichem Stil. Sie demonstrieren damit für mich eine Macht, schaffen aber nicht eine Verbindung zur Spiritualität.

Der nächste Tag ist trübe, meist aber trocken. Ich bummel durch die Stadt.

Die Straßennamen sind alle zweisprachig: französisch und okzitanisch. Letztere wird im Süden Frankreichs (noch) gesprochen. Sie hat Ähnlichkeit mit dem Katalanischen.

Die Bauordnung ist glücklicherweise streng. Es gibt wenige Ausreißer im Straßenbild. Meist sind es die 3 bis 4-geschossigen Häuser mit kleinen durchgehenden Balkonen mit Eisengitter davor.  In guter und schlechter Verfassung.
Wie in anderen Orten gibt es viele Baustellen. Vor allem die Straßen werden neu gepflastert. Wahrscheinlich im Rahmen eines Konjunkturprogrammes.

Die zentrale Fußgängerzone wird dominiert von den üblichen Ketten. In den vielen engen Seitengassen finde ich die interessanten Läden. Schöne Antiquariate, leider alles auf französich, eine kleine Buchbinderei, diverse Plattenläden … Schade, dass ich nicht dauernd essen kann. In keiner Stadt in Frankreich sah ich solche Vielfalt. Sogar mehrere vegetarische sind zu finden und viele Inder haben sich hier niedergelassen.

Viele Menschen sind unterwegs, ein Drittel ist immer am Telefonieren oder schaut auf das Smartphone, manche sind verkabelt. Schon merkwürdig wie viel Zeit damit verbracht wird.
Geraucht wird in Gruppen vor Lokalen und Geschäften.
Und leider liegt viel Hundekacke auf dem Bürgersteig. Sonst ist die Stadt sauber.

Es kann sein, dass in den nächsten 14 Tage kein Blog erscheinen wird.

Ab dem 20. Mai werde ich mir Zeit nehmen und aus dem bekannten und vertrauten Leben heraustreten. Eine Zeit für mich und mit mir alleine. Ich treffe mich für 12 Tage mit einer kleinen Gruppe zu einer Vision Quest. Vier Tage werde ich alleine und fastend in der Einsamkeit der Bergwelt verbringen. Es ist ein Ritual. Dieses soll versuchen Menschen, die in einer Veränderungsphase sind, sich zu orientieren. Es kann mir helfen Lebensfragen klarer zu sehen.
Ich bin gespannt und neugierig.

Die Ironie der Geschichte

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Mai 142013
 

SONY DSC30. Reisetag

2193 km

 

Am Abend im Restaurant am Campingplatz das Menü bestellt, kleinste Portion aber geschmacklich gut. Mich zu einer französischen Familie an den Tisch gesetzt. Die Unterhaltung ging gut auf Englisch. Sie sind mit dem Fahrrad und zwei kleinen Kindern unterwegs, übernachten aber nicht im Zelt. Haben mich in Lyon eingeladen. Mal schauen ob es klappt.

In der Nacht im Zelt häufig wach geworden, die Hunde hinterm Zaun halten sich nicht an die Nachtruhe.

Die Fahrt längs des Kanal ist nicht anstrengend, aber etwas monoton. Meist geht es unter Platanenbäumen entlang. Ihre Pollen lassen meine Augen brennen. Ab und zu kommt ein Schiff entgegen. Am Ufer liegende Schiffe sind oft schön mit Blumen aufgehübscht. Schleusen gibt es jede Menge.

Fahre durch Obstanbaugebiete. Die Plantagen sind oft durch Netze geschützt. Die anfangs für mich unbekannten rankenden Büsche sind wohl Kiwis. Sie werden hier in großen Mengen angebaut werden. Am Sonntagabend möchte ich in der Stadt Valence essen gehen. Sie ist wie ausgestorben, alles Restaurants sind geschlossen. In einer Pizzabude stille ich dann meinen Hunger. Gehe früh ins Zelt und schlafe bestens.

Am Morgen weckt mich die Sonne auf. Kann mein Frühstück auf einem Picknicktisch einnehmen, das ist nicht selbstverständlich. Das Fahren macht wieder Spaß, die Pollen sind weniger aktiv. Heute fahre ich wieder auf der Pilgerstrecke nach Santiago. Einzeln und in Gruppen kommen sie mir entgegen. Ein deutsches Ehepaar, die Frau spurtet freudig vorweg, der Mann eher schlaff hinterher. Man merkt wessen Projekt es ist.

Dieses Brückenmodell gibt es zu Hunderten über den Kanal. Stahlbeton, schon in die Jahre gekommen.
Neben dem Kanal ein Friedhof. Friedhofsgärtner gibt es hier nicht. Die Grabpflege wird eher mit einem Hochdruckreiniger gemacht.

In Grisolle verbringe ich eine vorläufig letzte Nacht im Zelt. Es sind Regentage angesagt.
Im Swimmingpool quaken die Frösche, die vielbefahrene Eisenbahnstrecke lärmt des Nachts, und dann knabbert noch eine Maus in meiner Essenstüte. Habe nicht so gut geschlafen.

Bei Sonnenschein erreiche ich am nächsten Tag Toulouse. Nach langem Suchen finde ich ein Hotelzimmer in der Altstadt, viele andere und die Jugendherberge sind ausgebucht.

Der Kanal de Garonne endet in Toulouse. Dieser Kanal wurde im Jahre 1856 fertiggestellt, mit beeindruckenden Konstruktionen wie die 539 m Kanalbrücke über die Garonne in Agen oder die 350 Meter lange Brücke über den Tarn und weiteren kleinen Flussüberquerungen. Die Schifffahrt nach Bordeaux ist damit nicht mehr vom schwankenden Wasserstand der Garonne abhängig.

Der Kanal du Midi ermöglichte bereits 1681 den Schiffsverkehr vom Mittelmeer nach Toulouse und weiter über die Garonne zum Atlantik.

Die Ironie der Geschichte: 1858 pachtet die Bahn den Kanal du Midi für 40 Jahre und holt die ganze Fracht auf die Schienen, der Kanal du Midi wird nur noch schlecht unterhalten, es kommen von dort keine Frachten mehr auf den neu erbauten Kanal de Garonne.

Am Kanal

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Mai 112013
 

 

SONY DSC27. Reisetag

2021 km

 

Über Nacht regnete es sich aus. Bin am Morgen bei blauem Himmel in erfrischender Luft losgefahren. Ich dringe ein in die Region „Zwischen den Meeren“. Erst einmal 20 km über kleine Straßen. Um Bordeaux habe ich einen östlichen Bogen geschlagen. Die großen Städte zu durchfahren ist für mich nicht angenehm.

Laut Karte gibt es wieder einen Radweg, hoffentlich in besserer Qualität als der letzte. Werde nicht enttäuscht. Geteert, angelegt auf einer alten Bahntrasse mit mäßigen Steigungen führt er mich die nächsten 40 km durch die Lande. Berge durchfahre ich anstatt sie zu überqueren. In einer ehemaligen Bahnhofsbar mache ich eine Kaffeepause.
Die Trasse führt durch hügeliges Land. In den höheren Lagen wird Wein angebaut, sonst wächst Weizen und Raps. Dazwischen Wiesen, Wald und Buschlandschaft.

Mir kommen viele Rennradfahrer entgegen. Ihr Gesichtsausdruck ist nicht immer entspannt.
Die 40 Kilometer sind schnell abgefahren, 20 km Landstraße liegen vor mir, die mich zur Garonne hinunterführen. Mein Ziel ist La Réole, eine alte Stadt mit Burganlagen und engen Gassen. Der Campingplatz ist leider geschlossen – noch Baustelle, diesmal auch kein Wasser. Kaufe in der Stadt eine weitere Wasserflasche, eine Zucchini und Zwiebel, baue das Zelt trotzdem auf und koche mein Abendgericht. Dieses kann geschmacklich mit den Menüs der Restaurants mithalten. Bleibe nicht alleine auf dem Platz, ein holländische Paar fährt ein. Die abendliche Unterhaltung läuft auf Deutsch ab.
Neben dem Zeltplatz spielt eine Männerrunde Boule.

In der späten Nacht ertönt plötzlich Discomusik von der anderen Garonneseite herüber. Hat nicht nur mich aufgeweckt, auch ein Hahn fängt verfrüht und länger anhaltend an zu krähen. Der Lärm dauert bis in den frühen Morgen.

Am Morgen ist alles taunass, die Sonne trocknet das Zelt nur langsam. Am Samstag ist Markttag in der Stadt. Kaufe Brot und Käse ein, auf der weiteren Strecke sind die Einkaufsmöglichkeiten rar. Ein Radweg führt entlang des Canal de Garonne. Auf diesem fahre ich die nächste Zeit. Der Kanal ist von flaumartigen Samenteilen bedeckt. Auch mir machen diese und weitere Pollen zu schaffen. Die Augen brennen und tränen. Die Nase läuft. Der Kopf wird matschig.

Auf dem Kanal ist die Freizeitschifferei zu Hause. Viele Boote liegen am Ufer, manche sind unterwegs. Denke daran wie ich vor Jahren auch auf dem Kanal mit einem Hausboot unterwegs war. Überlege, ob es mir gefallen würde in einem schönen Hausboot zu wohnen. Eigentlich nicht schlecht mobil zu wohnen.

Mir kommt eine Frau entgegen, am Halfter ihr Pferd führend. In Kaiserslautern ist sie vor sieben Monaten zusammen mit ihrem Pferd aufgebrochen. Sie sucht eine Arbeitsstelle in Frankreich. Bisher war sie nicht erfolgreich. Hofft auf ein Gestüt an der Atlantikküste unterzukommen.

Ein Reh durchquert den Kanal.
Drei Entenküken sitzen zusammengekauert am Wegesrand, weit und breit keine Eltern zu sehen.

Lasse mich heute bereits am Nachmittag auf einem Zeltplatz nieder, gibt nicht viele hier. Freue mich auf die heiße Dusche. Am Nachmittag ist die Temperatur wieder auf 15 Grad heruntergegangen. Der Wetterbericht für die nächste Zeit verspricht kaum Besserung.

Kaum habe ich mein Zelt aufgebaut lärmt auf dem Nachbargrundstück ein Kompressor für längere Zeit und Hunde fangen an zu bellen. Werde langsam lärmempfindlich.

 

 

 

Entlang der Gironde

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Mai 092013
 

SONY DSC25. Reisetag

1911 km

 

Den Velodyssey – Atlantikradweg – verlasse ich, damit auch den Atlantik. Ich fahre auf der nordöstlichen Seite der Gironde Richtung Bordeaux.
Genieße den letzen Kilometer auf der großzügig angelegten Atlantikuferpromenade.

Der Tag beginnt trübe, Wolken ballen sich und schon bald gibt es einen längeren heftigen Regenguss. Zunächst fahre ich 30 km hügelauf und -ab auf mäßig befahrener Straße oft etwas im Landesinneren. Im Ort Mortagne geht es auf kleiner Straße runter in die flache Uferlandschaft. Es ist eine Art Marsch, durchzogen von vielen Kanälen. Auf der landeinwärts liegenden Seite ein Steilhang – der wohl früher die Ufergrenze bildete. Bald schon erreiche ich einen in meiner Karte eingezeichneten Radweg. Anfangs gut befahrbar, dann wird er so schlecht, dass ich ihn verlasse. Er besitzt die Qualität einer Wiese, auf der ein Traktor gefahren ist. Unklar bleibt für mich, ob ich auf dem richtigen Wege bin und ob dieser nicht an einem Wasserlauf aufhört.

Fahre in einem großen Bogen zurück auf die geteerte Straße im Landesinneren. Befinde mich im leicht hügeligen Weinanbaugebiet für den Cognac. In der Stadt Blaye ist ein wunderschöner städtischer Campingplatz innerhalb der riesigen Zitadelle. Eine quirlige Portugiesin verwaltet diesen in ihrem kleinen Büro. Die Zitadelle hatte Ludwig der XIV. im 17. Jahrhundert erbauen lassen, um Bordeaux vor den Engländern zu schützen.

Schlage mein Zelt an einer ruhigen Stelle auf. Stelle fest, dass es mit den Heringen ist wie bei Dinner for One. Ich weiß wo diese sind. Es passiert trotzdem immer wieder.
Kaum steht mein Zelt, kommt eine Motorradgruppe an und sie bauen ihre Zelte direkt neben meinem auf. Zum Glück habe ich Ohropax dabei.

Am frühen Morgen fängt es an zu regnen. Meine Zeltnachbarn auf der anderen Seite laden mich zum Frühstücken im Trockenen ein. Es ist ein englisches Paar, die sich im Norden von Frankreich nach ihrer Pensionierung niedergelassen haben. Das Leben in England ist ihnen zu unruhig.
Erfahre, das Himmelfahrt und der Tag vor Himmelfahrt Feiertage sind. Da in größeren Orten die Läden trotzdem am Vormittag geöffnet haben, ist es nicht wichtig für mich.

Es ist kein heftiger aber beständiger Regen. So packe ich mein Zelt nass zusammen und fahre los. Überall Weingüter. Ein guter (wohl auch nicht so guter) Wein benötigt ein Château auf dem Etikett um sich zu verkaufen. Entsprechend prächtige Häuser stehen in den Weinfeldern.
Wenn möglich wähle ich Nebenstraßen im Uferbereich, da gibt es viel zu schauen. Auf der einen Seite Steilküste mit einer Häuserreihe davor, auf der anderen das Wasser. Es bringt Spaß zu radeln, sogar bei Regen.

Nach der Überquerung der Dordogne bin ich es mit dem Regen leid und quartiere mich im Hotel ein.