Die Saône

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Juni 152013
 

SONY DSC63. Reisetag

3183 km

 

Nehme einiges auf mich, um Verkehrsstraßen zu umgehen – es ist diesmal ein Grenzfall gewesen. Auf Feldwegen kann ich fast den ganzen Tag an der Saône entlang fahren Der Weg ist grob geschottert, bin auf den 45 km ganz schön durchgeschüttelt worden. Da es in der Nacht heftig geregnet hatte, gibt es viele Pfützen. Auf einer Passage ist es so schlammig gewesen, dass sich die Räder festsetzten. Das bedeutet viel Anstrengung beim Schieben und wieder gangbar machen. Natürlich weiß ich auch nie, ob ich wirklich durchkomme. Es geht aber auch anders –  die letzten 20 km lege ich auf bestem Radweg zurück.

Nach dem Überqueren einer Brücke werde ich von einer Tischgesellschaft zu einem Glas Wein eingeladen. Sie nehmen am Wegesrand ihr Mittagsmenü ein.

Das Land rundherum ist noch leicht hügelig. Viele Weiden, Getreidefelder und Pappelhaine. Der durch die Luft fliegende Samen der Pappel stört fast seit meiner Abfahrt. Fahre ich mit offenem Mund, fliegt dieser hinein mit der Folge eines längeren Hustenanfalls.
Weinberge sehe ich keine mehr.

Im Gegensatz zur Rhone ist die Saône ein träger fließender Strom in seinem eigenem Bett.

Der angesteuerte Campingplatz ist fest in holländischer Hand, selbst das Personal ist holländisch. Der Preis mit 15.50 Euro ist der bisher höchste fürs Campen.

Am nächsten Morgen ist der Radweg bestens – anfangs. Dann wird der Weg kontinuierlich schlechter, bis ich das Rad durch den Matsch schieben muss. Weiche bei der nächsten Möglichkeit aus auf die Straße. Fahre nicht direkt am Fluss, sondern durch kleine Dörfer.
Schaue einer Trommelgruppe bei einer Hochzeitsfeier zu. In den durchfahrenen Städten mache ich längere Pausen am Fluss, durchlaufe die Fußgängerzone.

Am Abend bin ich der einzige Camper auf den örtlichen Platz. Trinke im nahen Restaurant ein schmutziges Bier (d.h. ich habe noch nicht geduscht). Mit einem Schweizer, der im kleinen Ort ansässig ist, habe ich mich länger unterhalten. Interessant, die Saône (in diesem Bereich) war im 2. Weltkrieg ein Grenzfluss. Die Deutschen hatten diesen Fluss in östlicher Richtung nicht überschritten. Immer wieder gelang es Flüchtlingen den Fluss zu durchschwimmen. Einige wenige Überlebende aus dieser Zeit gibt es noch.

Die Rhone

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Juni 132013
 
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Für den Notstrom ist gesorgt.

61. Reisetag

3054 km

 

Die Rhone ist ein gebändigter Fluss. Immer Staustufen und eingezwängt in Dämme. Seit einiger Zeit fahren erstmals Fracht- und Kreuzfahrtschiffe auf der Rhone. Im Unterlauf habe ich keine Schiffe gesehen. Die Schiffe fahren wohl die Saône hinauf und über den Rhone-Rhein Kanal zum Rhein.

Die Kühltürme einer Nuklearanlage harmonieren nicht ganz mit dem Mohn im Weizenfeld und dem Kirschbaum. Auf der Nordseite (es weht meist ein Nordwind) steht einsam ein Windrad. Für den Ernstfall liefert dieses wohl die Energie für das Notstromaggregat.

Im meist weiten Tal der Rhone wird viel Gemüse und Obst angebaut. Lege manchmal einen Halt an einer Kirschplantage ein. Schaue mich um ob ein Bauer in der Nähe ist und pflücke mir einige Handvoll davon. Sie schmecken erfrischend und gut.

Die große Stadt Valence erreiche ich über ein Industriegebiet. Damit verliert sie schon viele Pluspunkte. Mache am frühen Nachmittag trotzdem eine kleine Rundfahrt durch die Innenstadt. Die meisten Geschäfte haben wegen Mittagspause geschlossen. Wollte eigentlich hier übernachten, der Campingplatz liegt aber zu nahe an der Autobahn. 10 km weiter stromauf in einem kleinen Ort ist es ruhiger. Im Schwimmbad nebenan findet gerade ein Kindertriathlon statt. Schwimmen, teilweise mit Ärmchen oder Stange, Fahrradfahren und Laufen. Alle haben ihren Spaß.

Esse am Abend eine Pizza, danach gehe ich müde und früh ins Zelt. Der Wind zehrte heute an meinen Kräften. Habe wunderbar gut geschlafen, die Wärme der Morgensonne weckt mich.

Nach dem üblichen gemütlichen Frühstück geht es wieder auf den Rhonedamm. Ist ein wunderbares Gefühl in der Frische des Morgens loszufahren, mit Weitsicht über die Rhone auf die Berge. Bin mit mir und der Umwelt im Einklang – für eine gewisse Zeit. Ein wunderbares Gefühl.

Im nächsten Städtchen kaufe ich meine Lebensmittel für den Tag ein. In den mittelgroßen Orten gibt es immer einen sehr großen Supermarkt. Ist eigentlich sehr vernünftig – doch die Konkurenz fehlt. Die Lebensmittelpreise sind höher als bei uns. Mittelgroße Läden gibt es kaum.

An diesem Tag fahre ich fast nur auf guten Radwegen. Auf und unterhalb des Rhonedamms, an den Uferpromenaden durch Orte, entlang Felder und Obstplantagen (mit kleinen Kirschstopps). Sehe auf Orte und Weinberge auf der anderen Seite, ein Atomkraftwerk stört schon mal. Manchmal sieht die Rhone so aus, als fließe sie in ihrem eigenen Bett, dann gefällt sie mir.

Finde einen ruhigen Campingplatz kurz vor Vienne. Dort gibt es zwar eine Jugendherberge. Schlafe aber im Zelt so gut. Möchte meinen Schlafplatz nicht tauschen – auch nicht mit einem Hotel.

Am Morgen noch einmal auf gutem Radweg entlang der Rhone gefahren. Eine Schülergruppe kommt mir entgegen, alle vorschriftmäßig mit Warnweste. Ich überhole zwei Amerikaner auf ihrem Liegerad. Sie machen einen 5-monatigen Europabummel. Kirschplantagen sehe ich leider keine mehr.

Ohne einen Hinweis hört der Radweg nach 15 km auf. Habe die Daten des Rhoneradweges auf meinem GPS geladen. Dieser Track führt mich weiter. Zwischen Autobahn, stark befahrener Nationalstraße und Bahnschienen, nebst umfangreichen Industrieanlagen fahre ich über 25 km hinein in die Stadt Lyon. Geht wohl nicht anders. Das Fahren macht keinen Spaß und strengt an. Dort mache ich Mittagspause, zu einen Bummel durch die Stadt habe ich keine Lust. Große Städte und Fahrrad vertragen sich nicht so gut.
Die Rhone verlasse ich hier, sie schwenkt ab nach Osten zum Genfer See. Ich fahre entlang der Saône weiter Richtung Norden, erst auf stärker befahrener Straße aus Lyon heraus, danach auf einem Feldweg entlang des Flusses. Ich atme auf und genieße das Fahren wieder. Im Ort Trévoux baue ich mein Zelt auf. Kaum bin ich damit fertig gibt es einen kräftigen Regenguss bis zum Einschlafen.

Gorges de l’Ardeche

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Juni 102013
 

SONY DSC58. Reisetag

2823 km

 

Über Nacht hat es sich ausgeregnet, es bleibt aber wolkig. Am Morgen geht die Fahrt wie üblich aufwärts um einen kleinen Berg herum. Anschließend durch einen schönen Eichenwald mit Felsen wieder hinunter ins Tal der Ardeche. Habe Pech, es ist Wochenende, viele Ausflügler sind unterwegs. Der Porsche-Klub macht seinen Sonntagsausflug. Vallon Pont d’Arc, der Einstiegspunkt zur Ardeche ist voller Touristen. Möchte hier meine Mittagspause einlegen. Es gibt keine Bänke im Ort. Alles bestens von der örtlichen Gastronomie organisiert. Bin eigentlich froh diese Stadt schnell zu verlassen. Finde außerhalb ein schönes Plätzchen für mein Mittagspicknick.

Die Tarn breitete sich vor mir aus. Mit wenigem auf und ab konnte ich durch die Schlucht rollen.
Die Ardeche lockte mich auf den ersten Kilometer auf fast ebener Straße in die Schlucht hinein. Präsentierte ihr Schmuckstück, die Pont d’Arc, eine natürliche Felsenbrücke über den Fluss. Dann will sie erobert werden. 250 m geht es auf sehr steiler Straße in die Höhe. Es ist die bisher anstrengenste Steigung auf meiner Tour. Die Fahrt geht weiter am oberen Schluchtrand entlang. Viele Aussichtspunkte geben den Blick frei hinunter zur Ardeche. Sie hat sich in vielen Schleifen ihren Weg durch das Gebirge gebahnt. Ich bleibe zwar in der Höhe, die nächsten 48 km fahre ich bei weitem nicht auf ebener Straße.
Nach 40 km finde ich einen einsamen Zeltplatz in der Höhe. Bin merkwürdigerweise der einzige Gast. Unter der Dusche merke ich, es gibt kein Heißwasser. Die Nachfrage bestätigt, das Gas ist alle und keine Reserveflasche da. Zahle deswegen keine Zeltplatzgebür und dusche kalt. In dem kleinen Restaurant gibt es ein gutes Abendessen.

Am nächsten Tag fahre ich die letzten acht Schluchtkilometer fast nur abwärts. Lege einen Besichtigungsstopp in der Grotte de Saint Marcel d’Ardeche ein. Es macht mir immer Freude in die Tiefen der Erde einzudringen. Wunderbare Tropfsteinformationen und Farbenspiele in beleuchtete Sinterbecken sind diesen Halt wert gewesen.

Die Gorges de l’Ardeche ist mit dem Erreichen der Rhone zu Ende. Meine östliche Fahrtrichtung schwenkt nach Norden, stromaufwärts entlang der Rhone, bzw. erst einmal an eines langweiligen Kanal entlang. Der Nordwind bläst mit starken Böen. Dieses wird sich – laut Wetterbericht – in den nächsten Tagen nicht ändern und ich meine Richtung leider auch nicht. Zum Glück hört der Kanal nach einigen Kilometern auf. Das Umfeld an der Rhone ist deutlich lieblicher.

Im Ort Montelimar suche ich mir ein Zimmer. Ein Campingplatz ist nicht in der Nähe.
Beim Abendessen bestelle ich mir ein Viertel Liter Wein. Werde belacht. Die Mindestmenge ist ½ Liter. Es gibt als Fisch immer nur Lachs. Mein Körper schafft den Antibiotikaabau kaum noch.

Die Cevennen

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Juni 082013
 

SONY DSC56. Reisetag

2698 km

 

Nach dem Frühstück fahre ich weiter die Tarn aufwärts. Es wird hügeliger, das Tal weiter, mit viel Wald an den Hängen. Ab und zu sehe ich kleine Orte unten an der Tarn oder am Hang.
Eine Klettergruppe hängt im Felsen. Gruppen von Kanufahrern lassen sich lautstark treiben. Das Ende der Schluchtstraße ist mittags erreicht, die Befahrbarkeit mit den Kanus wohl auch, denn ich sehe keine mehr. Das Flussbett wird steiniger und schmäler. Fahre jetzt kräftig in die Höhen der Cevennen hinein. Im Ort La Pont de Montvert – es gibt eine alte Brücke über die Tarn – übernachte ich auf einem schönen Zeltplatz. In der Sonne ist es trotz der Höhe von 900 m noch warm.

In diesem Ort treffen bekannte Wanderruten zusammen. Viele Wandersleut sind unterwegs, mit schwerem Gepäck. Auf dem Zeltplatz unterhalte ich mich mit einem Paar aus Oberwinter bei Bonn, die drei Wochen mit Rucksack unterwegs sind.
Nach zwei mal Selberkochen ist ein Abendessen im Restaurant angesagt. Ein Menu ist ohne die regionalen Fleischerplatte nicht zu bekommen. À la Carte gibt es für mich eine Forelle (leider sehr klein). Die Käseplatte hinterher ist aber reichlich. Die Qualität kommt jedoch an die Roquefort-Käseplatte bei weitem nicht heran. Schlafe gut im Zelt.
Am Morgen ist es bewölkt, aber trocken. Es geht weiter in die Höhe auf fast 1200 m. Bald verabschiede ich mich von der Tarn. Sie entspringt weiter nördlich in den Bergen. Ca. 100 km bin ich an ihr entlang geradelt.
Es ist einfach schön durch die Berge zu fahren, solange die Steigung nicht zu viel Kräfte beansprucht. Einfach schauen, ein bisschen treten, Düfte wahrnehmen. Viel mehr benötige ich nicht um zufrieden zu sein. Eine vertraute Mitradlerin neben sich zu haben wäre noch das i-Tüpfelchen dabei.

Flache Hochtäler erinnern mich an die Alpen. Die Bauern verkaufen ab Hof ihre Käseprodukte, Fleisch und Honig.

Neben der Straße ist ein Tisch mit Süßigkeiten und Bananen aufgebaut. Wohl nicht für mich, darf mich aber daran laben. Es kommen Gruppen von RadrennfahrerInnen den Berg hochgefahren. Manche nehmen es ernst und kämpfen. Andere halten am Stand einen längeren Plausch. Sie freuen sich am Rennen teilnehmen zu können.
Es ist kalt geworden. Die gestrige Temperatur von 30 Grad wird nicht einmal zur Hälfe erreicht.

Der Pass ist überschritten. Die Sicht in das andere Tal noch klar. In steiler Fahrt geht es 600 m in die Tiefe – mit manchen kleinen Zwischenbergen. Je tiefer ich komme, desto höher erscheinen die Berge beidseits des Weges.

Nachmittags kommt der Regen ganz allmählich, wird immer stärker. Ziehe nach und nach meine Regensachen an, denn ich will es nicht so richtig wahrhaben.
Muss noch einmal auf 850 m Höhe den Berg hochfahren. Oben sind die Wolken (und natürlich der Regen). Mache mein letztes Foto an diesen Tag. Die Linse ist nass. Weitsicht gibt es nicht mehr.

Es wäre eine atemberaubende Abfahrt aus den Cevennen bei schönem Wetter geworden, mit Sicht ins tiefe Tal der Ardeche. Die letzten 15 km kann ich mich zwar rollen lassen, mit angezogener Bremse. Die Regentropfen schlagen mir dabei ins Gesicht. Ich muss auf Schlaglöcher aufpassen, darf nicht zu schnell werden auf der regennassen Straße. Der Nacken verspannt sich durch die etwas starre Kopfhaltung. Es ist kalt.
Im Ort Les Vans auf nur noch 200 m Höhe suche ich ein Hotel. Eins ist auf Dauer geschlossen, bei einem anderen ist es unklar, da alles zu ist. Lande schließlich in einem Selbstbedienungshotel. An einem Automaten muss ich Name und Zimmerwunsch angeben, Kreditkarte reinstecken. Danach fällt der Zimmerschlüssel heraus. Der Raum ist OK.

Am Tag kam ich bis auf den kleinen Rennimbiss wegen des Regens nicht zum Essen. Es gab auch keine Einkehrmöglichkeit. Habe mein Baguette mit Käse, dazu Pampelmusensaft und Jogurt im Hotelzimmer als Abendspeise eingenommen. Der Dauerregen lockt mich nicht zu einem Gang durch den Ort.