Steile Küste im Bananenland.

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Mrz 122014
 

DSC02527311. Reisetag

10.152 km

 

Es ist schön wieder auf dem Sattel zu sitzen. Alanya verlasse ich auf der Uferpromenade. Der Sandstrand verschwindet nach ca. zehn Kilometern und mit ihm Promenade, begleitende Hotels bzw. Apartments. Ich gelange auf die Hauptstraße, die in Ufernähe am Meer entlangführt. Dieser Küstenabschnitt ist das türkische Bananenland. Die Plantagen ziehen sich weit den Berg hinauf. Die Fruchtansätze mit den grünen Bananen sind im Freiland mit blauen Plastikschläuchen zum Schutz überzogen.
Nach der Ernte stirbt die Staude ab, Schösslinge sorgen für die Vermehrung. Nicht nur auf den Feldern, auch in großen Gewächshäusern werden die Bananen gezüchtet.
Am Straßenrand werden sie angeboten. Es sind kleine Bananen mit süßen Geschmack.
Zur Vermarktung werden sie grün geerntet, gesäubert, in ein Bad (in dem wohl nicht nur Wasser ist) getaucht und in Kisten verpackt.

Die Berge werden zusehends schroffer, die Straße führt nach oben. An den steilen Hängen wächst Gebüsch und gelbblühender Ginster. Wenn möglich sind Terrassenfelder am Hang angelegt, für Bananen, oft aber auch für kleine Weizenfelder. Die Sicht aufs Meer ist weit und großartig. Dafür muss ich auch kräftig in die Höhe fahren. Die sonst breite vierspurige Straße ist auf zwei Spuren geschrumpft. Der Verkehr ist eher gering obwohl es die einzige Straße an der Küste entlang ist.

In einem kleinen langgezogenen Dorf in 450 Meter Höhe finde ich eine kleine Pension, sehr einfach. Es gibt warmes Wasser und ich erhalte einen Gemüseteller zum Abendbrot. Mehr benötige ich nicht. In der Nacht zieht ein Unwetter mit viel Regen und Donnerwetter daher. Bin froh, dass ich das Zelt nicht aufschlagen musste.

Der nächste Morgen beginnt trübe, dann scheint die Sonne und es folgt ein kräftiger Regenguss. Immer wieder muss ich in die Regensachen schlüpfen.
Auf der Straße kommt mir ein junges französisches Paar entgegen. Sie sind in Thailand gestartet und bisher neun Monate unterwegs gewesen. Tibet haben Sie ohne den vorgeschriebenen Führer Richtung Nepal durchquert und sich an den Kontrollen vorbeigeschlichen. Ganz schön mutig. Sie wirken ausgesprochen fröhlich auf mich. Denke dabei, zu zweit fahren ist schöner als alleine.
Der nächste Regenschauer kommt. Wir fahren in entgegengesetzte Richtung weiter.

An diesen zwei Tagen bewege ich mich meist zwischen 300 bis 500 Meter Höhe, fast immer mit Sicht in die Tiefe aufs Meer. Die gebirgige Wegstrecke über ca. 100 Kilometer ist von zwei schmalen Tälern auf Meeresniveau unterbrochen. Das bedeutet jeweils eine steile Ab- und Auffahrt. Im dritten Tal bleibe ich. Hier liegt die Stadt Anamur. Das Tal ist mit Gewächshäusern für Bananen gepflastert. An der Küsten stehen Apartments.
Hier verbringe ich auch den nächsten Tag. Habe genügend Zeit und möchte nicht zu früh im knapp 600 Kilometer entfernten Kappadokien ankommen. Marie wird mich dort Ende März besuchen.

Am Rande der Bergkette liegt die antike Stadt Anemurion. Die Ruinen stammen vorwiegend aus der römischen und byzantinischen Periode. Am besten erhalten sind die Gebäude der Nekropole. Merkwürdig, dass das Totenreich so beständig ist. Die Ruinenlandschaft reicht bis ans Meer. Es kann noch viel ausgegraben werden. Notdürftig wird das Gelände buschfrei gehalten. Es bringt Spaß durch die Ruinen zu wandern, zumal es keine Sicherheitsbestimmungen oder Absperrungen gibt, die mich hindern in die oft brüchigen Bauwerke zu steigen.

Sehr froh bin ich über mein linkes Bein. Die Bergetappen hat es ohne Mucken überstanden. Es ist nicht wie befürchtet eine überanspruchte Sehne, sondern wohl ein verklemmter Nerv.

Alanya.

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Mrz 092014
 

DSC02481

308. Reisetag
308. Reisetag

9998 km

 

Der Morgen ist nicht meine liebste Zeit. Schlaf und Träume haben ein Ende, beides genieße ich sehr. Das Bett ist warm, der Raum kalt. Dauert immer ein bisschen bis ich in die Gänge komme. Da die Tagesetappen sich in Grenzen halten, stehe ich so kurz nach 8 Uhr auf.
Auf der Straße bin ich meist eine Stunde später.

Antalya verlasse ich mit vielen Autos. Die Straße ist teilweise (je Richtung) dreispurig. Die dritte Spur geht auf meine Kosten, es gibt nicht wie sonst einen breiten Seitenstreifen. Da muss ich sehr aufpassen, die Autos brausen nahe vorbei. Nach ca. 20 km gehen die Spuren auf zwei zurück. Ich erhalte wieder den Randstreifen.

Ich durchfahre eine fruchtbare Ebene mit Gewächshäusern, Weizenfeldern und Orangenbäumen. Am Straßenrand werden Erdbeeren angeboten. Sie sehen von der Farbe kräftig dunkelrot aus, der Geschmack ist leider sehr fade.
Im Hinterland weisen die Schneeberge auf kältere Zonen hin. An der Küste ist es über Tag sehr warm.

Nachmittags erreiche ich den antiken Ort Side, der auf einer Landzunge ins Meer hinein ragt. Die Straße dorthin führt durch ein altes Tor in eine Ruinenlandschaft, gesäumt von Säulen aus griechischer und römischer Zeit, vorbei an einem gut erhaltenen römischen Theater. Sie endet in einer Anhäufung von Souvenirländen, Restaurants und Unterkünften. Es herrscht viel Betrieb, die erste Fremdsprache ist deutsch.

Nachdem ich mein Quartier bezogen habe durchstreife ich den vom Meer umgebenen Ort und die Ruinenlandschaft. Mitten im Ort, direkt am Meer, ragen vom Apollo- und Athenetempel wieder fünf weiße Säulen in den Himmel.
An einem Stand hole ich mir einen türkischen Pfannekuchen und ein Bier. Damit setze ich mich ans Ufer und stimme den Abend ein.

Am nächsten Morgen fahre ich weiter auf flacher und vielbefahrener Straße entlang der Küste. Sobald Sandstrände auftauchen, stehen Hotelanlagen daneben.
Alanya ist die nächste große Stadt und wiederum ein Touristenzentrum. Im Zentrum ragt der Burgberg auf einer Felsnase 500 Meter in die Höhe. Davor und dahinter liegen die langen Strände. Die Innenstadt ist dicht bepackt mit Apartmenthäusern. Unterhalb des Berges finde ich ein Hotel. Vom Balkon aus kann ich auf den Hafen schauen.
Am nächsten Morgen, bei wolkenfreien Himmel, wandere ich hinauf in den weitläufigen Burgkomplex aus seldschukischer Zeit (13. Jh.). Die alten Mauern ziehen sich über 6 Kilometer am Hang entlang. Von den Zinnen der Befestigungsanlagen habe ich eine wunderbare Sicht über Stadt und Meer. Schaue lange hinunter. Es ist ein Tagträumen, der lange Blick in die Ferne. Er gibt mir Ruhe, Frieden und Gelassenheit.

Wieder unten angekommen schaue ich in die Hallen einer alten seldschukischen Schiffswerft. Mein Abendessen besteht wie am Vortag aus vielen vegetarischen Vorspeisen, welche ich in dem kleinen Lokal „Eski Ev“ einnehme. Das Hauptgericht konnte ich beim ersten Besuch rechtzeitig abbestellen. Ich war bereits satt.

Nach einem Sonnentag beginnt der nächste Morgen mit Nieselregen. Ich besuche eine sehr kleine Tropfsteinhöhle unterhalb des Burgberges. Drinnen ist es merkwürdigerweise warm. Danach drehte ich eine Runde durch Apartmentstraßen, dieser Bezirk ist langweilig. Nach einer Regenpause wandere ich über die breite Hafenpromenade.
Am Abend probiere ich in meinem Lieblingslokal das Hauptgericht. Auch dieses ist ausgezeichnet.

Bei meiner Fahrt an den ersten zwei Tagen spürte ich wieder das merkwürdige Kribbeln, muskelkaterähnlich, im linken Bein. Es schmerzt nicht, ist aber unangenehm und es bleibt bis zum Einschlafen. An den zwei fahrradfreien Tagen in Alanya ist es zurückgegangen.
Macht mir ein wenig Sorgen, denn die Beine sind mein Fortbewegungsmittel.

Antalya.

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Mrz 052014
 
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Die Dächer von Antalyas Altstadt.

304. Reisetag

9855 km

 

Die Küstenberge sind steil. Für die ersten sieben Kilometer von Meereshöhe zur Hauptstraße benötige ich eine Stunde. Es ist ein trüber Tag. Ich fahre am Rande einer Regenfront. Diese bleibt mit tiefhängenden Wolken in den Bergen, schafft es zum Glück nicht bis zur Küste. Ab und zu fängt es an zu tröpfeln, hört aber wieder auf. Ich komme trotz bergigen Geländes zügig voran. Wenn möglich biege ich auf kleine Straßen entlang der Küste ab. Diese führen meist durch Hotelsiedlungen. Einige Bauten sind recht übertrieben, z.B. in Form eines großen Kreuzfahrtschiffes.

Unangenehm ist die Fahrt durch mehrere lange Tunnel. Der sonst breite Seitenstreifen wird schmal. Die Autos machen in der Röhre einen Heidenlärm, so dass ich denke, eine Lastwagenkolonne verfolgt mich.

Kurz vor Antalya endet das Hügelland. Ich fahre hinunter in die Vororte entlang der Uferpromenade. Das sonst eher ruhige Mittelmeer schlägt hohe Wellen und schäumt über den langen Strand. Das Wasser ist türkisgrün. Weiter stadteinwärts wird die Küste wieder steil und felsig.
Im historischen Bezirk Kaleici mit vielen Unterkünften und Restaurants finde ich eine Pension. Der Bezirk liegt zentral zwischen dem Meer und der Innenstadt und lebt von den Touristen. Diese tauchen erstmals in großen Mengen auf. Entsprechend häufig werde ich angesprochen. Restaurants und Geschäfte haben ihre „Ansprecher“ vor der Tür. Wer in diesem Business tätig ist spricht deutsch und oft ein sehr gutes.

Für den folgenden Tag war er bereits angekündigt, nach ein paar Stunden Sonnenschein am Vormittag setzte der Regen ein, heftig und mit Sturm. Bin froh, nicht auf der Straße zu sein. Verbringe die meiste Zeit lesend im Bett.

Bei Sonnenschein am darauffolgenden Tag mache ich die Sightseeingtour durch die Altstadt. Neben den vielen Souvenirläden gibt es auch Altes. Der Hidirlik Tower steht am Hang oberhalb des Hafens. Die Moschee mit dem abgebrochenen Minarett war ursprünglich ein römischer Tempel, daraus wurde eine byzantinische Marienkappelle, die dann 300 Jahre später zu einer Moschee umfunktioniert wurde, um danach wieder eine christliche Kirche wurde. Ein Feuer im 19. Jh. beendete die Laufbahn, die Ruinen sind geblieben.
Durch das Hadrianstor mit seinen drei Bögen – ursprünglich für den Besuch des römischen Kaisers gebaut – gelange ich am Uhrenturm vorbei in die Neustadt.

Etwas müde vom Laufen setzte ich mich auf einen Platz vor einer Moschee. Der Muezzin ruft, die Männer kommen langsam und waschen sich Gesicht und Füße. Eine halbe Stunde später ruft er nochmals. Jetzt strömt es aus allen Ecken in die Moschee. Bald ist diese voll. Draußen werden Matten ausgebreitet für die Nachzügler.

Am nächsten Morgen regnet es wieder, am Morgen nicht so heftig, aber ausdauern. Ich besuche das Museum von Antalya. Für mich besonders interessant sind die Ausgrabungen an den Orten, in denen ich gewesen war. Sehe auf Bildern, wie es in den Gräbern (die neu geöffnet wurden) aussah. In einer Halle stehen prächtigen Sarkophage und viele Statuen von Herrschern und Göttern. Am späten Nachmittag schüttet es eimerweise vom Himmel. Hinzu kommt, das die Dachentwässerung auf die Straße läuft. Dort bilden sich richtige Bäche.
Zum Abendessen gehe ich in mein Stammlokal. Bestelle mein Essen, der Wirt geht gleich einkaufen um die notwenigen Sachen zu kaufen. Zu mir an den Tisch, es gibt nur zwei Tische, setzt sich ein pensionierter Engländer, der in Bulgarien wohnt mit seiner Russischen Gefährtin. Es ist ein unterhaltsamer Abend. Stelle fest, dass die Rentner, denen ich auf meiner Reise begegnet bin, ein zufriedenes Leben führen – abseits von der „Heimat“.

 

Das Feuer von Olympos.

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Mrz 012014
 

DSC02198300. Reisetag

9769 km

 

Die Flammen schlagen aus dem Berg. Seit Tausenden von Jahren. Olympos war im 2. Jh. v.Chr eine bedeutende lykische Stadt. Hier wurde Hephaistos, der Gott des Feuers verehrt, eine ewige Flamme, die noch heute aus dem Boden züngelt. Die antiken Völker deuteten die Flammen als Atem eines Ungeheuers. Heute weiß man, das ein Gasgemisch sich mit dem Luftsauerstoff verbindet und entflammt.

Ich habe die ewigen Flammen zweimal besucht, am Nachmittag und am Abend. Die Dunkelheit steigert die Wirkung des Feuers. Kleine Flammen, die am Tage nicht zu sehen waren tauchen als blaue Lichter auf. Es ist beeindruckend.

Vor zwei Tagen habe ich Finike verlassen. Erst 20 km auf der Hauptstraße, dann weiter durch eine Gewächshauslandschaft. Wer soll nur alle die Tomaten essen, die hier produziert werden?
Die flache Straße endet bald. Es geht steil in die Küstenberge. Ab und zu erhasche ich einen Blick durch den Kiefernwald hinunter auf die Ebene und aufs Meer. In der Höhe verschwinden die Kiefern, Busch und Olivenbäume wachsen an den steinigen Hängen. Nach etwas Hügellandschaft geht es wieder hinunter. Halte in einem Dorf an einer Teestube, die von spielenden Männern besetzt ist. Esse nebenan eine Linsensuppe. Etwas weiter hätte ich einen türkischen Pfannekuchen haben können. Zwei Frauen sitzen am Straßenrand auf einer Matte und bereiten den Teig mit Füllung zu. Daneben steht der Ofen mit der gekrümmten Heizfläche. Ein Mann serviert Tee dazu. Ich war leider bereits satt, trinke aber einen Tee, da es mir hier gefällt. Hinter dem nächsten Hügel fahre ich in ein enges, schattiges Tal, das ins Meer übergeht. Hier liegen die Ruinen des antiken Olympos. Davor steht eine Ansammlung diverser Holzhäuser, manche als Baumhäuser zur Übernachtung. Früher war es eine Hippiekolonie, die sich etablierte und dann „luxuriöser“ geworden ist. Mein Zimmer in einem Holzhaus hat Dusche und Klimaanlage mit Heizung. In der Unterkunft erhalte ich ein erstaunlich gutes Abendessen. Viele Buden rundherum haben noch geschlossen. Merke aber, dass die Touristen langsam strömen.

Etwas weiter Richtung Meer liegt die etwas verwilderte Ruinenlandschaft, geteilt durch einen Fluss. Die eine Seite ist gut erschlossen, die andere schwer zugänglich, da man den Fluss über Steine queren muss. Es bringt Spaß auf dieser Seite auf schmalen zugewachsenen Pfaden die Ruinen zu erkundigen. Ein gänzlich verfallenes Theater, die Ruinen das große Badehauses und viele Gräber und Sarkophage sind zu entdecken. Schade, dass ich die griechischen Inschriften über den Eingängen zu den Grabkammern nicht lesen kann.

Hinter dem Ruinenfeld öffnet sich das schmale felsige Tal zum Meer mit einer breiten Bucht. Im Sommer ist es der überfüllte Badestrand. Jetzt wandern ein Paar Urlauber am Ufer entlang.

Über diesen Sandstrand gelange ich in das nächste Tal, ebenfalls touristisch gut erschlossen. Ein fünf Kilometer Fußmarsch bringt mich nach Chimaira, dem brennenden Fels.

In diesem Tal werde ich meine Weiterfahrt fortsetzten. Es gibt keine Straße dorthin, muss zwei kleine Flüsse durchqueren. Beim ersten steige ich bereits in der Mitte ab, um nicht umzukippen. Es sind zu viele Steine im Weg. Hatte zum Glück kurze Hosen und Sandalen an. Über einen Pfad gelange ich zum Meer, um dort mein Rad mühsam durch den Sand 500 m weiter zu schieben. Der nächste Bach ist etwas tiefer. Da ich bereits nasse Socken habe schiebe ich das Rad hindurch. Ab jetzt geht es auf Teerstraße weiter.