588. Reisetag
17.675 km
Frühstück auf dem Balkon mit Instant-Kaffee, Drachenfrucht und Kekse und schon ist es wieder 9 Uhr. Die erste Strecke fahren wir auf einer kleinen Küstenstraße durch Dörfer mit Märkten. Wir biegen ab ins Landesinnere. Zunächst durch flache Landschaft mit noch nicht bestellten Reisfeldern und kleinen und großen Wasserläufen. Unser schmäler werdende Pfad der eigentlich eine Abkürzung sein sollte wird wegen einer fehlenden Brücke zu einem kleinen Umweg. Dafür fahren wir durch Dörfer, in denen Schilfmatten hergestellt werden. Wir können in die kleinen Werkstätten mit den Webstühlen hineinschauen. Der schnelle Einzug der einzelnen Schilfhalme hat mich fasziniert. Die fertiggestellten Matten werden zum Trocknen auf der Straße ausgelegt. Mittags stärken wir uns mit einer Nudelsuppe. Diese können wir wenigstens bestellen.
Das Gelände wird bergiger, die Reisfelder verschwinden. Wir durchfahren ein Zuckerrohranbaugebiet. Am späten Nachmittag erreichen wir den ehemaligen Ho-Chi-Minh- Pfad, jetzt eine ausgebaute Straße mit mäßigem Verkehr. Ein Hotel ist bald gefunden. Die Abendessenbestellung ist wieder voller Missverständnisse. Statt „khong thit“ gibt es „com thit“, d.h. anstatt „kein Fleisch“ gibt es „Reis mit Fleisch“. An der nuancierten Aussprache hapert es bei uns noch.
Durch die hügelige Landschaft bei grauem Himmel setzten wir die Fahrt am nächsten Morgen fort. Zuckerrohr, Maniok und Kautschukwälder säumen unseren Weg.
Wir begegnen unserem ersten Reiseradler in Vietnam aus Indonesien. Bereits nach 50 km finden wir eine Unterkunft. Bei der abendlichen Essensuche haben wir Glück am Straßenrand. Es gibt knusprige Baguettebrötchen, gefüllt mit Ei, frischen Kräutern und einer herzhaften Soße. Es schmeckt so gut, dass wir uns mit diesem auch am nächsten Morgen zum Frühstück laben.
Die Ho-Chi-Minh-Straße verlassen wir und radeln auf kleiner etwas holpriger Straße durch Dörfer und Felder zu unserm nächsten Übernachtungsort Tan Ky. Der Abend beginnt mit einem Schmutzbier vor dem Hoteleingang. Ein verständiger Koch in einem Straßenlokal besorgt für uns Gemüse und Tofu, der sogar angebraten mit Reis serviert wird. Es schmeckt.
Ein langer Fahrtag liegt vor uns. Für Marie zum ersten Mal in Vietnam über 100 km. Um 8 Uhr sind wir bereits auf der Straße. Morgens ist es mit 15 Grad recht frisch. Wir fahren auf einer Nebenstraße, trotzdem herrscht reger Lastwagenverkehr. Oft ist es recht staubig, wenn so ein Wagen an uns vorbeirauscht.
Etwas ist anders auf den Feldern. Während in Europa das 3. Adventslicht angezündet wird, spannen hier die Bauern ihre Büffel vor den Pflug. Am Vortag arbeitete kaum jemand auf den Feldern. Die unter Wasser stehenden matschigen Reisfelder werden mit einfachstem Holzpflug bearbeitet. Danach wird das Feld per Mudsurfing geglättet.
Anstatt Nudelsuppe bekommen wir mittags auf einer heißen Platte hergestellte und mit der Schere zerschnittene Nudeln mit etwas Zwiebelsoße serviert. Im nächsten Ort hängen auf Gestellen Nudeln zum Trocknen an der staubigen Straße. Demnächst werden ähnlich hergestellte wohl wieder in unserer Suppe zu finden sein.
An diesem Tag gibt es viel zu schauen. Wir durchfahren schöne Feld- und Flusslandschaften.
Etwas müde erreichen wir am späten Nachmittag unsere Unterkunft in einer Retortenstadt. Neu aus dem Boden gestampft, mit großem Sportplatz in der Mitte und wenig Atmoshäre.