Durch Kanäle und Dörfer.

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Feb 152015
 

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646. Reisetag
646. Reisetag

19.860 km

 

 Die geplante frühe Abfahrt klappt nicht so ganz. Erst um 7.30 Uhr sind wir auf der Straße und verlassen Kampot auf der Nationalstraße Richtung Norden. Anfangs ist die Fahrt wegen ungünstiger Winde etwas anstrengend. Erst nach einer Pause mit Papaya und Kokosnuss konzentriert sich unsere Energie und wir genießen die Fahrt. Die ausgetüftelte Lasten- und Personenbeförderung setzt uns immer wieder in Erstaunen. Die Ladefläche der Autos ist hinten um einen Meter verlängert. Das Gepäck schwebt knapp über der Straße. Die Motorräder sind vollbepackt wie bereits beschrieben. Erschreckend ist der rücksichtslose Hühner- und Ententransport. An den Beinen zusammen gebunden werden sie Reihenweise ans Moped gehängt oder auf dem Dach der Autos befestigt. Der Appetit auf Frühstückseier vergeht mir.

Etwas zum Mittagessen zu finden ist schwierig. Schauen wir in die Töpfe sehen wir nur unbekanntes, nichts Appetit anregendes. Auf einem Markt haben wir Glück und können uns mit frittierten Bananen sättigen.

Auf der Nationalstraße fahren wir auf dem Seitenstreifen, der Verkehr stört wenig. Unangenehmer werden die letzten 15 km auf der Nebenstraße. Sie ist holperig und die Mopeds sausen dicht an uns vorbei. Es ist heiß geworden, wohl so um 35 Grad. Verschwitzt erreichen wir am Nachmittag den Ort Takeo. Er liegt am Rande einer mit Kanälen durchzogenen fruchtbaren Schwemmlandschaft, die sich bis zum Mekong erstreckt. Durch die Kanäle fahren wir am nächsten Morgen mit einem Boot um alte Kulturdenkmäler zu besuchen. Das Besondere ist die Fahrt dorthin. Wir sehen Fischer im Wasser stehen, die mit einer Art Harke den Boden bearbeiten um Muscheln und kleine Krebse herauszuholen. Andere haben mit Netzen Fische eingekreist, die meterhoch an diesen hochspringen um in Freiheit zu gelangen. Manche Netze werden per Hand durch den Kanal gezogen. Endlose Reisfelder, die kaum über dem Wasserspiegel liegen, reichen bis zum Horizont. Unser erstes Ziel ist eine alte Tempelruine aus rotem Stein auf einem Hügel. Viel ist nicht zu sehen. Oben haben wir eine gute Fernsicht über die grüne Reisebene, unten Einblicke ins Dorfleben. Die Fahrt geht weiter in das Städtchen Angkor Borei. Vor 1000 Jahren war hier ein Zentrum der Khmer-Kultur. Übriggeblieben sind ein paar alte Skulpturen und Fundstücke, die in einem Museum ausgestellt werden. Im kleinen Hafen werden Kokosnüsse per Mannkraft und Stahlrollen mittels Kran entladen.

Wieder zurück in Takeo fahren wir mit unseren Rädern in die nahe Umgebung. In den kleinen Dörfern sitzen die Familien unter ihrem Stelzenhaus, Kinder spielen, Essen wird zubereitet und dazwischen laufen Kühe, Schweine und Hunde herum.

In Kambodscha.

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Feb 132015
 

DSC03850644. Reisetag

19.754 km

 

Die kambodschanische Grenze ist am Morgen schnell erreicht. Unsere Visa erhalten wir direkt an der Grenze von korrupten Beamten, die eine deutlich zu hohe Gebühr dafür verlangen. Anschließend wird bei der Gesundheitskontrolle Fieber gemessen. Direkt hinter der Grenze protzt ein riesiges im Bau befindliches Kasino. Es soll wohl spielsüchtige reiche Vietnamesen anlocken.
Aus den Geldautomaten erhalten wir nur neue Dollarnoten. Dieser hat den kambodschanischen Riel auch im Handel weitgehend verdrängt. Schon merkwürdig für ein Land so wenig Eigenständigkeit zu haben.

Auf der Straße ist nicht viel los. Die vorbeifahrenden Mopeds transportieren noch mehr Lasten als in Vietnam. Häufig sitzt obenauf noch ein Beifahrer. Mit einem Anhänger versehen ersetzten sie Lastwagen und Busse.
Trockene Reisstoppelfelder, ab und zu ein Kalkhügel und wenige Dörfer säumen unseren Weg.
Die Häuser stehen oft auf Stelzen. Der untere Platz wird vielseitig genutzt: zum Aufhängen der beliebten Hängematte, zum Sitzen und Kochen, als Parkplatz für die landwirtschaftlichen Geräte und Moped oder als Viehstall. Beim Vorbeifahren erschallt uns wieder das freudige Hallo der Kinder entgegen.
Seitenwege, die zu einem Khmertempel führen, werden durch ein kunstvolles Tor eingerahmt.

Um noch ein letztes Mal das Meer zu sehen verbringen wir die erste Nacht im kleinen Touristenort Kep. Gefällt mir nicht ganz, aber die Prinzessin setzt sich durch.
Im Ort werden wir – im Unterschied zu Vietnam – mit hippen kleinen Werbebroschüren versorgt. Darin werden u.a. diverse Immobilien für die Auslänger angeboten. Ein Land im Ausverkauf? Finde noch nicht ganz den Zugang zu Kambodscha mit seinen langen Kriegsjahren und dem grausamen Pol Pot-Regime.

Bereits am nächsten Vormittag erreichen wir die nahegelegene größere Stadt Kampot. Die französische Kolonialzeit (bis 1953) ist nicht nur an vielen Gebäuden ersichtlich sondern auch an den vielen französischen Touristen und Restaurants. Wir freuen uns über eine leckere Käseplatte. Abends trinken wir am Flussufer unseren Sundowner, während die Fischerboote Richtung Meer hinausfahren. In den Bars hängen ältere Männer, leicht verlebt, hinter ihren Biergläsern ab. Alles ein wenig dekadent.

Für unsere Unternehmungen mieten wir uns ein Moped und fahren in den auf 1000 m Höhe gelegenen Nationalpark. Zu sehen bekommen wir ein Kasino, diverse noch im Bau befindliche Resorts und renovierte Kolonialbauten sowie einen trockenen „Wasserfall“. Die Tour hätten wir uns sparen können. Deutlich interessanter ist der nächste Tag. Wir fahren durch kleine Dörfer, besuchen in Kalkfelsen integrierte alte Höhlen mit Tempel, schauen uns eine Pfefferplantage an.

In Küstennähe sehen wir eingedämmte Salinenfelder. Die feinen Salzkristalle glänzen in der Sonne. Ist die Verdunstung weit genug fortgeschritten, wird das Salz zu Haufen zusammengeschoben und noch tropfend in Lastenkörbe geschaufelt. Diese schwere nasse Last wird mit Tragestangen in Hallen transportiert.

Bye-bye Vietnam.

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Feb 092015
 

DSC03601640. Reisetag

19.662 km

 

Früh müssen wir raus um die Fähre um 8 Uhr vom 15 km entfernten Anleger zu erreichen. Die Fahrt zum Festland ist neben dem bereits beschriebenen Lärm an Bord zusätzlich durch die rauhe See unangenehm. Bereits um 10 Uhr können wir unser Frühstück auf dem Festland in Ha Tien einnehmen. Kurzfristig entscheiden wir, erst am nächsten Tag weiter nach Kambodscha zu fahren. Mit unseren Rädern erkunden wir das Umland. Aus einer Ebene mit gelben Reisstoppelfeldern ragen steile Kalkberge in die Höhe. Die Erosion der letzten Jahrmillionen hat kräftig an ihnen genagt. Sie sind durchzogen von tiefen Spalten und Höhlen. In diesen wiederum haben Tempel und steinerne Buddhas ihren Platz gefunden. Etwas abseits von der Hauptstraße umwandern wir einen Berg, können immer wieder in Nischen und Höhlen schauen, in denen Figuren und kleine Altäre stehen. Wir durchqueren dunkle Felsspalten, tasten uns vorsichtig Treppen hinunter und erblicken erleichtert das Licht der Sonne.

Vietnam werden wir am nächsten Tag verlassen. In den letzten 10 Wochen haben wir 2.700 km in diesem Land erradelt. Die trockene Halong-Bucht bei Ninh Binh und das Mekongdelta beeindruckten mich besonders. Das Lachen der Kinder begleitete uns die meiste Zeit. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit solange sie nicht mit einem Fahrzeug unterwegs sind. Auf der Straße wird jede Rücksicht abgelegt und das im doppelten Wortsinn. Wir regen uns darüber auf. Die Vietnamesen scheinen es nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Es ist laut im Lande. Es beginnt mit der frühmorgendlichen Beschallung der Stadt. Verstärker werden bei Hochzeiten oder beim beliebten Karaoke bis zum Anschlag aufgedreht.

Englisch wird auf dem Lande kaum gesprochen. Unsere Verständigung mittels Gestik wird nicht verstanden. Bei unseren Essensbestellungen erhalten wir nicht immer das Gewünschte. Für Vegetarier ist das Angebot sehr begrenzt.

Es war mein zweiter Besuch in Vietnam und ich bin immer noch fasziniert von der Vielfalt der Landschaft und der Freundlichkeit der Menschen.

Am Golf von Thailand.

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Feb 082015
 

DSC03467639. Reisetag 

19.634 km

 

Trotz frühem Aufstehen verzögert sich der morgendliche Start. Maries Rad hat einen Plattfuß. Die Pannenhilfe am Straßenrand hilft uns schnell. Der Schlauch wird ohne Ausbau des Hinterrades aus dem Mantel gezogen, das Loch gefunden und der Flicken mit Hitze aufgebrannt. An meinem Rad hatte ich den alten ausgelatschten Ledersattel wieder montiert. Der neue Plastiksattel peinigte meinen Hintern.

Die anfängliche Strecke ist wegen des vielen Verkehrs stressig zu fahren, zudem heizt uns die Sonne auf. Auf der Straße kommt uns ein Mönch mit Bettelschale entgegen, vertieft in seine Gehmeditation. Diese Gegensätze.

Wir wechseln auf kleinere Straßen und können unser Umfeld wieder wahrnehmen. Die Überquerungen der vielen Kanalbrücken sind die einzigen zu bewältigenden Steigungen an diesem Tag. Große Reisfelder reichen bis zum Horizont. Noch einmal geht es über schmale Pfade entlang eines Kanals, auf dem viele Frachtkähne tuckern. Ein Kahn wird beladen. Die Männer kommen mit Reissäcken aus einer Halle, erhalten ein markiertes Stöckchen, welches sie beim Betreten des Schiffes wieder abgeben. Eine doppelte Zählsicherheit.

Es geht weiter auf schmaler aber von vielen verrückten Autofahrern genutzten Straße. Maries Kreislauf schwächelt noch ein wenig, wohl als Folge ihrer Magenverstimmung. So halten wir einen Bus an, der uns die letzten 30 km in die Küstenstadt Rach Gia am Golf von Thailand mitnimmt. Von dort aus geht es am nächsten Morgen mit dem Schnellboot auf die Insel Phu Quoc. Eine Seefahrt ist nicht unbedingt lustig. Wir sitzen in einem gekühlten Raum. Der Motor des schnellen Bootes brummt laut, noch lauter schallt der Ton eines brutalen Kung-Fu-Filmes ans Ohr. Die Fahrt ist nur mit Oropax zu ertragen.

Die langen weißen Sandstrände machen die Insel zum Ziel der Touristen. Auch wir sind dabei und mieten uns für vier Tage in einen Bungalow in Strandnähe ein. Im warmen Meer nehmen wir unser Bad, schauen der Sonne zu, wie sie am Abend im Dunst verschwindet. Als Mittagssnack genießen wir beim Franzosen eine Käseplatte, abends gibt es am Strand ein Fischessen, auf dem Meer die Lichterkette der Fischerboote, die damit den Tintenfisch anlocken wollen. Mit unseren Nachbarn Margit und Klaus aus dem Bergischen führen wir anregende Gespräche bei den Mahlzeiten.

In der nahegelegenen Inselhauptstadt besuchen wir in Marktnähe eine Fischsoßenfabrik. Der Geruch leitet uns beinahe dorthin. In großen hölzernen Fässern werden kleine Fische mit Salz eingelegt und gären im Bottich ein Jahr vor sich hin. Die entstehende Soße ist trotz des extremen Geruches eine Delikatesse. Als Mitbringsel aber ungeeignet, da sie im Flugzeug nicht mitgeführt werden darf.
Vom Markt aus schauen wir einem Fischerbooten zu, wie es mit heruntergeklapptem Mast zentimetergenau unter einer Brücke hindurchfährt.