20.919 km
… ist der nächste Tag. Ich fahre zwar auf einer Nationalstraße. Das steht auf der Karte. Befahrbar ist sie selbst für Geländewagen kaum und in der Regenzeit gesperrt, da es keine Brücken gibt. Ich habe vorsorglich 5 l Wasser dabei, um bei zu großen Schwierigkeiten eine Nacht im Zelt verbringen zu können.
Früh in der Dämmerung starte ich. Die erste Strecke ist staubig befahrbar. Auf dem holperigen Untergrund liegt eine dicke Feinstaubschicht, die alles einebnet. Es ist ein liquider Staub. Trete ich hinein, wirbelt er auf, wie ein Tritt ins Wasser. Da die Unebenheiten nicht zu erkennen sind, muss ich konzentriert fahren. Unangenehm sind weitere Fahrzeuge, die mich in eine Staubwolke hüllen. Am frühen Morgen sind glücklicherweise nur wenige unterwegs.
Nach einer Flussdurchquerung liegen die letzten Dörfer hinter mir. Der Weg ist schlecht, viele Steine, tiefe Spurrillen, aber auch streckenweise gut befahrbarer glatter Tonbelag. Um mich herum Urwaldgestrüpp. Umgestürzte Bäume blockieren den Weg. Eine passierbare Schneise ist aber geschlagen. Vogelgezwitscher und Grillengezirpe, sonst kein Laut. Der Hohlweg durch den Dschungel liegt geschützt im Schatten. Es ist wunderbar, die morgendliche Staubpassage ist vergessen. Nichts kommt in den nächsten 40 km mir entgegen. Die schwierigen Passagen, davon gibt es viele, schiebe ich lieber. Keiner würde mich finden mit einem Bruch beim Stürzen. Der Helm schützt mich eher von oben. Ab und zu schlägt ein Zweig oder abgebrochener Bambus dagegen.
Es geht steil hinunter in die vielen zu durchquerenden Bachbetten, mal mit Wasser, mal trocken. Bei einer Wasserhöhe bis zum Po trage ich sämtliches Gepäck in zwei Gängen hindurch, sonst im ersten Kontrollgang nur die tief hängenden Vordertaschen. Das ist zeitraubend aber nicht anstrengend. Der fehlende Radständer macht sich bemerkbar, besonders beim wieder Beladen mit Gepäck. Schweißtreiben ist das Schieben des vollbepackten Rades in die Höhe. Ich schaffe es kaum die steilen und rutschigen Passagen über hochstehendes Geröll zu meistern.
An manchen Flüssen auf der einsamen Strecke stehen Dörfer. Ich weiß nicht wie diese versorgt werden. Wohl nicht über den von mir benutzen Weg. Es gibt nach Karte und Google aber keinen anderen.
Nach 60 km stoße ich wieder auf eine befahrbare Straße, das heißt steinig und oft sehr staubig. Muss zwar nicht mehr absteigen, aber 50 km auf der rauen Oberfläche schütteln mich noch einmal gut durch. Schattenplätze gibt es keine mehr und 40 Grad setzen noch eins drauf. Bin froh nach 11 h und 110 km im größeren Ort Attapeu anzukommen.
In der ersten Unterkunft kann mir (mangels Englischkenntnissen) keiner erklären, weshalb es ausgerechnet in meinem Zimmer keinen Strom gibt. Die Unfreundlichkeit treibt mich aus dem nächsten Hotel weiter zum Dritten. Nachdem ich dort die Angestellte gebeten habe doch ihr Smartphone bitte zur Seite zu legen zeigte sie mir etwas irritiert ob der Bemerkung ein annehmbares Zimmer. Im Gegensatz zu Vietnam oder Kambodscha ist mir bereits aufgefallen, dass Gäste in Laos eher stören als willkommen sind.
Das frühmorgendliche Aufstehen gelingt mir am nächsten Morgen nicht. So bleibe ich einen weiteren Tag in einer nicht so sehenswerten Stadt.