Ich stecke im Stau. Dicht an dicht stehen die Autos. Der Bürgersteig ist voller Menschen, die sich an den vielen Stände vorbeischlängeln. Ich bin im Zentrum, der Altstadt von Yangun. Wollte am ersten Tag mit dem Rad die Stadt erkunden, komme aber nicht voran.
Die Orientierung ist einfach. Die Straßen im Stadtkern sind wie ein Schachbrett angelegt und durchnummeriert. Breite Boulevards und schmale Gassen wechseln sich ab. Das Werk der Briten, die Yangun 1885 zur Hauptstadt machten. Aus der Kolonialzeit, die 1948 endete, stammen noch viele der eindrucksvollen Bauten und geben dem Stadtteil einen gewissen Flair. Wenige sind restauriert, die meisten in einem erbärmlichen Zustand. Genutzt werden sie trotzdem. Manche sind am Zerfallen – mitten im Zentrum. Dazwischen hohe alte Plattenbauten mit Balkonen voller Wäsche und wenige Neubauten.
Das Leben findet auf der Straße statt. Unmengen von gut besuchten Essständen reihen sich am Straßenrand auf. In der Marktgasse ist zwischen dem Gemüse, Fisch und Huhn, den Kunden und Verkäufern nur ein mühsames Vorankommen möglich. Vor Regierungsgebäuden werden Formulare auf Tischen an Gehsteigen mit der Schreibmaschine ausgefüllt.
Die Geschäfte in den Gassen sind nach Branchen sortiert. Eine kleine Druckerei ist neben der anderen, daneben der Papierlieferant. Es gibt die Buchladen-, die Motorenwickler- oder die Kabelgasse u.a. Die Kunden haben es einfach.
Und überall stehen die Verkaufsstände der Betelverkäufer. Jeder zweite Mann und manche Frauen haben ständig den Mund voll. Und so sprechen sie auch. Rot verfärbte Stummel in sichtlich angegriffenem Zahnfleisch, dazwischen schwärzlich-rote Brocken – das Lächeln eines Betelkauers. Das sieht nicht schön aus. Dazu kommen blutrote Flecken auf Straßen und Gehsteigen, als wäre alle paar Meter ein Schwein geschlachtet. Betelflecke, denn Betel regt den Speichelfluss an und der muss irgendwo hin entsorgt werde. Und wenn so ein/e BetelkauerIn mir eine Ananas schneidet verzehre ich sie nur mit reduzierten Appetit.
Nicht weit vom Stadtkern entfernt, auf einem Hügel, ragt die Swedagon-Pagode mit ihrer goldenen Kuppel 100 m in die Höhe. Sie ist das Symbol des Landes und Pilgerstätte für Buddhisten.
Über einen der vier überdachten Aufgänge betrete ich die Plattform, in deren Mitte die Stupa steht. Als Tourist hat man immer einen Obolus zu entrichten. Gleichzeitig erhalte ich einen Leih-Longyi. Meine gerade bis zum Knie reichende Hose entspricht nicht der Würde der Stätte.
Am Fuße der großen Stupa stehen die kleinen, es gibt offene Gebetshallen und Räume voller Buddhas. Es ist ein riesiges Areal voller heiliger Buddha-Bauten und -Figuren.
Es herrscht reger Betrieb auf der Plattform. Gläubige sitzen im Gebet versunken vor einer Statue. Manche haben vor sich Kerzen und Blumen aufgestellt. Andere übergießen einen Buddha mit Wasser.
Viele sitzen herum und schauen. Familien halten ihr Picknick ab, Liebespaare schauen zusammen auf ihre Handys und manche halten ein Schläfchen. Auch ich setzte mich in eine Ecke und schaue dem Leben zu. Unterhalte mich bruchstückhaft mit einem Mönch, der sich in Englisch übt. Er ist hergekommen um sich einige heilige Schriften zu besorgen. Diese zu studieren ist seine Arbeit. Das Mönchsleben ist einfach. Morgens ab 5 Uhr wird meditiert, danach gibt es essen, dann Meditation und um 11.30 Uhr das letzte Mahl am Tag. Danach Mittagsruhe und wieder Meditieren oder die heiligen Schriften wälzen.
Mit Frauen dürfen sich die Mönche unterhalten, nur berühren ist nicht erlaubt. Er hat zwar ein Moped. Aber ein Mönch darf nur mit Fahrer Moped- oder Autofahren. Alkohol und Zigaretten sind nicht erlaubt. Betelkauen (so wie ich in verstanden habe) auch nicht. Habe aber viele Mönche mit ihren typischen Betelzähnen gesehen.