24.344 km
250 km Eisenbahn
Endlich Bewegung nach sieben Tagen Hocken und Sitzen. Für mich ist es ein befreiendes Gefühl wieder auf dem Rad zu sitzen. Nicht einmal der Nieselregen stört beim Fahren. Die erste Pause lege ich nach 15 km beim liegenden Buddha ein. Eine Reihe versteinerter Mönche begleitet mich auf dem letzten halben Kilometer. Mit 180 m Länge ist er weltspitze. Kein Buddha ist länger. Seit fast 25 Jahren wird an ihm gebaut, einige Kacheln fehlen ihm noch und er sieht bereits nach einer notwendigen Renovierung aus. Von einem Doppel gegenüber ist erst der Rohkopf zu sehen. Ich zweifele an Buddhas Wohlwollen für diese „heiligen“ Monumente.
Und 20 km weiter ragt ein sitzender Buddha aus den ihn umgebenden Kautschukplantagen. Ebenfalls noch nicht ganz fertig oder gerade in der Überarbeitung.
Das Umfeld an diesem Tag ist durch endlosen Kautschukplantagen und leichten Hügeln geprägt. Eher langweilig. Die Stadt Thanbyuzayat – immer diese unaussprechlichen Namen – erreiche ich am Nachmittag und finde das wohl einzige Guesthouse.
Die Stadt liegt am westlichen Ende der berüchtigten „Death Railway“ von Burma nach Thailand. Durch den Kriegs-Roman und -Film „Die Brücke am Kwai“ ist diese Bahnstrecke bekannt geworden. Im zweiten Weltkrieg ließen die Japaner die über 400 km lange Verbindung von alliierten Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus Thailand durch den Dschungel und über Berge bauen. Mit einer hohen Todesquote wegen der brutalen Behandlung. Die Eisenbahnlinie konnte nur 20 Monate genutzt werden, danach zerbombten sie die Alliierten.
Das andere Ende dieser Strecke und die Brücke über den Kwai oder was davon übriggeblieben ist“ werde ich in ein paar Tagen in Thailand zu sehen bekommen.
Von Thanbyuzayat aus fahre ich mit der Eisenbahn weiter Richtung Süden. Die Fahrt für die 250 km Strecke nach Dawei dauert 14 Stunden. Es ist wiederum ein Gewackel und Geschüttel. Habe manchmal bange, dass der Waggon aus den Schienen springen könnte. Da ich 1. Klasse fahre, habe ich einen Sitzplatz und der Waggon ist nicht überfüllt.
Seit der Abfahrt am Morgen regnet es ununterbrochen. Ich bin froh im Trockenen die Landschaft an mir vorbeigleiten zu lassen.
Die ersten 90 km sehe ich auf flache Flusslandschaften mit grünen Reisfeldern und Sumpfgebieten.
Danach geht es ins Hügelland mit Kautschuk-, Ölpalmen-Plantagen und undurchdringbarem Buschland. Urwaldriesen gibt es nicht mehr.
Der Zug hält in dem unzugänglichen Gelände, wenn Menschen an der Strecke stehen. Säcke und Kartons werden ein- und ausgeladen, oft ohne Begleitung. Ist wohl ein kleiner Zusatzverdienst für das Zugpersonal.
Die Menschen entlang der Strecke wohnen in einfachen Bambusmatten-Häuser mit Palmblätterdach. Steinhäuser sehe ich nur in größeren Siedlungen.
In der Dunkelheit komme ich in Duwei an. Bis in die Innenstadt und Unterkunft sind es noch 6 km. Mein Licht am Fahrrad funktioniert seit einiger Zeit nicht mehr. Eine neue Anlage wurde mir zwar kostenlos zugestellt. Sie liegt aber in Bonn. Ein freundlicher Mopedfahrer hilft ohne Aufforderung und fährt langsam den Weg beleuchtend hinter mir her. So komme ich sicher ans Ziel.