Endlose Kautschukwälder.

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Sep 192015
 

DSC02609862. Reisetag

25.338 km

 

Jetzt auch meine Website. Die Hacker waren am Werk und blockierten den Zugang. Der Angriff ist Dank der Hilfe von Heinz von kippconcept abgewehrt. Beim Öffnungsversuch wurde keine Schadsoftware auf den anderen Rechner übertragen!

Unter wolkenverhangenem Himmel fahre ich Richtung Süden in den Küstenort Krabi. Kaum erreiche ich meine Unterkunft öffnet der Himmel seine Schleusen. Erst zwei Tag später werden diese wieder geschlossen. Bleibe also zwei Nächte. Abends stille ich meinen Käsehunger mit einer pizza quattro formaggi auf knusprigem Teig. Touristenorte haben ihren Vorteil.
Krabi ist für sie ein Durchgangsort zur Inselwelt der Andamanküste. Auch ich möchte mich per Inselhüpfen fortbewegen. Nur die Boote fahren nicht, es ist Nebensaison. Ihr Einsatz beginnt erst im Oktober. Ich bleibe also mit der Straße verbunden.

Mein nächstes Ziel, die Stadt Trang liegt in 130 km Entfernung. Da die Schwüle nachmittags ihren Höhepunkt erreicht plane ich einen Übernachtungsstopp. Komplett nass, vom leichten Nieselregen von außen und Schweiß von innen finde ich auf halber Strecke eine Art Motel in einem Kautschukwald. 
Die Weiterfahrt erfolgt am nächsten Morgen bei blauem Himmel. Anfangs angenehm im Schatten von Kautschukbäumen, später schwitzend im Sonnenschein. Bereits mittags erreiche ich Trang, eine große Stadt. Sie wirkt auf mich eher beschaulich. Ich besuche die Markthallen und Straßen rundherum.
Mein Essen nehme ich auf dem Nachtmarkt ein. Etwas Fleischloses zu finden ist nicht einfach. In vielem Unbekanntem ist Fleisch versteckt. Wenn es zu fischig schmeckt mag ich es auch nicht gerne. Bin da etwas heikel.

Die Kautschukbäume sind der Hautarbeitgeber in dieser Region. Frühmorgens wird ihre Rinde angeschnitten. Der Baum wehrt sich gegen diesem Eingriff indem er einen Milchsaft (Naturkautschuk) absondert. Dieser wird in kleinen Gefäßen aufgefangen. Auf Mopeds werden die Kanister mit der „geernteten“ Kautschukmilch zu Sammelstellen gefahren, an denen ein Händler sie aufkauft und direkt bezahlt.

Manche Kautschuksammler verarbeiten den Milchsaft weiter. Ihr wird Ameisensäure zugesetzt. Sie verdickt sich (koaguliert) nach der Zugabe und wird vorübergehend eine elastische Masse. Diese wird anfangs mit Füßen breitgetreten und danach durch eine Mangel gezogen. Wasser tritt aus und eine Kautschukmatte entsteht, die zum Trocknen auf Bambusstangen gehängt wird.

Ich sehe am Morgen die Milchsammler von Baum zu Baum gehen. Später kann ich den Verkauf oder die Verarbeitung verfolgen. Bei meinen Stopps an den unterschiedlichen Plätzen werde ich freundlich empfangen. Eine Unterhaltung ist nur selten möglich. Sind jedoch Englischkenntnisse vorhanden werde ich direkt angesprochen.

Zur Zeit sind die Kautschukpreise mit ca. 1 Euro pro Kilo im Keller. Die schwache Weltkonjunktur, speziell die geringe Nachfrage aus China, drückt den Preis. Vor fünf Jahren gab es noch 2,5 €/kg.
Synthetischer Kautschuk erreicht nicht die guten elastischen Eigenschaften des Naturproduktes. Je höher die Belastbarkeit eines Reifens sein soll, desto größer der Anteil an Naturkautschuk. Ein LKW-Reifen enthält bis zu 80 Prozent Naturkautschuk, Flugzeugreifen 100 Prozent.

Durchs Ölpalmenland.

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Sep 142015
 

DSC02302857. Reisetag

25.154 km

 

Der Gong weckt zur letzten morgendlichen Meditation am Abreisetag. Danach packen wir und machen das Zimmer sauber. Das große Schweigen ist beendet. Es bleibt nur wenig Zeit für die Unterhaltung mit den Menschen, mit denen ich 10 Tage zusammen war. Uns wird eine geführten Besichtigung des nahe liegenden Klosters Suan Mokkh mit Frühstück angeboten. Ich bleibe nicht lange dabei. Der uns herumführende Mönch redet gerne und mir viel zu lang. Es wird langsam Mittag und heiß und die Straße ruft.

Trotz Sonnenschein mit Hitze und autobahnähnlicher Straße genieße ich das Radeln. Mir scheint, ich habe Stärke an Körper und Geist durch die Meditation gewonnen.
Am Nachmittag ziehen Wolken auf. Der immer währende und meist gegen mich gerichtete SW-Wind wird stärker. Es fängt kräftig an zu Regnen. Zwei Stunden warte ich auf einer Bank im Trockenem vor einem verschlossenen Haus auf sein Ende.
In einem Kleinstort finde ich eine Unterkunft. Fleischloses Essen ist nicht zu erhalten. Ich greife auf meinen Müsli-Vorrat zurück, den ich auf der Touristeninsel Koh Tao aufgefrischt hatte. Frisches Obst, gekauft am Straßenrand, habe ich fast immer dabei.

Der blaue Himmel am nächsten Morgen beglückt mich weniger. Wolkenverhangen wäre er mir lieber. Es wird wohl ein heißer Tag.
Ich durchfahre das Hügelland zwischen der Ost- und Westküste Thailands. Es ist das Land der alles einnehmenden Ölpalmenplantagen. Kein Wald, keine Felder, nur ab und zu Kautschukwälder. Lastwagen vollgeladen mit der Ölsaatfrucht fahren an mir vorbei. Ich sehe wie die Früchte verladen werden und auf den Mopeds Männer mit Stangen, an denen ein Messer befestigt ist. Die direkte Ernte, wie die schweren Früchte von den Palmen geholt werden kann ich nur vermuten. Wahrscheinlich fällt die Frucht nach dem Abschneiden einfach auf den Boden. Der Versuch eine Fabrik zu besichtigen, in der aus den Früchten das Öl gewonnen wird, scheitert. Ich müsste mich schriftlich anmelden und würde dann einen Termin erhalten.

Die Sonne hitzt mich an diesem Tag kräftig auf. Ich habe das Gefühl mein Körper schafft es nicht mehr sich auf einer vernünftigen Betriebstemperatur zu halten. Am Nachmittag lege ich oft Pausen ein. Die Hitze zehrt an meinen Kräften.

Ich bin froh nach 85 km im kleinen Ort Ao Luk eine schöne Unterkunft zu finden. Direkt neben einem steilen Karstfelsen mit Loch. In den nächsten zwei Tagen erkundige ich das Karstumfeld und die durch Wasserarme ausgefranste Küste.

Die Felslandschaft ist mit Höhlen durchsetzt. In der bekanntesten sind über 2000 Jahre alten Wandmalereien zu sehen. Diese Höhle erreiche ich mit einem Boot über einen von Mangrovenwäldern gesäumten Flussarm. An den Wänden sind Strichzeichnungen zu erkennen. Habe das Gefühl, die sind neuzeitlich etwas aufgehübscht.

In einem Fischerdort stehen auf einem Platz am Ufer Frauen in großen mit Wasser gefüllten Betonbecken. Es sind wohl Quallen, die sie herausholen. Diese sind in einer Salzlösung eingelegt, die der glibrigen Substanz nach Einwirkung eine Festigkeit geben.

In Teichen in der Nähe werden Krebse gehalten. In großen Bottichen werden sie mit gebunden Beißzangen angeliefert. Mit der Schere wird der Bindfaden durch- und den armen Tieren die dünnen Beinchen abgeschnitten. Bereits das Zuschauen tut mir weh. Was das Abschneiden der Beine bewirken soll ist mir unklar, denn weglaufen können sie nicht mehr.

Nach der Verstümmelung kommt jeder einzeln in eine kleine Plastikbox mit Löchern und wird ins Wasser gesetzt. In einer anderen Reihe auf dem Steg werden die Kästen mit den Tieren wieder herausgeholt. Ob sie zwischendurch „gemästet“ wurden oder deutlich gewachsen sind kann ich nicht beurteilen. Nur viele von ihnen haben nicht überlebt. Krebse kommen mir nicht mehr auf den Teller.

Das achtsame Atmen.

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Sep 102015
 

DSC02241853. Reisetag

25.002 km

 

60 Teilnehmer und ich treffen am letzten Tag des Monats im Meditationszentrum des nahe gelegenen Klosters Suan Mokkh ein um an einem 10-tägigen Retreat teilzunehmen. Vor allem junge westliche Reisende wollen hier einen Einstieg in die Meditation finden. Ich bin erstaunt über den Bekanntheitsgrad dieses Zentrums. Jetzt ist Nebensaison. Zur Hauptreisezeit, wie mir gesagt wird, kommen monatlich bis zu 150 Menschen ins Zentrum.

Bei der Registrierung wird ein Teilnahmebeitrag von ca. 52 € erhoben, der die gesamten Kosten inkl. Essen für den Aufenthalt einschließt.
Computer, Handys, Kameras und Bücher werden abgegeben. Sie lenken ab, ebenso wie das andere Geschlecht. Die Trennung von Männlein und Weiblein ist strikt.

Auf einem großen mit Palmen und Bananenstauden bewachsenen Gelände stehen die offenen Meditationshallen und die einfachen Unterkünfte mit hartem Bett auf Betonsockel. Gewaschen wird sich an großen Becken aus denen man das Wasser mit Schüsseln über sich gießt. Weil die Thais sehr gschamig sind sollen bei der Ganzkörperwäsche Shorts getragen werden, die Frauen sich einen Sarong umlegen.

Am Abend nach der Einführung beginnt ein 10-tägiges Schweigen.

Regelmäßig um vier Uhr am Morgen weckt ein Gong und kurze Zeit später versammeln wir uns in der großen Halle.
Diese und weitere Sitzungen beginnen mit einem Vortrag über die Atem-Achtsamkeit – Mindfulness with Breathing: Die Kultivierung des Geistes mittels auf Ein- und Ausatmung gerichteter Achtsamkeit. Die Meditationsform, die von Buddha praktiziert und gelehrt wurde.

Im Anschluss an den Vortrag meditieren wir. Wenn das Aufstehen geschafft ist, mag ich die frühe Meditation. Rundherum ist es still und dunkel. Ich versuche mich konzentriert mit meinem Atem auseinanderzusetzten. Das ist meine Hauptaufgabe in den nächsten Tagen. Der Atem ist nicht immer so wie ich es mir wünsche. Er bockt zwischendurch, will nicht tief eingeatmet werden, ist unruhig. Die aufkommenden Gedanken versuche ich loszulassen bis sie wieder da sind. Das klappt in den Morgenstunden am Besten.
Das ruhige Sitzen bereitet mir weniger Probleme. Anders als in Myanmar. Dort waren die Sitzungen einfach zu lang für mich.

Noch in der Dunkelheit wechseln wir die Halle zu einer Yoga- und Tai Chi-Stunde. Die Yogaübungen empfinde ich recht anstrengend. Außerdem wird mir dabei meine Unbeweglichkeit bewusst. Beim Tai Chi habe ich Probleme mir die vielen aufeinanderfolgenden Schritte zu merken. Die gleitenden Bewegungen gefallen mir aber.
Zwischen Yoga und Tai Chi geht die Dunkelheit in Dämmerung über. Mit ihr kommen die Mücken. Fliegenden Hunde versuchen diese zu schnappen und gleiten zwischen uns und nahe über den Köpfen durch die Halle.

Anschließend wird wieder meditiert. Danach gibt es Frühstück. Ein Reissuppenbrei mit etwas Gemüse. Sättigend aber nicht zu vergleichen mit dem guten Mittagessen, welches wir nach der nächsten Sitzungssequenz erhalten. Natürlich alles vegetarisch. Trotz nur zweimaligem Essen am Tag verspüre ich keine Hungergefühle.
Unser übliches Essverhalten ist wohl sehr durch Appetit und Lust bestimmt, nicht durch den Hunger.

Nach der Mittagspause erfolgt wieder ein Zusammenkommen bis zum Abendtee. Danach nehme ich ein Bad in einer heißen Quelle auf dem Gelände. Es ist ein angenehmes Schweben durch das salzhaltige heiße Wasser.

Nochmals 1,5 Stunden Sitz- und Gehmeditation bis 9 Uhr. Dann geht’s ins Bett.

So vergehen die Tage. Anfangs schnell, aber ab dem achten Tag zieht es sich und ich freue mich aufs Ende.
So ein asketisches Leben über längere Zeit wäre nichts für mich. Ich kann mir schwer vorstellen die weltlichen Freuden durch die durch lange Meditation erlangten geistigen Errungenschaften zu ersetzten. Ich bewundere eine kleine Gruppe Ausländer, die hier etwas abseits vom Hauptkloster auf dem Gelände lebt und ein Mönchsleben führt.

Diese Meditationsauszeit vom Reisen hat mir gut getan. Ich bin froh es noch einmal versucht zu haben.

10 Tage habe ich keine Schuhe getragen. Das ist ein angenehmes Gefühl gewesen. Es soll Skorpione und Kobras hier geben, habe aber beide nicht zu sehen bekommen.

Taucherinsel ohne Tauchen.

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Aug 292015
 
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Die Anderen.

841. Reisetag

24.872 km

 

Wie viele andere Inselbesucher möchte auch ich es mit dem Tauchen versuchen. Tauchschulen gibt es an jeder Ecke. Auswahlkriterien habe ich keine. Ich gehe einfach in eine und buche den Grundkurs über vier Tage. Wir sind vier Teilnehmer, alle kommen aus Deutschland. Der spanische Lehrer unterrichtet in Englisch. Das Theoriebuch ist in Deutsch. Am zweiten Tag geht es im Boot mit vielen anderen „Tauchern“ hinaus. In der Tauchbucht liegen bereits weitere Boote vor Anker. Ein Sprung ins Wasser mit der schweren Tauchausrüstung. Ich komme trotzdem an die Oberfläche und schwimme mit unserer Vierergruppe ans Ufer. Unter mir zieht das Korallenriff mit vielen bunten Fischen vorbei. Es sieht wunderschön aus.
Im gerade noch stehtiefen Wasser beginnen unsere Übungen. Wir setzen uns auf den Grund. Mein Atmen ist trotz Luft aus der Flasche alles andere als gleichmäßig. Als wir während einer Übung die Luftzufuhr aus dem Mund nehmen um langsam die Luftblasen aus dem Mund ins Wasser zu lassen werde ich hektisch. Mehrmalige Versuche lassen mich nicht ruhiger werden. Dass war es dann mit meinem Tauchkurs, nach nur einer Stunde. Ich bin erleichtert, dem Unterwasserstress nicht länger ausgesetzt zu sein, aber auch niedergeschlagen. Die interessante Unterwasserwelt werde ich nicht durchschwimmen können.

Ich bleibe sechs Tage auf der Insel. Durchfahre diese wegen der vielen Berge mit einem Moped. Trotz Hitze und angesagten Wassermangel steht alles in einem saftigen Grün. Es gibt lauschige von Palmen umsäumte Buchten. Jeder Inselwinkel wird aber, wenn irgend möglich, touristisch genutzt.

Die Essensmöglichkeiten sind gut. Habe sogar ein Lokal mit schmeckender Pizza (wegen meines Käsemangels) ausgemacht. Es kann aber auch passieren, dass z.B. süßes nicht getoastetes Brot mit Knoblauchbutter serviert wird. Die Reklamation wird mit einem Lächeln entgegengenommen. Der Geschmack der Falang ist trotz vieler Gäste noch nicht in alle Küchen vorgedrungen.

Mit einem Schnellboot verlasse ich die Insel mit kurzem Halt an der Partyinsel Ko Phangan und der Hotelinsel Ko Samui. Die Touristenhochburgen lasse ich damit hinter mir.

Vom Bootsanleger radele ich zum 30 km entfernt liegenden ruhigen Küstenort Khanom. Den Kilometer langen Sandstrand habe ich fast für mich alleine. Vier Tage bleibe ich. Liege im Schatten am Strand und bade im angenehm warmen Wasser des Golfes von Thailand. Bis am Wochenende eine Jugendgruppe auf dem Nachbargrundstück mit großer Lautsprecheranlage meine Idylle belärmt. Ich wechsele meine Bambushütte gegen eine weniger schön gelegene aber ruhige Unterkunft.

Ich überbrücke die Zeit für ein neues Meditationsexperiment. An jedem Ersten eines Monats startet ein 10-tägiges Meditationsretreat mit Anleitung und speziell für Ausländer in einem (fast) nahegelegenem Kloster (http://www.suanmokkh-idh.org). In Myanmar war ich in einen laufenden Betrieb mit Novizen, Mönchen und auch Besucher hineingeraten, ohne Anleitung und für mich viel zu langen Sitzungen. Das war anstrengend und ich habe davon wenig profitiert. Ich möchte der Meditation nochmals eine Gelegenheit geben auf mich zu wirken.

Als Durchreisender bekomme ich nur wenig Einblick in die Politik eines Landes. In faz.net habe ich den Artikel „Diktatur mit freundlichen Antlitz“ gelesen, der auf Militärregierung, Königshaus und Bombenanschlag eingeht (http://www.faz.net/-hoy-873yf).