Smog, Regen und Reisfelder.

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Okt 062015
 

DSC03306879. Reisetag

25.798 km

 

Eine Dunstwolke liegt über dem Land. Smog von brennenden Wäldern auf der indonesischen Insel Sumatra. Der Westen benötigt Palmöl. Deswegen muss der Urwald für die Plantagen weichen. Diese Dunstschicht wird mich in Malaysia begleiten. Sie riecht nicht nach Rauch. Ich spüre aber ein leichtes Kratzen im Hals. In der Zeitung lese ich, dass die Schulen deswegen in den nächsten Tagen geschlossen bleiben.

Auf kleinen Straßen in Küstennähe fahre ich Richtung Süden. Auf der einen Seite das Meer bei Ebbe, auf der anderen endlose Reisfelder unter Wasser. Ab und zu kämpft sich ein Traktor durch den Morast der Felder um die abgeernteten Halme der alten Ernte zu heckseln. Das flache Land ist von zahlreichen Kanälen durchzogen. An ihnen liegen in Meeresnähe kleine Fischerboote am Ufer.
In manchen Dörfern ist Markttag. Endlich kann ich mal wieder Obst kaufen. Auf Langkawi gab es nur Süßigkeiten, kein Obst.

Es ist nicht nur der Smog, der alles in Dunst hüllt, auch Regenwolken sind darunter gemischt. Die Temperatur sinkt auf angenehme 25 Grad. Ein 30 km anhaltender Nieselregen durchnässt mich komplett.

Ich nähere mich der ersten größeren Stadt Malaysias Alor Setar. Zum ersten Mal seit langem stecke ich im Autostau. Gegenüber den anderen Ländern Südostasien gibt es deutlich mehr Autos auf der Straße. Malaysia hat sogar zwei eigene Automarken, die in Lizenz japanischer Hersteller gebaut werden.

Die Stadt ist nicht besonders schön. Ein Stadtplaner würde sich die Haare raufen, wenn er die hässlich hohen Blöcke einiger Hotels und Shopping-Malls in der Innenstadt sehen würde.
Nur die große Moschee ist ein recht ansehnlicher Bau.

Mein abendliches Essen besteht aus langweiligem Nasi Goreng mit etwas Gemüse und immer zu kleinen Portionen. Alkohol gibt es in den Restaurants nicht mehr. Ich kaufe mir nach dem Essen eine Dose Bier und eine Tüte Chips für meinen Salzhaushalt – etwas Dekadenz muss sein.

Am trüben nächsten Morgen geht es weiter. Es fängt an zu Regnen, diesmal heftiger und länger anhaltend. Bei 24 Grad bekomme ich fast kalte Füße. Nach vorne schauen und treten, es ist ein stoisches fahren. Bis zum Horizont nur graue unter Wasser stehende Reisfelder.

Zur Mittagszeit blockiert ein breiter Berg meinen Weg. Die Straße macht einen großen Bogen und geht etwas in die Höhe. Der Regen hat aufgehört, das Wasser kommt jetzt von innen. Es ist schwül-heiß.

Nahe der nächsten großen Stadt Sungai Petani ist mein geplanter Weg durch ein militärisches Gebiet gesperrt. Bei der Umfahrung irre ich durch ein Gewühl von kleinen Straßen, die alle an einer Eisenbahnschiene enden.
Für die Nacht habe ich eine Unterkunft vorgebucht, da nach meiner digitalen Karte nur wenige vorhanden sind und ich nicht lange suchen möchte. Diese liegt in einem riesigen Neubaugebiet mit vielen Läden und Einkaufszentren. Ein etwas trostloses Umfeld aber ich erhalte das beste Abendessen (beim Inder) seit langem.

Am nächsten Morgen sind die 50 km zur Insel und Stadt Penang schnell zurückgelegt. Eine Fähre bringt mich vom Festland zur Insel. Ich tauche in der alten Kolonialstadt ein in die Vielfalt von verschiedenen Kulturen.

Fotos konnte ich die letzten zwei Tage nicht mehr machen. Die Kamera hat sich endgültig verabschiedet. Damit habe ich gerechnet und es ist nicht einmal schlimm. In Penang besucht mich Andrea und bringt mir eine neue mit. Andrea hat mich bereits vor einem Jahr in Indien begleitet. Sie mit dem Bus, ich mit dem Fahrrad. In Malaysia planen wir es ebenso.

Durch Mangrovenwälder.

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Okt 032015
 

DSC03234876. Reisetag

25.614 km

 

Die Insel ist durchsetzt mit Touristenattraktionen. An diesem Morgen halte ich am „Crocodile-Adventureland“. Kleine und große Krokodile leben hier in Becken und Teichen – für die Touristenschau. Die dahinter liegende Zuchtanlage darf nicht betreten werden und ist wohl weniger beschaulich für die Tiere.
Zu sehen gibt es langsam im Wasser treibende Krokodile, mit geschlossenem oder offenen Rachen, dösende und sich nicht bewegende an Land. Selten schnappt mal eins nach dem Kollegen, wenn er zu nahe kommt. Nicht einmal die Fischfütterung bringt Bewegung in die Truppe. Nur einzelne Tiere nutzen die Gelegenheit und sind blitzschnell beim Zupacken. Andere scheint das Futter nicht zu interessieren. Wenn das kräftige Gebiss nicht wäre eigentlich ein friedlicher fauler Haufen.

Die kurze Weiterfahrt an die Küste ist unterbrochen von einem kräftigen Regenschauer. Wie es bisher der Zufall wollte, ist immer irgendwo ein Unterstand in der Nähe. Diesmal ein Zentrum für das Inselkunsthandwerk. In einem großen Gebäude werden an verschiedenen Ständen Waren angeboten, die man eigentlich nicht benötigt, in der Auslage aber schön anzuschauen sind.
Nach einem kurzen Aufenthalt geht’s weiter an die Küste. Ich finde ein kleines Hotel, mit Terrasse direkt zum Strand. Es ist ruhig. Ich sehe wie das Meer sich langsam bei Ebbe zurückzieht und den Felsuntergrund frei gibt. In der Ferne qualmen die Schornsteine einer Zementfabrik. Zwei Nächte bleibe ich.

Für den nächsten Tag buche ich eine Bootstour durch die naheliegenden Mangrovenwälder. Ich werde abgeholt und zur Anlegestelle gebracht. Dort stehen bereits viele Menschen diverser Reiseagenturen. Die Menge bereitet mir Unbehagen. Aber ohne Gruppenbuchung hätte ich vor Ort alleine ein Boot mieten müssen und das war mir zu teuer. So fahre ich mit 18 weiteren durch ein großes Naturschutzgebiet.

Die Mangrovenwälder sind durchzogen von Flussarmen. Karstfelsen ragen in die Höhe. Mal fährt das Boot durch eine Felshöhle. Wir sehen schwimmenden Affen, die sich Erdnüsse aus dem Wasser holen. Seeadler in großer Anzahl stoßen nach geworfenen Hühnerhäuten nieder. In einer schwimmenden Fischzuchtanlage kann ein merkwürdiges Exemplar von Fisch gefüttert und gestreichelt werden.
Naturnaher sind die im Mangrovenwald auf Baumästen sich ringelnden hochgiftigen Baumvipern oder die an der Decke in einer Höhle hängenden Fledermäuse.
Zum Abschluss der Tour erhalten wir in einem schwimmenden Restaurant ein Essen, begleitet von einem heftigen Regenschauer. Trotz meinem anfänglichen Gruppenstress hat mir die Tour gut gefallen.

DSC03259Am Abend unterhalte ich mich im Hotel mit zwei Frauen und bin fasziniert von ihrem Pioniergeist. Die Ältere (ca. 45 Jahre) ist die Chefin, wohnt mit ihrem Mann in Singapur, ist aber Malayserin. Sie hat sich auf der Insel Land gekauft. Noch ist es Buschland, sie möchte darauf etwas Landwirtschaft betreiben und ein Café mit kleinem Guesthouse für Touristen errichten. Die Jüngere kommt aus Indonesien. Sie haben sich über Facebook gefunden. Vorher arbeitete sie im Büro, ist nebenbei Künstlerin, malt Fingerbilder, singt und kocht gern. Einige ihrer Bilder verkaufte sie über Facebook bereits nach Amerika und England. Auf Youtube unter „Dandelion Aang“ sind Filme von ihr zu sehen.  Sie liebt die Natur und Herausforderung. Hat ihre Arbeit aufgegeben um auf dem Lande etwas Neues anzufangen.
Ich verspreche ihnen am nächsten Tag zu helfen. Das Grundstück liegt nahe der geplanten Strecke. Meine Hilfe erfolgt im Aufbau eines großen Zeltes. Und kaum steht das Zelt, gibt es einen kräftigen Regenguss. Es ist für die nächste Zeit ihre Schutzhütte und eventuell auch Schlafplatz.

Am späten Nachmittag fahre zurück in die Inselhauptstadt. Am übernächsten Tag bringt mich ein Boot zum Festland.

Touristeninsel Langkawi.

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Sep 292015
 

DSC02809872. Reisetag

25.574 km

 

Langkawi ist die Touristeninsel Malaysias. Viele Malaysier und Menschen aus anderen asiatischen Ländern reisen für ein paar Tage an, zum Shoppen und zur Freizeitunterhaltung.

Auf der Insel darf zollfrei eingekauft werden, entsprechend groß ist das Angebot an Alkohol, der im muslimischen Malaysia sonst recht teuer ist. Merkwürdigerweise sind die Läden auch mit Schoko-Süßigkeiten westlicher Hersteller vollgestopft. Und es wird viel gekauft in den vielen Läden. Nach einer Tüte etwas zu schnell gegessener Bounty ist mein Schokoladenbedarf gedeckt.

Die Einkaufszentren beschränken sich glücklicherweise auf die Inselhaupt- und Hafenstadt Kuah. Die Küste und das bergige Binnenland bietet viel Sehenswertes.

Meine Unterkunft ist ein kleines Hotel, geleitet von einem Pakistani. Viele Ausländer, besonders aus muslimischen Staaten scheinen in Malaysia zu arbeiten.

Auf den Straßen fahre ich weiterhin links, aber nicht auf breitem Seitenstreifen wie in Thailand. Auf der kleinen Insel sind erstaunlich viele Autos unterwegs.
Die erste Station meiner Inselrundtour ist der lange weiße Strand bei Pantai Cenang. Habe ihn kurz bei Sonnenschein gesehen, eine Unterkunft gefunden und mich mit Badehose auf den Weg gemacht, allerdings vergebens. Inzwischen sind dunkle Wolken aufgezogen. In der Zeit einer Straßenüberquerung öffnet der Himmel seine Schleusen. Ich erreiche bereits halbnass ein Restaurant auf der anderen Seite. Es schüttet und nieselt bis zum nächsten Morgen.

Ich starte bei leicht tropfendem Himmel. Lieber Nässe und bedeckter Himmel als Sonnenschein. Etwas hügelig, bewaldete Hänge, in der Ebene Reisfelder, immer wieder ein Blick auf die Küste mit den vorgelagerten Inseln und den recht teuren Hotelanlagen, so sieht das Umfeld aus. Mein nächster Halt ist ein Unterhaltungskomplex am Fuße einer Seilbahn. Vor der Seilbahnfahrt wird auf einer halbrunden Leinwand ein kurzer Achterbahnfilm gezeigt, mir wird schwindelig. Danach geht es in den „Sky-Cab“, der mich 650 Meter in die Höhe befördert. Nach dem Besuch der Aussichtsplattform spaziere ich über den „Sky-Walk“, eine lange Brücke über ein Tal. Manchmal in den Wolken, danach wieder mit weitem Blick über die Inselwelt. Nach der Talfahrt besuche ich eine 3-D-Art-Galerie. Diese war mit einem kleinen Aufpreis in der Seilbahnfahrt enthalten. Durch geschickte Malereien über Ecken und Boden entsteht ein Raumgefühl.

Ich bin in einem muslemischen Land. Neben dem hier üblichen Kopftuch, das auch den Hals mit bedeckt, sind einige Frauen bis auf einen Augenschlitz ganz in Schwarz gehüllt. Der Mann, oft locker gekleidet daneben. Im Restaurant, also in der Öffentlichkeit, habe ich sie zum ersten Mal beim Essen beobachtet und bin erschrocken ob ihrer Einschränkungen. Mit einer Hand hebt die Frau das Tuch und mit der anderen wird das Essen darunter geschoben.

Letzte Tage in Thailand.

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Sep 252015
 

DSC02741868. Reisetag

25.523 km

 

Noch sechs Tage Thailand, dann ist mein Visa abgelaufen. Drei davon verbringe ich bis mittags auf der Straße. Danach versuche ich eine Unterkunft zu finden um der schwülen Hitze zu entgehen.
Die Straßenverhältnisse sind wieder bestens – wie in ganz Thailand. Oft autobahnähnlich und sogar auf den Nebenstraßen gibt es einen Seitenstreifen. Das Radfahren empfinde ich sicherer als in Deutschland, von Bangkok einmal abgesehen.

In der hügeligen Landschaft wechseln sich Kautschuk- und Ölpalmplantagen ab. In der Ebene nahe der Küste grünen Reisfelder. Ab und zu ragt ein steiler Karstfelsen in die Höhe.
Die buddhistischen Wats sind fast verschwunden und von Moscheen abgelöst. Thailands Süden ist vorwiegend von muslimischen Malaien besiedelt. An der Westküste (da bin ich) friedlich, an der Ostküste mit separatistischen Tendenzen und einem ethnisch-religiösen, teils gewaltsamen Konflikt.

Zwei Nächte verbringe ich in einer Unterkunft in einem kleinen Küstenort mit Blick auf den Indischen Ozean. Abends gibt’s Fisch in einem der zahlreichen Strandlokale. Der islamische Einfluss hat bereits das Bier von der Speisekarte verdrängt. Ich darf es mir aber im benachbarten Laden besorgen. In einem anderen Lokal ist es nicht erwünscht.
Der Ruf des Muezzins klingt in meinen Ohren recht melodisch. Der Klang löst angenehme Erinnerungen und Gefühle in mir aus.

Ich besuche den Fischereihafen. Fischerboote legen gerade an. Sie waren wohl einige Tage auf See, denn der Fang ist reichhaltig. In Körben wird der Fisch an Land gebracht. In den Hallen warten bereits die Sortierer auf die Arbeit. Kleine, große Fische, dazwischen Tintenfische und Krebse – alles kommt in getrennte Kästen. Anschließend werden diese gewogen, mit Eis versetzt und auf bereitstehende Lkws verladen.
Bei der Frage nach dem Kilopreis eines großen Fisches (2,50 €/kg) wird er, bevor ich es mitbekomme, gleich eingepackt. Ich lehne dankend ab.

In der Nacht gibt es ein kräftiges Gewitter über dem Meer. Am Morgen ist die Luft frisch, der Himmel bewölkt, das Fahren bis mittags angenehm. Ich erreiche die Stadt Satun und meine letzte Unterkunft in Thailand.

Obwohl mitten in der Woche ist es erstaunlich ruhig im Ort. Fast alle Geschäfte haben ihr Gitter heruntergelassen. Später recherchiere ich im Internet, es ist der Vorabend des islamischen Opferfestes, das zum Höhepunkt des Hadsch gefeiert wird. Neben dem Fastenbrechen am Ende des Ramadans ist es das bedeutendste islamische Fest. Gläubige Muslims opfern zur Feier des Festes ein Tier. Das Fleisch wird an die Armen verteilt.
Bei meiner Rundtour durch die Stadt habe ich diverse Schlachtungen gesehen und anfangs gedacht ich wäre in der Metzgergasse. Gewundert hatte ich mich über die sauber angezogenen Metzger.
Umgeben ist die Stadt von mit Flussläufen durchzogenen Mangrovenwäldern. Durch diese radele ich am nächsten Morgen zur Anlegestelle des Bootes, das mich außer Landes bringt. Durch ein Gewirr von kleinen Inseln auf ruhiger See erreichen wir in 1,5 Stunden die malaysische Insel Langkawi. Die Einreise ist unbürokratisch und problemlos. Ich erhalte einen Stempel in den Pass und darf 90 Tage im Land bleiben. Nur meine Bananen durften nicht mit einreisen.

Zwei Monate habe ich Thailand durchreist. Im Rückblick fällt es mir schwer zu sagen was mir besonders gefallen hat. Wichtig für mich war der 10-tägige-Meditationsaufenthalt im Koster. Interessant waren die Stopps an den kleinen Produktionseinheiten: bei der Kautschukaufbereitung, im oben beschriebenen Fischereihafen oder bei der Quallenverarbeitung. Die Menschen waren sehr freundlich zu mir, auch wenn mangels Sprachkenntnisse keine Unterhaltung möglich war. Es mag sein, dass durch das lange Unterwegssein meine Empfindungen ein wenig abgestumpft sind oder sich an das viele Neue gewöhnt haben.