Aufstrebende Metropole eines Tigerstaates.

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Okt 252015
 

DSC01099898. Reisetag

 

Die kraftvolle Energie eines Tigers, der zum Sprung ansetzt, damit wird die rasante wirtschaftliche Entwicklung einiger asiatischer Staaten verglichen.
Malaysia will als Wirtschaftsstandort in Asien ganz oben mitmischen. Das Land öffnete sich bereits 1986 den multinationalen Konzernen. Die ausländischen Investitionen gaben der Wirtschaft kräftigen Aufschwung.

Früher exportierte das Land Rohstoffe wie Zinn, Kautschuk und Palmöl. Heutzutage ist es führend in der Herstellung von Microchips und Solarzellen. Die Mehrzahl der Autos im Land stammt aus eigener Produktion.

In Kuala Lumpur zeigt sich der „Fortschritt der Entwicklung“. Die Petronas Zwillingstower ragen 450 m in die Höhe. Rundherum im sogenannte „Goldene Dreieck“ stehen Hochhäuser und Shopping-Malls dicht nebeneinander. Luxuriöser als in vielen europäischen Hauptstädten.
Aber ist es Fortschritt, wenn in einem großen fast menschenleeren Laden in einem riesigen modernen Gebäude nur Louis Vuitton Handtaschen angeboten werden oder an anderer Stelle im immer heißen Malaysia Winterkleidung mit Schneelandschaft im Hintergrund im Schaufenster ausgestellt ist?

Unsere Unterkunft beziehen wir abseits vom Geschäftszentrum in „Little India“. Ein Straßenzug mit vielen indischen Geschäften, Esslokalen und älteren meist zweistöckigen Häusern. „China-Town“ liegt direkt daneben.
In diesen Vierteln drängeln sich die Menschen durch schmale mit Verkaufsständen vollgestellte Straßen. Bei den Indern dominiert die Kleidung in der Auslage, die Chinesen bieten vor allem Essen an.
Noch sind diese Stadtteile verschont geblieben vor der „städtischen Erneuerung“. Aber die Hochhausbauten nähern sich bereits bedenklich.

Nach unserem Sightseeing-Bummeln im Nahbereich fahren wir mit dem gut funktionierenden Hoch- und U-Bahnnetz in das Geschäftszentrum.

Von der Aussichtsplattform des Petronas-Tower schauen wir hinunter auf die Hochhäuser der Stadt, die tief unter uns im allgegenwärtigen Dunst liegen. Ein Gang durch die Shopping-Malls verführt nicht einmal Andrea zum Einkaufen. Wären die Tower nicht zu sehen, könnten wir uns in einer x-beliebigen modernen Stadt befinden.

Ein weiterer Besuch gilt dem neuen außerhalb Kuala Lumpurs liegendem Regierungszentrum. Putrajaya ist eine 1995 gegründete Planstadt. Großzügig angelegt mit künstlichen Seen, viel Grünfläche und aufwendigen Bauten in einem islamisch-malaysischen Stil.
Eine weitläufige Stadt, mit vielseitigen Bauten (und Noch-Baustellen). Nur Besuchergruppen bringen etwas Leben hinein.

Cameron Highlands.

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Okt 202015
 

DSC00887893. Reisetag

26.303 km

 

Hoch hinauf möchte ich an diesem Tag – von 40 auf 1500 Meter. Leider ist es nicht ganz geradlinig möglich. Ich starte in der morgendlichen Frische. Langsam und kontinuierlich winde ich mich in die Höhe. 50 km lang, mit Steigungen nicht über 8 Prozent. Selten weist ein Schild auf kleine Ortschaften abseits der Straße hin. Die Berghänge sind dünn besiedelt. Um mich herum nur der Urwald im Dunst. Auf den geraden Stämmen der Baumfarne wachsen ihre Wedel. Diese Gewächse haben sich seit Jahrmillionen kaum verändert. Am Straßenrand blühen die Orchideen.
Eine interessante Landschaft, die ich schwitzend durchfahre. Mein Wasservorrat ist bald erschöpft. Zu kaufen gibt es nichts unterwegs. Beim Zeigen auf meine leere Flasche hält bereits das zweite Auto und ich erhalte eine volle.

Auf der Höhe dann die verwandelte Landschaft. Ein Gewächshaus aus Plastikplanen steht neben dem anderen. Wenn die Pflanzen Glück haben stehen sie in Erde, meist aber in Töpfen und Plastiksäcken mit Infusionsleitungen für ihre Nährstoffe. Die kühle Höhenluft scheint den Gemüse- und Blumenpflanzen gut zu bekommen.

Der Himmel ist am Nachmittag tief wolkenverhangen. Kurz nachdem ich im Gemüseanbauort eine einfache Unterkunft gefunden habe setzt ein kräftiger bis in den Abend anhaltender Regen ein.

Die tropischen Temperaturen habe ich für einige Tage hinter mir gelassen. Die Bergkette der Cameron Highlands durchzieht die malaysische Halbinsel in Nord-Süd-Richtung. Bereits zur britischen Kolonialzeit waren sie wegen der angenehmen Temperaturen ein beliebtes Urlaubsziel und sind es für Touristen und Einheimische auch geblieben.

Die Touristenzentren liegen ca. 20 bis 30 km von meinem Übernachtungsort entfernt. Im üblichen Morgendunst starte ich. Nach dem Erreichen einer Höhe ändert sich das Umfeld. Große und kleine Hotelblocks stehen beidseits der Straße. Läge Schnee, könnte ich mich in einem Wintersportort der Alpen befinden. Verkaufsbuden mit Gemüse und Souvenirartikeln säumen die Straße. Publikumswirksam werden in kleinen Spaßzentren mit Läden und Kinderspielplatz Erdbeeren in Gewächshäusern zum Selberpflücken angeboten. Die Autos stauen sich kilometerlang.

Bereits am Vormittag treffe ich in der gebuchten Unterkunft wieder auf Andrea. Eine Nachmittagswanderung zu einem naheliegenden Wasserfall entfernt uns erstaunlich schnell vom touristischen Trubel. Mit einer gebuchten Tour besuchen wir tags darauf eine der vielen Teeplantagen/-fabriken im Umland. Neu für mich ist, dass die Plantagenteepflanzen auf Bonsaigröße gestutzte Teesträucher sind, die sonst bis 9 m Höhe erreichen können. In der Teefabrik tummeln sich die Besuchermassen. Von der Verarbeitung ist wenig zu sehen.

Bereits am nächsten Tag verlassen wir die Highlands. Das Wetter ist unbeständig. Die Landschaft liegt im ewigen Dunst. Der Übernachtungsort hat keine Atmosphäre, die zum Bleiben einlädt.

Andrea erreicht bereits am nächsten Tag mit dem Bus die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur. Ich benötige für die 200 km zwei Tage. Nachdem ich in rasanter Talfahrt in der Ebene ankomme, nähere ich mich der Hauptstadt bei Hitze, starkem Verkehr und auf schmaler Straße.

Taiping und Ipoh.

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Okt 152015
 
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Straße in Taiping.

888. Reisetag

26.012 km

 

Die Silhouette Penangs verschwindet langsam am Horizont bis die Fähre das Festland erreicht. Ich reihe mich ein in den Morgenverkehr der Stadt Butterworth, der auch außerhalb kaum weniger wird. An die vielen Autos muss ich mich in Malaysia wohl gewöhnen. Für mich brauchbare Nebenstraßen sind leider rar.

An der Ausfallstraße steht in Stadtnähe ein flacher Fabrikbau neben dem anderen. Das erinnert an die Industriegebiete daheim. Ab und zu stehen mit Mauern umgebene neue Siedlungen „auf der grünen Wiese“. Manche noch nicht einmal bewohnt.

90 Kilometer sind es bis Taiping. Dort treffe ich wieder auf Andrea, die mit dem Bus dort angekommen ist. Sie wird mich die nächsten fünf Wochen auf diese Art begleiten. Ich habe jetzt Gesellschaft vor Ort, das ist schön. Andrea bringt frische Reiseenergie mit, die mich zu erweiterten Unternehmungen antreibt.

Bei unserem abendlichen Rund- und Essengang treffen wir auf drei Chinesen, die uns an ihren Tisch bitten, Vater, Sohn und Freund. Der alte immer lächelnde Chinese spricht etwas deutsch. Lebte in der Schweiz, danach in den USA und ist zurückgekehrt zu seinen Wurzeln mit amerikanischer Rente. Sein Sohn arbeitet (irgendwie) im Touristengeschäft, ist Reisender und hat ein Buch geschrieben, welches er uns gleich verkaufen möchte.

Am nächsten Tag erreichen wir die Provinzhauptstadt Ipoh. Die Kolonialzeit (britisch bis 1956) ist mit zahlreichen renovierten alten Gebäuden präsent.
Die Geschäfte sind – wie überall in Malaysia – meist in chinesischer Hand, obwohl der chinesische Bevölkerungsanteil nur 25% beträgt.

Ein heftiger nicht aufhörender Regen beendet unseren ersten Abend ohne vernünftiges Essen. Im Laden neben unserem Hotel kaufen wir uns zwei Instantnudelsuppen und brühen diese mit heißem Wasser auf. Dabei soll laut Reiseführer Ipoh ein Mekka für gutes Essen sein.

Wir bleiben einen weiteren Tag. Bummeln durch verschiedene Viertel. Wir besichtigen zwei chinesisch-buddhistische Höhlentempel in den steilen Karstfelsen am Stadtrand. Am Abend besuchen wir ein buddhistisches Fest. Zu Opfer- und Esszwecken werden dort Unmengen von runden Broten in Schildkrötenform gebacken, verziert mit chinesischer Schrift und bunt gefärbt. Die rein vegetarische Verpflegung der vielen Gäste erfolgt von diversen Ständen in einer Halle.
Den Tempel verqualmen zahlreiche Räucherstäbchen, nicht einzeln sondern bündelweise werden sie angezündet und nach Gebrauch in Behälter mit Sand gesteckt. „Heilige Papierformen und -blätter“ heben die Gläubigen vor dem Altar in die Höhe um sie anschließend im Ofen vor dem Tempel zu verbrennen.
Zur Unterhaltung der Festteilnehmer wird eine Peking-Oper aufgeführt, mit schrillen Klängen und maskenhaft geschminkten Schauspielern.

 

Multikulti! Na, geht doch.

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Okt 122015
 

DSC00309885. Reisetag

25.829 km

 

„Man muss es einfach mal so salopp formulieren und hier einfach mal in den unbegrenzten Raum des Webbloggings stellen: Penang und vor allem die Altstadt rocken einfach. Ein wirklich schönes Fleckchen Erde, dieses Georgetown, wie das Viertel heißt, wo ich mein Lager aufgeschlagen habe. Hier ist Mulitkulti nicht einfach ein Schlagwort von pullunderstrickenden, in die Jahre gekommenen Grünen oder ein Wunschdenken der Massen an neuen Gutmenschen, die das westliche Bildungsbürgertum anscheinend dieser Tage wie am Fließband zu produzieren scheint und die fähnchenschwenkend am Bahnhof herumstehen, im Gegenteil: Hier wird das schon seit Jahrhundert einfach gelebt dieses Mulitkulti-Dingsbums. Hier leben die Kulturen nicht nebeneinander, sondern wirklich miteinander. Auch die Religion ist hier nie ein Thema, wenn Malaien mit Chinesen und Indern bei einen Stück Sahnetorte in einem schicken Künstlercafé zusammensitzen. Der eine mag sich in der Moschee auf den Teppich werfen, der andere opfert komischen Göttern mit Elefantenrüssel wohlriechende Räucherstäbchen und der dritte zündelt alle Nase lang mit Feuerwerk, dass es nur so knallt. Aber hey! Wen interessiert das schon?

DSC00417Hier zumindest keinen und das ist sehr erfrischend, wenn man die Schlagzeilen aus dem Rest der Welt so liest. Und dieser Eindruck setzt sich fort, egal wo ich auch hingehe oder mich hinsetze. Zum Beispiel am Tisch vor dem Liquer-Shop, wo ich jeden Abend meine müden Knochen für ein Feierabendbier parke. Feierabend vom Reisen und Staunen in Penang. Diese Straßenkneipe ist wirklich ein Unikum und findet sich natürlich in keinem Reiseführer dieser Welt. Da muss man schon einen Tipp von einem Einheimischen bekommen oder durch ´Zufall´ drauf stoßen. Hier stehen einfach nur ein paar Campingklapptische auf der kaum befahrenen Seitenstraße herum und eine aufwendige Dekoration oder liebreizende Kellnerinnen sucht man hier vergebens. Dafür schwitzt ein dicker Chinese hinterm Tresen den Restalk aus und verkauft in einer Tour geistige Getränke aus seinem extrem beeindruckenden Fundus selbiger. Und das für ein Appel und ein Ei, wie das am Mittelrhein so schön heißt. Eigentlich ist Alkohol in Malaysia ja eher teuer im Vergleich zum Aldi daheim, aber irgendwie kriegt es der Kerl hin, den Stoff, aus dem auch hier in diesem muslimischen Land vieler Leuts Träume sind, steuerfrei einzukaufen und auch noch öffentlich zu verkaufen. Nicht, dass ich ihm pauschal korrupte Umtriebe vorwerfen will, aber…

Jedenfalls sitzen hier auch alle Menschen einfach mal lustig zusammen und trinken. Nicht bis der Arzt kommt, sondern eher gemütlich. Ab und an packt auch mal jemand eine Holzgitarre aus, dann haben wir auch noch Musik. Meistens irgendwelche Evergreens aus dem westlichen Repertoire aller Straßenmusiker dieser Welt. ´Welcome to the hotel California´ und so. Die indischen Rikscha-Fahrer summen genauso mit wie die chinesischen Studenten und die Handvoll bleichgesichtiger Rucksackreisender, die sich irgendwie in diese Seitenstraße verirrt haben. Und hier in Georgetown ist es ausnahmsweise mal nicht nur der Alkohol, der sich die Leute verbrüdern lässt. Nein. Das ist eben Multikulti at its best! Und ganz natürlich. Herrlich!

Ganz nebenbei ist diese Altstadt auch noch voll von toller Straßenkunst. Und ich spreche hier nicht von hastig illegal gesprühten Graffitis, die bei uns daheim ja eher den Charme einer Hundeduftmarke versprühen. Nein. Der Künstler Ernest Zacharevic, der sich für diese tollen Bilder und Installationen all over Georgetown verantwortlich zeigt, hat den Namen Künstler auch wirklich verdient. Dazu die alte Kolonialarchitektur, die schon genau das richtige Maß an Patina angesetzt hat um noch schöner zu sein als in ihrer Blütezeit. Und das ganze steht im Kontrast zum Rest des modernen Penangs, den eher das wirtschaftlich aufstrebende Malaysia geformt hat. Luxuriöse Neubauten, Wolkenkratzer aus Chrom und Glas, Neuwagen, schicke Restaurants und Konsumtempel mit viel teuren Kaffees aus Pappbechern, die nach 27 verschiedenen Aromachemikalien schmecken. Aber irgendwie hat hier Alles Charme, weil hier so viel aufeinander trifft und sich zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Und das geschieht anscheinend so kinderleicht, reibungslos und konfliktfrei, dass ich mich fast täglich fragen muss, warum das woanders nicht auch passiert. Aber: das ist Penang, Baby! Ein wahrlich gesegnetes Fleckchen dieser schönen Erde. Und man würde es nicht glauben, wenn man es nicht selbst gesehen hat.“

Da stimmt etwas nicht. Ist ihm die Hitze aufs Hirn geschlagen. Nein.
In dem oben beschriebenen Straßenlokal kommen abends beim Bier interessante Menschen zusammen, meist Langzeitreisende. Rentner und auch Menschen, die noch Geld verdienen müssen. Ein Auftrags- und Ghost-Schreiber unter dem Pseudonym Henry Freischütz kommt aus Bonn. Ihn habe ich kurz mit einigen Fotos gebrieft, um mal etwas Abwechslung in den Blog zu bringen.