Der symmetrisch geformte Mayon-Vulkan.
1046. Reisetag
30.573 km
Der letzte Inselsprung steht an. Mit einer nicht sehr vertrauenswürdig aussehenden Fähre verlasse ich Samar. Zwei Stunden später erreichen wir Luzon, die Hauptinsel der philippinischen Inselgruppe mit Manila. Letzteres liegt ca. 650 Kilometer entfernt.
Zunächst radele ich auf wenig befahrener Straße durchs Kokospalmenhügelland. Wie schon öfter gesehen liegen auch hier Stapel von frisch gesägten Brettern am Straßenrand. Kettensägenlärm lässt mich anhalten und einen Gang hinein in den Palmenwald machen. Mit langen Motorsägen werden die Palmenstämme zersägt. Ohne Markierung und mit erstaunlicher Geschwindigkeit wird die Säge durch den Stamm gezogen. Ca. vier gleichmäßig dicke Bretter entstehen. Es ist billiges weiches Konstruktionsholz mit begrenzter Lebensdauer. Wenn die Nussernte nicht mehr ergiebig ist wird die Palme gefällt und der Palmenvorrat ist unerschöpflich.
An diesem Tag bin ich durch die Fährfahrt spät dran. Normalerweise erreiche ich mein Ziel vor 12 Uhr, um der unerbittlichen Hitze zu entgehen. An diesem Tag finde ich erst nachmittags eine mögliche Unterkunft. Von der Qualität scheint sie ok zu sein, der gesagte Preis aber viel zu hoch. Ich will bereits weiterfahren, da wird mir zum ersten Mal auf den Philippinen ein günstigeres Angebot gemacht. Erst gegen Abend bemerke ich den Hacken. Die Installationen sind vorhanden, es gibt aber keinen Strom. Ohne ihn läuft nicht der Fan im Zimmer. Es wird eine heiße Nacht.
Die morgendliche Weiterfahrt startet mit einen Anstieg. Auf der Höhe angekommen liegt unter mir eine unerwartete Landschaft: Ein breites Tal voller Reisfelder und eine Nebelwand, hinter der eine Bergkette mit dem 1350 m hohen Vulkan Bulusan in einen blauen Himmel ragt. Aus kleinen seitlichen Kratern steigen Dampfsäulen empor. Die Hitze der letzten Nacht und der Anstiegsschweiß sind bei diesem Anblick vergessen.
Ins Tal hinunter kann ich mich rollen lassen. Etwas getrübt ist die Radfahrfreude durch den zunehmenden Verkehr, dem oft die notwenige Distanz zu mir fehlt. Ich erinnere mich an den Beginn meiner Philippinenrundfahrt. Auf der Hauptinsel Luzon herrschte reger Verkehr.
Ich rolle durch eine schöne Landschaft. Die Hügel habe ich hinter mir gelassen. Ich umfahre den Vulkan in der Reisfeldebene. Bereits nach 60 Kilometer erreiche ich die Stadt Sorsogon. Meine Unterkunft mit großem Garten liegt ruhig nahe der City. Ein schöner Ort um drei Nächte zu bleiben. Seit meinem Fieberanfall habe ich einen Kratzhusten, den ich loswerden möchte. Vielleicht hilft Nichtstun. Die nachmittagliche Hitze reduziert eh alle Energie. Ich wundere mich wie gut und viel ich schlafen kann. Der Husten bleibt.
Der Morgen des Abfahrtages beginnt mit einem Zwischenfall. Mein Löffel, der mich bereits durch Kanada begleitet hat, zerbricht beim Zerkleinern der Müsli-Mango. Die Missgeschicke setzten sich fort. Auf der Straße bemerke ich die wenige Luft im Hinterrad. Bei der nächsten Werkstatt halte ich an und fülle Luft nach. Wohl ein wenig zuviel, eine Druckanzeige gibt es nirgends, das Gefühl bestimmt die Luftmenge.
Es hoppelt ein wenig bei der Weiterfahrt, wird weniger und dann leider stärker. Beim Halt stelle ich fest, dass sich eine Lage vom Mantel gelöst hat und das Rad bei jeder Umdrehung in eine Unwucht bringt. Es ist aus mit dem Radfahren an diesem Tag. Nach längerem Warten hält endlich ein Jeepney. Die meisten sind vorbeigefahren. Wahrscheinlich ist ihnen die Radverladung zu lästig. Der Fahrer handhabt seinen Jeepney fast nur einhändig. Mit der anderen kassiert er, gibt Wechselgeld zurück und raucht. Er fährt sehr schnell, überholt, auch wenn er nichts sieht. Ich bin froh im nächstgrößeren Ort in einen Bus zu wechseln, der mich an mein geplantes Tagesziel bringt. Die Stadt Legazpi liegt am Fuße des 2350 m hohem Mayon-Vulkans mit einem wunderschönen symmetrischen Kegel.
Die meisten Hotels, große, teure und auch einfache sind merkwürdigerweise ausgebucht, nicht von Touristen. Meine gefundene Bleibe ist günstig und etwas zu schäbig. Hoffe am nächsten Tag mehr Glück bei der Suche nach einer neuen Unterkunft zu haben.