Entlang der Küste.

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Okt 052017
 

359. Reisetag

8398 km

 

Die Insel- und damit verbunden die Vulkanumrundung erfolgt entlang der Küste. Im Bereich der Mündungsauen von Flüssen ist die Landschaft angenehm flach. Ich durchfahre Reisfelder, Kokoshaine und kleine Dörfer. Wunderschön. Nur leider sind die Flusstäler umsäumt von Bergketten, deren Ausläufer ins Meer reichen. Hinunterkommen in so eine Bucht ist einfach, das hinaufklimmen anstrengend. Für die steilsten Passagen reichen meine Tretkräfte nicht aus. Ich schiebe, aber auch das ist bei der Hitze Schwerarbeit. 

Meine Tagesstrecken betragen um die 60 Kilometer. Sie sind abhängig von den nächsten Übernachtungsmöglichkeiten. Wegen der hohen Temperaturen starte ich den Tag mit der Sonne. 

Die nächste Unterkunft ist ein unerwartet gutes Hotel direkt an der Küste, gebucht im Internet. Alles ist stimmig, ich bleibe zwei weitere Tage. Sitze faul am Strand und schaue aufs Meer. Am Abend, wenn die Wolken es zulassen, zeichnet die untergehende Sonne die Umrisses des zur Zeit unruhigen Vulkans Agung auf Bali ab. Das ist Urlaub ohne Programm. Ich genieße ihn.

Die Weiterfahrt bringt mich näher an den Vulkan Rinjani heran, auch in der Höhe. Die ersten 40 Kilometer problemlos mit nur wenigen Steigungen auf der Küstenstraße. Die letzten 8 zeigen mir mal wieder meine Grenzen. 500 Höhenmeter muss ich bewältigen, das Tachothermometer zeigt 35 Grad, es ist schwül. Ein Druck baut sich im Kopf auf. Ein mir bisher unbekanntes Gefühl. Nach einer längeren Pause verschwindet dieser zum Glück wieder und taucht auch trotz weiterer Anstrengung nicht mehr auf.

Ich fahre hoch in das Dorf Senaru, die Basisstation für die Ersteigung des Vulkans Rinjani (3726 m). Neben dem Entspannen an der Küste gehört das Erklimmen des Vulkans zu den beliebten Touristenaktivitäten auf Lombok. Entsprechend ist der Ort gut ausgestattet mit Unterkünften und Trekking-Unternehmen. Die Bergtour wird fast nur organisiert unternommen, da Ausrüstung und Transport individuell schwierig zu bewerkstelligen sind.

Im Internet erkundigte ich mich bereits über diverse Unternehmen. Wegen gute Kritiken und Hinweis auf Mitnahme sämtlichen Mülls entscheide ich mich für „Green Rinjani“. Deren Niederlassung passiere ich bei der Unterkunftssuche und hole weitere Informationen für die Besteigung ein. Ich wähle die 4-Tage-Variante. Sie lässt mir mehr Zeit am Berg und ist weniger anstrengend. 

Bevor der Berg ruft lege ich einen Pausentag ein, an dem ich das Umfeld von Senaru mit zwei schönen Wasserfällen erkundige.

Landpartie.

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Sep 302017
 

Hinterm Reisfeld übernachte ich in eine der Bambushütten.

354. Reisetag

8284 km

 

Die Landschaft der Insel Lombok ist geprägt durch den 3.726 Meter hohen Vulkan Rinjani, dem zweithöchsten in Indonesien. Einen Abstecher mache ich zu seiner südliche Flanke, um dem ländlichen Leben ein wenig näher zu sein.

Die Unterkunft recherchiere ich im Internet. Abseits von Stränden und größeren Orte sind diese rar. Sie liegt in ca. 45 km Entfernung und 400 m Höhe am Randes der Rinjani Nationalparks.

Genussvoll wird die Fahrt erst nach dem Verlassen der Hauptstadt und -straße. Auf den Nebenstrecken bin ich mitten im Landleben. In kleine Orten mit großen Moscheen, fahre zwischen Reis-, Mais- und Gemüsefelder auf guten Straßen und holperigen Wegen, bei denen ich bange habe, dass sie unversehens enden. Immer wieder wird mir unterwegs zugerufen: „Where do you go?“ Den Namen meines Ziels weiß ich natürlich nicht. Ist, wenn überhaupt, nur ein Kleinstdorf. Und wohin mich mein (Lebens-)Weg noch führen wird weiß ich noch weniger.

Die ausgesuchte Unterkunft liegt inmitten von Reisfeldern und Fischteichen. An einem Tisch sitzen einige Jungs. Ich versuche eine Unterhaltung auf Indonesisch, Englisch sprechen sie nicht. Alter, Name und woher klappt bereits. Ich bestelle einen „kopi tampa gula dan susu“ (Kaffee ohne Zucker und Milch). Neben einigen Bambushütten zur Übernachtung ist es auch ein Restaurant. 

Am Nachmittag erschallt Trommel- und Schellenmusik. Ich werde gefragt ob ich die traditionelle Musik life erleben möchte. Ein Junge wird abgeordnet mich auf seinem Motorrad dort hin zu bringen. Zwei Musikgruppen begleiten mit Trommeln und Schellen im Nachbardorf einen Hochzeitsumzug. Die Teilnehmer des Umzuges sind festlich gekleidet. Die Braut scheint ein wenig überfordert zu sein. Freudig wirkt sie nicht. Den Bräutigam habe ich nicht ausfindig machen können.

Ich bin zwar mitten in der Natur, kaum Mücken, die mich piesacken und die Temperatur stimmt. Ohne Fan ist es in meiner Hütte auszuhalten. Ruhe finde ich trotzdem nicht. Die halbe Nacht konzertieren die Frösche im Reisfeld und in der morgendlichen Nacht startet ausdauernd der Muezzin. Kräftig in die Höhe radele ich an diesem Tag, in den den Rinjani umgebenden Nationalpark, in diesem Bereich mit vielen Wasserfällen. Ich werde am Eingang des Parks von einem Guide mit einer so angenehmen ruhigen Stimme angesprochen, das ich einwillige. Normalerweise bin ich lieber alleine unterwegs. Ohne ihn hätte ich auch nicht alle Wasserfälle gefunden. Ein Fall von den fünf gesehenen ist etwas besonderes. Direkt aus einer Quellschicht stürzt das Wasser in die Tiefe, kein Fluss, der in speist. Der Nationalpark ist nicht der Natur überlassen. Er ist Regierungsland, die Familien der umliegenden Dörfern dürfen jeweils Teilflächen kultivieren. Sie pflanzen Bananenstauden und Kaffeesträucher, die eine gewisse Höhe benötigen. Vereinzelt stehen Kakaobäume.

Nach unserem Rundgang lädt mich mein Guide zu sich nach Hause ein. Es gibt etwas zu essen und der Muezzin ruft. Ich sitze plötzlich alleine da, mein Guide und dessen Vater ziehen sich schnell um und verschwinden zur nahen Moschee. Nach ca. 20 Minuten kommen sie wieder und wir trinken Kaffee zusammen. Mein Guide erklärt mit die wichtigste Sportart der Insel – Gangsing. Ein Kreisel wird mittels Seil zum Drehen gebracht. Anschließend wird dieser von anderen Kreiseln getroffen. So ganz habe ich nicht verstanden wie daraus ein Mannschaftsspiel wird. Was bei uns der Fußball, ist hier das Gangsing-Spiel.

Am nächsten Tag beende ich meinen Abstecher ins Landesinnere und fahre zurück an die Küste. Eine einfache Fahrt. Es geht bergab – ich lasse es rollen.

Auf Lombok angekommen.

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Sep 272017
 

Belebte Straße am Markt.

351. Reisetag

8153 km

 

Trotz Trockenzeit, am Morgen hängen die Wolken tief und es regnet kräftig. Der erste Regenguss seit Monaten, anfangs ein erfrischendes Gefühl, aber schon bald wird’s schwül. Nach dem Morgenkaffee bin ich durchgeschwitzt. An diesem Tag beginne ich mit dem Inselhopping zur Nachbarinsel Lombok. Einen festen Fahrplan hat die Autofähre nicht, aber es fahren diverse am Tag. Am Anleger seht eine lange Schlange vollbeladenen Lkws. Nur eine kleine Anzahl findet auf der nächsten Fähre seinen Platz. Der Gütertransport über die vielen Inseln ist aufwändig.
Die Fahrt dauert ca. fünf Stunden. Zusätzlich warten wir eine weitere im Hafen bis der Fähranleger frei wird. 

Eine lange Weiterfahrt steht nicht an. Am Vortag buchte ich im Internet die einzige Unterkunft in der Nähe des Anlegers. Der Name „Sunset Hideaway“ deutet bereits an, dass sie schwer zu finden ist. Auf einer Landzunge am Ende eines Sandweges direkt an der Küste nächtige ich in einer kleinen Bambushütte mit Freiluftbad. Am Abend erhalte ich einen gebratenen Fisch und am Morgen den inseltypischen Kopi Lombok. Es ist eine ruhige Unterkunft, wenn der Muezzin nicht wäre. Auf Bali gibt es bereits viele Hindutempel, auf Lombok aber noch deutlich mehr Moscheen. 

Die morgendliche Fahrt erfolgt zunächst entlang eines Flusses umgeben von Mangroven, danach tauche ich auf schmalen Straßen in ein ländliches Lombok ein. Auf den Feldern wird Reis gepflanzt, Bauern treiben ihre Kühe auf der Straße, mit Hand wird die Tonmischung in einfachen Schablonen in Ziegelform gebracht und nach dem Trocknen gebrannt. Jedes noch so kleine Dorf hat seine Moschee, ein meist schmucker großer Bau.

Nahe dem kommerziellen Zentrum der Insel in der alten Hafenstadt Ampenan suche ich mir eine passable Unterkunft und bleibe zwei Tage. Ich beobachte gerne das Leben in den Städten, in denen viel improvisiert werden muss um das Leben zu meistern. Nicht das gut organisierte aber langweilige wie in Australien oder Neuseeland.
Ziellos durch die Straßen und schmalen Gassen schlendern, in den kleinen Restaurants essen, einen Kaffee trinken, den Straßenhändlern zuzuschauen und natürlich die Märkte erkunden. An statt mit Taxis kutschieren kleinen Pferdefuhrwerken die Menschen. Rund um die alte Markthalle herrscht reger Betrieb. In den Seitenstraßen ist wenig los. Viele Häuser scheinen unbewohnt zu sein. 

Küste, Tod und viele Touristen.

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Sep 232017
 

347. Reisetag

8109 km

 

Die Erkundung von Bali kann warten. Zusammen mit Marie werden wir die Insel im Dezember bereisen. Bis dahin habe ich viel Zeit die Nachbarinseln zu besuchen. 

In der Frühe verlasse ich Denpasar Richtung Fährhafen Badang Bay entlang einer küstennahen Straße. Keine Berge stellen sich mir in den Weg, die sehe ich nur im Hintergrund. Das Fahrvergnügen wird von den eng vorbeiflitzenden Motorrädern getrübt. Damit muss ich mich wohl in der nächsten Zeit abfinden. Mein Augen erfreuen sich über das Grün der Felder. Trotz Trockenzeit klappt die Bewässerung. Reis, Mais u.a. wird zu jeder Jahreszeit gepflanzt und geerntet. Das ist mein erster Eindruck vom Landleben.

Am Strand sehe ich eine Gruppe Menschen in Andacht sitzen. Ich halte und habe das Glück, dass ein Beteiligter mir die Situation erklärt. Hier ist ein heiliger Ort. Und wie man mir sagte muss es kein sauberer sein. Ist es auch nicht.
Eine Großfamilie ist zusammen gekommen um Abschied von den Seelen ihrer Toten zu nehmen. Ihre Körper wurden bereits verbrannt, der Abschied des Leiblichen ist damit erfolgt. Später (also an diesem Tag) erfolgt der Abschied von der Seele. Der Name des Toten wurde auf ein Holz geritzt, dieses verbrannt und die Asche wird am Ende des Tages ins Meer gestreut. Für die vielen Mitglieder der zerstreut lebenden Familie ist es aufwändig diese Feier zu organisieren. Deshalb wird hier der Abschied von gleich sechs Totenseelen (aus der Familie) von einem Priester zelebriert. Nach der Feier sind die Seelen frei für erneute Inkarnationen.

Bereits gestern in Denpasar begegnete ich dem Tod beim Beginn eines Beerdigungsumzuges. Ein Sarg wurde in einem kleinen „Begräbnisturm“ von mehreren Männern getragen. Die aufwendige Turmkonstruktion wurde beim Gang oftmals in alle vier Himmelsrichtungen gedreht – um die Seele des Verstorbenen zu verwirren und so eine Rückkehr zu verhindern (letzteres habe ich nachgelesen). Dazu gab es laute Schellenmusik. Wegen des großen Gedrängels folgte ich dem Zug nicht.

An diesem Heiligen Ort am Meeresufer steht ein Hindutempel. Für dessen Besuch leihe ich mir (gegen einen keinen Obolus) einen Sarong, um die Anlage betreten zu dürfen. Hinter dem großen Eingangstor diverse kleine Tempel/Altäre und eine Höhle mit weiteren. Interessant ist die Höhlendecke an der Unmengen von Fledermäusen hängen. Ihr Dreck scheint niemanden zu stören.

Noch einen Abkürzung über einen Nebenweg und ich bin in Badang Bay, einem kleinen Ort, der von durchreisenden Touristen lebt. Von hier fahren nicht nur die Autofähren nach Lombok, sondern auch Schnellboote zu den Gili-Inseln, deren Strände und Tauchmöglichkeiten die Touristenscharen anzieht. Ganz klar, diese Inselgruppe werde ich meiden.

In der Nacht wache ich mehrmals durch ein kurzes Ruckeln auf, höre ein Knacken im Gemäuer. Es ist ein unheimliches Gefühl, wenn die Erde bebt. In Spiegel-online lese ich am Morgen, dass der Vulkan Gunung Agung heftig brodelt und ein Ausbruch zu erwarten ist. Die Menschen im nahen Umkreis werden bereits evakuiert.

In meinem Reiseführer wird auf die Schwierigkeiten der Müllentsorgung auf den Inseln hingewiesen. Der Müll landet am Wegesrand, in Flüssen und Meer. Recycling gibt es selten.
Ich versuche möglichst auf Plastik zu verzichten. Das ist schwierig. Alles Trinkwasser wird in Plastik-Flaschen gehandelt. Meine zwei Flaschen (fürs Rad) kann ich von Großen nachfüllen, das geht nur manchmal. Außerdem habe ich sie nicht immer dabei. Auf dem Markt oder Supermarkt wird grundsätzlich das Gekaufte in Plastiktüten verpackt, da habe ich meinen Rucksack oder nutze eine alte Tüte. Im Restaurant werden Säfte mit Strohhalm serviert – diese zu vermeiden ist bereits schwieriger.