Ubud und drumherum.

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Dez 252017
 

Im Quellheiligtum „Pura Tirta Empul“.

439. Reisetag

 

Die Generalprobe ist bestanden. Das zweite Moped für einen Monat (und länger) gemietet. Zunächst fahren wir auf verkehrsreicher Straße Richtung Denpasar. Geradeaus ist einfach. Abbiegung nach rechts schwierig, da wir uns in die Mitte der Straße begeben (in Indonesien herrscht Linksverkehr) und eine Lücke im steten Gegenverkehr finden müssen. Nach dem Durchqueren der Inselhauptstadt nimmt der Verkehr ab, die Straßen werden schmäler. Das Fahren somit nur bedingt einfacher. Marie managt ihren ersten Mopedtag etwas angespannt aber souverän.

Unser Zielort Ubud liegt im Inselinneren, umgeben von Reisterrassen, kleinen Dörfern und Tempel. Wer genug vom Strand hat fährt hierher. Es ist das kulturelle und künstlerische Zentrum Balis, ein Mekka für Yogis und Wellness-Junkies und eine Oase für gutes vegetarisches Essen. Alles ist hergerichtet für den westlichen Geschmack. Wohl jeder Baliurlauber besucht diesen Ort.
Auch wir beziehen einen Bungalow in einem grünen Garten mit kleinen Tempeln, in denen in täglichen Ritualen den Göttern Opfer gebracht werden. Wir sind die einzigen Gäste. Die Folgen der ausbleibenden Touristen sind leere Hotels und Restaurants und Arbeitslosigkeit der dort Beschäftigten.

Kaum sind wir angekommen öffnet sich der Himmel. Nicht nur für einige Stunden, fast zwei Tage hält der Regen an. Unser Glück, unsere Unterkunft ist wunderschön und ein Restaurant mit vorzüglichem vegetarischem Essen in der Nähe.

Den ersten regenfreien Tag nutzen wir zum Besuch des am Rande der Stadt liegenden „Monkey Forest“. Einem magisch wirkenden Wald, der von einer tiefen Schlucht durchzogen wird. Die Steine und Felsen sind mit Moos bewachsen, und die herabhängenden Wurzeln der heiligen Banyanbäume strecken sich Richtung Erde. Dazwischen tollen Affen herum und beobachten oder belästigen die Besucher. Wehe dem, der etwas Essbares dabei hat.

Nach einem verspäteten Frühstück und nur wenige Minuten abseits vom geschäftlichen Zentrum von Ubud gelangen wir ins ländliche Bali. Ein Pfad führt entlang von Bewässerungskanälen durch die Reisfelder, auf denen die Bauern arbeiten. Enten watscheln auf Futtersuche über die Dämme der Reisterrassen. Mitten im Grünen kleine Unterkünfte, eine größere Hotelanlage und ein Biobauernhof mit angeschlossenem Restaurant.

Für weitere Erkundungen nutzen wir das Moped. Der erste Stop ist in „Goa Gajah, „die Elefantenhöhle“. Der Eingang zu einer Höhle ist mit seltsamen Skulpturen verziert, die in den Felsen gehauen sind. Eine verzerrt blickende Fratze scheint alle, die eintreten, mit ihrem riesigen Maul zu verschlucken. Ein irritierender Name, von Elefanten sehen wir keine Spuren.

Der nächste Halt erfolgt beim Felsrelief „Yeh Pulu“. Inmitten von Reisfelder erstreckt sich an einer Felswand ein langes Relief, das Szenen aus dem Arbeitsalltag zeigt.“

In einer Schlucht liegt das Heiligtum Gunung Kawi. In zwei gegenüberliegenden Felswänden wurden neun hohe Monumente gemeißelt. Es handelt sich um Bestattungstempel einer javanischen Königsfamilie aus dem 11. Jh. Etwas abseits gelegen, im höheren Teil des Tals, entdecken wir bei unserem Rundgang in den Fels gemeißelte Höhlen. Die Wände sind mit Moos überzogen, ein kleiner Wasserfall fließt über sie hinweg.

Eines der beliebtesten Wallfahrtziele Balis ist das Quellheiligtum „Pura Tirta Empul“. Entsprechend viele Besucher sind unterwegs. Oft haben sie Kanister dabei, um etwas vom heiligen Wasser mit nach Hause nehmen zu können. Aus Fontänen ergießt sich das kühle Nass in die Becken, von dem sich die darin Badenden spirituelle Reinigung und körperliche Heilung versprechen. Auch Touristen können gegen einen extra Obolus nach der Miete eines Bade-Sarongs in den heiligen Quellen baden. Ob sie neben der Reinigung auch einen spirituellen Nutzen davon haben ist fraglich. 

Bei unserer Fahrt zurück nach Ubud durchfahren wir ein Schnitzerdorf, indem alle auf das gleiche Motiv spezialisiert sind: Garuda, dem adlergestaltigen Reittier des Vishnu und Götterboten.

An den im Reiseführer erwähnten Reisterrassen fahren wir vorbei. Zu viele Verkaufsstände mit immer den gleichen Angeboten und eine lange Reihe parkender Autos. Außerdem ist der Reis geerntet und die Felder sehen kahl aus. 

Kurz nach dem erreichen unserer Unterkunft beginnt wieder eine kleine Regenzeit. In dieser besuchen wir das in einem schönen Park liegende ARMA Museum mit einer buntgemischten Kunstsammlung. Musikklänge leiten uns in eine Halle, in der Kinder den traditionelle Balinesische Tanz üben. Es bringt Spaß ihren anmutenden Bewegungen zuzuschauen.

Weihnachten geht spurlos an uns vorüber.

Wiedersehensfreuden.

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Dez 182017
 

Hotelterrassenblick.

432. Reisetag

9009 km

 

Radfahren in der Tropenhitze ist anstrengend. Damit ist jetzt Schluss. Am nächsten Tag in Denpasar organisiere ich mir ein Moped. Das ist gar nicht so einfach. Die Verleiher sitzen in den Touristengebieten und nicht in der City. Die Internetrechere ergibt viele nicht mehr existierende Adressen. Erst nach längerem Suchen erhalte ich von einem Anbieter die Zusage für ein gewünschtes Model zu einem annehmbaren Preis.
Am nächsten Tag bringe ich das Rad und weitere nicht mehr benötigte Dinge in ein Depot zu meiner zwischengelagerten Ausrüstung. Erleichtert beginne ich die motorisierte Inselrundfahrt. Marie fliegt in fünf Tagen ein und die erste Zeit werden wir auf der südlichen Halbinsel Bukit verbringen. Vorab begebe ich mich dorthin.

Was für ein geändertes Umfeld. Ich bin im Touristengebiet mit vielen Restaurants und Unterkünften, zum Glück meist kleinere Anlagen. Vor allem junge Menschen sind hier unterwegs.

Die Küste ist zerklüftet und steil, mit schmalen Strandabschnitten, die oft nur über in den Fels geschlagene Treppen zu erreichen sind. Vorgelagerte Korallenriffe lassen hohe Wellen entstehen, ein Tummelplatz für Surfer.

Nach einigen Tagen in bescheidener Unterkunft wechsele ich zu einem Hotel in Hanglage mit Meerblick um Marie einen angenehmen Einstieg auf Bali zu ermöglichen. Ihr Flug erreicht pünktlich die Insel. Der Vulkan Agung auf Bali raucht nicht störend vor sich hin, der Schnee auf dem Frankfurter Flughafen war rechtzeitig geräumt.

Das erste Abendessen genießen wir am Strand. Es ist High-Tide, die Wellen umspülen unsere Füße. Der nächste Tag wird herausfordernder. Zum ersten Mal fährt Marie mit einem Moped, zum Üben zunächst auf Nebenstraßen. Das macht sie erstaunlich gut. Ich bin erleichtert, denn der Plan ist mit dem Roller Bali zu erkunden. Die nächste Etappe geht bereits zu der Sehenswürdigkeit der Halbinsel, dem Tempel Uluwatu. Der Tempel ist eher Nebenkulisse. Dessen Lage an der steil abfallenden Küste ist das Sehenswerte. 
Ins Verkehrsgewühl fahren wir am folgenden Tag, zum Immigration Office. Für Maries Visaverlängerung ist ein Foto und der Abdruck sämtlicher Finger notwendig. Diesen Termin erhalten wir schneller als vorausgesagt. Der Wechsel der Unterkunft in die Nähe des Büros wäre damit gar nicht notwendig gewesen. Hier lernen wir andere Abschnitte der Halbinsel kennen, große Hotelkomplexe, die Anlage von Club Med und die diversen Möglichkeiten des Wassersports. Wir sind zum Glück in einem übersichtlichen Hotel mit Swimmingpool, ebenfalls direkt am Strand untergekommen.

Die Geschäftsleute klagen. Der Ascheausstoß des Vulkans Agnung hatte vor 10 Tagen für einige Zeit den Inselflughafen lahmgelegt, die Jahresendurlauber bleiben deswegen aus. Für uns ist weniger Gewühl dagegen angenehm.

Mein Reisen wird langsamer, die Blogs weniger.

Die Reisterrassen bei Jatiluwih.

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Dez 032017
 

418. Reisetag

9009 km

 

In Denpasar weile ich wieder im schönen Hotel Inna. In der Frühe, auf der kleinen Terrasse vor meinem Zimmer beim Kaffee, sehe ich dem Erwachen des Hotelbetriebes zu. Eine Schar junger Hotelangestellte kommt mit ihren Besen vorbei. Rasen und Wege werden gefegt, unkoordiniert. Im Haustempel wird die tägliche Opfergabe hinterlegt. Später kommt die Katze und frisst die Reisbeigaben daraus. Beim Gang zum Markt trinke ich meinen Kaffee im gleichen Shop und mancher Stammgast erinnert sich an mich. Auf dem Markt freut sich die Verkäuferin am Obststand über mein Wiederkommen. Alles bekannte Wege und fast ein kleines Ritual.

Am dritten Tag erfolgt ein kleiner Aufbruch. Mit dem Rad fahre ich hinauf in die Berge zu sehenswerten Reisterrassen. Anfangs auf normaler Straße mit mäßiger Steigung und angenehmer Temperatur. Schwieriger wird das Fahren auf den folgenden Feldwegen. Sie sind zwar meist betoniert, durch tiefe Flusseinschnitte zu radeln und schieben aber sehr schweißtreibend. Der Tag ist fortgeschritten, die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit hoch. Ein kräftezehrendes Fortbewegen. Das Rad wird wohl bald wieder einem Moped weichen.

Eine gewisse Höhenlage scheint für die Hühnerzucht geeignet zu sein. Ich fahre an diversen Großställen vorbei, mit Tausenden Hühnern zusammengepfercht in engen Käfigen. Die braunen Hühner liefern Eier, die weißen sind zum Verzehr. Nach dem unschönen Blick auf die Massentierhaltung und einer weiteren Taldurchquerung wird’s lieblicher. In 750 m Höhe, im Ort Jatiluwih, übersetzt „ergreifende Schönheit“, erreiche ich mein Ziel. Saftig grüne Terrassen ziehen sich entlang der Hänge. Inmitten des Grüns kleine Schreine für Opfergaben. Ich sehe Bauern bei der Feldbestellung. Es wird gepflügt, auf schmalen Feldern mit Büffeln, und geerntet. Der Reis wird von Frauen mit der Hand geschnitten. Ich stehe inmitten von Balis ältester Reisterrassenlandschaft, ein Unesco-Weltkulturerbe. 

Ich finde eine schöne Unterkunft. Vom Esstisch aus sehe ich hinter den Terrassen sogar den noch etwas qualmenden Vulkan Agung. Beim Abendessen komme ich in Kontakt mit meinen Tischnachbarn, zwei Schwestern aus dem Libanon, die jetzt in der Türkei leben. Sie laden mich für den nächsten Tag zu einer Autorundfahrt ein um einige Tempel an den Berghängen anzuschauen. Darüber freue ich mich und verlängere sogleich meinen Aufenthalt um einen Tag. 

Bei der Rückfahrt nach Denpasar wähle ich eine geänderten Route und merke die Schwächen meiner digitalen Karte. Gleiche Wegbewertung (wie bei der Hinfahrt), aber nicht befahrbar. Ich bleibe im Matsch stecken und muss zurück. Zwei weiteren Versuche auf anderen Wegabschnitten ermöglichen ebenfalls kein Durchkommen. So viel Pech hatte ich schon lange nicht mehr bei meiner Wegwahl. Zum Glück ging es an diesem Tag meist bergab.

Zurück nach Bali.

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Nov 282017
 

Dunkle Wolken oder Rauch über dem Vulkan?

413. Reisetag

8901 km

 

Die Floresrundfahrt war erstaunlich erlebnisreich und mit dem Moped so schön leicht zu bewältigen. Gut das ich so weit in den Osten vorgedrungen bin. Beim Italiener in Labuan Bajo genieße ich am Abend ein letzte gutes Inselessen. 

Am nächsten Morgen beginnt die Rückfahrt (nach Bali), die längste auf meinen bisherigen Reisen (abgesehen vom Heimflug). Das „örtliche Zurück“ ist mit etwas behaftet, was in mir eine merkwürdige Stimmung auslöst. Beim Blick von der Fähre auf die langsam verschwindende Insel werde ich melancholisch. Ist es ein langsamer Abschied vom langen Unterwegssein? So ganz anders als die Aufbruchsstimmung vor fast sechs Jahren. Werde ich langsam alt?

Mit sieben Stunden ist es eine lange Fährfahrt. An Deck suche ich mir einen Schattenplatz um frischen Wind um die Nase zu haben und döse. Das Buch „Indonesian for Beginners“ bleibt diesmal ungeöffnet in der Tasche. Überhaupt, meine Energie mit dem Sprachenlernen schrumpft. Nach der Ankunft auf der Insel Sumbawa gehts noch einmal gut eine Stunde mit dem Bus weiter nach Bima. Auf bekannten Pfaden radele ich dort in das bekannte Hotel. Die Insel durchquere ich mit dem Bus, einmal durchradeln genügt und die Insel ist lang. Zur nächsten Stadt benötigt der Bus neun Stunden inkl. zwei Reifenwechsel. Am nächsten Tag sitze ich noch einmal drei Stunden in einer Klapperkiste zur nächsten Fähre. Es regnet seit dem frühen Morgen. Wohl deswegen wird der Bus nicht voll 

Die nächste Meeresstrecke ist kurz, nur zwei Stunden Fährfahrt, aber eine Stunde warten, bis der Anleger frei wird. Auf der Insel Lombok beabsichtige ich die Endrunde (über die Straße) um den Vulkan Rinjani zu radeln – eigentlich.

Bei der Ankunft am frühen Nachmittag sind dunkle Wolken aufgezogen. Die nächste Unterkunft liegt am Berghang in ca. 25 km Entfernung. Etwas unschlüssig stehe ich am Straßenrand und orientiere mich auf meiner digitalen Karte. Ein (leerer) Kleinbus hält an und bietet mir eine Privatfahrt in das 80 km entfernte Mataram, der Inselhauptstadt an. Ich denke an die schöne Unterkunft auf meiner Hinfahrt und werde schwach. Der Preis für die Fahrt alleine im Bus ist hoch und unnötig. Wir einigen uns auf eine Normalfahrt mit etwas höheren Preis für mich und Rad. Das ist eine gute Entscheidung. Kurze Zeit später fängt es an zu regnen. Außerdem geht die Fahrt über die verkehrsreiche Hauptstraße.
Diese Kleinbusfahrt ist ein Jagen nach Passagieren. Es sind viele dieser Busse unterwegs und der vordere erhält den am Straßenrand winkenden Passagier. Die Überholmanöver verkrampfen mich auf dem Sitz.
Als bekannter Gast erhalte ich in der Unterkunft als erstes einen Kaffee. Zur Entspannung bleibe ich den nächsten Tag. 

Die nächsten 25 km zur Fähre nach Bali radele ich endlich mal wieder. Als wäre es Gesetz. Beim Erreichen des Hafens liegt die abfahrende Fähre noch am Pier, die Beladung ist aber abgeschlossen. Das heißt jedes Mal eine längere Wartezeit an Bord der nächsten.

Am Vorabend las ich in den Nachrichten über das Wiedererwachen der Aktivität des Vulkans Agung. Beim Verlassen Balis vor ca. zwei Monaten grummelte er und bei meiner Rückkehr wieder. Bei meiner Ankunft in Bali bin ich ganz in seiner Nähe. Der Berg liegt verhangen hinter einer dunklen Wolkenschicht.

Am nächsten Morgen erfolgt eine schweißtreibende Rückfahrt nach Denpasar, diesmal nicht entlang der Küste sondern durch das hügelige Hinterland.