8096 km
Es war fast dunkel. Hatte mich gerade ins Zelt verkrochen und Licht ausgemacht. Da hörte ich: „Hallo German Biker, do you want a glas of wine“. Ein entfernter Zeltnachbar lud mich zu einem Glas Wein ein. Freudig sagte ich zu, denn die Müdigkeit war noch nicht so richtig da.
Hatte diese Nacht ein T-Shirt anbehalten. Es wurde mir damit nicht mehr kalt. Am Morgen war sogar das Zelt trocken. Auf der Wiese merkte ich je näher ich dem Wasser kam, desto nasser wurde alles. In Zukunft muss ich überlegen ob ich es möchte: Schöner Blick übers Wasser am Abend und nasses Zelt am Morgen.
Bei der Weiterfahrt an einem kleinen Laden angehalten. Hoffte noch etwas mehr Obst kaufen zu können. Keine Chance. Es gab nur diverse Chipsorten, Süßigkeiten, Cola & Co sowie einige Konserven. Werde meine noch vorhandenen 4 Äpfel und 3 Bananen gut einteilen. Ich weiß nicht wann die nächste richtige Einkaufsmöglichkeit kommen wird.
Auf wenig befahrener Straße und schönem Wetter den Küstenbogen gefahren, bis zu einem längeren Damm, der mich über die (Wasser-)Straße von Conso brachte. Diese trennt Cape Breton Island vom Festland. An der Touristeninformation Materialien eingeholt und losgefahren. Da sah ich von der Straße aus einen Hinweis mit dem Symbol des TCT. Es gab einen gut ausgebauten ehemaligen Bahndamm als Multi-Use-Way.
Freute mich und ärgerte mich über die Informationen im Touri-Büro. Kein Wort davon, obwohl ich auf meine Radtour hingewiesen hatte. Schade, auch im Internet sind die Informationen zu den vorhandenen Trailstrecken kaum vorhanden. Dabei kann ich mir als Radfahrer kaum etwas Schöneres vorstellen.
Die Steigungen waren gering. Meist konnte ich übers Meer blicken.
Die regelmäßigen Kilometerangaben auf dem Trail störten mich. Sie wiesen auf die Endlichkeit dieser schönen Wegstrecke hin.
Fuhr durch die altbekannte Landschaft, angereichert durch die Küste und das Meer. Fuhr über Dämme durch die tief ins Binnenland reichenden Lagunen. Die Ebbe zog das Wasser gerade hinaus. Immer wieder überquerte ich Flüsse. Die Brücken der alten Eisenbahn waren noch vorhanden. Vereinzelt sah ich Häuser. 50 km ging es entlang der Küste. Dann bog der Trail wegen einer größeren Landzunge ins Binnenland ab. Sobald ich eine Höhe von ca. 100 m erreicht hatte fuhr ich an einem Fluss entlang wieder Richtung Meer. Nahe einer Bucht sollte der Zeltplatz sein. Zum Glück hatte ich einen Quadfahrer gefragt, denn dieser war ohne irgendwelche Hinweise weit abseits vom Trail. Am Morgen vielen die ersten Regentropfen. Der Wetterbericht hatte für den Dienstag kräftige Schauer vorausgesagt. Konnte das Zelt aber trocken abbauen. 3 km fuhr ich zurück um wieder auf den Trail zu kommen. Es ging über Dämme entlang und über eine Lagune. Fuhr mit leichter Steigung in die Berge, dort auf einen Damm durch eine Sumpfebene – mit Weitsicht auf die umliegenden Berge.
Es wurden insgesamt 90 km Trail. War nur zwei Quadfahrern begegnet. Die Menschen brausen lieber mit ihren Autos auf der Straße.
Im Ort Inverness – wieder an der Küste – war die schöne Fahrt beendet. Der letzte Zug hatte 1975 diesen Ort verlassen. Dank der Kohleminen wurde die Strecke dorthin 1905 gebaut.
Am Ortseingang fragte ich ein Ehepaar nach dem Campingplatz und wo es was zu essen geben könnte. Sie luden mich in ihr Haus zum Essen ein. Kaum dort angekommen gab es einen kräftigen Regenschauer. Es war noch früh, 12 Uhr mittags. Wegen der schlechten Wettervorhersage wollte ich in diesem Ort bleiben. Zu meiner Freude gab es hier einen kleinen Supermarkt mit Obst. Mein Müsli ging ebenfalls zur Neige. In meiner Karte war dieser (etwas größere) Ort eingetragen wie einer, der nur aus ein paar Häusern bestehen kann.
Der Zeltplatz war direkt an der Küste. Ab 16 Uhr begann es zu regnen. Ich verzog mich in einen Raum mit Waschmaschinen, Tisch und Strom.
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