26.801 km
Singapore zu verlassen ist nicht einfach. Der Flughafen ist nur auf der Autobahn zu erreichen, die für Radfahrer gesperrt ist. Ein normales Taxi nimmt mein Rad nicht mit. Das Maxi-Cab kostet für die 15 km fast soviel wie der 700 km lange Flug nach Borneo. Auf dem Flughafen will AirAsia mein Rad nicht einchecken. Ich hatte es mit Kartons – wie bisher immer – flugtauglich verpackt. Es muss noch „gewrappt“ werden. Der Stand auf dem Flughafen weigert sich – wegen der Sperrigkeit – mein Rad mit Plastikfolie zu umwickeln. Eine hilfsbereite Frau am Informationsschalter gibt mir den Tipp im Flughafensupermarkt Frischhaltefolie zu kaufen und damit das Rad wie eine Möhre zu umwickelt. Drei Rollen mit insgesamt 100 m Folie machen es dann check-in-fertig.
Der Flug verläuft normal. Nur es ist bitterkalt im Flugzeug. Gepäck und Rad kommen heil in Kuching, der Hauptstadt von Sarawak, an. Ich baue das Rad zusammen und warte zwei Stunden bis der wolkenbruchartige Regen aufhört. Das stimmt mich ein auf die Regenzeit, die auf Borneo besonders ergiebig sein soll.
Meine Unterkunft ist schnell erreicht, 10 km auf autobahn-ähnlicher Straße. Ich beziehe ein einfaches kleines Zimmer in bester Innenstadtlage nahe des Sarawak-Flusses. Das Zentrum besteht wie in anderen malaiischen Städten aus dem typischen chinesischen Viertel. Umringt ist es von Hochhäusern mit Shopping-Malls und Hotels.
Die Uferpromenade ist schön hergerichtet, die Reststadt eher langweilig.
Mit dem Bus besuche ich das nahegelegene Orang Utan Rehabilitationszentrum. Die hier lebenden Tiere sind aus Gefangenschaft befreit oder als Waisen gefunden worden.
In dem urwaldähnlichem Gelände werden sie gepflegt und auf ein freies Leben im Dschungel vorbereitet. Bei der Fütterung haben wir Touristen die Möglichkeit sie zu beobachten. Zur Zeit liefert der Dschungel üppig Nahrung. Der Ranger muss sich kräftig anstrengen um wenigstens zwei an die Futterstelle zu locken.
Hier werden sie gepflegt. Die wild um sich greifenden Palmölplantagen vernichten aber ihren natürlichen Lebensraum.
Einen Übernachtungsausflug mache ich in den Bako-Nationalpark. Gepäck und Rad kann ich im Guesthouse lassen. Auf einer Halbinsel gelegen, ohne Straßenverbindung, erreiche ich mit dem Boot das bergige Urwaldgebiet. Ich beziehe eine Hütte mit Fankühlung. Essen bekomme ich in einer Cafeteria. Nur wenige Touristen scheinen in dem Forstzentrum zu weilen.
Nach einem kleinen Nickerchen begebe ich mich auf Pirsch. Es sind schmale Urwaldpfade, die in die Höhe gehen. Besonders steile Abschnitte sind über Leitern zugänglich. Es ist ein Urwald wie im Bilderbuch. Bemooste und mit Flechten bewachsene Bäume mit herunter hängenden Lianen an denen bereits wieder Farne wachsen. Dazwischen kleine Tümpel mit Kaffee braunem Wasser. Das Wandern in die Höhe ist bei der herrschenden Schwüle anstrengend und schweißtreibend. Pitschnass komme ich oben an. Belohnt werde ich durch einen Blick übers Meer und in Buchten mit schönem Sandstrand.
Am Abend wühlen halbwilde Schweine nahe meiner Unterkunft den Boden auf und freche Makaken stehlen im unbeobachteten Moment das Essen vom Teller.
Ich genieße am Strand die Ruhe in der Natur. Das hatte ich lange nicht mehr. Es ist so schön und friedlich. Ich bleibe einen weiteren Tag.
Am zweiten Tage sehe ich die Nasenaffen, die ausschließlich auf Borneo in Küstenregionen mit Mangrovenwäldern leben. Die große birnenförmige Nase hat sie zum Vorbild mancher Comicfigur gemacht.
Auch ihr Lebensraum ist durch das Abholzen und die Brandrodung für die Palmölplantagen bedroht.
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