Ayvalik ist eine hübsche normale Fischereistadt. An der palmengesäumten Uferpromenade trinke ich mein Bier, esse in einem der vielen Restaurants am Ufer meinen Fisch, wie in vielen anderen Orten an der Ägäis.
Aber schon ein paar Gassen vom Ufer entfernt entdecke ich ein altes griechisches Dorf. Pferdewagen und Markthändler verdrängen die Autos aus den engen kopfsteingepflasterten Gassen. Es macht Spaß durch die Altstadt mit ihren Labyrinth von schmalen Gassen zu schlendern, die oft von verfallenen griechischen Häusern gesäumt sind. Teehäuser und kleine Cafés laden zum Ausruhen ein, Kunstgewerbeläden mit selbst angefertigtem Schmuck und Töpfereien bieten ihre Waren an. Das traditionelle Gewerbe der Gegend ist der Olivenanbau, viele Läden verkaufen deren Produkte.
Meine kleine Pension liegt mitten drin. Mir gefällt es hier sehr gut. Ich bleibe drei Tage. Habe kein besonderes Programm, lasse den Tag auf mich zukommen, bin ein wenig faul.
Nach dem Abendessen am Ufer der Ägäis bekomme ich zur späteren Stunde noch von meiner Pensionswirtin ein Stück Kuchen mit einer Tasse Tee oder Kaffee ins Zimmer gebracht.
Über Tag sitze ich oft an der Uferpromenade. Es ist warm, schaue den Fischern zu wie sie ihre langen Netze aus dem Boot ans Ufer ziehen und die darin verfangenen Fische herausholen (meist Seebarsche) und direkt verkaufen. Die Nachfrage ist gut.
Donnerstags findet in der Altstadt ein großer regionaler Markt statt. Die Stände reihen sich entlang der engen Gassen. Es herrscht reger Betrieb. Die Frauen haben ihre besten Pluderhosen angezogen und ein schmuckes Kopftuch umgebunden. Schwarz und fast gänzlich verschleiert wie in Istanbul habe ich keine gesehen. Anziehsachen dominieren, auch gewagte Dessous sind in einer vielfältigen großen Auswahl und meist in der Farbe Rot im Angebot.
Der Lebensmittelmarkt findet unter einer überdachten Halle statt. Bin erstaunt was alles zu Salat verarbeitet werden kann.
Ursprünglich bildeten die Griechen in Ayvalik die Bevölkerungsmehrheit.
1922 endete mit der Niederlage der Griechen der letzte Krieg zwischen den Griechen und den Türken. Im daraus folgenden Vertrag wurden alle Griechen gezwungen, nicht nur in der Stadt sondern im ganzen Osmanischen Reich, im Rahmen eines „Bevölkerungsaustausches“ ihren Geburtsort zu verlassen. Die Griechen aus dieser Gegend haben sich auf der Insel Lesbos niedergelassen. Während die dort lebenden Türken ihrerseits ein neues Leben in Ayvalik beginnen mussten.
Heute sind die Spuren der Vergangenheit noch in der Stadt zu sehen. Einige der alten griechisch-orthodoxen Kirchen blieben erhalten, wenn auch zu einer Moschee umgewandelt. Ein Turm für das Minaretts wurde einfach daneben gesetzt. Eine zerfällt so langsam, eine andere ist in ein Museum umgewandelt worden, mit christlichen Abbildungen an den Wänden.
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