Thomas Kipp

Küstenstraße

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Mai 042013
 

SONY DSC20. Reisetag

1561 km  

Beim Frühstück unterhalte ich mich mit Hauswirtin im gebrochenen Englisch über Deutsche und Franzosen. Ihrer Meinung nach arbeiten die Franzosen nicht gerne, möchten trotzdem gut leben. Die Deutschen arbeiten gerne und viel.
Französische Chefs lassen nicht mit sich verhandeln, deshalb wird in Frankreich viel gestreikt. In Deutschland selten.

Am Morgen einen kleinen Bummel durch die Stadt gemacht. In der Markthalle um 9 Uhr ist nicht viel los. Der Fischmarkt besteht nur aus ein paar Verkaufsstände. Besuchte eine weitere Markthalle bei der Weiterfahrt. Dort herrscht reger Betrieb.

Eine Kindersegelschule übt auf einem Binnenteich, eine andere Gruppe versucht auf den Wellen zu surfen. Die ganz Kleinen spielen im Sand.

Eine Bucht mit Flusszulauf führt mich ins Landesinnere. Viel flaches Land, Kanäle und Sumpfgebiete mit schmalen Landstreifen und Teichen dazwischen.

An der Küste die zum Teil sehr hohen und breiten Dünen. Meer und Wind haben sich über Jahrhunderte selbst ein Bollwerk geschaffen um nicht zu tief ins Land eindringen zu können.

„La Tranche sur Mer“ ist wieder ein kleines Ferienparadies, aber mit schönen Bungalows.

Die guten Restaurants öffnen erst um 19.30 Uhr. Für mich ein Problem, da ich vorher hungrig bin. Die französischen Portionen sind für einen hungrigen Radler eher klein. Die Lotte war so groß wie ein Hühnerei. Dazu etwas Reis. Damit der Teller nicht gar zu leer ausschaut gabs noch drei Gambas dazu.

Die sternenklare Nacht ist im Zelt nicht so kalt wie erwartet. Bei 14 Grad und Sonnenschein am folgenden Tag ohne Jacke auf dem Fahrrad verbracht. Bei dieser Temperatur fror ich sonst. Was die Sonne ausmacht.

An der Küste Touristenanhäufungen wenn ein Sandstrand vorhanden ist, sonst eher leer.

Netzfischer stehen mit ihren Fangeinrichtungen auf Brücken. Heute sind sie erfolgreich. Mit der Strömung der Flut schwimmen die Fische wohl gerne landeinwärts.

Wegen der „Anse de l’Aiguillon“ (eine breite Bucht) wieder ca. 25 km ins Landesinnere eingedrungen. Wenige Dörfer, fahre durch flache Landschaften, vorwiegend ist Weizen angebaut. Immer wieder von Kanälen durchzogen. Ab und zu eine Wassersperre, weiß nicht ob diese nur Schutz vor hoher Flut bietet oder das Wasser bei Ebbe zurückhalten soll. Feldränder sind oft gesäumt von blühenden Tamariskensträucher. Bin erstaunt, denn für mich sind es eher Sträucher in Trockengebieten. Eine fröhliche Runde sitzt an einem gedeckten Tisch. An der Küste leuchtend gelbe Rapsfelder.

Am späten Nachmittag fahre ich über die lange Brücke zur Insel Re. Es herrscht reger Wochenendverkehr. Finde einen schönen Zeltplatz von dem ich am Sonntag die Insel erkundigen möchte.

Nur bei Ebbe

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Mai 022013
 

 

SONY DSC18. Reisetag

1425 km

 

Ein trüber Morgen. Kaum fahre ich los, da fängt es an zu Regnen. Möchte die Insel Noirmoutier über den 5 km langen Damm erreichen. Eine Kleinigkeit ist mir entgangen. Auf meiner Karte steht „à basse mer“ – bei Ebbe. Der Damm steht unter Wasser. Befahrbar ist er ab 16 Uhr, es ist 10 Uhr vormittags. Fahre zum zweiten Mal die 4 km Strecke zu meinem morgendlichen Ausgangspunkt. Gestern bereits wegen der ausgebuchten Unterkunft kurz vor dem Damm. Jedes Mal gegen Wind und Regen. In weiteren 10 km erreiche ich die Brücke, welche die Insel mit dem Festland verbindet. Der Regen wird heftiger, der Wind bläßt aus dem Norden, die Temperatur liegt bei 8 Grad. Ich ändere meinen Plan. Keine Lust auf die ca. 20 km langgestreckte Insel zu fahren. Das Umfeld ist zu ungemütlich. Regenfahrten reduzieren mein Empfinden und die Aufmerksamkeit für die Umwelt. Eher stoich fahre ich auf dem Dünenradweg Richtung Süden. Durch Pinienwälder, vorbei an endlosen Bungalowsiedlungen und vielen Zeltplätzen. 20 km weiter in St-Jean-de-Monts finde ich eine feste Unterkunft. Dieser Ort ist ein „Ferienparadies“. Endloser Sandstrand. In der ersten Reihe zum Meer hin mehrstöckige Appartmentwohnungen. Dahinter die Unterhaltungsmöglichkeiten, die Urlauber so benötigen, wenn sie hier ihre Zeit verbringen möchten. In der Ferienzeit möchte ich nicht vorbeikommen.
Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt, hat sich hoffentlich ausgeregnet. Ab und zu über Tag kommt die Sonne durch. Nach dem Verlassen der Ferienmetropole gelangt die Natur wieder in den Vordergrund. Fahre durch einen schönen Mischwald, immer wieder durch Dünenlandschaften, diesmal mit Gras, Blumen und Büschen bewachsen, entlang Schrebergärten und kleinen Orten mit den typischen Bungalows. Die Küste ist wieder felsig, der Touristenstrom reduziert.
Mit seinem frischgekauften Ferienhaus unterwegs zu sein und eine Reifenpanne zu haben ist ärgerlich. Der Preis stand noch dran, 25.000 Euro. Weiß nicht ob eine Einbauküche dabei ist.

Vor der mittelgroßen Stadt Les Sables d’Olonne liegen weite Sumpflandschaften. Langgestreckte schmale Wiesen und Teiche zur Fischzucht wechseln sich ab. Der Radweg führt mittendurch über kleine Brücken und Pfade.

Im Zentrum ein großer Hafen für die Freizeitschiffer. Auch größere Schiffe liegen am Kai.

Am späten Nachmittag bummel ich durch die kleinen Gassen. Viele Muschelbilder verzieren in einem Viertel die Hauswände. Einen langen Sandstrand mit 1.-Reihe-Appartments gibt es ebenfalls. Da die Stadt aber mehr zu bieten hat, kann ich eher darüber hinwegsehen.

Der Atlantik

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Apr 302013
 

SONY DSC16. Reisetag

1329 km

 

Entlang Hafen und Industrieanlagen (teilweise in die Jahre gekommen) verlasse ich Nantes. Ab jetzt ist die Loire schiffbar. Ein Viermaster startet gerade seine große Fahrt.

Mit einer Fähre setze ich nach 20 km auf die andere Flussseite über – für alle kostenlos. Der Weg schlängelt sich durch Weiden und entlang Kanälen. Um die Hauptstraße zu meiden macht der Radweg weite Bögen durch das Hinterland. Da kürze ich schon mal ab.

Ein Haus war wohl zu nah am Wasser gebaut. Der Bach neben dem Weg ist mit einer dichten Pflanzenschicht überwuchert, sieht aus wie fester Untergrund.
Die Kühe schauen mir bei einer Essenspause zu.
Ein Paar schwerbeladen jeweils mit Anhänger und Kind kommt mir entgegen. Mein Fahrrad ist im Vergleich ein Leichtgewicht.

Die Loiremündung ist eine breite Bucht. Die Autobahnbrücke spannt ihren hohen Bogen darüber. Ich bin am Atlantik angekommen.

Bungalosiedlungen – neue, alte und Containerhäuser – säumen die Atlantikküste zwischen Kiefern und Pinienwälder. Die Renovierungsarbeiten für die Saison sind im vollen Gange.

Zeltplätze gibt es viele. Ich finde meinen Platz. Schlechte Ausstattung bei hohen Preis. Abends wird es kalt, am Morgen immer noch. Es ist bedeckt und windig.

Fahre Richtung Süden auf einem Radweg direkt am felsigen Ufer. Der Sandstrand in manchen Buchten (scheint mir) aufgeschüttet.
Bunker haben leider eine lange Halbwertszeit, manchmal können sie als Ziegenstall herhalten.

Gefischt wird nicht mit der Angel. Netze werden mit einem Gestell ins Wasser gelassen. Von Hütten auf Stelzenbeinen im Wasser oder von Hafenanlagen. Die Fische müssen beim Heben der Netze gerade über dem Netz schwimmen. Ihre Überlebenschance ist damit relativ groß.

Der Uferbereich wird flacher. Deiche und Polder prägen die flache Landschaft. Ebbe und Flut liegen einige Meter auseinander. Zur Zeit fließt das Wasser ab.

Der Wind weht heftig aus Nordost. Der Nordanteil davon ist mir hilfreich. Es fängt an zu regnen.

Befinde mich auf der Austernstraße. Die Austernernte kann ich nicht beobachten. Es gibt viele künstliche Becken und Stapel von dichten Netzen. In einem Schuppen schaue ich hinein. Dort werden Austern angeschlagen. Mir wird eine frische Auster angeboten, regt meinen Appetit aber nicht an.

Der Regen wird heftiger. Zelten ist nicht angesagt. Die angesteuerte Unterkunft hat nur drei Zimmer und ist ausgebucht. Fahre 4 km gegen den Wind zurück und finde ein Hotel mit Badewanne und Online-Verbindung. Das Abendessen ist gut. Warum gibt es immer nur Salm (als Zuchtfisch wohl tiefgefroren aus Norwegen) zu essen. Ich bin am Atlantik in Frankreich!

Loire-Etappe (fast) beendet

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Apr 282013
 

DSC0079714. Reisetag

1175 km

 

Der volle Mond ist schuld. Gestern noch schönstes Wetter, heute kalt, Wolken und viel Wind. Geschlafen habe ich in einer offenen Hütte auf dem Zeltplatz. Kalt wird mir erst am nächsten Morgen bei der Losfahrt. Die Temperaturen an diesem Tag erreichen gerade 13 Grad.

Die Häuser, Schlösser und Kirchen in der Region um Saumur (da fahre ich gerade durch) sind aus hellen Tuffsteinblöcken erbaut. Die Tuffschicht ist viele Meter mächtig und bildet den Abbruch zur Loire hin. Manche Häuser sind direkt in die Felswand eingelassen, nur die äußere Front hat Fenster. Der Radweg führt mich durch ein (altes) Handwerkszentrum in einer Felshöhle. Ist ein richtiges Highlight an diesem trüben kalten Tag.

Das Tal ist manchmal so eng, dass nur eine Reihe Häuser und die Straße Raum hat, daneben die seebreite Loire mit Schaumkronen. Der Wind zaust mächtig an mir. Das Fahren strengt an. Zum Glück bleibt der Regen aus.

In den oberen Hanglagen stehen die festungsartigen Schlösser, unten in den Orten die großen Kirchen, mit Altar, oft ohne Stühle.

Die Unterkunftssuche hat ihre Tücken. Zelten möchte ich nicht, ist einfach ungemütlich draußen. Viele Hotels bzw. Herbergen, die ich ansteuere sind geschlossen, ob vorübergehend oder dauernd ist nicht auszumachen. Finde endlich eins. Kann erst um 18.30 Uhr hinein. War kein Mensch vorher da.

Unerwartet scheint am nächsten Morgen die Sonne. Es ist kalt. Die Kälte spüre ich (bei gleicher Temperatur wie gestern) nicht so stark. Fahre ohne Handschuhe und Regenjacke.

Die Sonne trägt ihren Teil dazu bei. Ich nehme die Umwelt bewusster war, habe mehr Freude beim Fahren. Rieche den blühenden Weißdorn, die Rapsfelder und das frisch gemähte Gras. Kein Hang ist hochzufahren. Es geht einfach an der Loire entlang. Mal auf dem Deich, mal durch die Auenwiesen. Die Kühe merken schon von weitem wenn ich mich nähere und schauen mir beim Vorbeifahren nach.

Die Silhouetten der kleinen Orte und Städte am Loire-Ufer werden durch keine Hoch- oder moderne Glasbauten unterbrochen. Es sind die typischen französischen Häuser in hellen Farben.

Das Cafe Lenin hatte leider geschlossen, ich hoffe nur vorübergehend.

In der Kirche Notre Dame gibt es viele (allgemeine) Merci-Tafeln. Konkreter Dank wird bei bestandenen Examen ausgesprochen. Wenn das Handy beim Beten ruft, hat dieses den Vorrang.

Auf der Loirestrecke kommen mir ab und zu Wanderradler entgegen. Wohlüberlegt fahren sie mit dem Wind. Der Loire-Radweg (ab Atlantik) ist der Beginn des Europaradweges, der an der Donau entlang zum Schwarzen Meer führt. Auf diesen werde ich wohl im späten Sommer in Serbien wieder stoßen.

Am späten Nachmittag erreiche ich Nantes. Es riecht bereits nach dem Atlantik. Ebbe und Flut machen sich bemerkbar.

Bin kurz vor dem ersten kräftigen Regenschauer meiner Tour in der Jugendherberge angekommen. Beim Araber um die Ecke esse ich Couscous mit Gemüse.

Am Sonntag setzte ich meine Tour zu Fuß mit einer Stadtbesichtigung fort. Die Altstadt von Nantes besteht aus 4 bis 5-stöckigen Häusern im einheitlichen Stil. Gut und weniger gut erhalten. Ein Schloss und viele Kirchen fehlen natürlich nicht.

Die vielen Esslokale spiegeln die Kolonialgeschichte wieder. An erster Stelle stehen die arabischen, aber auch viele vietnamesische, kambodschanische und chinesische Lokale gibt es. Die Afrikaner können bei den Lokalen nicht mithalten.

Entsprechend ist die Gesellschaft der Stadt multikulturell.

Die Häuser haben oft eine beeindruckende Schornsteinkolonie auf dem Dach. Hat da noch jeder Raum einen eigenen Ofen?