304. Reisetag
7094 km
1200 km Bahnfahrt
Drei Tage Sonnenaufgang schauen ist anstrengend. Ein wenig schlapp starte ich in den nächsten Morgen. Ich nehme mir nichts Besonderes vor, treibe ein wenig durch die City der Stadt in der Mitte Australiens. Einer belebte Stadt im langweiligen Einheitsstil mit guten Versorgungsmöglichkeiten und Unterkünften für die Durchreisenden.
Im Unterschied zu den bisherigen Orten (in denen ich war) sehe ich viele Aborigines. Sie stehen am Straßenrand und auf dem Plätzen, einzeln und in kleinen Gruppen. Sie wirken ziellos, heimatlos. Keiner bettelt. Es sind Entwurzelte, die keinen Platz in einem für sie fremden Umfeld finden konnten.
Das traditionelle Land der Aborigines wurde von der Kolonialregierung vor ca. 200 Jahren enteignet, die Menschen in Reservate und Christliche Missionen getrieben. Erst 1990, nach vielen Protestaktionen, wurde ihnen von der australischen Regierung wieder Land zugewiesen. In dem dünn besiedelten Northern Territory, (da bin ich jetzt) beträgt ihr Bevölkerungsanteil ca. 30 Prozent. Ihnen gehört ca. die Hälfte des Landes. In großen für Reisende gesperrte Gebiete haben sie die Möglichkeit mit ihren Traditionen zu leben. Diejenigen, die es in die Städte verschlagen hat, finden schwer den Anschluss an das dortige Leben.
Nach meinem Stadtbummel das Kontrastprogramm im nahen Dessert-Park. Um mich herum trockenes Buschland, dahinter die Kette der MacDonalls Range. In diesem natürlichen Umfeld versucht der Park das Wüstenleben darzustellen. Vögel fliegen in großen Volieren, unbewegte Schlangen liegen in Käfigen. Die Dämmerlichthallte für die nachtaktiven Tiere ist groß, die meisten schlafen aber im Verborgenen. Nur eine große Ratte sucht im Sand nach etwas Essbaren. Der Emu liegt faul im Sand. Das Gehege der Kängurus kann betreten werden, das stört sie beim Dösen nicht.
Weitere Ausflüge in das interessante Umfeld von Alice Spring muss ich streichen. In der Nacht wird mir übel. Ist es das indische Gericht vom Vorabend? Ich weiß es nicht. Energie- und appetitlos verbringe ich die nächsten Tage im Zimmer. Selbst die Weiterfahrt mit dem Ghan strengt mich an. Das gute Essen und den Wein an Board genieße ich nicht. Am nächsten Morgen, nach 1200 km, verlasse ich den Zug im kleinen Ort Katherine. Für ein paar Tage miete ich eine Cabin auf einem Campingplatz um wieder in Energie zu kommen. Froh bin ich über die Klimaanlage. Die Tagestemperaturen steigen auf über 35 Grad. Nachts kühlt es sich nur langsam ab.
Am dritten Tag dann, ein Kribbeln in den Beinen, der Appetit kehrt zurück und die Lust zur Weiterfahrt. Zunächst mache ich einen Abstecher in den 30 km entfernten Nitmiluk Nationalpark. Der Katherine-Fluss hat ein tiefes Bett in das Sandsteingebirge gegraben. Mit einem Ausflugsboot erkundige ich die gigantischen Schluchten. Vom Boot aus sehe ich die ersten Süßwasserkrokodile. Es sind die harmlosen nicht aggressiven Vertreter. Wir baden etwas oberhalb im Fluss. Gefährlich sind Salzwasserkrokodile, die sich auch im Süßwasser wohl fühlen. Sollten diese hier auftauchen, werden sie gefangen und in einem anderen Revier ausgesetzt. Getötet dürfen sie nicht werden, sie stehen unter Schutz!
Auf einem Uferbereich des Flusses begrenzt hängen die Bäume voll von großen Fledermäusen, den „Fliegenden Füchsen“. Sie lieben wohl die Gemeinschaft. So eine Konzentration von ihnen habe ich auf meinen Reisen noch nie gesehen.
In der Dunkelheit, wenn ich vor meinem Zelt sitze und in den Himmel schaue, ziehen die Bats in nicht endenden Scharen über mich hinweg. Wo sie wohl ihre Mahlzeit finden? Zu meinem Erstaunen piesacken mich keine Mücken. Das liegt wohl an der trockenen Jahreszeit.
Der Aussie ist mobil und hat fast immer hinter seinem 4W-Drive einen Wohn- oder praktischen Combi-Anhänger mit Küchenschubladen und Klappzelt im Schlepp. Die Straßen zu den Sightseeing-Orten, mögen sie auch weit vom Highway entfernt sein, sind meist geteert. Vor Ort gibt es immer einen Campingplatz. Dieser ist mit Swimmingpool und Bistro besonders gut ausgestattet. Trotz nachmittäglicher Hitze ist es für mich ein angenehmer Aufenthalt.