5524 km
Von Novi Sad nach Timisoara sind es 160 km. Leider muss ich die Strecke auf einer stark befahrenen Straße fahren. Es gäbe auch weniger befahrene Straßen nach Rumänien. Die Grenzstationen dort sind leider geschlossen.
Sobald ich Novi Sad verlassen habe fängt es an zu nieseln. Dieser geht in einen länger anhaltenden Regen über. Zum ersten Mal seit ich vom Bodensee unterwegs bin ziehe ich meine Regensachen an.
Auf flacher Straße fahre ich entlang von riesigen Mais- und verblühten Sonnenblumenfeldern. Orte gibt es nicht. Ganz selten sehe ich kleine Gehöfte.
Nach 50 km erreiche ich die Stadt Zrenjanin, die einzige Möglichkeit für eine Übernachtung auf meinem Weg nach Timisoara. Es hört gerade auf zu regnen.
Halte am Eingang der Stadt um mich zu orientieren. Werde auf Englisch von einem Mann angesprochen und zu einem Kaffee eingeladen. Er ist begeisterter Rennradfahrer und arbeitet als Fahrradmechaniker. Wir fahren in die Stadtmitte. Bin überrascht nach den eher tristen Vororten ein schönes Zentrum zu sehen. Eine autofreie Straße zieht sich als Fußgängerzone hindurch. Direkt daneben ein Hotel in dem ich mich einquartiere.
Am Abend revanchiere ich mich für den Kaffee mit einer Essenseinladung. Unsere Unterhaltung auf Englisch ist nicht ganz einfach. Verstehe in etwa, dass seine Eltern in Tübingen arbeiten und er sie demnächst besuchen wird. Er besitzt ein Haus in der Stadt, hat zwei Kinder.
Am Morgen bietet das Hotel ein erstaunlich umfangreiches Frühstücksbüffet. Bin leider nicht sehr hungrig. Der Kaffee ist mir wichtiger.
Um 8 Uhr bin ich bereits auf der Straße. Durchfahre einige kleine Orte. Zwischen den Häusern kann ich bei offenem Tor in die Höfe schauen. Sie sind oft gut ausgestattet mit einigen Traktoren und manchmal einem Mähdrescher. Bringe trotzdem die riesigen Felder nicht in Verbindung zu den kleinen Höfen.
Die Landschaft ist flach, keine Wälder, nur Felder und vereinzelt Wiesen. So stelle ich mir die Pusta vor. Wenn ein Feld gepflügt ist kommt die schwarze Erde zum Vorschein. Feldarbeiten sehe ich sehr selten. Der trockene Mais oder die schon lange verblühten Sonnenblumen müssten doch geerntet werden.
Unterwegs stärke ich mich an Zwetschen, die ich am Straßenrand pflücke. Sie sind erfrischend und neben einem Joghurt meine einzige Nahrung über Tag.
Am frühen Nachmittag erreiche ich die rumänische Grenze.
Nach der Grenze ändert sich nicht viel. Die Häuser sind in etwas schlechteren Zustand als in Serbien. Es gibt häufiger brach liegende Felder, von der Straße aus sehe ich manchmal eine Industrieruine.
Die Straße bleibt eben und grade. Die Autos und LKWs rasen an mir vorbei.
Keine Wolken am Himmel schützen mich vor der Sonne. Auch sonst sind Schattenplätze selten. Wie schön doch der Regen am Vortag war. Es ist unangenehm heiß. Außerdem bläst seit dem Vormittag eine kräftige Brise aus Nordost, meine Fahrtrichtung.
Bin froh und etwas geschafft als ich gegen 17 Uhr in Timisoara einfahre. Finde mitten im Zentrum ein Hostel mit Einzelzimmer, nicht ganz so komfortabel wie in Novi Sad.