319. Reisetag
7633 km
Die Belohnung für das frühe Aufstehen erhalte ich beim Erreichen des Nourlangie-Felsmassivs. Keine Besucher um mich herum, ich bin alleine an diesem kulturellen Ort. Bevor ich mir die berühmten Felsmalereien anschaue genieße ich die Morgenstimmung bei der Wanderung um einem Billabong. An diesen Wasserstellen im ansonsten ausgetrocknetem Umfeld konzentriert sich das Tierleben. Neben diversen Wasservögeln und manchem Känguru sehe ich zum ersten Mal Wildschweine. Sie durchwühlen das Seeufer und verhindern das Wachstum von Pflanzen. Als eingeschleppte Tiere gehören sie wohl nicht hier hin.
Der Billabong liegt am Rande eines mächtigem Felsmassivs. Ein Pfad führt entlang einer Galerie von Malereien an den Felswänden. Ihr Alter wird in den Erklärungen offen gelassen, einige scheinen mir aber aufgehübscht zu sein.
Beim Start am Morgen wusste ich nicht, wo ich die nächste Nacht verbringen werde und hatte sicherheitshalber den Wassersack gefüllt. Der Tag ist noch nicht allzu weit fortgeschritten. Anstatt Buschcamping werde ich trotz Tageshitze weiter zum nächsten komfortablen Campingplatz in der Stadt Jabiru fahren. Mit dem unnötigen Wasser will ich mich nicht weiter beschweren und bemerke das „kleine“ Unglück. Die Tasche meldet Land unter. Am Vortag hing der Sack nicht tropfend am Baum. Das Schütteln der Fahrt lockerte wohl den Verschluss.
Die nassen Klamotten und den gewässerten Computer trockne ich auf dem nächsten Campingplatz. Nur das Netbook vertrug das Bad nicht. Den Schaden werde ich erst in Darwin, meiner letzten Ort in Australien beheben können.
Jaribu ist für mich Zwischenstation mit Einkaufsmöglichkeit und gutem Campingplatz. Nach einem Pausentag gehts weiter zum East Alligator River, der die östliche Grenze des Nationalparks bildet. Dahinter erstreckt sich das „Arnhem Land“, ein Aboriginal Territory von fast 1/3 der Größe Deutschlands, für Reisende ein Sperrgebiet. Eine Furt durch den Alligator River, die Cahill´s Crossing, ist eine der wenigen Verbindungen dorthin. An dieser Furt findet täglich ein Schauspiel statt. Obwohl es noch fast 100 Kilometer bis zum Meer sind unterliegt der Fluss hier der Tide. Bei Ebbe strömt das Wasser Richtung Meer, die Flut bringt einen sehr starken Gezeitenstrom in die andere Richtung. Und mit der Flut kommen die Fische. Wie der Name Alligator River sagt, es gibt Krokodile und zwar viele. Die Furt scheint für sie eine besonders geeignete Stelle zu sein um Fische zu greifen. Mit der einsetzender Flut sammeln sie sich. Und nicht nur die Krokodile, auch die Touristen. Sich sitze auf einem Stein und schaue dem Treiben zu. Die Fließrichtung des Wassers hat sich mit einsetzender Flut gedreht, die Anzahl der Krokodile im Wasser deutlich zugenommen. Mit offenem Rachen warten sie auf ihren Fang, die Touristen mit gezücktem Zoom auf ihren Schuss. Nur, es scheint kein günstiger Tag zu sein. Selten höre ich ein Platschen, das auf einen Fangerfolg hinweist.
Die Krokodile sind nur ein Nebenschauplatz. Die Felsformation Ubirr mit einer Galerie von alten Malereien sind das Sehenswerte. Die Aboriginas kennen keine eigenen Schriften. In Malereien versuchen sie die wichtigen Dinge ihres Lebens festzuhalten.
Direkt neben den Felsen mit den Malereien führt ein Weg in die Höhe auf ein Plateau. Der Anblick oben ist unbeschreiblich und ein Genuss für die Augen, die in der letzten Zeit vor allem ein Trocken-Braun-Grau zu sehen bekommen haben. Unter mir liegt eine Überschwemmungslandschaft in einem saftigen Grün. Ich setzte mich auf einen Stein und schaue lange hinab. Meist bin ich sogar alleine hier oben. Das ist besonders schön.