7301 km
Um 5.45 klingelt mein Wecker. Trotz der frühen Zeit bin ich ausgeschlafen. Die Zeitumstellung verdränge ich. Es ist für mich eine Stunde später, dann wird es auch abends später dunkel. Der Schiffstermin ist eine Ausnahme. Hell und dunkel draußen beeinflussen mich, aber keine Uhrzeit.
Wie am vorherigen Tag ist alles in Nebel getaucht. Das gegenüber liegende Ufer der Donau ist nicht zu sehen. Ich setze mich in den Innenraum des Schiffes, draußen ist es kalt und feucht. Zwei weitere Touristen sind an Bord gekommen, ein Franzose und eine Amerikanerin, die vorübergehend in Berlin lebt. Ein Hund ist ihnen gefolgt. Jetzt lebt er mit ihnen. Sie fahren trampend durch das Land und hatten in Strandnähe ihr Zelt aufgebaut. Denke an mein ungenütztes Zelt im Gepäck.
Die Fahrt ist abwechslungsarm. Der südliche Donauarm fließt durch sandige Gebiete. Schilffelder gibt es keine. Das Land beidseitig des Flusses ist mit Pappeln und Weiden bewachsen. Um 10.30 Uhr legt das Schiff in Mahmudia an. Ich steige aus und freue mich auf die Landstraße.
Im nächsten Ort trinke ich einen Kaffee, zu essen gibt es im Restaurant nichts. Es ist Nebensaison. Ich durchfahre flaches Land mit großen Feldern. In der Ferne tauchen Hügel mit Windrädern auf, davor wird eine Schafsherde über die Stoppelfelder getrieben.
Zwei Reiseradlermädels aus Berlin kommen mir entgegen. Sie haben die Schule beendet und danach sind sie auf Donautour gefahren.
Auf einem Feld sehe ich Frauen etwas aus der Erde holen. Denke an eine verspätete Kartoffelernte. Es werden Petersilienwurzeln herausgeholt und in Säcke gepackt.
Ich fahre entlang der Schwarzmeerküste Richtung Süden. Vom Meer durch schmale Landzungen abgetrennte kleine und große Seen bestimmen die Küstenlinie. Sie gehören noch zum Naturschutzgebiet Donaudelta.
Im kleinen Ort Sarichiol übernachte ich in einer Pension direkt an so einem See. Es ist der große Lacul (See) Razim. Vor meinem Fenster liegen viele kleine Fischboote. Die Netze sind bereits für die nächste Ausfahrt vorbereitet.
Am Abend bekomme ich ein üppiges Fischgericht. Mein Omega-3-Depot ist gefüllt. Die letzte Woche im Delta gab es nichts anderes als Fisch für mich zu essen.
Am nächsten Tag schafft es die Sonne wieder nicht die Hochnebelbänke zu durchdringen. Es bleibt trübe. Da denke ich schon mal an zu Hause, wie angenehm es wäre vor dem Kamin zu sitzen, zu kochen und ein gemütliches Umfeld zu haben. Möchte den Sattel trotzdem nicht gegen das Sofa tauschen.
Die Straße ist in guter Qualität mit erstaunlich wenig Verkehr. Sobald ich etwas ins Innenland fahren muss wird es hügeliger. Die Steigungen halten sich in Grenzen.
Auf einem Berg direkt an der Küste stehen die Ruinen einer die alte römische Festung, weiter unten sind die Grundmauern (von was auch immer) freigelegt. Nach dem Rundgang bin ich voll von Kletten. Beim Absammeln an der Kleidung bleiben diese mit Widerhaken an den Fingern hängen. Es pickst und am Abend finde ich meine Pinzette nicht. Habe sie irgendwo sicher verstaut.
Bei der Weiterfahrt mache ich einen kurzen Stop bei einem Schäfer, danach bei einem Kuhhirten.
Schaue mir die nächste antike Stätte an, die griechisch-römische Festung Argamum. Im 7. Jahrh. v. Chr. besiedelt, im 7. Jahrh. n. Chr. wieder verlassen. Der kleine Umweg hat sich für die Trümmerreste nicht gelohnt. Der Blick über den See ist aber schön gewesen.
Es fängt an zu nieseln. Ich übernachte in einer Straßenpension im Ort Baja.