7688 km
Am Morgen geht es hinein in die Hügellandschaft, abseits von der Küste. Die wenigen Orte dort sind durch eine Stichstraße aus dem Landesinneren zu erreichen. Der Verkehr auf der Europastraße hat zugenommen. Sie verbindet die großen Küstenstädte Varna und Burgas. Die Straße ist breit, so hält sich die Belästigung in Grenzen. Eine Ausweichmöglichkeit gibt es für mich nicht.
Wälder in bunten Herbstfarben bedecken die oberen Hanglagen. In tieferen Lagen wird Ackerbau auf großen Feldern betrieben. Manchmal sind die Hänge mit Weinreben bepflanzt. Die Hügellandschaft ist dünn besiedelt. Wenige Ortschaften liegen auf der Strecke.
Nach 65 km und 750 Höhenmetern gelange ich in meinen geplanten Übernachtungsort Obzir.
Dieser kündigt sich durch einen Sandstrand mit diversen großen und kleineren Hotelkomplexen an. Im Ort wird die Küste etwas steiler. Das Meer ist nicht zu sehen, da die Sicht durch Hotels blockiert wird. Alle ist geschlossen, der halbe Ort vernagelt.
Nur durch Fragen finde ich eine Unterkunft. Sie ist preisgünstig und gut. Vom Balkon aus sehe ich sogar das Meer. In der Nacht höre ich es rauschen. An diesem Tag bin ich früh müde und schlafe bereits um 19 Uhr fest ein.
Am nächsten Tag liegen die östlichen Ausläufer des Balkangebirges vor mir. Es geht nicht kontinuierlich in die Höhe. Immer wieder sind Täler zu durchqueren. Nach der Passhöhe von 440 m beginnt die rasante Abfahrt. Ich durchfahre Hochnebelfelder, die bis ins Tal reichen. Es wird kalt. Die Küste liegt auf der südlichen Bergseite unter einer Dunstschicht.
In der Hafenstadt Nessebar auf einer kleinen felsigen Halbinsel im Schwarzen Meer beende ich meine Tagesstrecke. Mit ihren bedeutenden antiken Bauwerken und ihrer einmaligen Lage ist die Stadt UNESCO Welt-Kulturerbe.
Ihre Gründung ging aus einer thrakischen Siedlung hervor und wurde im späten 6./frühen 5. Jahrhundert v. Chr. von Griechen besiedelt.
Bevor ich die Stadt erreiche durchfahre ich wieder ein Kontrastprogramm. Zehn Kilometer Hotelkomplexe. Sie stehen in mehreren Reihen vor dem Sandstrand und ragen zum Teil weit in die Höhe. Wer möchte da nur Urlaub machen?
Auf der Halbinsel gibt es Dank UNESCO eine Bauordnung. Keine Hochhäuser oder massigen Komplexe stören. Auf einem schönen Uferweg kann ich die Insel zu Fuß umrunden. Überall stoße ich auf die antiken Zeitzeugen in Form von restaurierten Ruinen.
Im kleinen Fischereihafen werden die Netze für den Fang geordnet. Auf einem anderen Kutter werden nach dem Fang die kleinen Fische sortiert.
Ich schlafe schnell ein. In meinem Traum muss ich meine Diplomprüfung endlich abschließen. Frage mich aber wozu? Ich benötige dieses Diplom in Geologie nicht mehr. Wache auf. Diesen Traum hatte ich schon lange nicht mehr. Was habe ich nicht verarbeitet?
Die Fahrt am nächsten Tag bringt keinen Spaß. Auf der Europastraße herrscht ein reger Verkehr. Sie ist erst zweispurig, dann vierspurig ohne Standstreifen. Die Autos rauschen an mir vorbei. Ich konzentriere mich auf den Verkehr, habe den Rückspiegel im Auge. Am Straßenrand stehen die Verbotsschilder für Pferdefuhrwerke und Fahrräder. Das ist zusätzlich unangenehm. Es gibt keine andere Straße. Bin froh endlich die Stadt Burgas zu erreichen. Dort kann ich auf einem Fahrradweg direkt an der Küste ins Zentrum fahren. Was für ein Vergnügen. Auf der Uferpromenade sind viele Menschen unterwegs. Ich finde meine Unterkunft und mache einen Bummel durch die belebte Fußgängerzonen.
Über die Wetterlage bin ich ausgesprochen zufrieden. Ein besser temperiertes Radlerwetter kann ich nicht erwarten. Die Temperaturen lagen in den letzten Tagen bei Sonnenschein zwischen18 bis 20 Grad, da lief der Schweiß trotz Bergfahrt nicht.
Im Spiegel online lese ich, dass die Olympischen Winterspiele in Deutschland nicht erwünscht sind. Da bewegt sich was in Deutschland.