Einen Abstecher ins Binnenland nach Pamukkale mache ich mit dem Zug. Der benötigt für die 200 Kilometer fast eine Stunde länger als der Bus, dafür ist die Fahrt angenehmer. Mein Rad und das meiste Gepäck lagere ich in der Pension in Selcuk.
Nachdem der Zug die erste Höhe erklommen hat geht es durch ein flaches breites Tal. Ich stelle fest, dass nur die Oliven- und Mandarinenbäume noch ihre grünen Blätter haben. Alle anderen sind blätterlos bzw. es hängt das vertrocknete Laub dran. Die Felder im Tal sind geebnet und bilden kleine Terrassen. Im Sommer wird wohl alles bewässert. Sehe erstmals in der Türkei einige Baumwollfelder mit ihrem weißen Flaum. In Denizli angekommen muss ich noch weitere 15 Kilometer mit einem Dolmus (Kleinbus) fahren um Pamukkale zu erreichen. Schon vom Weiten ist der Hang mit den weißen Sinterterrassen zu erkennen. Eine Unterkunft habe ich schnell gefunden, am Abend erkenne ich, dass sie doch etwas schäbig ist.
Ich sortiere meine Sachen und mache mich auf den Weg für die erste Begehung. Nach dem Passieren des Eintrittshäuschens müssen die Schuhe ausgezogen werden. Weitergelaufen wird barfuß auf einem weißen Kalkbelag, über dem lauwarmes Wasser fließt. Es läuft sich erstaunlich angenehm auf den feinen Kalkrippeln und es ist nicht rutschig. Vorbei an mit einer Kalkschicht bedeckten Becken geht es in die Höhe. In den oberen Becken ist das Wasser angenehm warm. Mit ca. 35 Grad soll es aus dem Boden kommen. Je höher ich komme, desto mehr Menschen sind unterwegs, und es sind vorwiegend Asiaten. Die Busparkplätze liegen oben am Hang.
Die Sonne geht langsam unter, nicht spektakulär, sie verschwindet hinter einer Dunstschicht. Mit ihrem Fortgang setzt die Abendkühle ein.
Am nächsten Morgen mache ich meinen zweiten Spaziergang nach oben. Kaum Menschen sind unterwegs.
Das Wasser in den Becken dampft in der Morgenfrische, die weißen Felsen blenden. Auf der Höhe gibt es ein Thermalschwimmbad. Sieht fast einladend aus, man kann durch „versunkene“ Ruinenreste im dampfenden Wasser schwimmen. Ich laufe weiter am Rand der Terrassen. Eine Ruine steht halbversunken im Kalk. Oleanderbüsche stehen im flachen dampfenden Wasser. Es ist einfach schön hier.
Das kalkhaltige Wasser wird durch Kanäle gelenkt. Viele Becken sind leer. Das meiste Wasser fließt den Weg herunter, den ich hochgegangen bin. Da es in der letzten Zeit kaum geregnet hat könnte sogar eine kleine Wasserknappheit herrschen.
In Pamukkale gibt es nicht nur die Sinterterrassen, oben am Rand der Kalkablagerungen liegen die Ruinen der alten Stadt Hierapolis. Die geschichtlichen Übergänge unterscheiden sich kaum von den Städten Ephesos oder Pergamon. Nur war die Stadt nicht so berühmt. Es gab Tempel für die gleichen Götter, ein Theater und wegen der heißen Quellen auch zwei große Heilbäder. Das Christentum soll über den Apostel Phillipp seinen Weg hierher gefunden haben. Er selber ist dabei einem Mord zum Opfer gefallen. Von den Römern bekam er später eine große Kirche gewidmet, deren Ruinen zu sehen sind.
Das Ruinengelände ist groß. Mir macht es immer noch spaß hindurchzulaufen. Vertiefe mich nicht mehr so in die Zusammenhänge, sondern schaue einfach.
Am späten Nachmittag fahre ich mit dem Zug zurück nach Selcuk.