Thomas Kipp

Frust.

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Jan 252014
 

DSC00373265. Reisetag

 

Drei Wochen sind seit meinem Visaantrag vergangen. Am Donnerstag wollte ich meinen Pass abholen. Hat nicht geklappt. Meine ständige Anschrift in der Türkei auf dem Antrag war eine Adresse in Istanbul. Den Antrag hatte ich aber in Izmir gestellt (in Istanbul hätte ich erst nach zwei Monaten einen Termin bekommen). Das geht nicht. Die Anschrift muss aus Izmir oder Umgebung sein. Ohne Adresse ist keine Aufenthaltsverlängerung möglich. Ratlosigkeit bei mir, ich bekam die Unterlagen zurück. Ich sah wohl sehr irritiert aus – war ich auch. Hinzu kam, dass es mit der englischen Verständigung nicht ganz einfach war. Nach diversem Hin und Her kann ich die Unterlagen zurückgeben. Ich habe die Adresse von meinem Hotel in Izmir eingetragen. Nach einer Woche soll ich den Pass abholen. Erleichtert und frustriert verlasse ich die Ausländerpolizei. Hoffe sehr, dass es klappt mit der Verlängerung. Einen Plan B habe ich (noch) nicht. Meine Aufenthaltserlaubnis läuft Mitte Februar aus.
Für mich ist es nicht existenzbedrohend. Ich denke aber an die vielen Menschen, die bei Schwierigkeiten mit den Behörden ernsthafte Probleme haben.

Um den Pass in Izmir abzuholen hatte ich am Morgen Bordum mit dem Bus verlassen. Für die 290 km benötigte dieser 3,5 h, mit zwei Stopps. Ich sah noch einmal Strecken meiner gefahrenen Route, nur aus einer anderen Perspektive.
Die Türkei hat ein perfektes Bussystem, moderne große Busse für die langen Strecken, Minibusse oder Dolmus fahren auf den Nebenstrecken. Und sie fahren oft.
Die Busbahnhöfe sind nahe der Autobahn bzw. Überlandstraße. Im großen Izmir bringt mich dann ein kleiner Zubringerbus ins Zentrum und am nächsten Tag zurück zum Busbahnhof.
Die Überlandstraßen sind vergleichbar mit den deutschen Autobahnen, nur münden darauf auch die Nebenstrecken. Fahrräder sind erlaubt. Die Autobahn auf der gefahrenen Strecke ist jeweils dreispurig, sogar in einem langen Tunnel, die Maut wird per Funkt erfasst und Lampen sind an den Abfahrten und in den Städten installiert. Der Verkehr ist mäßig.

Da die Busse zurück nach Bodrum ebenfalls im Stundentakt fahren, muss ich die Abfahrt aus Izmir am nächsten Tag nicht planen. Schlafe aus, frühstücke gemütlich. Ein Hotelfrühstück besteht fast immer aus Schafskäse, Oliven, Gurken-, Tomatenscheiben, Butter, Honig und Marmelade in Plastikverpackung.
Die Bushaltestelle ist gleich um die Ecke. Habe dort eine halbe Stunde Zeit. In dieser mache ich einen kleinen Bummel durch die Seitenstraßen. Am Eingang des Hamams wird mir ein morgendliches Bad angeboten. Die Spieße am Imbisstand stehen bereit. Die Glut muss noch entfacht werden. Die Hackspieße werden vorbereitet.
Der Zubringerbus bringt mich zum Busbahnhof. Dort verlassen die großen Reisebusse pünktlich um 11 Uhr die Station in die diversen Richtungen. Die Firma Pamukkale scheint eine der großen im Busgeschäft der Türkei zu sein.

Am Abend in Bodrum esse ich wieder auf dem Fischmarkt. Versuche auf kleine Art Gerechtigkeit walten zu lassen, in dem ich einer Katze Fischreste zuwerfe. Die Chefkatze kommt dazwischen und verjagt diese. Sie bettelt, bekommt aber nichts von mir. Eine Hackordnung gibt es nicht nur bei den Menschen.

Bodrum wollte ich mit der Fähre zur Halbinsel Darcia verlassen. Doch diese ist in Reparatur und fährt erst wieder im April. So werde ich die Straße durch die Berge an der Küste entlang nehmen.
Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind mit viel Regen und heftigem ungünstigen Wind schlecht. In der Nacht heult der Wind und es regnet. Verschiebe meine Abfahrt um einen Tag. Ab Mittag ist wieder schönes Wetter, mal sehen wie lange es anhält.

Ich besuche in Bodrum die alte Festungsanlage aus dem 15. Jh. Das Museum darin hat sich auf Unterwasserarchäologie spezialisiert. Manches Schiff hatte es aus verschiedenen Gründen in alten Zeiten nicht in den sicheren Hafen gebracht. Was von zweien übriggeblieben war konnten geborgen werden. Die Hauptladung damals waren vor allem Amphoren, wahrscheinlich gefüllt, Glas und die Metalle Kupfer + Zinn für die Bronzeherstellung.

Die Bodrumhalbinsel.

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Jan 222014
 

DSC00235262. Reisetag

9145 km

 

Im Innenland der Türkei herrscht tiefer Winter, auch bei frühlingshaften Temperaturen an der Mittelmeerküste. Erst im April werde ich die Einfahrt wagen. Habe also viel Zeit und werde manche Nebenstrecken nur so zum Zeitvertreib fahren.

An diesem Tag durchfahre/umrunde ich die Bodrumhalbinsel. Wundere mich wie die Straße trotz der vielen bergigen Hindernisse immer einen Weg findet. Nach 20 Kilometer Fahrt durchs Innere erreiche ich wieder die Küste im Ort Yalikavak. An der Uferpromenade lege ich eine Teepause in der ersten Tischreihe am Wasser ein. So direkt am Meer zu sitzen ist immer schön.
Die Uferstraße im Ort ist nicht befahrbar. Ich werde auf die Hauptstraße umgeleitet. Überall wird gebaut. Die Straßen und Geschäfte müssen vor dem Beginn der Saison in Ordnung gebracht werden.

Die Weiterfahrt erfolgt auf einer Nebenstraße entlang der Küste. Das ist nicht ganz einfach, denn diese ist steil, die Straße entsprechend auch. Steigungen von bis zu 15 Prozent, wenn auch nur über kurze Abschnitte bringen mich ganz schön außer Puste. Schaffe es so gerade ohne abzusteigen.
Die Küste ist zerklüftet mit vorgelagerten kleinen und großen Inseln. Badestrände sind rar. Trotzdem sind die Hänge wohlgeordnet mit weißen Touristenbungalows bestückt.

Im Turgutreis, der zweitgrößten Stadt auf der Halbinsel übernachte ich. Die Promenade ist voller Menschen. Tische stehen am Strand und laden zum Verweilen ein. Die Sonne scheint und es ist warm. Trinke dort ein Bier und schaue der Sonne beim Untergang zu. Sogar meinen Seebarsch kann ich im Freien am Ufer essen. Ein großes Fischerboot sticht mit der Dämmerung in See.

Spontan entscheide ich am nächsten Morgen die Weiterfahrt um einen Tag zu verschieben. Schlafe aus, setze mich an die Uferpromenade und trinke einen Tee. Bleibe lange dort und schaue aufs Meer. Die Sonne schafft an diesem Tag den Durchbruch nicht.

Am nächsten Morgen weht eine steife Brise aus Südost – natürlich meine Fahrtrichtung. Dem Wind zu trotzen macht etwas Spaß an diesem Tag (Rückenwind wäre mir aber lieber). Durchfahre viele Bungalowsiedlungen ohne Menschen. Manchmal sind die Hänge so steil, dass nur die Ziegen dort weiden können. Ansonsten ist der Küstenabschnitt weiterhin zugebaut.
Wenige Autos kommen mir entgegen. Habe etwas Bange, dass die Straße durch einen Hangrutsch unpassierbar wird. Müsste dann einen sehr großen Bogen zurück fahren. Ist zum Glück nicht der Fall. Sie geht stellenweise aber sehr steil in die Höhe, über kurze Strecken bis zu 18 Prozent. Ist ein kleiner Test für mich zu sehen wie es mit meiner Bergtauglichkeit aussieht. Bin zufrieden mit mir.

Bodrum erreiche ich am frühen Nachmittag. Es ist eine lebendige Stadt. Sie ist das Touristenzentrum in dieser Region, hat es aber geschafft einen gewissen Charme zu behalten. Mit ihren engen Gassen, weißgetünchten Häusern und ihrer Festung auf dem Hügel zieht sie auch im Winter die Touristen an. Merkwürdigerweise habe ich keine der sonst bei allen Sehenswürdigkeiten dominierenden asiatischen Touristengruppen gesehen.

In der Nähe meiner Pension steht die große Markthalle, an Nichtmarkttagen parken darin die Autos. An diesem Tag ist großer Kleidermarkt, am Vortag war Gemüse und Obst dran. Das wäre bestimmt interessanter für mich gewesen. Am nächsten Tag stehen wieder die Autos dort. Nur an einem Tisch in der Mitte der Halle verkauft eine alte Frau Socken. Ich habe bei ihr ein Paar gekauft.
Zum Abendessen auf dem Fischmarkt suche ich an einem der Stände einen Fisch aus. Dieser wird dann in einem umliegenden Restaurants für mich gebraten.

Es ist merkwürdig. Ich habe schon lange nicht mehr gelacht, obwohl es mir gut geht. Alleine lacht man nicht so leicht.

Ein besonders schöner Freitag.

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Jan 182014
 

DSC00218258. Reisetag

9072 km

 

Donnerstag ist Regentag. Ich bleibe einen weiteren Tag in Didim. Der Touristenstadtteil am Meer besteht aus Appartements, Maklerbüros, Zahnkliniken, geschlossenen Hotels und Restaurants. Trostlos. Das Leben, das sonst in den türkischen Orten herrscht gibt es hier nicht. Werde direkt unruhig.

Den Freitag hätte ich mir dann schöner gar nicht wünschen können. Wenig Wind, blauer Himmel, Fahrt im T-Shirt und viel Freude unterwegs zu sein. Das Gelände ist meist hügelig und mit Olivenbäumen bepfanzt. Zwischen den Bäumen weiden Schafherden, ab und zu ist ein Esel angepflockt. Auf ebenen Flächen stehen Orangenbäume und Felder.

Die Straße führt am See Bafa Gölü vorbei. Früher (vor 2500 Jahren) war hier das Meer. Durch Ablagerungen der Flüsse, die auch den antiken Städten zu schaffen machten, war ein Arm vom Meer abgeschnitten und ist ein Binnensee geworden. Die steilen Berge (fast) rundherum lassen ein wenig Alpenatmosphäre aufkommen. Bei einem Stopp am Uferrastplatz bekomme ich von freundlichen Menschen Tee und Kuchen angeboten.

Auf der Weiterfahrt halte ich an einer Fabrik mit stark rauchendem Schornstein. Hier werden die Reste der Olivenölproduktion in drehenden Trommeln erhitzt. Was genau gemacht wird kann ich nicht erfahren. Bin nur bis zum Heizer vorgedrungen. Der weitere Zugang wird mir verwehrt. Meine Vermutung – der Restölanteil verdampf und wird kondensiert. Der trockene Rückstand ist Heizmaterial.

Auch dieser Tag ist nicht ganz ruinenlos. Keine bange, es gibt nur zwei Fotos dazu. Schön an einem Hang von Olivenbäumen umgeben sehe ich die Ruinen des Zeus-Tempels von Euromos aus dem 2. Jh. n. Chr. Er gilt als einer der sechs besterhaltenen Tempel von Asien.
Vorher auf einem Feld sah ich bereits diverse Säulenreste. Archäologen hätten auch hier noch genügend auszugraben. Zum Tempel soll noch eine versunkene Stadt gehören.

Kurz vor Milas, meinem Übernachtungsort halte ich noch an einer Teestube. Treffe einen netten Alten, wir verstehen uns wortlos.
Später im Hotel gibt es zum Abendessen sogar ein Büfett mit hohem Gemüseanteil.

Der nächste Morgen beginnt mit einer steilen Auffahrt über eine Hügelkette. Habe es lieber, wenn ich mich erst auf flacher Straße etwas einfahre. Geht aber nicht immer. An diesem Tag herrscht relativ viel Verkehr, verglichen mit den Tagen vorher.

An einem flachen See sehe ich einige Flamingos. Sie haben dünne Stelzenbeine. Ihr Kopf steckt meist im Wasser.
Am Wegesrand stehen ab und zu kreisrunde Kuppelbauten. Es sind Wasserspeicher aus dem 19. Jahrhundert zur Sicherstellung der Wasserversorgung von Vieh und Feldern.

Nach dem Überqueren einer weiteren Hügelkette erreiche ich die Ägäisküste. Mit schöner Sicht fahre ich am Wasser entlang.
Manch riesiger Hotelkomplex, eingezäunt und zur Zeit geschlossen steht am Ufer.
Ich übernachte in Torba auf der Bodrumhalbinsel. Es gibt einige Fischerboote und damit auch Fischer, aber Touristen sind das Hauptgeschäft. Alles ist geschlossen, es gibt nicht einmal ein Restaurant. In einem kleinen Laden kaufe ich mir zur Abendmahlzeit Schafskäse und Brot, dazu gibt es ein Bier.

 

Das Gedicht von Eva Strittmatter habe ich von einer Leserin zugeschickt bekommen. Vielen Dank Monika.
Es spiegelt einen Teil meiner Empfindungen wieder.

Anbeginn

Mein Leben setzt sich zusammen:
Ein Tag wie dieser. Ein anderer Tag.
Glut und Asche und Flammen.
Nichts gibt es, was ich beklag.

Früher habe ich so gefühlt:
Irgendwas Großes wird sein.
Inzwischen bin ich abgekühlt:
Es geht auch klein bei klein.

Was soll schon Großes kommen?
Man steht auf, man legt sich hin.
Auseinandergenommen
Verlieren die Dinge den Sinn.

Doch manchmal sind solche Stunden
Von Freiheit vermischt mit Wind.
Da bin ich ungebunden
Und möglich wie ein Kind.

Und alles ist noch innen
In mir und unverletzt.
Und ich fühle: Gleich wird es beginnen.
Das Wunder kommt hier und jetzt.

Was es sein soll? Ich kann es nicht sagen.
Und ich weiß auch: das gibt es gar nicht.
Aber plötzlich ist hinter den Tagen
Noch Zukunft ohne Pflicht.

Und frei von Furcht und Hoffen,
Und also frei von Zeit.
Und alle Wege sind offen.
Und alle Wege gehen weit.

Und alles kann ich noch werden,
Was ich nicht geworden bin.
Und zwischen Himmeln und Erden
Ist wieder Anbeginn.

 

Priene – Miletos – Didyma.

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Jan 152014
 
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Didymaion.

255. Reisetag

8952 km

 

Der Morgen beginnt trübe – die Sonne kann für mich ja nicht immer scheinen. Ich bewege mich so etwas auf einer Touristenstrecke. Am Straßenrand „auf der grünen Wiese“ stehen große Leder- und Teppichgeschäfte. Sie sehen geschlossen aus und öffnen wohl nach Anmeldung für Touristengruppen.

Durch hügelige Landschaft auf wieder vierspuriger Straße erreiche ich nach 20 Kilometer die Stadt Kusadasi an der Küste. Im Hafen können die großen Kreuzfahrtschiffe anlegen. Die Kreuzfahrer machen sich dann per Bus auf zu den gebuchten Sehenswürdigkeiten. Am Hafenpier herrscht zur Zeit Leere. Die Stadt mit ihren vielen Geschäften ist auch ein Zentrum für türkische Touristen. Auf der Uferpromenade sind viele Menschen unterwegs.
Ich mache eine Pause am Ufer. Die Sonne kommt langsam durch. Es wird warm und ich träge. Die Entscheidung so früh am Tag die Weiterfahrt zu beenden ist schnell gefallen. Habe viel Zeit, denn erst in 10 Tagen möchte ich Bodrum erreichen. Von dort aus fahre ich mit dem Bus nach Ismir zurück um meinen Pass abzuholen.
Einen weiteren Tag verbringe ich in dem schönen Hotel mit seitlichem Blick aufs Meer. Keine Ruinen, keine alte Moschee, es gibt einfach nichts zu besichtigen. Ich genieße das Faulsein.

Tags darauf fahre ich anfangs nahe an der Küste entlang. Dann erwische ich die falsche Abfahrt und es geht steil über die Hügel zur Schnellstraße. Auf dem geplanten Weg hätte ich mir 200 Höhenmeter sparen können. Mein Ziel ist der kleine Ort Güllübahce am unteren Rande eines Gebirgszuges. Dort sind die Ruinen der alten Stadt Priene. Habe Glück, es gibt eine Pension mit kleinen Hütten zwischen Orangenbäumen. Sonst hätte ich am Abend 15 Kilometer zurück in die Stadt Söke fahren müssen. Den Nachmittag verbringe ich alleine in der Ruinenlandschaft etwas oberhalb am Hang. Es ist immer wieder schön so alleine durch die alten Städte zu wandeln. Bin mittlerweile fit, weiß was Agora, Stoa oder Heroon sind, kenne die hellenistische, römische, byzantinische und osmanische Zeit.

Über Tag ist es warm, abends wird es kühl. Bin in meinem Quartier vorm ins Bett gehen am Duschen, da wird es dunkel und das Wasser kalt. Die Sicherung ist herausgesprungen. Meinen eingeseiften Kopf säubere ich wohl oder übel mit kaltem Wasser, trockne mich ab und suche in einem anderen Haus den Vermieter. Der scheint das Problem zu kennen, ich ziehe um in eine andere Hütte. Diese ist natürlich wieder kalt und es benötigt Zeit bis die Elektroheizung alles erwärmt. Verkrieche mich früh ins Bett.

Am nächsten Tag fahre ich durch die flache Ebene, die in den Hochzeiten der alten Städte das Meer war. Viele geerntete Baumwolle sehe ich neben der Straße. Nur in wenigen versumpften Feldern konnte die Ernte noch nicht stattfinden.
Nach 20 Kilometer erreiche ich die Ruinen der alten Stadt Miletos. Wiederum wandere ich alleine durch die auf einer (damaligen) Landzunge liegende Stadt. Meinen Übernachtungsort Didim erreiche ich kurz vor der Dunkelheit. Es ist ein Badeort, mit Appartements, vielen meist geschlossenen Hotels und einem kleinen Sandstrand. In den wenigen offenen Restaurants sitzen englische Rentner. Finde ein passendes Hotel für mich und esse am Abend in einem chinesischen Restaurant mit englischer Bedienung ein Currygericht.

In Didim steht das große Apollonheiligtum, das Didymaion. Der Gott Apollon besitzt (u.a.) die Eigenschaft der Voraussicht und kann seine Kraft auf Personen übertragen, die dann als Wahrsager und Orakel auftreten. Der Glauben, dass die Götter sämtliche Geschehnisse im Zusammenhang von Natur und Menschen ihren Wünschen entsprechend lenken können, erhöht die Religionsabhängigkeit und Frömmigkeit der Völker und den Glauben an die Orakelkraft.
Die zwei wichtigsten zu Ehren Apollon errichteten Tempel stehen in Didim und in Delphi. Anfangs wandte man sich einmal im Jahr in offiziellen Angelegenheiten an die Orakel der Apollontempel und erhielt ein „Ja“ oder „Nein“ als Antwort. Später wurde die Befragung des Orakels auch in privaten Angelegenheiten möglich, natürlich nicht umsonst. Es entwickelte sich ein reges Geschäft daraus und die Tempel wurden immer reicher. Die Apollonorakelzentren entwickelten sich zu einem Staat im Staat und waren in der Politik oft die Ursache für falsche Beschlüsse.

Am Morgen stehe ich vor diesem Tempel. Die Ausmaße sind gewaltig. Der Tempel bestand aus 122 Säulen mit bis zu zwei Meter Durchmesser und Höhen von bis zu 20 Metern. Riesige Steinquader formten den 110 x 50 Meter großen Bau. In so einem Tempel fühlt sich der Mensch klein und wohl auch leichter beeinflussbar. Ähnliche Gefühle hatte ich in den riesigen Kathedralen Frankreichs.
Jahrhunderte wurde an diesem Bau gearbeitet, endgültig fertig geworden ist er nie.
Der Tempel ist durch eine heilige Straße mit der 18 Kilometer entfernten Stadt Miletos verbunden.