Drei Wochen sind seit meinem Visaantrag vergangen. Am Donnerstag wollte ich meinen Pass abholen. Hat nicht geklappt. Meine ständige Anschrift in der Türkei auf dem Antrag war eine Adresse in Istanbul. Den Antrag hatte ich aber in Izmir gestellt (in Istanbul hätte ich erst nach zwei Monaten einen Termin bekommen). Das geht nicht. Die Anschrift muss aus Izmir oder Umgebung sein. Ohne Adresse ist keine Aufenthaltsverlängerung möglich. Ratlosigkeit bei mir, ich bekam die Unterlagen zurück. Ich sah wohl sehr irritiert aus – war ich auch. Hinzu kam, dass es mit der englischen Verständigung nicht ganz einfach war. Nach diversem Hin und Her kann ich die Unterlagen zurückgeben. Ich habe die Adresse von meinem Hotel in Izmir eingetragen. Nach einer Woche soll ich den Pass abholen. Erleichtert und frustriert verlasse ich die Ausländerpolizei. Hoffe sehr, dass es klappt mit der Verlängerung. Einen Plan B habe ich (noch) nicht. Meine Aufenthaltserlaubnis läuft Mitte Februar aus.
Für mich ist es nicht existenzbedrohend. Ich denke aber an die vielen Menschen, die bei Schwierigkeiten mit den Behörden ernsthafte Probleme haben.
Um den Pass in Izmir abzuholen hatte ich am Morgen Bordum mit dem Bus verlassen. Für die 290 km benötigte dieser 3,5 h, mit zwei Stopps. Ich sah noch einmal Strecken meiner gefahrenen Route, nur aus einer anderen Perspektive.
Die Türkei hat ein perfektes Bussystem, moderne große Busse für die langen Strecken, Minibusse oder Dolmus fahren auf den Nebenstrecken. Und sie fahren oft.
Die Busbahnhöfe sind nahe der Autobahn bzw. Überlandstraße. Im großen Izmir bringt mich dann ein kleiner Zubringerbus ins Zentrum und am nächsten Tag zurück zum Busbahnhof.
Die Überlandstraßen sind vergleichbar mit den deutschen Autobahnen, nur münden darauf auch die Nebenstrecken. Fahrräder sind erlaubt. Die Autobahn auf der gefahrenen Strecke ist jeweils dreispurig, sogar in einem langen Tunnel, die Maut wird per Funkt erfasst und Lampen sind an den Abfahrten und in den Städten installiert. Der Verkehr ist mäßig.
Da die Busse zurück nach Bodrum ebenfalls im Stundentakt fahren, muss ich die Abfahrt aus Izmir am nächsten Tag nicht planen. Schlafe aus, frühstücke gemütlich. Ein Hotelfrühstück besteht fast immer aus Schafskäse, Oliven, Gurken-, Tomatenscheiben, Butter, Honig und Marmelade in Plastikverpackung.
Die Bushaltestelle ist gleich um die Ecke. Habe dort eine halbe Stunde Zeit. In dieser mache ich einen kleinen Bummel durch die Seitenstraßen. Am Eingang des Hamams wird mir ein morgendliches Bad angeboten. Die Spieße am Imbisstand stehen bereit. Die Glut muss noch entfacht werden. Die Hackspieße werden vorbereitet.
Der Zubringerbus bringt mich zum Busbahnhof. Dort verlassen die großen Reisebusse pünktlich um 11 Uhr die Station in die diversen Richtungen. Die Firma Pamukkale scheint eine der großen im Busgeschäft der Türkei zu sein.
Am Abend in Bodrum esse ich wieder auf dem Fischmarkt. Versuche auf kleine Art Gerechtigkeit walten zu lassen, in dem ich einer Katze Fischreste zuwerfe. Die Chefkatze kommt dazwischen und verjagt diese. Sie bettelt, bekommt aber nichts von mir. Eine Hackordnung gibt es nicht nur bei den Menschen.
Bodrum wollte ich mit der Fähre zur Halbinsel Darcia verlassen. Doch diese ist in Reparatur und fährt erst wieder im April. So werde ich die Straße durch die Berge an der Küste entlang nehmen.
Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind mit viel Regen und heftigem ungünstigen Wind schlecht. In der Nacht heult der Wind und es regnet. Verschiebe meine Abfahrt um einen Tag. Ab Mittag ist wieder schönes Wetter, mal sehen wie lange es anhält.
Ich besuche in Bodrum die alte Festungsanlage aus dem 15. Jh. Das Museum darin hat sich auf Unterwasserarchäologie spezialisiert. Manches Schiff hatte es aus verschiedenen Gründen in alten Zeiten nicht in den sicheren Hafen gebracht. Was von zweien übriggeblieben war konnten geborgen werden. Die Hauptladung damals waren vor allem Amphoren, wahrscheinlich gefüllt, Glas und die Metalle Kupfer + Zinn für die Bronzeherstellung.