9406 km
Morgens habe ich einen Grund etwas länger im Bett zu bleiben. Es ist draußen kalt. Etwas später auf der Dachterrasse des Hotel nehme ich mein Frühstück ein. Ich schaue über den Fluss auf die Felsengräber. Die Sonnenstrahlen wärmen mich. Ich bleibe lange sitzen, es ist gemütlich und schön.
Mein Tagesausflug führt mich an den Sandstrand – eine Landzunge, die vor dem verzweigten Flussdelta liegt. In Sommernächten legt hier die unechte Schildkröte Caretta Caretta ihre Eier ab. Einst sollte hier ein Hotelkomplex entstehen, Tierschützer hatten dies verhindern können.
Auf der Fahrt dorthin treffe ich zwei türkische Mountainbiker. Sie ändern ihre Tour und begleiten mich. Die Ebene ist von steilen Bergen umgeben. Wir fahren zunächst an den verzweigten Flussarmen entlang, die manchmal zu einem See werden. Dann geht es am Hang in die Höhe und wieder steil hinunter. Ich fahre am Sandstrand entlang, meine Begleiter wieder zurück. Am Ende dieser 4 km langen Sandzunge mündet der Fluss mit einer schmalen Öffnung ins Mittelmeer. Auf der Rückfahrt treffe ich einen Uferwanderer, ein Deutsch-Türke. Er reist zur Zeit mit in einem VW-Campingbus, der wiederum einer Türkin gehört, die ihn und noch drei andere mitgenommen hat. Von ihnen werde ich zum Essen eingeladen. Für mich einsamen Reisenden ist es zur Abwechslung mal ein geselliger Tag.
Meine nächste Tagestour geht zu einer Thermalquelle. Den Fluss überquere ich mit einer kleinen Fußgängerfähre. Am Berghang entlang fahre ich zum Köycegiz-See. In Seehöhe am steilen Hang befindet sich ein kleines Thermalbad mit schwefelhaltiger Quelle. Badehose und Handtuch habe ich vergessen, kann beides mir dort leihen. Das Thermalwasser ist heiß, 39 Grad. Bereits nach 10 Minuten muss ich den Pool verlassen – merke meinen Kreislauf. Mir wird schwindelig. Nehme nach einer Pause noch ein zweites Bad. Abtrocken soll ich mich nicht, sagten mir drei deutsche Damen. Schwefel ist gut für die Haut. Zurück bleibt ein schwefeliger Geruch, der sogar meine abendliche Dusche übersteht.
Auch der nächste Tag ist wieder frühlingshaft nach einem nicht zu frühen Aufstehen. Am Samstag ist Markttag in Dalyan. Wandele ein wenig darüber. Kaufe mir eine Nussmischung und getrocknete Aprikosen, die ich für den kleinen Hunger unterwegs gerne dabei habe. An einem Stand lasse ich mir von zwei Frauen einen mit Kartoffelmischung gefüllten Fladen zubereiten. Damit setze ich mich ans Ufer, trinke einen Tee und schaue aufs Wasser. Ab und zu fliegt ein Kingfisher (Eisvogel) mit schnellen Flügelschlägen darüber. Die leuchtend blaue Farbe kann ich trotz seiner Geschwindigkeit wahrnehmen. Er verschwindet im Schilf auf der anderen Seite.
Es ist Wochenende. Viele Ausflugsboote fahren auf dem Fluss. Touristen reisen mit Bussen von anderen Ferienorten oder von Kreuzfahrtschiffen an. Die Landschaft um Dalyan ist sehenswert.
Die Winterzeit ist wunderschön an der Küste. Im Sommer ist es nicht nur sehr heiß, Menschenmassen bevölkern die Straßen und Orte.