Thomas Kipp

Ein paar Tage Urlaub.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Ein paar Tage Urlaub.
Feb 082014
 

DSC00986279. Reisetag

9406 km

 

Morgens habe ich einen Grund etwas länger im Bett zu bleiben. Es ist draußen kalt. Etwas später auf der Dachterrasse des Hotel nehme ich mein Frühstück ein. Ich schaue über den Fluss auf die Felsengräber. Die Sonnenstrahlen wärmen mich. Ich bleibe lange sitzen, es ist gemütlich und schön.

Mein Tagesausflug führt mich an den Sandstrand – eine Landzunge, die vor dem verzweigten Flussdelta liegt. In Sommernächten legt hier die unechte Schildkröte Caretta Caretta ihre Eier ab. Einst sollte hier ein Hotelkomplex entstehen, Tierschützer hatten dies verhindern können.

Auf der Fahrt dorthin treffe ich zwei türkische Mountainbiker. Sie ändern ihre Tour und begleiten mich. Die Ebene ist von steilen Bergen umgeben. Wir fahren zunächst an den verzweigten Flussarmen entlang, die manchmal zu einem See werden. Dann geht es am Hang in die Höhe und wieder steil hinunter. Ich fahre am Sandstrand entlang, meine Begleiter wieder zurück. Am Ende dieser 4 km langen Sandzunge mündet der Fluss mit einer schmalen Öffnung ins Mittelmeer. Auf der Rückfahrt treffe ich einen Uferwanderer, ein Deutsch-Türke. Er reist zur Zeit mit in einem VW-Campingbus, der wiederum einer Türkin gehört, die ihn und noch drei andere mitgenommen hat. Von ihnen werde ich zum Essen eingeladen. Für mich einsamen Reisenden ist es zur Abwechslung mal ein geselliger Tag.

Meine nächste Tagestour geht zu einer Thermalquelle. Den Fluss überquere ich mit einer kleinen Fußgängerfähre. Am Berghang entlang fahre ich zum Köycegiz-See. In Seehöhe am steilen Hang befindet sich ein kleines Thermalbad mit schwefelhaltiger Quelle. Badehose und Handtuch habe ich vergessen, kann beides mir dort leihen. Das Thermalwasser ist heiß, 39 Grad. Bereits nach 10 Minuten muss ich den Pool verlassen – merke meinen Kreislauf. Mir wird schwindelig. Nehme nach einer Pause noch ein zweites Bad. Abtrocken soll ich mich nicht, sagten mir drei deutsche Damen. Schwefel ist gut für die Haut. Zurück bleibt ein schwefeliger Geruch, der sogar meine abendliche Dusche übersteht.

Auch der nächste Tag ist wieder frühlingshaft nach einem nicht zu frühen Aufstehen. Am Samstag ist Markttag in Dalyan. Wandele ein wenig darüber. Kaufe mir eine Nussmischung und getrocknete Aprikosen, die ich für den kleinen Hunger unterwegs gerne dabei habe. An einem Stand lasse ich mir von zwei Frauen einen mit Kartoffelmischung gefüllten Fladen zubereiten. Damit setze ich mich ans Ufer, trinke einen Tee und schaue aufs Wasser. Ab und zu fliegt ein Kingfisher (Eisvogel) mit schnellen Flügelschlägen darüber. Die leuchtend blaue Farbe kann ich trotz seiner Geschwindigkeit wahrnehmen. Er verschwindet im Schilf auf der anderen Seite.

Es ist Wochenende. Viele Ausflugsboote fahren auf dem Fluss. Touristen reisen mit Bussen von anderen Ferienorten oder von Kreuzfahrtschiffen an. Die Landschaft um Dalyan ist sehenswert.

Die Winterzeit ist wunderschön an der Küste. Im Sommer ist es nicht nur sehr heiß, Menschenmassen bevölkern die Straßen und Orte.

Dalyan.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Dalyan.
Feb 052014
 

DSC00969276. Reisetag

9353  km

 

Bin ein Schönwetterradler geworden. Der Himmel ist am Morgen grau, es regnet und sieht nicht nach aufhören aus. Bleibe einen Tag länger. Habe viel Zeit an der Küste. Bis nach Mersin, dem Einstiegsort ins Binnenland, sind es noch 850 km, möchte aber erst gegen Ende März dort eintreffen.
Das Warten hat sich gelohnt. Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Das Fahren wird zum Vergnügen. Ein kurzes Stück Hauptstraße, dann zweigt meine Nebenroute ab, entlang dem Fuße einer Bergkette.

Es gibt zwei Landschaftsformationen. Die flache und fruchtbare Ebene, meist mit Orangenbäumen bewachsen, aber auch oft sumpfig. Ein Fluss schlängelt sich hindurch. Umrandet ist die Ebene von steilen, oft felsigen Bergen mit Kiefernbewuchs und Olivenbäume.

Ich fahre auf ebener Straße. Halte für einen Tee, sehe einem Imker zu wie er den Bienen Dampf macht. Auf die Ladefläche einen Lastwagen werden wieder kistenweise Orangen für die Fanta-Produktion gekippt. Der Saft der Orangenmatsche rinnt bereits durch die Ladefläche auf die Straße. Einer der Arbeiter spricht sehr gut deutsch. Im Winter hat er keine Arbeit in Deutschland, erst im Frühjahr wieder. So hilft er hier bei der Ernte.
Ich bekomme einen Tee angeboten und jede Menge Orangen geschenkt.

Vor einer kleinen Ortschaft kommt mir eine muntere Frauengruppe entgegen. Sie verteilen Werbematerial für die AKP in den Dörfern. Ende März sind Kommunalwahlen in der Türkei.
Ein Foto mit mir, der Gruppe und einem großen Kalender mit Erdogan drauf ist bereits im PC-Papierkorb abgelegt.

Die Ortschaft Dalyan liegt an einem Fluss. Vom Ufer des Flusses aus sehe ich auf der anderen Seite in den Fels geschlagene alte Königsgräber. Viele Boote liegen an der Promenade. In der Saison werden jede Menge Touristen zu den Ruinen der alten Stadt Kaunos, zum Strand, zu den heißen Thermalquellen und Köycegiz-See, den ich am Morgen verlassen habe, gefahren. Zur Zeit ist der Ort etwas ausgestorben, finde aber ein geöffnetes Hotel. Es ist kein großer Ort, er hat aber ein gewissen Flair. Von hier aus kann ich einige kleinere Fahrradtouren machen. Werde ein paar Tage bleiben.

Ein Ruderboot bringt mich am folgenden Morgen über den Fluss. Ich besuche die Ruinen der im 9. Jh.v.Chr gegründeten Stadt Kaunos. Die Bienen summen, es ist frühlingshaft und einfach schön. Setzte mich lange auf einen Säulenstummel und schaue hinunter auf ein verschilftes Flussdelta, das in der Ferne ins Mittelmeer mündet. Rundherum die hohen Berge.

Es gibt wieder das großes Theater, die Ruinen des Badehauses, die Säulenreste eine Tempelanlage und die Agora. In jüngerer Zeit gesellt sich dann eine christliche Kirche dazu. Alles wie bereits oft gesehen.
Oben auf dem steilen Berg ist die Akropolis, die alten Mauern sind noch erhalten. Mein Versuch dorthin zu gelangen scheitert. Ich finde keinen vernünftigen Weg nach oben, nur irgendwelche immer wieder verzweigenden Ziegenpfade, die immer steiler werden. Fast wäre ich auf ein frischgeborenes Zieglein getreten, es lag direkt auf dem Pfad. Zum Glück meckerte es. Ist wohl ein Ruf nach der Mutter gewesen, die vor mir reißaus genommen hatte.

Das Ruinengelände zieht sich bis hinunter an den Fluss und einem kleinen See. Einiges steht unter Wasser. Kleine Schildkröten schwimmen darin herum. Frösche quaken. Eine Schafsherde hält das Gras kurz.
Am Fluss sind mit Gitter Becken für die Forellenfischzucht abgegrenzt.

Endlich Aufenthaltsverlängerung.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Endlich Aufenthaltsverlängerung.
Feb 022014
 

DSC00660273. Reisetag

9318 km

 

Gemütlich den Morgen angefangen. Beim Bezahlen der Hotelrechnung gibt es bereits Ärger. Habe ein Zimmer (für 1 oder 2 Personen gleicher Preis) mit Frühstück. Soll aber für den 2. Frühstückskaffee bezahlen. Mache ich nicht.
Mit den Preisen ist es so ein Problem. Müsste eigentlich immer vorher fragen. Ist mir aber unangenehm und frage nicht immer. Oft stimmt der Preis. Wenn ich es am wenigsten erwarte wird zu viel verlangt und manchmal bekomme ich es sogar geschenkt. Mich richtig zu verhalten ist schwierig. Wenn ich übervorteilt werde ärgere ich mich. Nur im größeren Supermarkt sind die Preise ausgezeichnet. Deshalb ist das Einkaufen dort einfach.

Der Weg ist an diesem Tag nicht weit. Fahre durch eine Ebene. Mein Blick zurück fällt noch einmal auf den Gebirgszug an dem ich an der Küste entlang gefahren bin. Vor mir liegt eine kleine Hügellandschaft. Nach deren Überquerung bin ich wieder in einer Ebene mit Orangenbäumen. Schneebedeckte Hügel vor mir erinnern mich an die Winterzeit im Landesinneren. Die Stadt Köycegic ist mein Nahziel. Von hier aus fährt ein direkter Bus nach Izmir.

Nach fünf Stunden Busfahrt am nächsten Tag stehe ich wieder am Schalter der Ausländerpolizei. Diesmal erhalte ich meinen Pass zurück und einen kleinen Ausweis mit der „Residence Permit for Foreigners“ mit Gültigkeit bis zum 1.7.2014. Ich bin sehr erleichtert und habe meine innere Ruhe – bis zum Visaantrag für den Iran. Das wird der nächste Vorgang sein auf den ich keinen Einfluss haben kann.

Ich möchte am gleichen Tag zurück fahren. Der Nachmittagsbus ist leider ausgebucht. Im Nachtbus wären freie Plätze. Verschiebe aber die Rückfahrt, ich schlafe gerne gut. Übernachte also zum dritten Mal in meinem bekannten Hotel, welches laut Dokument jetzt auch meine ständige Adresse sein wird.

Die Rückfahrt durchs Landesinnere geht durch felsige Berglandschaften. Vom Bus aus sehe ich zwei Reiseradler den Berg hochstrampeln. Habe für mich mit der längeren aber nicht so bergigen und interessanten Küstenvariante eine gute Entscheidung getroffen.

Am nächsten Tag mache ich von der Pension in Köycegiz aus einen Ausflug. Die Stadt liegt am gleichnamigen See. Früher war hier das Meer. Flussablagerungen haben eine fruchtbare aber auch sumpfige Ebene mit vielen Orangenfeldern entstehen lassen. Es ist Erntezeit. Lastwagenweise werden die Kisten mit Orangen abtransportiert.
Ich sehe wie heruntergefallene, oft verfaulte und angeschimmelte Früchte auf einen Lastwagen gekippt werden. Alles Fanta – dazu erfolgt die Weiterverarbeitung. Neben Farbstoff und viel Zucker ist auch ein sonnengereiftes verfaultes Naturprodukt darin. Guten Appetit.

Durchs Küstengebirge.

 Unterwegs  Kommentare deaktiviert für Durchs Küstengebirge.
Jan 292014
 

DSC00458269. Reisetag

9257 km

 

Meinen Aufenthalt in Bodrum verlängere ich um einen Tag, es regnet. Am darauf folgenden Morgen erklimme ich bei morgendlichem Sonnenschein auf der Hauptstraße den ersten Hügel der Küstengebirgskette. Nach wenigen Kilometern biege ich auf eine Nebenstraße ab. Auf dieser fahre ich durch die bergige Küstenregion Richtung Osten.
Auf den Nebenstrecken ist das Fahrgefühl ein anderes. Ich bin nah dran, an der Natur, am Leben der Menschen.

Zwischen den vielen Olivenbäumen an den Hängen tauchen die ersten Frühlingsbäume mit Blüten auf. Unter den Bäumen sprießt Getreide im kräftigen Grün. Gut für die Bauern, dass die Türkei nicht in der EU ist, sonst würde so ein mühsamer Getreideanbau gegen die großen Felder z.B. in Rumänien oder Bulgarien keine Chance haben.
Immer wieder sehe ich die alten runden Wasserspeicher in den Feldern und kleinen Orten.

Die Straße geht mit einer angenehmen Steigung in die Höhe, das Fahren ist nicht anstrengend. Schon bald ist der erste Hügel erklommen und es geht wieder hinunter zum Meer. Ich sehe keine Badestrände, nur steinige und felsige Küstenabschnitte, aber zwei große (wohl zur Zeit geschlossene) Hotelkomplexe in der Einsamkeit. Wer hier Urlaub macht verlässt wohl kaum das Hotel. Aber was macht er dann?

Die Küstenstrecke ist nur kurz. Entlang eines Tales fahre ich wieder in die Höhe. Die verstreut liegenden Häuser bilden kleine Ortschaften, jeweils mit Laden, einem Bäcker und der Moschee. Die kleinen Minibusse verbinden die Orte mit der Außenwelt. Gelebt wird wohl von der Landwirtschaft und von an anderen Orten arbeitenden Familienmitgliedern.

Ich verlasse im schmäler werdenden Tal die letzte Ortschaft. Die Straße wird schwer befahrbar, es geht steil in die Höhe. Ich sehe keine Spuren mehr im vom Regen auf die Straße gespülten Sand. Habe wieder den Gedanken, dass ein Erdrutsch den Weg für mich unpassierbar macht. Natürlich ist das nicht der Fall. Weshalb geht mir so etwas durch den Kopf?
Ich erreiche ein höher gelegenes weites Gelände. Die Steine auf den Feldern sind zu Mauern gehäuft. Auf den Feldern weiden wenige Kühe, wachsen dicke Bohnen und natürlich immer wieder Olivenbäume. An einem Bauernhof werde ich zu einem Tee eingeladen, die Pause ist mir willkommen.

Der Zustand der Straße bessert sich, es geht weiter hügelig aufwärts bis auf 500 Meter Höhe. Ab und zu weiden Schafsherden in der kargen Landschaft. Gehütet werden diese von Frauen. Die Männer sitzen wohl in den Teestuben. Mittlerweile hat es angefangen zu Regnen, nicht heftig, aber stetig. Die Abfahrt hinunter zur Küste ist steil.

Auf einer flachen Schwemmlandschaft liegt der Ort Ören. Im Sommer herrscht hier Touristenrummel, jetzt ist nicht viel los. Finde dort wie geplant meine Übernachtungsmöglichkeit. Beim Abendessen mache ich den Fehler nicht vorher nach dem Preis zu fragen. Danach erhalte ich eine deutlich zu hohe Rechnung. Da ich mittlerweile die Preise kenne wird dieser nach Diskussion  reduziert.

In der Nacht regnet es heftig. Am Morgen scheint wieder die Sonne. Nach dem Verlassen der Ortschaft Ören geht die Straße steil aufwärts. Da taucht bei mir schon die Frage auf, weshalb ich unterwegs sein möchte. Es ist einfach anstrengend, zumal mit 30 kg Gepäck. Auf 500 Meter Höhe angekommen erhalte ich aber meine Belohnung, Glückshormone entstehen. Es ist schön, auf die Täler und Berge des Umlandes zu schauen. Die Sinnfrage ist vergessen.
Bei einem Stopp an einem kleinen Laden wird mir ein Saft spendiert. Die Unterhaltung ist wie immer nur begrenzt möglich. Es sind immer die gleichen Fragen, die ich irgendwie beantworten kann.

Entlang eines Tales geht es hügelig abwärts, bis zum Erreichen der Küstenstraße. Über die nächsten 40 Kilometer führt diese am steilen Hang zum Meer entlang. Immer wieder in die Höhe gehend um Klippen zu umgehen. Beim Blick übers Wasser sehe ich die blauen Berge auf der gegenüberliegenden Landseite.
Die tief ins Land eingeschnittene Bucht ist von hohen Bergen umgeben. An den zwei Tagen habe ich diese steil erfahren können und dabei fast 2000 Höhenmeter zurückgelegt.
Am Ende der Bucht liegt der Ferienort Akyaka. Ich übernachte in einem schönen Hotel direkt am Ufer. Die Nacht ist verregnet und stürmisch, der nächste Morgen ebenfalls. Ich verlängere meinen Aufenthalt um einen weiteren Tag. Darf nicht zu schnell vorwärts kommen, da ich am Ende der Woche wieder nach Izmir fahren werde um meine Pass abzuholen (hoffentlich!).