11.239 km
In Gaziantep gibt es kein Frühstück in der Unterkunft. An einem Büdchen trinke ich den morgendlichen Tee am Straßenrand und esse einen Kringel dazu. Dann geht’s aus der Stadt hinaus, zusammen mit vielen Autos. Die Straße ist nur noch zweispurig mit Standspur. Ich muss ein wenig aufpassen, denn überholt wird oft an unübersichtlichen Abschnitten. Parallel der Strecke verläuft eine Autobahn, die einen Teil der Autos von mir fernhält.
Fahre etwas den Berg hinauf, und dann geht es meist bergab, hinunter ins Tal des Euphrats. Auf beiden Seiten der Straße in der leicht hügeligen Landschaft sehe ich die Pistazienplantagen, die berühmt für diese Gegend sind. An manchen Bäumen sind bereits die Fruchtansätze zu erkennen. Der Boden darunter ist gepflügt. Wahrscheinlich werden noch weitere Feldfrüchte angebaut. Olivenbäume sind untergemischt oder bilden eigene Haine.
Ich nähere mich bereits zur Mittagszeit dem Euphrat. Ich möchte einen Schlenker über den Euphrat-Staudamm machen, der Karte nach ist es möglich. Die Nebenstrecke geht steil hinunter in eine öde steinige Landschaft, aufgewühlt für betonierte Bewässerungskanäle ohne Wasser. Ich werfe einen Blick auf den Stausee, eigentlich ziemlich langweilig. Der Damm ist leider für den öffentlichen Verkehr gesperrt, so muss ich zurück auf die Hauptstraße. In der Stadt Birecik am Euphrat, etwas unterhalb nach dem Verlassen des Stauwerks, finde ich eine passable Unterkunft. Ich durchstreife die am Hang liegende Ortschaft mit den vielen engen Gassen und Geschäften. Bin wieder überrascht über die rege Geschäftigkeit in den Orten. Ich treffe viele deutschsprechende ältere Türken und trinke mit ihnen viel Tee.
Am nächsten Tag geht es in die Berge, gleich am Morgen muss ich 400 m in die Höhe fahren. Seit langem mal wieder mit etwas Rückenwind. Oben auf der Anhöhe eine hügelige Landschaft mit (schon etwas weniger) Pistazienbäumen. Mit seltenen Ausnahmen wirkt alles sehr trocken. Auf den gepflügten Feldern dominieren oft die Steine. Da wundere ich mich, dass dazwischen noch etwas angebaut werden kann. Auf weiten unbearbeiteten Flächen wächst nur noch spärliches Gras.
Ab mittags wird es spürbar heiß, deutlich über 30 Grad. Das schlappt mich ein wenig, zumal es den ganzen Tag nur bergauf und -ab geht. Über 1000 Höhenmeter kommen so zustande.
Erhalte viele Teeangebote, einfach so von der Straße weg wird mir mit einer klaren Handbewegung die Einladung mitgeteilt. Bei einem alten Mann, der mit seinem Enkel vor dem Hoftor sitzt, nehme ich sie an. Die meisten muss ich leider ablehnen, da ich weiterkommen möchte und auch genug Tee intus habe.
Am Nachmittag erreiche ich die besonders heilige Stadt Urfa. Abraham soll hier geboren sein. König Nimrod wollte ihn hier hinrichten lassen. Gott verwandelte das Feuer des Scheiterhaufens in Wasser und die glühenden Kohlen in Karpfen. Die Karpfen tummeln sich heute noch im Park. Angeln und essen sollte man sie nicht – sie sind heilig und man erblindet sofort! Auch der Knecht Hiob soll hier in einer Grotte sein Schicksal erduldet haben. Die Stadt ist somit ein wichtiger Pilgerort für Christen, Araber und Juden. Entsprechend belebt ist sie bei meiner Ankunft am Samstag. Die Unterkünfte sind ausgebucht. Muss mich mit sehr einfachem Standard zufrieden geben.
Am Abend schlendere ich durch heilige Hallen und entlang der Fischteiche. In letztere wird von den Besuchern pausenlos Futter hineingeworfen. Können Fische überhaupt satt werden?
Eine mächtige Zitadelle thront auf dem Hügel über der Stadt. Diese besuche ich am nächsten Morgen. Der Bazar ist riesig und verwinkelt, habe mich fast darin verlaufen.
Am Nachmittag mache ich einen Ausflug mit der Taxe. Fürs Rad sind die Strecken zu weit, bzw. es geht sehr den Berg hinauf. Bei der Autofahrt merke ich, wie schön für mich das Radfahren ist. Die vielen Kleinigkeiten am Wegesrand sieht man nicht, man braust vorbei.
Wir fahren den Berg hinauf zur Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe. Die Funde in dieser Grabung sollen die ältesten überhaupt auf der Welt sein. Schon vor 12.000 Jahren haben hier Menschen ein Heiligtum aus monolithischen Steinen geschaffen. Die monolithischen T-Pfeiler stehen in Kreisen und weisen gut gearbeitete Tier-Reliefs und andere Piktogramme auf. Was es genau mit der Anlage auf sich hat ist noch unklar. Begonnen hat es damit, dass ein Bauer bei der Feldarbeit auf merkwürdige Steine stieß. Danach wurde gegraben und es ist noch lange nicht alles freigelegt.
Die nächste Station ist der Ort Harran, einst eine große Stadt, jetzt ein etwas heruntergekommenes Dorf. Abraham soll hier einige Zeit gelebt haben. In islamischer Zeit wurde hier die erste Universität gegründet.
Ein in Restauration befindlicher burgartiger Bau war früher Karawanserei, dann christliche Kirche und danach Moschee.
Die aus Lehm und Ziegeln gebauten erst etwas 200 Jahre alten „Trulli“ Häuser runden die Sehenswürdigkeiten ab. Sie sehen aus wie Bienenkörbe.