15.911 km
Amma’s Ashram verlasse ich nach einem guten Frühstück. Zunächst fahre ich auf schmaler Uferstraße unter Palmen durch kleine Dörfer. Die Kinder winken mir zu, die Alten grüßen freundlich. Flussarme zwingen mich immer wieder ins Binnenland auf die Hauptstraße mit regem Verkehr. Beim Überholen wird deutlich mit dem Bremsen des Gegenverkehrs gerechnet. Wer auf die linke Spur (hier herrscht Linksverkehr) von einer Seitenstraße oder auch nur Hauseinfahrt einbiegt achtet nicht auf den fließenden Verkehr. Trotzdem ist das Fahren angenehmer als im Chaos des iranischen Verkehrs. Die flache Landschaft ist einem leichten Hügelland gewichen.
Mein Ziel an diesem Tag ist ein bei Touristen beliebter Ort an einer Steilküste. Einfache und bessere Unterkünfte liegen aufgereiht in Ufernähe. Es ist Nebensaison, eine Unterkunft zu finden kein Problem. In der Nacht zieht ein Gewitter mit Dauerregen über uns hinweg, bisher das heftigste Unwetter auf meiner Tour. Ich bin froh, in einer sicheren Unterkunft zu sein.
Beim Frühstücken können wir bereits das rege Uferleben beobachten. Unter Sonnenschirmen in Reihe sitzend bieten sich Priester den Besuchern an. Sie haben ihr Werbeschild in den Sand gesteckt, manche verteilen Visitenkarten. Es gibt unterschiedliche Handlungen. Mancher Gläubige wird ins Wasser geschickt, auf dem Kopf ein Bananenblatt mit Blumen und eine Schale mit brennendem Öl. Über Kopf rückwärts werden diese Utensilien ins Meer geschmissen. Andere Gläubige erhalten ihren Segen ohne Wasserzeremonie.
Im Ort gib es einen Tempel. Am Eingang hängen an einem Baum viele kleine (hässliche) Plastikpuppen: Als Opfergabe oder Glücksbringer, ich weiß es nicht. Der Baum ist umwachsen von einer Schlingpflanze mit schönen Blüten und Früchten, (die wir noch nie gesehen haben, der Baum nennt sich irgendwas mit Kanonenkugeln, wie wir später erfahren haben). In einer hinteren Ecke des Tempelgeländes verspeist ein uralter Elefant Kokospalmenwedel.
Der Küstenort bietet sich zum Entspannen an. Wir bleiben zwei Tage.
Die küstennahe Weiterfahrt erfolgt weiter bei unklaren Straßenverhältnissen. Mal komme ich durch, werde ein anderes Mal wegen militärischem Sperrgebiet auf die Hauptstraße geleitet.
Merkwürdig ist die Häufung von großen Kirchen, oft nur wenige Kilometer auseinander, in den kleinen Orten neben der Uferstraße. Landeinwärts gibt es sie nicht. Andrea treffe ich in der Stadt Trivandrum wieder.
Unser Frühstück am nächsten Morgen nehmen wir im Indischen Kaffeehaus ein. Ein roter Turm mit spiralförmigen Gang in die Höhe, auf dem die Tische und Bänke aus Beton stehen. Diese Kaffeehäuser gibt es in vielen Städten (nicht als Turmbau). Sie werden von einer Kooperative geführt. Eine große Tempelanlage können wir nur von außen betrachten. Wie an anderen Orten ist der innere Besuch nur Hindus gestattet. Den Nachmittag verbringen unter Bäumen im schönen Zoo-Park (mit 7 Tiger in einzelnen kleinen Käfigen: von ihren wilden Kameraden im Urwald gibt es anscheinend in Südindien nur noch 40).
Der Abend wird stürmisch. Der Regen kommt Eimerweise herunter.
Internetverbindungen im Lande sind selten und schlecht, aber eine Marssonde aus Indien hat erfolgreich ihr Ziel erreicht.