Thomas Kipp

Ho-Chi-Minh-Stadt.

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Jan 272015
 

DSC02215628. Reisetag

 

Wir dringen ein in die Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt bzw. Saigon mit einer nicht abreißendenden Mopedflut, Baulärm und stehender Hitze. Unsere Unterkunft finden wir im Touristenviertel der Altstadt. Ein zimmerbreites Hotel steht neben dem anderen, meist in schmalen Gassen. Zimmer ohne Fenster sind in den schmalen Unterkünften Standard, wir suchen etwas länger, um eins mit Fenster zu ergattern.
Jede Menge Langnasen laufen herum. Gute Esslokale zu finden ist kein Problem. Die Bestellung ist mit englischer Speisekarte einfach und wir erhalten was wir bestellen.
Am Abend trinken wir unser Bier auf kleinen Hockern am Rande einer Vergnügungsmeile und lassen das abendliche Treiben an uns vorbeiziehen. Westliche Männer jedweden Formats und Alters flanieren mit hübschen jungen Vietnamesinnen. Verkäuferinnen bieten Tintenfische an. Ihre Garküche ist auf einem Fahrrad installiert, mit kleinem Herd und Auslage nebst Beleuchtung. Feuerspuckende Jungen mit rußgeschwärztem Gesicht sammeln nach ihrer Vorstellung etwas Geld ein. Sie wirken durch das häufige Einatmen und Schlucken der oft giftigen Brennstoffe bereits abwesend und apathisch.
Frauen mit der schweren Last von Büchern diverser Raubkopien des Reiseführers Lonely Planet bieten diese zu niedrigen Preisen an. Sonnenbrillen, Fächer, Erdnüsse usw. – viele Menschen versuchen einen Teil vom Touristenkuchen zu erhaschen.
Das sichtbare Gefälle zwischen reich und arm hinterlässt einen schalen Nachgeschmack.

Vier Tage verbringen wir in Saigon. Ich kaufe einen neuen Fahrradsattel. Mein alter Brooks-Ledersattel ist mittlerweile – nach ca. 35.000 km – zu sehr durchgesessen. Der Neue, leider nur aus Plastik, ist noch sehr gewöhnungsbedürftig.

Von der Aussichtsplattform des höchsten Gebäude Saigons und ihr Wahrzeichen schauen wir aus 300 m Höhe hinunter auf die Stadt im Dunst. Der Besuch im Museum of Modern Art zeigt den Einfluss der jahrzehntelangen Kriegsjahre auf die Kunst. Beim abendlichen Sparziergang durch den nahen Park beobachten wir ein buntes Treiben. Federfußball ist ein vietnamesischer Nationalsport. Vier Federn mit Gewicht am unteren Ende werden mit den Füssen ohne Einsatz von Händen oder Schlägern in der Luft gehalten. Eine Gruppe spielt es mit größter Perfektion und Leichtigkeit. Gymnastikgeräte werden von Jung und Alt genutzt. In einem Pavillon wird getanzt, daneben übt eine Karategruppe. Touristen werden von jungen Schülern angesprochen um die Englischkenntnisse zu verbessern.

Der Besuch in Chinatown führt uns zu Tempeln mit prachtvoll gestalteten Dachgiebeln mit kleinen tönernen Figuren. An der Tempeldecke hängen glimmende große Räucherspiralen. Vor dem Tempel können Vögel aus Käfigen freigekauft werden. Sie genießen ihre Freiheit nur kurz. Am naheliegenden Futterplatz werden sie gleich wieder eingefangen.

In dem geschäftigen Viertel wird vor allem mit Stoffen gehandelt. Ballenweise werden diese angeliefert und abgefahren, auf vollgepackten Mopeds, Fahrradrikschas oder mit kleinen dreirädrigen „Lastwagen“. Die Traditionelle Chinesische Medizin wird Säckeweise in einem Straßenzug angeboten. Wie wohl die getrockneten Kräuter, Früchte oder Tierteile zur Gesundung beitragen?

Die Radrundfahrt im Mopedschwarm verlangt höchste Konzentration. Jederzeit können „Geisterfahrer“ entgegenkommen oder aus seitlichen Einfahrten biegt ein Moped ohne Beachtung des fließenden Verkehrs auf die Straße. Beim kleinsten Zögern auf einer Straßenkreuzung ist ein Durchkommen kaum möglich.

In Saigon verabschieden wir Toms Reisegruppe „Ho-Chi-Minh-Pfad“. Eine neue Gruppe „Mekong-Delta“ kommt an. Einige Tage werden wir noch mit ihnen zusammen reisen.

Das trockene Hochlandklima hat meiner Kamera gut getan. Sie funktioniert wieder ohne Macken – wahrscheinlich bis zur Regenzeit im April.

Durch Kaffeeplantagen zur Küste.

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Jan 232015
 

DSC01907624. Reisetag

19.287 km

 

Wir starten am kühlen Morgen nach einer Nudelsuppe. Es geht zum Glück bergab, da Dalat auf der Höhe liegt. Anfangs sehr steil und rasant, danach auf verkehrsreicher Straße zügig mit angenehmen Gefälle und etwas Rückenwind. Das Klima scheint günstig für Zwiebelpflanzen zu sein – essbare und zur Zierde. Wir sehen jedoch nur das Grün ohne Blüten.

Wie es so im Hügelland ist, es geht nicht nur abwärts sondern auch aufwärts. Der Verkehr nimmt zu. Das laute und meist unnötige Gehupe der Lkws nervt. Wir sind froh am Nachmittag unsere Unterkunft in Di Linh zu erreichen. Der Spaziergang über den belebten Markt ist interessant. Weniger schön ist eine Mopedlast. Eng eingepfercht in einem Gitterbox harren apathische Hunde ihrem Ende entgegen.

Mangels Alternativen essen wir am Abend unsere dritte Nudelsuppe. Zurück im Hotel werfen wir einen Blick in die leere Bar, aus der dröhnende Musik schallt. Nichts lädt dort zum Verweilen ein. Der Lärm ist in jedem Raum zu hören. Zum Glück kehrt um 22 Uhr Ruhe ein.

Am nächsten Morgen startet unsere letzte Bergetappe. Es ist eine wunderschöne Strecke, wieder auf einer Nebenstraße. Wir radeln entlang einiger Teeplantagen in die Höhe. Bald schon dominieren wieder riesige Kaffeeanbaugebiete. In den flachen Talebenen wird Reis angebaut. Die letzte Passhöhe ist zu erklimmen. Die Landschaft wird trockener und karger. Nach kurzen Hügeletappen beginnt für uns die Fahrt in die Tiefe. 1000 Höhenmeter geht es hinab, auf kleiner Straße mit kaum Verkehr, durch Bambuswald und Gestrüpp. Es wird zusehends wärmer. Wir passieren ein Baumwollfeld und trockenes Ödland auf dem Kühe gehütet werden.

Nahe dem Küstenstreifen tauchen die ersten Drachenfruchtplantagen auf. Die kakteenartige Pflanze wird von Betonpfählen gehalten. Aus den weißen großen Blüten entstehen die roten saftigen Früchte. Neben Reisfeldern bestimmen sie das Landschaftsbild.

In der Stadt Phan Thiet, nahe des Flusshafens mit vielen großen Fischerbooten, finden wir eine Unterkunft mit seitlichem Meerblick. Am Abend gibt es ein leckeres Fischgericht.

Die Weiterfahrt am nächsten Tag erfolgt in Küstennähe auf flacher Straße durch Sanddünenlandschaft. Sobald Bewässerung möglich ist werden Drachenfrüchte und Reis angebaut. In der Kleinstadt La Gi, dem nächsten Übernachtungsort, besuchen wir nach unserer Ankunft den Fischereihafen. Viel zu sehen gibt es nicht. Eis wird für die ausfahrenden Fischerboote geschreddert, Krebse sortiert und Fischernetze geflickt. Auf ein Fischgericht müssen wir am Abend verzichten. Es wird trotz einer großen Flotte von Fangschiffen in der Stadt nicht angeboten. Ich begnüge mich mit einer Nudelsuppe.

Nach weiteren 100 km erreichen wir am nächsten Tag den vietnamesischen Badeort Vung Tau. Es ist die letzte Radetappe für die Reisegruppe. Nach einem Ruhetag am Meer fahren wir mit einem Speedboot nach Saigon. Damit umgehen wir die Autobahn und den chaotischen Verkehrsverhältnissen in der Millionenstadt.

Auf der Höhe von Dalat.

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Jan 172015
 

SONY DSC618. Reisetag

19.040 km

 

Zeitig brechen wir auf, die bisher schwierigste Etappe steht an. 110 km Strecke und die Überquerung von drei Pässen mit 1600 Höhenmeter liegen vor uns. Der Morgendunst steht noch über den Reisfeldern. Schon bald winden wir uns den ersten Berg hinauf. Oben am Pass kommt uns eine Marktfrau mit ihrem Moped entgegen. Eine Ente, ein Huhn, kleine Fische und viel Gemüse hat sie geladen.
Die Abfahrt geht entlang dichter grüner Bambuswälder. Unten im Tal ist ein großer Stausee. Die Fischer wohnen in schwimmenden Häusern nebst kleinen Gärten auf dem See.

Kaffeesträucher dominieren auf den Hängen der hügeligen Landschaft. Vor fast jedem Haus im Hof trocknen die ausgebreiteten Kaffeefrüchte. Weitere Plantagen werden auf frisch gerodeten Flächen angelegt. Ortschaften sind selten geworden. Nach endlosem auf und ab beginnt der Anstieg auf den zweiten Pass mit 1000 m Höhe, der dritte folgt mit 1300 m. Danach erfolgt eine rasante Abfahrt in die Tiefe. Unseren Übernachtungsort erreichen wir erst in der Dunkelheit, die bereits um 18 Uhr hier eintritt. Die Unterkunft ist lausig und teuer.

Den nächsten Tag gehen wir etwas lockerer an. Wie so oft beginnt er mit einer Nudelsuppe, danach essen wir noch ein kleines Baguette mit Ei. Nach der ersten Kaffeepause verlässt Jürgen unsere Gruppe. Als einsamer Radler wurde er integriert. Nun ist sein Weg ein anderer.
Durch weitere Kaffeeplantagen geht es langsam in die Höhe. An einer Seidenfabrik legen wir einen Besichtigungsstopp ein. In rasender Geschwindigkeit werden die Kokons abgewickelt und auf Spulen gebracht. Die alten Webmaschinen stehen wohl nur noch zur Ansicht herum.
Marie ist mutig und probiert die gerösteten Larven, die angeboten werden.

Bald beginnt wieder ein Anstieg in die Höhe. Dalat, unser nächstes Ziel und beliebter Erholungsort für Vietnamesen und Touristen liegt auf 1500 m Höhe. Das gemäßigte Höhenklima scheint ideal für den Blumenanbau zu sein. Unzählige Foliengewächshäuser reflektieren das Sonnenlicht und verwandeln die Landschaft in eine glitzernde Fläche.

Wir freuen uns über zwei Ruhetage. Immerhin haben wir in den letzten Tagen 700 km und 8,5 Höhenkilometer zurückgelegt. Wir befinden uns noch in der Gesellschaft von Toms Reisegruppe. Sie zog uns mit zügig die Bergregionen zu durchfahren. Die Orte zwischendurch luden nicht zu einem längeren Verweilen ein. Sie boten nur die nächtliche Unterkunft. Es war die schöne Berglandschaft, die den Reiz der Fahrt ausmachte.

In Dalat genießen wir das gute Essen, eine schöne Unterkunft und sind ein wenig faul. Wir besuchen das verrückte Haus, eine Mischung aus Hundertwasser und Dali. Das Gebäude besteht aus Höhlen, verschlungenen Gängen, gewundenen Treppen, gerade Formen und rechte Winkel gibt es nicht. Der Palast des letzten Kaisers ist weniger beeindruckend und erinnert vom Stil eher an ein altes Kurhaus. Der Kaiser Bao Dai hat 1945 seine Macht an Ho Chi Minh übergeben.

Wo Pfeffer und Kaffee wächst.

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Jan 132015
 

SONY DSC618. Reisetag

18.877 km

 

Um 5 Uhr morgens weckt das Propagandageplärre aus den Straßenlautsprechern. Es soll wohl die vietnamesischen Bürger zur Arbeit in den meist privaten Betrieben motivieren. Uns bringt es einen unruhigen Weiterschlaf bis zum Aufstehen. Wir starten mit der Gruppe in den nächsten drei Tagen zeitig. Die Strecken sind lang und bergig. Immer wieder überqueren wir Pässe und die Weiterfahrt erfolgt in einem ständigen auf und ab.

Anfangs ist die Straße neu und breit. Es gibt genügend Platz für den stärker werdenden Verkehr. Die gut befahrbaren Abschnitte werden leider kürzer, die Baustellen über die nächsten 200 km immer häufiger. Das Fahrvergnügen endet im Staub, Schotter und wild gewordenen Busfahrern, die hupend mit unverminderter Geschwindigkeit durch die oft schmalen Baustellen rasen.

An einer Steigung im Schotter rutscht Marie der Vorderreifen weg. Sie stürzt und holt sich eine böse Knieverletzung ein. Zum Glück fuhren gerade keine Autos vorbei. Vorsichtig gelingt ihr die Weiterfahrt. Ein Regenbogen steht über der Umfallstelle.

Die schöne hügelige Landschaft rundherum können wir nur vermindert wahrnehmen. Vor Pleiku wird vor allem Maniok angebaut und auf den weniger fruchtbaren Abschnitten stehen Kautschukplantagen. Pfefferpflanzen ranken sich an in den Boden gerammten Pfählen in die Höhe. In vielen kleinen und großen Gärtnereien werden Kaffeepflanzen gezüchtet. In Plastiktütchen keimen die Kaffeesprösslinge. Bald erreichen wir die Kaffeeanbaugebiete Vietnams. Vietnam ist es in den letzten Jahren gelungen nach Brasilien zu dem wichtigsten Kaffeeexporteur aufzusteigen. Die Haupterntezeit ist wohl vorbei. Blühende Kaffeesträucher sehen wir nur vereinzelt. Vor den Häusern in den Höfen liegen die anfangs rotgrünen Kaffeefrüchte in der Sonne aus, die sich beim Trocknen dunkelbraun färben. In jeder Frucht befinden sich zwei Bohnen. Über vielen Höfen sehen wir Staubwolken der Drescharbeiten aufsteigen. Die freigelegten grauen Bohnen werden weiter getrocknet. Die Hüllen der Kaffeefrüchte liegen in großen Haufen am Straßenrand.

Die Baustellen haben wir zum Glück hinter uns gelassen und den vielen Verkehr auch. Auf einer Nebenstrecke radeln wir am vierten Tag mit viel Rückenwind nach dem Überqueren einer Hügelkette hinunter zur Ebene des Lak-Sees. Die Landschaft um den See mit ihren Reisfeldern ähnelt einer Postkartenidylle. Und wo es schön ist, da tummeln sich die Touristen.

Bei einem Spaziergang am See durchqueren wir ein Dorf mit Pfahlhäusern aus Rattan und Holz sowie einigen neuen Steinpfahlbauten. Unter den Häusern befinden sich die Arbeitsgeräte oder es dösen Kühe und Hängebauchschweine.

Unerwarteter Weise kommen uns zwei Elefanten mit ihren Führern entgegen. Eh wir uns versehen, stehen wir in einer Gruppe japanischer Touristen, die die Elefanten als Hintergrund für ihr Fotoshooting gemietet haben.