656. Reisetag
656. Reisetag
20.155 km
120 km Auto
Entlang des Tonle-Flusses verlassen wir in der Frühe Phnom Penh – auf der Nationalstraße mit viel Verkehr und Baustellen. Am Straßenrand haufenweise Plastik und Säckeweise auf kambodschanische Art entsorgter anderer Müll. Der Verschmutzungsgrad scheint noch höher zu sein als in Vietnam.
Die Hauptstraße verlässt den Fluss, wir bleiben am Wasser, auf kleiner unbefestigter Straße. Wir sind mitten drin in Fischerdörfern mit ihrer Geschäftigkeit. Der Eismann verteilt seine Ware, kleine Mönche sammeln Spenden, am Giebel eines Khmer-Tempels erfolgt der letzte Anstrich. Fische werden getrocknet oder der penetrante Geruch deutet auf eine Weiterverarbeitung zur Fischsoße hin. Vor und neben den Häusern stehen große Tongefäße als Wasserreservoir. Auf der einen Seite der Fluss, die Häuserreihe entlang der Straße und im Hinterland die abgeernteten Reisstoppelfelder. Für uns gibt es viel zu schauen, und auch wir werden bestaunt. Leider endet die Nebenstraße nach 30 km und wir legen das letzte Drittel der Tagesstrecke bis Kampong Chhnang auf der Hauptstraße zurück.
Wir besuchen am späten Nachmittag das Altstadtviertel mit seinen schwimmenden Häusern am Tongle Fluss. Die Stelzen der Häuserbauten scheinen noch höher zu sein als in anderen Landesteilen. Ganz anders die schwimmenden Siedlungen, die sich auf Flusshöhe befinden. Mit einem Ruderboot lassen wir uns hindurchfahren. Das Leben findet hier auf dem Wasser statt. Einrichtungen wie Läden, Handwerksbetriebe u.a. sind vorhanden und werden mit dem Boot angesteuert. In den zum Wasser hin offenen Wohnräumen sehen wir kleine Altäre, oft einen Fernseher und immer die beliebte Hängematte. Blumen schmücken die Häuserfront. Ein fast ganz normales Dorfleben.
Am nächsten Morgen schaffen wir es wirklich bereits um 6 Uhr auf dem Fahrrad zu sitzen. Die Hitze über Tag macht uns zu schaffen, die Morgenstunden sind einigermaßen erträglich. Unser Nudelsuppenfrühstück nehmen wir erst nach 25 km am Straßenrand ein. Auf der Nationalstraße ist viel Verkehr, Nebenstrecken gibt es nicht, das Fahren macht keinen Spaß, die Hitze schlappt uns.
Nach 70 km im Ort Krakor beenden wir unsere Tagesfahrt. Ohne Gepäck fahren wir weiter zum fünf Kilometer entfernten Tongle Seeufer. Die Straße ist staubig, die Häuser am Rande sehr ärmlich. Mit einem Motorboot lassen wir uns in ein schwimmendes Dorf im See fahren. Die Infrastruktur ist perfekt. Es gibt eine Schule, die Schüler werden mit einem Boot eingesammelt, die in die Höhe ragende christliche Kirche lässt den buddhistischen Tempel klein aussehen, anstatt der vielen Mopedwerkstätten an Land gibt es kleine Schiffswerften. Touristen können in Homestays (Übernachtungen in der Familie) wohnen. Natürlich gibt es eine Krankenstation, Post und was sonst so benötigt wird. Die Haupteinnahmequellen sind der Fisch, der auch hier manchmal zum Himmel stinkt und Muscheln, die geknackt werden. Kleinere Muscheln werden in bis zum Rande gefüllten Booten ans Land gebracht, in Säcke gefüllt und auf Lkws verladen. Mir ist unklar, wie diese die Hitze überstehen und noch genießbar sind. In den Städten sehen wir oft die kleinen Muscheln, mit Soße mariniert, auf Karren zum Verkauf. Diese werden mit den Zähnen geknackt, ähnlich der Sonnenblumenkerne in anderen Ländern.
Nach wiederum einem frühen Start am nächsten Tag ist Marie trotz Morgenfrische bereits nach 10 km pitschnass geschwitzt und das Herz rast. Wir entscheiden, im nächsten Ort ein Transport zu finden und uns zum 120 km entfernten Battambang fahren zu lassen. Das ist eine gute Entscheidung, denn auf der Nationalstraße zu fahren ist kein Vergnügen und die Hitze kaum auszuhalten.
Dieser Ort ist wiederum ein Touristenzentrum, eine Durchgangsstation für Landreisende von und zu den Angkor Tempeln. Die Unterkunft ist gut, das Essen ebenfalls, wir bleiben drei Nächte. Besuchen nicht einmal die Tempel im Umland, da wir demnächst die Höhepunkte der Tempelanlagen erleben werden. Ein abendlicher Ausflug zu den Bat-Höhlen ist beeindruckend. Mit einsetzender Dämmerung fliegen aus ihr ein nicht endender Strom von Fledermäusen zur nächtlichen Jagd. Am Himmel können wir ihren Zug weiter verfolgen.