691. Reisetag
21.601 km
Eine alte Tempelanlage der Khmer liegt 40 km südlich von Pakse im Dorf Champasak. Laut Reiseführer ein Muss. Ich radele entlang des Mekong dort hin und bleibe in einer Unterkunft mit Terrasse direkt zum Mekong. Angenehm, das Bett ist frisch bezogen und hat ein Bettlaken zum Zudecken. Das ist nicht selbstverständlich.
Den Nachmittag verbringe ich lesend auf der Terrasse, schaue oft auf die Weite des Flusses. Das wirkt beruhigend. Ich genieße die ländliche Ruhe. Dunkle Wolken ziehen auf. In der Ferne höre ich ein Donnergrollen. Ich rieche bereits den Regen, nur er kommt nicht. Schade.
Die Tempelanlage besuche ich am nächsten Morgen. Bin (noch) der einzige Besucher. Es ist ein schönes Gefühl alleine durch bis zu 1500 Jahre alte Gemäuer zu steigen. Erinnere mich an die menschenleeren Ruinenstätten im vorletzten Winter in der Türkei.
Die Anlage ist am Fuße eines Berges gelegen und geht in drei Ebenen in die Höhe. Ursprünglich war es ein Hindutempel, der ohne Zerstörungen Jahrhunderte später zum Buddhismus konvertierte. Das Heiligtum mit einer aus dem Felsen tropfenden (jetzt ist Trockenzeit) Quelle liegt auf der obersten Stufe. Skulpturen von Shiva, Vishnu und Brahma sind in den Felsen geschlagen, auf einem weiteren Block ein Elefant.
Es ist immer noch eine heilige Stätte. Einigen Statuen legte man ein typisch buddhistisches Mäntelchen um. Davor stehen aufgerollte mit Blumen bestückte Bananenblätter, viel golden- und silbrig-glänzender Schmuck sowie glimmenden Räucherstäbchen.
Etwas abseits in der Ebene ist von einer weiteren Tempelanlage nur ein Steinhaufen zu sehen. Dort wird ausgegraben. Mit einem Schäufelchen wird die harte Erde herausgeholt, Gesteinsbrocken aufgehoben und das Profil gezeichnet. Wie man mir sagt wird am Ende der Graben mit der herausgeholten Erde wieder aufgefüllt.
Im Ort meiner Übernachtung gibt es vier große Tempel (Wat) neueren Datums. Alle recht aufwändig gebaut. In der Mauer ums Tempelgelände sind bunte kleine und größere Pagoden integriert in der die Asche Verstorbener ruht. Etwas viel Wat für so einen Ort – denke ich. Der Wohlstand ist nicht besonders hoch im Umfeld.
In den nächsten vier Tagen fahre ich Richtung Norden, zunächst zurück für eine Nacht nach Pakse. Dann über Land mit monotonem Umfeld von Busch und abgeernteten Reisfeldern nach Thakek. Selten sehe ich das Grün von bewässerten Reisfeldern. Wie schön und erfrischend für meine Augen wäre die Fahrt in der Pflanzzeit und nicht schwitzend bei annähernd 40 Grad in der Mittagshitze.
In den Dörfern sammeln in der Frühe die Mönche Spenden ein. Kniend überreichen Frauen ihnen etwas zu essen. In den größeren Orten fahren lärmende mit Lautsprecher bestückte Autos mit Buddhafiguren oder auch mal einem Pappmaschee-Elefant darauf um weitere Spenden „einzutreiben“. An der Straße sehe ich wiederum sehr viele Wats und weitere sind im Bau.
Unterwegs ernähre ich mich von Bananen und Nudelsuppe. Bei letzterer passe ich während der Zubereitung auf, dass keine Fleischeinlage erfolgt. Manchmal hängt über der Küche ein merkwürdiger Geruch, der mir den Appetit verschlängt, dann fahre ich sofort weiter. Eine verbale Verständigung ist nicht möglich.
In Thakek angekommen lege ich einen Pausetag ein. Wie in vielen laotischen Städten prägen alte ein- bis zweistöckige Bauten aus französischer Kolonialzeit die Innenstadt. Es ist außer dem Mekong nichts besonderes zu sehen. Der Ort ist Durchgangsstation für landreisende Touristen und hat eine entsprechende Infrastruktur. In manchen Lokalen liegen englische Speisekarten aus. Das vereinfacht die Bestellung, Rückfragen können aber zu Irritationen führen. So bekomme ich zum Frühstück Toast mit Fritten und Marmelade. Dabei wollte ich das Ei von beiden Seiten gebraten haben.
Da ärgere ich mich über mich, dass mich das ärgert. Wo bleibt meine Gelassenheit.