Thomas Kipp

Alte Gemäuer und viel Radelei.

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Apr 012015
 
DSC05990

Buddhastatue an der Straße.

691. Reisetag

21.601 km

 

Eine alte Tempelanlage der Khmer liegt 40 km südlich von Pakse im Dorf Champasak. Laut Reiseführer ein Muss. Ich radele entlang des Mekong dort hin und bleibe in einer Unterkunft mit Terrasse direkt zum Mekong. Angenehm, das Bett ist frisch bezogen und hat ein Bettlaken zum Zudecken. Das ist nicht selbstverständlich.
Den Nachmittag verbringe ich lesend auf der Terrasse, schaue oft auf die Weite des Flusses. Das wirkt beruhigend. Ich genieße die ländliche Ruhe. Dunkle Wolken ziehen auf. In der Ferne höre ich ein Donnergrollen. Ich rieche bereits den Regen, nur er kommt nicht. Schade.

Die Tempelanlage besuche ich am nächsten Morgen. Bin (noch) der einzige Besucher. Es ist ein schönes Gefühl alleine durch bis zu 1500 Jahre alte Gemäuer zu steigen. Erinnere mich an die menschenleeren Ruinenstätten im vorletzten Winter in der Türkei.
Die Anlage ist am Fuße eines Berges gelegen und geht in drei Ebenen in die Höhe. Ursprünglich war es ein Hindutempel, der ohne Zerstörungen Jahrhunderte später zum Buddhismus konvertierte. Das Heiligtum mit einer aus dem Felsen tropfenden (jetzt ist Trockenzeit) Quelle liegt auf der obersten Stufe. Skulpturen von Shiva, Vishnu und Brahma sind in den Felsen geschlagen, auf einem weiteren Block ein Elefant.

Es ist immer noch eine heilige Stätte. Einigen Statuen legte man ein typisch buddhistisches Mäntelchen um. Davor stehen aufgerollte mit Blumen bestückte Bananenblätter, viel golden- und silbrig-glänzender Schmuck sowie glimmenden Räucherstäbchen.

Etwas abseits in der Ebene ist von einer weiteren Tempelanlage nur ein Steinhaufen zu sehen. Dort wird ausgegraben. Mit einem Schäufelchen wird die harte Erde herausgeholt, Gesteinsbrocken aufgehoben und das Profil gezeichnet. Wie man mir sagt wird am Ende der Graben mit der herausgeholten Erde wieder aufgefüllt.

Im Ort meiner Übernachtung gibt es vier große Tempel (Wat) neueren Datums. Alle recht aufwändig gebaut. In der Mauer ums Tempelgelände sind bunte kleine und größere Pagoden integriert in der die Asche Verstorbener ruht. Etwas viel Wat für so einen Ort – denke ich. Der Wohlstand ist nicht besonders hoch im Umfeld.

In den nächsten vier Tagen fahre ich Richtung Norden, zunächst zurück für eine Nacht nach Pakse. Dann über Land mit monotonem Umfeld von Busch und abgeernteten Reisfeldern nach Thakek. Selten sehe ich das Grün von bewässerten Reisfeldern. Wie schön und erfrischend für meine Augen wäre die Fahrt in der Pflanzzeit und nicht schwitzend bei annähernd 40 Grad in der Mittagshitze.
In den Dörfern sammeln in der Frühe die Mönche Spenden ein. Kniend überreichen Frauen ihnen etwas zu essen. In den größeren Orten fahren lärmende mit Lautsprecher bestückte Autos mit Buddhafiguren oder auch mal einem Pappmaschee-Elefant darauf um weitere Spenden „einzutreiben“. An der Straße sehe ich wiederum sehr viele Wats und weitere sind im Bau.

Unterwegs ernähre ich mich von Bananen und Nudelsuppe. Bei letzterer passe ich während der Zubereitung auf, dass keine Fleischeinlage erfolgt. Manchmal hängt über der Küche ein merkwürdiger Geruch, der mir den Appetit verschlängt, dann fahre ich sofort weiter. Eine verbale Verständigung ist nicht möglich.

In Thakek angekommen lege ich einen Pausetag ein. Wie in vielen laotischen Städten prägen alte ein- bis zweistöckige Bauten aus französischer Kolonialzeit die Innenstadt. Es ist außer dem Mekong nichts besonderes zu sehen. Der Ort ist Durchgangsstation für landreisende Touristen und hat eine entsprechende Infrastruktur. In manchen Lokalen liegen englische Speisekarten aus. Das vereinfacht die Bestellung, Rückfragen können aber zu Irritationen führen. So bekomme ich zum Frühstück Toast mit Fritten und Marmelade. Dabei wollte ich das Ei von beiden Seiten gebraten haben.
Da ärgere ich mich über mich, dass mich das ärgert. Wo bleibt meine Gelassenheit.

Bolaven-Loop.

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Mrz 252015
 

DSC05836684. Reisetag

21.163 km

 

Das Weiterradeln ist eher ereignislos. Dünn besiedelte trockene Landschaft mit Reisstoppelfelder und Busch. Letzterer wird zusehends durch Brandrodung dezimiert. Rauchschwaden hängen wie Frühnebel in der Luft.

Vor den Stelzenhäusern und am Straßenrand wird bereits in der Frühe über einem Holzfeuer Reis gekocht. Was es dazu gibt entzieht sich meinen Blicken, manchmal wohl nichts.

In meinem Kopf hat sich irgendwie der Gedanke an ein Vollkornbrot mit Käse festgesetzt. Kann ihn nicht verdrängen. Denke bereits daran im nächsten Jahr – im Rahmen eines Heimaturlaubes – deswegen Deutschland zu besuchen. Mal sehen wie lange die Gelüste vorhalten. Auf der Strecke wartet auf mich nur eine Nudelsuppe.

80 km sind es bis zur nächsten Unterkunft. Bereits um 11 Uhr komme ich im kleinen verschlafenen Ort Sekong am Sekong-Fluss an. Viel zu schauen gibt es nicht. Finde auf dem Markt endlich Obst zu kaufen, Bananen und Mangos. Deren Bäume und Stauden sehe ich oft, die Früchte selten. Wegen der Hitze ziehe ich mich nach dem Rundgang zu einer Siesta zurück. Am Abend trinke ich am Flussufer ein Bier. Auf der gegenüberliegenden Seite züngeln Flammen in der Dunkelheit durch den Busch.

Mit 18 Grad ist es am nächsten Morgen kühl wie seit langem nicht mehr – für die ersten Stunden. Mit mäßiger Steigung fahre ich hoch aufs Bolaven Plateau, ein aus der Ebene ragendes Bergmassiv. Die Höhe macht es zu einem geeigneten Kaffeeanbaugebiet. Die Franzosen führten die Pflanzen um 1900 ein, natürlich für den Export der Bohnen.
Die Ernte ist bei meiner Durchfahrt bereits erfolgt. Vor den Häusern liegen die Früchte auf den freien Flächen zum Trocknen aus.

Zur Mittagszeit erreiche ich meine Unterkunft in Form einer einfachen (eigenen) Hütte abseits von der Hauptstraße. Dieser Flecken ist ein beliebter Stopp auf einer von „Lonely Planet“ empfohlene Motorradrundtour. Highlights sind diverse Wasserfälle in der Umgebung. Die geringe Wasserführung in der Trockenzeit macht sie nur mäßig interessant.
Beliebt sind Besuche in umliegenden Dörfern von Minoritäten. Halte davon Abstand, käme mir wie ein Zoobesuch vor.
Das Umfeld ist ländlich ruhig. Nur die vielen Hähne stören die Morgenruhe. Nach einer vormittaglichen Rundtour verbringe ich den Nachmittag wegen der Hitze lesend inaktiv.

Am nächsten Tag beende ich meine 5-Tages-Schleife und fahre hügelig hinab ins Mekong-Tal.
An der Straße das bekannte Phänomen. Einer (?) hat die Idee, das ganze Dorf hofft am Geschäft teilhaben zu können. So liegen in einem Dorf vor fast jedem Haus aus (Schilf-)Gras gefertigte Matten für die Dachbedeckung, im anderen werden am Straßenrand geschmiedete Sichel und Messer angeboten und in einem weiteren stehen diverse Korbwaren zum Verkauf.

In Pakse, eine mittelgroße Stadt am Mekongufer, suche ich eine Unterkunft. Entscheide mich für eine einfache aber ruhig gelegene direkt am Fluss. Ist im Nachhinein keine gute Wahl gewesen. Nichts funktioniert so richtig. Hätte lieber die bessere aber laute an der Hauptstraße nehmen sollen.

Der Himmel hängt voller dunkler Wolken. Leider kommt es nicht zu einem erfrischenden Regenguss.

Schön und schwierig …

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Mrz 212015
 

DSC05769680. Reisetag

20.919 km

 

… ist der nächste Tag. Ich fahre zwar auf einer Nationalstraße. Das steht auf der Karte. Befahrbar ist sie selbst für Geländewagen kaum und in der Regenzeit gesperrt, da es keine Brücken gibt. Ich habe vorsorglich 5 l Wasser dabei, um bei zu großen Schwierigkeiten eine Nacht im Zelt verbringen zu können.

Früh in der Dämmerung starte ich. Die erste Strecke ist staubig befahrbar. Auf dem holperigen Untergrund liegt eine dicke Feinstaubschicht, die alles einebnet. Es ist ein liquider Staub. Trete ich hinein, wirbelt er auf, wie ein Tritt ins Wasser. Da die Unebenheiten nicht zu erkennen sind, muss ich konzentriert fahren. Unangenehm sind weitere Fahrzeuge, die mich in eine Staubwolke hüllen. Am frühen Morgen sind glücklicherweise nur wenige unterwegs.

Nach einer Flussdurchquerung liegen die letzten Dörfer hinter mir. Der Weg ist schlecht, viele Steine, tiefe Spurrillen, aber auch streckenweise gut befahrbarer glatter Tonbelag. Um mich herum Urwaldgestrüpp. Umgestürzte Bäume blockieren den Weg. Eine passierbare Schneise ist aber geschlagen. Vogelgezwitscher und Grillengezirpe, sonst kein Laut. Der Hohlweg durch den Dschungel liegt geschützt im Schatten. Es ist wunderbar, die morgendliche Staubpassage ist vergessen. Nichts kommt in den nächsten 40 km mir entgegen. Die schwierigen Passagen, davon gibt es viele, schiebe ich lieber. Keiner würde mich finden mit einem Bruch beim Stürzen. Der Helm schützt mich eher von oben. Ab und zu schlägt ein Zweig oder abgebrochener Bambus dagegen.

Es geht steil hinunter in die vielen zu durchquerenden Bachbetten, mal mit Wasser, mal trocken. Bei einer Wasserhöhe bis zum Po trage ich sämtliches Gepäck in zwei Gängen hindurch, sonst im ersten Kontrollgang nur die tief hängenden Vordertaschen. Das ist zeitraubend aber nicht anstrengend. Der fehlende Radständer macht sich bemerkbar, besonders beim wieder Beladen mit Gepäck. Schweißtreiben ist das Schieben des vollbepackten Rades in die Höhe. Ich schaffe es kaum die steilen und rutschigen Passagen über hochstehendes Geröll zu meistern.
An manchen Flüssen auf der einsamen Strecke stehen Dörfer. Ich weiß nicht wie diese versorgt werden. Wohl nicht über den von mir benutzen Weg. Es gibt nach Karte und Google aber keinen anderen.

Nach 60 km stoße ich wieder auf eine befahrbare Straße, das heißt steinig und oft sehr staubig. Muss zwar nicht mehr absteigen, aber 50 km auf der rauen Oberfläche schütteln mich noch einmal gut durch. Schattenplätze gibt es keine mehr und 40 Grad setzen noch eins drauf. Bin froh nach 11 h und 110 km im größeren Ort Attapeu anzukommen.

In der ersten Unterkunft kann mir (mangels Englischkenntnissen) keiner erklären, weshalb es ausgerechnet in meinem Zimmer keinen Strom gibt. Die Unfreundlichkeit treibt mich aus dem nächsten Hotel weiter zum Dritten. Nachdem ich dort die Angestellte gebeten habe doch ihr Smartphone bitte zur Seite zu legen zeigte sie mir etwas irritiert ob der Bemerkung ein annehmbares Zimmer. Im Gegensatz zu Vietnam oder Kambodscha ist mir bereits aufgefallen, dass Gäste in Laos eher stören als willkommen sind.

Das frühmorgendliche Aufstehen gelingt mir am nächsten Morgen nicht. So bleibe ich einen weiteren Tag in einer nicht so sehenswerten Stadt.

Sabaidee Laos.

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Mrz 192015
 

DSC05695678. Reisetag

20.809 km

 

Sabaidee (Hallo) tönt es aus vielfachem Kindermund und lachend wird mir zugewunken. Halte ich an, kann schon einmal ein erschrockenes Weglaufen erfolgen. Die Älteren hingegen sind eher zurückhaltend und zeigen nach meinem Gruß oft keine Reaktion.
Auf der Straße ist kaum Verkehr, Laos hat gegenüber den Nachbarländern deutlich weniger Einwohner. Ich bewege mich auf dem sogenannten „banana pancake track“ der landreisenden Touristen.
Meine ersten Nächte verbringe ich auf einer der „Viertausend Mekong-Inseln“. Bei meiner Ankunft mit dem Longboot auf der Insel Don Det sitzen vor den Uferrestaurants Gruppen von Touristen, manche warten auf ihre Weiterfahrt, für einige, eher ausgeflippte, scheint es bei einem Joint ein beliebter Treffpunkt zu sein. Bin unerwartet mitten drin im Gewühl. Diese „Partyinsel“ kann ich glücklicherweise verlassen und auf die etwas ruhigere Insel Don Khon ausweichen. Eine noch von den Franzosen erbaute Brücke überquert einen schmalen Mekongarm dorthin. Meine Unterkunft liegt direkt am Wasser. Es ist der „Waschraum“, Spielplatz der Kinder und gleichzeitig die (Wasser-)Straße.

Der Mekong ist im Inselgebiet Kilometer breit und in viele Arme aufgeteilt. Der Fluss bahnt sich durch eine felsige Ebene seinen Weg, bis zu den Fällen. Bei meinem Inselausflug sehe ich ihn vor mir in breiter Front in die Tiefe zu stürzen. Was für ein Schauspiel wäre es in der Regenzeit.

Die hohen Nachmittagstemperaturen reduzieren meine Aktivitäten sehr. Der Tag ist irgendwie gelaufen. Etwas Frische kommt erst am frühen Morgen wieder auf. Um nicht zu träge zu werden packe ich am dritten Tag meine Sachen und setze ich mich wieder aufs Rad. Inselhoppen ist angesagt. Eine Fähre, bestehend aus einer Plattform auf zwei Longbooten, bringt mich zur Nachbarinsel. Diese umrunde ich auf Saumpfaden in Ufernähe. Erschreckend die vielen Plastikabfälle, die überall auf der autofreien Insel herumliegen. Eine ähnliche Fähre bringt mich zur nächsten Insel.
Bereits um 10 Uhr nehme ich dort mein Nudelsuppenfrühstück im neuen Quartier auf einer Megkongterrasse ein. Ich sehe wie Fischer von kleinen Booten aus ihre Wurfnetze ins Wasser werfen. Die Schifffahrt auf diesem gewaltigen Strom ist auf kleine Longboote reduziert. Die unpassierbaren Stromschnellen liegen auch nur einige Kilometer stromab.

Dummerweise ist beim Rad eine Ständerschraube abgebrochen. Kann es nur noch anlehnen oder hinlegen. Das ist umständlich.

Die Sonne scheint zwischen 6 am und 6 pm. Ans frühe Aufstehen habe ich mich (fast) gewöhnt. Mein Ziel möchte ich möglichst in der ersten Tageshälfte erreichen. So sehe ich auch am nächsten Morgen wieder die Sonne aufgehen.
Auf der Nationalstraße geht es weiter in nördlicher Richtung. Kaum Verkehr. Änderung im Umfeld nur durch den Wechsel von Reisstoppelfeldern und Buschland. Erst geht die Zeit langsam voran, dann schneller. Merkwürdig.
Nach 90 km verlasse ich die Hauptstraße. Es wird hügelig, fürchterlich staubig und verdammt heiß. Schweißtropfen bilden kleine Bahnen am verstaubten Bein. Noch 10 km fahren und ich bin am Ziel, in einer kleinen Hütte am Rande eines weiten Wetlands. Nass ist es zur Zeit nicht, aber noch grün. Von der kleinen Terrasse aus sehe ich (Wasser-)Büffelherden und Elefanten darauf weiden. Fast wie in Afrika. Die Rüsseltiere sind nicht wild. Sie gehören zu einem naheliegenden Dorf und werden touristisch genutzt. Auf ihnen kann man sich durch den nahen Urwald tragen lassen oder einen Berg hoch zu einer alten Tempelanlage. Letztere besuche ich am nächsten Tag mit meinem eigenen Draht-Esel.