Thomas Kipp

Das achtsame Atmen.

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Sep 102015
 

DSC02241853. Reisetag

25.002 km

 

60 Teilnehmer und ich treffen am letzten Tag des Monats im Meditationszentrum des nahe gelegenen Klosters Suan Mokkh ein um an einem 10-tägigen Retreat teilzunehmen. Vor allem junge westliche Reisende wollen hier einen Einstieg in die Meditation finden. Ich bin erstaunt über den Bekanntheitsgrad dieses Zentrums. Jetzt ist Nebensaison. Zur Hauptreisezeit, wie mir gesagt wird, kommen monatlich bis zu 150 Menschen ins Zentrum.

Bei der Registrierung wird ein Teilnahmebeitrag von ca. 52 € erhoben, der die gesamten Kosten inkl. Essen für den Aufenthalt einschließt.
Computer, Handys, Kameras und Bücher werden abgegeben. Sie lenken ab, ebenso wie das andere Geschlecht. Die Trennung von Männlein und Weiblein ist strikt.

Auf einem großen mit Palmen und Bananenstauden bewachsenen Gelände stehen die offenen Meditationshallen und die einfachen Unterkünfte mit hartem Bett auf Betonsockel. Gewaschen wird sich an großen Becken aus denen man das Wasser mit Schüsseln über sich gießt. Weil die Thais sehr gschamig sind sollen bei der Ganzkörperwäsche Shorts getragen werden, die Frauen sich einen Sarong umlegen.

Am Abend nach der Einführung beginnt ein 10-tägiges Schweigen.

Regelmäßig um vier Uhr am Morgen weckt ein Gong und kurze Zeit später versammeln wir uns in der großen Halle.
Diese und weitere Sitzungen beginnen mit einem Vortrag über die Atem-Achtsamkeit – Mindfulness with Breathing: Die Kultivierung des Geistes mittels auf Ein- und Ausatmung gerichteter Achtsamkeit. Die Meditationsform, die von Buddha praktiziert und gelehrt wurde.

Im Anschluss an den Vortrag meditieren wir. Wenn das Aufstehen geschafft ist, mag ich die frühe Meditation. Rundherum ist es still und dunkel. Ich versuche mich konzentriert mit meinem Atem auseinanderzusetzten. Das ist meine Hauptaufgabe in den nächsten Tagen. Der Atem ist nicht immer so wie ich es mir wünsche. Er bockt zwischendurch, will nicht tief eingeatmet werden, ist unruhig. Die aufkommenden Gedanken versuche ich loszulassen bis sie wieder da sind. Das klappt in den Morgenstunden am Besten.
Das ruhige Sitzen bereitet mir weniger Probleme. Anders als in Myanmar. Dort waren die Sitzungen einfach zu lang für mich.

Noch in der Dunkelheit wechseln wir die Halle zu einer Yoga- und Tai Chi-Stunde. Die Yogaübungen empfinde ich recht anstrengend. Außerdem wird mir dabei meine Unbeweglichkeit bewusst. Beim Tai Chi habe ich Probleme mir die vielen aufeinanderfolgenden Schritte zu merken. Die gleitenden Bewegungen gefallen mir aber.
Zwischen Yoga und Tai Chi geht die Dunkelheit in Dämmerung über. Mit ihr kommen die Mücken. Fliegenden Hunde versuchen diese zu schnappen und gleiten zwischen uns und nahe über den Köpfen durch die Halle.

Anschließend wird wieder meditiert. Danach gibt es Frühstück. Ein Reissuppenbrei mit etwas Gemüse. Sättigend aber nicht zu vergleichen mit dem guten Mittagessen, welches wir nach der nächsten Sitzungssequenz erhalten. Natürlich alles vegetarisch. Trotz nur zweimaligem Essen am Tag verspüre ich keine Hungergefühle.
Unser übliches Essverhalten ist wohl sehr durch Appetit und Lust bestimmt, nicht durch den Hunger.

Nach der Mittagspause erfolgt wieder ein Zusammenkommen bis zum Abendtee. Danach nehme ich ein Bad in einer heißen Quelle auf dem Gelände. Es ist ein angenehmes Schweben durch das salzhaltige heiße Wasser.

Nochmals 1,5 Stunden Sitz- und Gehmeditation bis 9 Uhr. Dann geht’s ins Bett.

So vergehen die Tage. Anfangs schnell, aber ab dem achten Tag zieht es sich und ich freue mich aufs Ende.
So ein asketisches Leben über längere Zeit wäre nichts für mich. Ich kann mir schwer vorstellen die weltlichen Freuden durch die durch lange Meditation erlangten geistigen Errungenschaften zu ersetzten. Ich bewundere eine kleine Gruppe Ausländer, die hier etwas abseits vom Hauptkloster auf dem Gelände lebt und ein Mönchsleben führt.

Diese Meditationsauszeit vom Reisen hat mir gut getan. Ich bin froh es noch einmal versucht zu haben.

10 Tage habe ich keine Schuhe getragen. Das ist ein angenehmes Gefühl gewesen. Es soll Skorpione und Kobras hier geben, habe aber beide nicht zu sehen bekommen.

Taucherinsel ohne Tauchen.

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Aug 292015
 
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Die Anderen.

841. Reisetag

24.872 km

 

Wie viele andere Inselbesucher möchte auch ich es mit dem Tauchen versuchen. Tauchschulen gibt es an jeder Ecke. Auswahlkriterien habe ich keine. Ich gehe einfach in eine und buche den Grundkurs über vier Tage. Wir sind vier Teilnehmer, alle kommen aus Deutschland. Der spanische Lehrer unterrichtet in Englisch. Das Theoriebuch ist in Deutsch. Am zweiten Tag geht es im Boot mit vielen anderen „Tauchern“ hinaus. In der Tauchbucht liegen bereits weitere Boote vor Anker. Ein Sprung ins Wasser mit der schweren Tauchausrüstung. Ich komme trotzdem an die Oberfläche und schwimme mit unserer Vierergruppe ans Ufer. Unter mir zieht das Korallenriff mit vielen bunten Fischen vorbei. Es sieht wunderschön aus.
Im gerade noch stehtiefen Wasser beginnen unsere Übungen. Wir setzen uns auf den Grund. Mein Atmen ist trotz Luft aus der Flasche alles andere als gleichmäßig. Als wir während einer Übung die Luftzufuhr aus dem Mund nehmen um langsam die Luftblasen aus dem Mund ins Wasser zu lassen werde ich hektisch. Mehrmalige Versuche lassen mich nicht ruhiger werden. Dass war es dann mit meinem Tauchkurs, nach nur einer Stunde. Ich bin erleichtert, dem Unterwasserstress nicht länger ausgesetzt zu sein, aber auch niedergeschlagen. Die interessante Unterwasserwelt werde ich nicht durchschwimmen können.

Ich bleibe sechs Tage auf der Insel. Durchfahre diese wegen der vielen Berge mit einem Moped. Trotz Hitze und angesagten Wassermangel steht alles in einem saftigen Grün. Es gibt lauschige von Palmen umsäumte Buchten. Jeder Inselwinkel wird aber, wenn irgend möglich, touristisch genutzt.

Die Essensmöglichkeiten sind gut. Habe sogar ein Lokal mit schmeckender Pizza (wegen meines Käsemangels) ausgemacht. Es kann aber auch passieren, dass z.B. süßes nicht getoastetes Brot mit Knoblauchbutter serviert wird. Die Reklamation wird mit einem Lächeln entgegengenommen. Der Geschmack der Falang ist trotz vieler Gäste noch nicht in alle Küchen vorgedrungen.

Mit einem Schnellboot verlasse ich die Insel mit kurzem Halt an der Partyinsel Ko Phangan und der Hotelinsel Ko Samui. Die Touristenhochburgen lasse ich damit hinter mir.

Vom Bootsanleger radele ich zum 30 km entfernt liegenden ruhigen Küstenort Khanom. Den Kilometer langen Sandstrand habe ich fast für mich alleine. Vier Tage bleibe ich. Liege im Schatten am Strand und bade im angenehm warmen Wasser des Golfes von Thailand. Bis am Wochenende eine Jugendgruppe auf dem Nachbargrundstück mit großer Lautsprecheranlage meine Idylle belärmt. Ich wechsele meine Bambushütte gegen eine weniger schön gelegene aber ruhige Unterkunft.

Ich überbrücke die Zeit für ein neues Meditationsexperiment. An jedem Ersten eines Monats startet ein 10-tägiges Meditationsretreat mit Anleitung und speziell für Ausländer in einem (fast) nahegelegenem Kloster (http://www.suanmokkh-idh.org). In Myanmar war ich in einen laufenden Betrieb mit Novizen, Mönchen und auch Besucher hineingeraten, ohne Anleitung und für mich viel zu langen Sitzungen. Das war anstrengend und ich habe davon wenig profitiert. Ich möchte der Meditation nochmals eine Gelegenheit geben auf mich zu wirken.

Als Durchreisender bekomme ich nur wenig Einblick in die Politik eines Landes. In faz.net habe ich den Artikel „Diktatur mit freundlichen Antlitz“ gelesen, der auf Militärregierung, Königshaus und Bombenanschlag eingeht (http://www.faz.net/-hoy-873yf).

Mit Eisenbahn und Schiff in den Süden.

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Aug 192015
 
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Der Golf von Thailand nahe des Bootsanlegers.

831. Reisetag

24.812 km

 360 km Eisenbahn

 

In Bangkok ist eine Bombe explodiert. Zwanzig Menschen sind tot und zahlreiche verletzt. So viele Menschen wie möglich mit in den Abgrund reißen, Unsicherheit verbreiten, Misstrauen säen, das wollen die bisher unbekannten Täter.
Auch ich bin an der Stelle vor ein paar Tagen vorbeigegangen. Bekomme ein ungutes Gefühl in diesem Land. Reise aber weiter Richtung Süden. Große Zentren (mit vom Kopf her höherem Gefahrenbereich) liegen nicht mehr auf meiner Strecke.

Gesundheitlich fühle mich fast wieder fit. Fieber habe ich seit 3 Tagen nicht mehr und die roten Flecken verschwinden so langsam. Meiner Haut möchte ich noch nicht den Schweißfluss einer tropischen Radfahrt zumuten. Die nächsten Strecken fahre ich mit dem Zug. Im Gegensatz zur Bummelfahrt in Myanmar fährt der thailändische Zug zügig. Er ist nicht überfüllt. Mein Rad steht im Gepäckwagen. Die Fahrt ist ausgesprochen günstig, 0,50 € für mich und 2 € fürs Rad. Bereits nach knapp 2 Stunden erreiche ich die 90 km entfernte Stadt Hua Hin.

Hier muss ich einen Stopp einlegen um meine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Wie es beim zeitlosen Reisen so ist. Ich bemerke erst bei der Ankunft das Wochenende. Das Immigration Office ist am Montag wieder geöffnet. Problemlos erhalte ich dort die 30-Tage-Aufenthaltsverlängerung.

Meine Unterkunft liegt im touristischen Zentrum der Stadt, direkt über dem Meer in einem Stelzenbau. Beim Schlagen der Flutwellen gegen die Stelzen spüre ich ein leichtes Schwanken im Bett. Bei Ebbe riecht es nach Meer und Gulli.

Dank der vielen Touristen gibt es ein reichhaltiges Essensangebot. Sogar die Pizza schmeckt, trotz dünnem Käsebelag. In einem Geschäft sehe ich Lakritzschnecken und freue mich auf die unerwartete Köstlichkeit. Leider bin ich nicht in der Lage eine Vorratshaltung davon anzulegen um das Essvergnügen zu strecken. In einer Bäckerei gibt es dunkles Brot, in einem Laden daneben Käse. Ich schlemme.

Über Tag schlägt die schwüle Hitze erbarmungslos zu. Mein klimatisiertes Zimmer verlasse ich nur für Einkäufe und zum Essengehen. Das Frühstücken im Bett ist direkt gemütlich. Ich erhalte heißes Wasser von der Unterkunft für einen Nescafe. Dazu gibt es Müsli (in Touristenorten erhältlich) mit Früchten, angerührt mit Wasser. Eine willkommene Abwechslung zu dem sonst üblichen Ei mit Toast oder gebratenen Nudeln.
Außer Strand, vielen Lokalen und einen belebten Nachtmarkt hat die Stadt wenig zu bieten. Ich weiß nicht weshalb es so die Touristen hier hin verschlägt, zumal es deutlich schönere Strandabschnitte in Thailand gibt.

Die Weiterfahrt erfolgt mit dem Zug zu dem 270 km entfernten Fährort Chumphon. Von dort aus geht’s am nächsten Tag mit einem Schnellboot zur Taucherinsel Koh Tao.
Kaum bin ich auf der Insel angekommen, wird mir bewusst was auf mich zukommt. Gedrängel auf den Landungsstegen. Massenabfertigung von Gruppen auf mit Tauchflaschen bestückten Schiffen. An der schmalen Uferstraße steht ein Geschäft neben dem anderen. Jeder möchte vom Touristenkuchen etwas abbekommen. Selbst Bruchbuden wurden zu Verkaufs- und Essflächen umgewandelt.
Meine diesmal vorgebuchte Unterkunft liegt etwas abseits mit Restaurant direkt am Strand. Das versöhnt mich bereits wieder mit der Insel. Ich genieße mein Essen mit Seeblick.

Schwimmende Märkte mit Allergieattacke.

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Aug 142015
 

DSC01971826. Reisetag

 24.761 km

 

Die Millionenstadt Bangkok zu verlassen ist für mich angenehmer als hineinzukommen. Ich kann die großen Straßen meiden, lande aber später auf einer Art Autobahn. Da gibt’s wegen vieler Flüsse und Brücken keine Alternative. Auf breitem Randstreifen einer viel befahrenen Straße sich fortzubewegen, ohne Beachtung des Gegenverkehrs, ist zwar sicher, aber kein Vergnügen. Das feucht-heiße Klima gibt noch eins drauf.

Ich komme erstaunlich schnell voran und erreiche bereits am frühen Nachmittag die 90 km entfernte Stadt Amphawa. Touristisch empfohlen wegen der schwimmenden Märkte. Diese reduzieren sich aber auf Essen zubereitende Boote entlang eines Kanals. Gegessen wird dann an kleinen Tischen mit Wasserblick. Ganz nett. Gesäumt ist der Kanal von reihenweisen Geschäften, an denen die Touristen vorbeiflanieren.

Als Zusatzprogramm werden div. Bootstouren angeboten, am Abend zur „Glühwürmchenschau“. Ich lasse mich durch die vielen vollen Boote mitreißen. Die Nachtfahrt ist erfrischend und schön. Die glühenden Würmchen an den Büschen sehen aber eher aus wie schlecht beleuchtete blinkende LED-Weihnachtsdeko. Beim abendlichen Bier hinterher werde ich von Thailändern an ihren Tisch gewunken und habe einen unterhaltsamen Abend.

Beim Weg zurück in meine Unterkunft fängt es an zu jucken. Mücken in Wassernähe, nichts unerwartetes, denke ich. Beim Ausziehen meines Hemdes ist mein Körper voller roter Flecken. Eine Allergie, habe keine Idee weshalb. Bis auf tränende Augen durch Pollen der Plantanen an den französischen Kanälen musste ich bisher nicht unter allergischen Reaktionen leiden.
Die Nacht ist unschön. Stehe früh auf, denn im Bett lenkt nichts vom Jucken ab. Gebessert hat sich nichts. Das Radfahren hilft auch ein wenig die Juckreize zu verdrängen. Die nächste geplante Unterkunft liegt in nur 50 km Entfernung. Petchaburi, eine Stadt, die ich mir am Nachmittag anschauen wollte. Den Nachmittag verbringe ich im Bett. Fühle mich schwach und habe Fieber. Mein Körper sieht so aus, dass ich mir ernsthaft Gedanken über einen „Heimaturlaub“ mache. Die freundliche Zimmerwirtin fährt mit mir am nächsten Morgen zu einem Arzt. Ich erhalte namenlose Pillen in kleinen Tüten und Salben in Döschen. Frage dummerweise nicht nach den englischen Namen.

In zwei Tagen soll ich wieder erscheinen. Gebessert hat sich nichts. Das Jucken lässt zwar nach, die Pickel haben sich aber bedenklich ausgebreitet. Beim nächsten Arztbesuch stehe ich vor verschlossener Tür. Besuche – mit Hilfe meiner Zimmerwirtin – einen anderen Arzt. Großer vornehmer Empfangsbereich mit Kleinstbehandlungszimmer. Diesmal schlägt die Behandlung (langsam) nach zwei Tagen an. Recherche der Medikamente: Anfangs Kortison-Spritze, dazu -Salben und Pillen gegen Allergie. Klingt für mich nach sinnvoller Behandlung.

Ich rätsele über die Ursachen. Späte Nachwirkungen der Antibiotikaprophylaxe meiner Zahnoperation, eventuell mit Beeinflussung einer feucht-heißen Tropenradtour. Es könnte ein neues T-Shirt gewesen sein, dass ich am Attacke-Tag getragen habe. Mehr fällt mir nicht ein.

Meine Reiselust hat vorübergehend einen Dämpfer erhalten.