Von Ubud, der trubeligen yoga-organischen Touristenstadt verabschieden wir uns am Morgen und legen im Monkeyforest bei Sangeh einen Zwischenstopp auf unserem Weg in die Berge ein. Wieder ein Wald mit heiligen Affen. Für die Hindus ist der Affe ein heiliges Tier, da er einen direkten Verwandten im Götterhimmel hat, den Gott Hanuman.
Ein zentraler Pfad führt zu einem Tempel, vor dem die Affen sich mit den Besuchern beschäftigen – unter Beaufsichtigung von Wärtern. Mit einigen Nüssen in der Hand überwindet Marie ihre Scheu und gewährt ihnen Zugang auf ihre Schulter. Da ich nicht wie beim letzten Affenkontakt hinterrücks besprungen werde, biete auch ich entspannt meine Schulter zum Beklettern an.
Die Kulisse dieses Waldes scheint für zukünftige Brautpaare das ideale Umfeld für ihre Fotoshootings zu sein. Gehäuft und traditionell bekleidet stehen sie in Pose.
Die Wolken hängen tief als wir wieder auf der Straße sind. Die Regenzeit beeinflusst unser Unterwegs sein in der letzten Zeit sehr. Den ersten Schauer verbringen wir unter einem Vordach am Straßenrand. Dem etwas später einsetzenden Dauerregen trotzen wir auf der Straße. Nass und verfroren erreichen wir eine der wenigen Unterkünfte an dieser Nebenstrecke. Über Nacht regnet es sich aus, die Wolken bleiben in der Höhe hängen. Nach dem Passieren eines Passes erhebt sich vor uns aus einem riesigen Krater der Kegel des 1700 m hohen Baturvulkans, zu seinen Füßen ein großer See.
Am inneren Kraterhang nisten wir uns in einer Unterkunft mit Weitblick ein. Einige Lkws, geladen mit schwarzem Sand, die sich an unserem Hotel vorbei in die Höhe quälen, hatten wir wahrgenommen. Zu spät wird uns klar, dass es sich um eine nicht endende Kolonne handelt, die Tag und Nacht unterwegs ist.
Froh sind wir nach der unruhigen Nacht aufzubrechen. Der Vulkankegel des Gunung Agung liegt vor uns, an dessen Hang der größte, älteste und heiligste Tempel der Insel. Der als Muttertempel verehrte Pura Besakih. Wir erhalten nur unklare Informationen, ob ein Besuch möglich ist, da die Anlage sich nahe des Sperrbezirks um den noch mäßig qualmenden Gunung Agung befindet. Der Besucherparkplatz ist erstaunlich leer, der Ticketschalter (die größeren Tempel verlangen von Touristen Eintritt) aber offen. Pura Besakih ist kein einzelner Tempel, sondern eine ganze Tempelstadt, die terrassenförmig am Hang angeordnet und über Treppen und Pfade miteinander verbunden ist. Wir können die Anlage umrunden, das heilige Innere ist den Hindus vorbehalten. Eine verständliche Maßnahme vor aufdringlichen Besuchern.
Die Weiterfahrt erfolgt hinunter in ein grünes von Reisfeldern umgebenes Tal. Am Wegesrand schauen wir der maschinenlosen Reisernte zu. Die Männer schneiden die Halme mit der Sichel, die Frauen schlagen die Körner aus den Reisbündeln über einem Gitter heraus.
Das Tal ist lieblich und mit einigen Unterkünften touristisch erschlossen. Für einige Tage nisten wir uns in dem ruhigen Umfeld in einem kleinen Resort ein. Wieder sind wir die einzigen Gäste. Es regnet viel.
Den letzten Tag des Jahres 2017 verbringen wir in einer Unterkunft am Wasserpalast Tirthagangga, einem hübschen Garten mit Springbrunnen und Seerosenteichen. Auf Trittsteinen wandeln die Besucher zwischen zahlreichen Steinfiguren über das Wasser.
Zurück in unserer Unterkunft genießen wir ein Jahresabschlussbier auf der Terrasse.
Auf dem Reisfeld davor ist eine Familie beschäftigt die Vögel aus dem erntereifen Reisfeld zu vertreiben. Bis zum Einbruch der Dunkelheit schlagen sie auf Bleche, stoßen Schreie aus und bewegen ein ausgeklügeltes System von Plastiktütenfahnen in regelmässigem Abstand.
Nachts hören wir irgendwann ein paar Böller knallen, die uns jedoch kaum aus unserem Schlaf ins neue Jahr reißen.