Thomas Kipp

Affen, Tempel und Vulkane.

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Dez 312017
 

445. Reisetag

 

Von Ubud, der trubeligen yoga-organischen Touristenstadt verabschieden wir uns am Morgen und legen im Monkeyforest bei Sangeh einen Zwischenstopp auf unserem Weg in die Berge ein. Wieder ein Wald mit heiligen Affen. Für die Hindus ist der Affe ein heiliges Tier, da er einen direkten Verwandten im Götterhimmel hat, den Gott Hanuman.
Ein zentraler Pfad führt zu einem Tempel, vor dem die Affen sich mit den Besuchern beschäftigen – unter Beaufsichtigung von Wärtern. Mit einigen Nüssen in der Hand überwindet Marie ihre Scheu und gewährt ihnen Zugang auf ihre Schulter. Da ich nicht wie beim letzten Affenkontakt hinterrücks besprungen werde, biete auch ich entspannt meine Schulter zum Beklettern an.
Die Kulisse dieses Waldes scheint für zukünftige Brautpaare das ideale Umfeld für ihre Fotoshootings zu sein. Gehäuft und traditionell bekleidet stehen sie in Pose.

Die Wolken hängen tief als wir wieder auf der Straße sind. Die Regenzeit beeinflusst unser Unterwegs sein in der letzten Zeit sehr. Den ersten Schauer verbringen wir unter einem Vordach am Straßenrand. Dem etwas später einsetzenden Dauerregen trotzen wir auf der Straße. Nass und verfroren erreichen wir eine der wenigen Unterkünfte an dieser Nebenstrecke. Über Nacht regnet es sich aus, die Wolken bleiben in der Höhe hängen. Nach dem Passieren eines Passes erhebt sich vor uns aus einem riesigen Krater der Kegel des 1700 m hohen Baturvulkans, zu seinen Füßen ein großer See. 

Am inneren Kraterhang nisten wir uns in einer Unterkunft mit Weitblick ein. Einige Lkws, geladen mit schwarzem Sand, die sich an unserem Hotel vorbei in die Höhe quälen, hatten wir wahrgenommen. Zu spät wird uns klar, dass es sich um eine nicht endende Kolonne handelt, die Tag und Nacht unterwegs ist.

Froh sind wir nach der unruhigen Nacht aufzubrechen. Der Vulkankegel des Gunung Agung liegt vor uns, an dessen Hang der größte, älteste und heiligste Tempel der Insel. Der als Muttertempel verehrte Pura Besakih. Wir erhalten nur unklare Informationen, ob ein Besuch möglich ist, da die Anlage sich nahe des Sperrbezirks um den noch mäßig qualmenden Gunung Agung befindet. Der Besucherparkplatz ist erstaunlich leer, der Ticketschalter (die größeren Tempel verlangen von Touristen Eintritt) aber offen. Pura Besakih ist kein einzelner Tempel, sondern eine ganze Tempelstadt, die terrassenförmig am Hang angeordnet und über Treppen und Pfade miteinander verbunden ist. Wir können die Anlage umrunden, das heilige Innere ist den Hindus vorbehalten. Eine verständliche Maßnahme vor aufdringlichen Besuchern. 

Die Weiterfahrt erfolgt hinunter in ein grünes von Reisfeldern umgebenes Tal. Am Wegesrand schauen wir der maschinenlosen Reisernte zu. Die Männer schneiden die Halme mit der Sichel, die Frauen schlagen die Körner aus den Reisbündeln über einem Gitter heraus.

Das Tal ist lieblich und mit einigen Unterkünften touristisch erschlossen. Für einige Tage nisten wir uns in dem ruhigen Umfeld in einem kleinen Resort ein. Wieder sind wir die einzigen Gäste. Es regnet viel.

Den letzten Tag des Jahres 2017 verbringen wir in einer Unterkunft am Wasserpalast Tirthagangga, einem hübschen Garten mit Springbrunnen und Seerosenteichen. Auf Trittsteinen wandeln die Besucher zwischen zahlreichen Steinfiguren über das Wasser.

Zurück in unserer Unterkunft genießen wir ein Jahresabschlussbier auf der Terrasse.
Auf dem Reisfeld davor ist eine Familie beschäftigt die Vögel aus dem erntereifen Reisfeld zu vertreiben. Bis zum Einbruch der Dunkelheit schlagen sie auf Bleche, stoßen Schreie aus und bewegen ein ausgeklügeltes System von Plastiktütenfahnen in regelmässigem Abstand.

Nachts hören wir irgendwann ein paar Böller knallen, die uns jedoch kaum aus unserem Schlaf ins neue Jahr reißen.

Ubud und drumherum.

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Dez 252017
 

Im Quellheiligtum „Pura Tirta Empul“.

439. Reisetag

 

Die Generalprobe ist bestanden. Das zweite Moped für einen Monat (und länger) gemietet. Zunächst fahren wir auf verkehrsreicher Straße Richtung Denpasar. Geradeaus ist einfach. Abbiegung nach rechts schwierig, da wir uns in die Mitte der Straße begeben (in Indonesien herrscht Linksverkehr) und eine Lücke im steten Gegenverkehr finden müssen. Nach dem Durchqueren der Inselhauptstadt nimmt der Verkehr ab, die Straßen werden schmäler. Das Fahren somit nur bedingt einfacher. Marie managt ihren ersten Mopedtag etwas angespannt aber souverän.

Unser Zielort Ubud liegt im Inselinneren, umgeben von Reisterrassen, kleinen Dörfern und Tempel. Wer genug vom Strand hat fährt hierher. Es ist das kulturelle und künstlerische Zentrum Balis, ein Mekka für Yogis und Wellness-Junkies und eine Oase für gutes vegetarisches Essen. Alles ist hergerichtet für den westlichen Geschmack. Wohl jeder Baliurlauber besucht diesen Ort.
Auch wir beziehen einen Bungalow in einem grünen Garten mit kleinen Tempeln, in denen in täglichen Ritualen den Göttern Opfer gebracht werden. Wir sind die einzigen Gäste. Die Folgen der ausbleibenden Touristen sind leere Hotels und Restaurants und Arbeitslosigkeit der dort Beschäftigten.

Kaum sind wir angekommen öffnet sich der Himmel. Nicht nur für einige Stunden, fast zwei Tage hält der Regen an. Unser Glück, unsere Unterkunft ist wunderschön und ein Restaurant mit vorzüglichem vegetarischem Essen in der Nähe.

Den ersten regenfreien Tag nutzen wir zum Besuch des am Rande der Stadt liegenden „Monkey Forest“. Einem magisch wirkenden Wald, der von einer tiefen Schlucht durchzogen wird. Die Steine und Felsen sind mit Moos bewachsen, und die herabhängenden Wurzeln der heiligen Banyanbäume strecken sich Richtung Erde. Dazwischen tollen Affen herum und beobachten oder belästigen die Besucher. Wehe dem, der etwas Essbares dabei hat.

Nach einem verspäteten Frühstück und nur wenige Minuten abseits vom geschäftlichen Zentrum von Ubud gelangen wir ins ländliche Bali. Ein Pfad führt entlang von Bewässerungskanälen durch die Reisfelder, auf denen die Bauern arbeiten. Enten watscheln auf Futtersuche über die Dämme der Reisterrassen. Mitten im Grünen kleine Unterkünfte, eine größere Hotelanlage und ein Biobauernhof mit angeschlossenem Restaurant.

Für weitere Erkundungen nutzen wir das Moped. Der erste Stop ist in „Goa Gajah, „die Elefantenhöhle“. Der Eingang zu einer Höhle ist mit seltsamen Skulpturen verziert, die in den Felsen gehauen sind. Eine verzerrt blickende Fratze scheint alle, die eintreten, mit ihrem riesigen Maul zu verschlucken. Ein irritierender Name, von Elefanten sehen wir keine Spuren.

Der nächste Halt erfolgt beim Felsrelief „Yeh Pulu“. Inmitten von Reisfelder erstreckt sich an einer Felswand ein langes Relief, das Szenen aus dem Arbeitsalltag zeigt.“

In einer Schlucht liegt das Heiligtum Gunung Kawi. In zwei gegenüberliegenden Felswänden wurden neun hohe Monumente gemeißelt. Es handelt sich um Bestattungstempel einer javanischen Königsfamilie aus dem 11. Jh. Etwas abseits gelegen, im höheren Teil des Tals, entdecken wir bei unserem Rundgang in den Fels gemeißelte Höhlen. Die Wände sind mit Moos überzogen, ein kleiner Wasserfall fließt über sie hinweg.

Eines der beliebtesten Wallfahrtziele Balis ist das Quellheiligtum „Pura Tirta Empul“. Entsprechend viele Besucher sind unterwegs. Oft haben sie Kanister dabei, um etwas vom heiligen Wasser mit nach Hause nehmen zu können. Aus Fontänen ergießt sich das kühle Nass in die Becken, von dem sich die darin Badenden spirituelle Reinigung und körperliche Heilung versprechen. Auch Touristen können gegen einen extra Obolus nach der Miete eines Bade-Sarongs in den heiligen Quellen baden. Ob sie neben der Reinigung auch einen spirituellen Nutzen davon haben ist fraglich. 

Bei unserer Fahrt zurück nach Ubud durchfahren wir ein Schnitzerdorf, indem alle auf das gleiche Motiv spezialisiert sind: Garuda, dem adlergestaltigen Reittier des Vishnu und Götterboten.

An den im Reiseführer erwähnten Reisterrassen fahren wir vorbei. Zu viele Verkaufsstände mit immer den gleichen Angeboten und eine lange Reihe parkender Autos. Außerdem ist der Reis geerntet und die Felder sehen kahl aus. 

Kurz nach dem erreichen unserer Unterkunft beginnt wieder eine kleine Regenzeit. In dieser besuchen wir das in einem schönen Park liegende ARMA Museum mit einer buntgemischten Kunstsammlung. Musikklänge leiten uns in eine Halle, in der Kinder den traditionelle Balinesische Tanz üben. Es bringt Spaß ihren anmutenden Bewegungen zuzuschauen.

Weihnachten geht spurlos an uns vorüber.

Wiedersehensfreuden.

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Dez 182017
 

Hotelterrassenblick.

432. Reisetag

9009 km

 

Radfahren in der Tropenhitze ist anstrengend. Damit ist jetzt Schluss. Am nächsten Tag in Denpasar organisiere ich mir ein Moped. Das ist gar nicht so einfach. Die Verleiher sitzen in den Touristengebieten und nicht in der City. Die Internetrechere ergibt viele nicht mehr existierende Adressen. Erst nach längerem Suchen erhalte ich von einem Anbieter die Zusage für ein gewünschtes Model zu einem annehmbaren Preis.
Am nächsten Tag bringe ich das Rad und weitere nicht mehr benötigte Dinge in ein Depot zu meiner zwischengelagerten Ausrüstung. Erleichtert beginne ich die motorisierte Inselrundfahrt. Marie fliegt in fünf Tagen ein und die erste Zeit werden wir auf der südlichen Halbinsel Bukit verbringen. Vorab begebe ich mich dorthin.

Was für ein geändertes Umfeld. Ich bin im Touristengebiet mit vielen Restaurants und Unterkünften, zum Glück meist kleinere Anlagen. Vor allem junge Menschen sind hier unterwegs.

Die Küste ist zerklüftet und steil, mit schmalen Strandabschnitten, die oft nur über in den Fels geschlagene Treppen zu erreichen sind. Vorgelagerte Korallenriffe lassen hohe Wellen entstehen, ein Tummelplatz für Surfer.

Nach einigen Tagen in bescheidener Unterkunft wechsele ich zu einem Hotel in Hanglage mit Meerblick um Marie einen angenehmen Einstieg auf Bali zu ermöglichen. Ihr Flug erreicht pünktlich die Insel. Der Vulkan Agung auf Bali raucht nicht störend vor sich hin, der Schnee auf dem Frankfurter Flughafen war rechtzeitig geräumt.

Das erste Abendessen genießen wir am Strand. Es ist High-Tide, die Wellen umspülen unsere Füße. Der nächste Tag wird herausfordernder. Zum ersten Mal fährt Marie mit einem Moped, zum Üben zunächst auf Nebenstraßen. Das macht sie erstaunlich gut. Ich bin erleichtert, denn der Plan ist mit dem Roller Bali zu erkunden. Die nächste Etappe geht bereits zu der Sehenswürdigkeit der Halbinsel, dem Tempel Uluwatu. Der Tempel ist eher Nebenkulisse. Dessen Lage an der steil abfallenden Küste ist das Sehenswerte. 
Ins Verkehrsgewühl fahren wir am folgenden Tag, zum Immigration Office. Für Maries Visaverlängerung ist ein Foto und der Abdruck sämtlicher Finger notwendig. Diesen Termin erhalten wir schneller als vorausgesagt. Der Wechsel der Unterkunft in die Nähe des Büros wäre damit gar nicht notwendig gewesen. Hier lernen wir andere Abschnitte der Halbinsel kennen, große Hotelkomplexe, die Anlage von Club Med und die diversen Möglichkeiten des Wassersports. Wir sind zum Glück in einem übersichtlichen Hotel mit Swimmingpool, ebenfalls direkt am Strand untergekommen.

Die Geschäftsleute klagen. Der Ascheausstoß des Vulkans Agnung hatte vor 10 Tagen für einige Zeit den Inselflughafen lahmgelegt, die Jahresendurlauber bleiben deswegen aus. Für uns ist weniger Gewühl dagegen angenehm.

Mein Reisen wird langsamer, die Blogs weniger.

Die Reisterrassen bei Jatiluwih.

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Dez 032017
 

418. Reisetag

9009 km

 

In Denpasar weile ich wieder im schönen Hotel Inna. In der Frühe, auf der kleinen Terrasse vor meinem Zimmer beim Kaffee, sehe ich dem Erwachen des Hotelbetriebes zu. Eine Schar junger Hotelangestellte kommt mit ihren Besen vorbei. Rasen und Wege werden gefegt, unkoordiniert. Im Haustempel wird die tägliche Opfergabe hinterlegt. Später kommt die Katze und frisst die Reisbeigaben daraus. Beim Gang zum Markt trinke ich meinen Kaffee im gleichen Shop und mancher Stammgast erinnert sich an mich. Auf dem Markt freut sich die Verkäuferin am Obststand über mein Wiederkommen. Alles bekannte Wege und fast ein kleines Ritual.

Am dritten Tag erfolgt ein kleiner Aufbruch. Mit dem Rad fahre ich hinauf in die Berge zu sehenswerten Reisterrassen. Anfangs auf normaler Straße mit mäßiger Steigung und angenehmer Temperatur. Schwieriger wird das Fahren auf den folgenden Feldwegen. Sie sind zwar meist betoniert, durch tiefe Flusseinschnitte zu radeln und schieben aber sehr schweißtreibend. Der Tag ist fortgeschritten, die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit hoch. Ein kräftezehrendes Fortbewegen. Das Rad wird wohl bald wieder einem Moped weichen.

Eine gewisse Höhenlage scheint für die Hühnerzucht geeignet zu sein. Ich fahre an diversen Großställen vorbei, mit Tausenden Hühnern zusammengepfercht in engen Käfigen. Die braunen Hühner liefern Eier, die weißen sind zum Verzehr. Nach dem unschönen Blick auf die Massentierhaltung und einer weiteren Taldurchquerung wird’s lieblicher. In 750 m Höhe, im Ort Jatiluwih, übersetzt „ergreifende Schönheit“, erreiche ich mein Ziel. Saftig grüne Terrassen ziehen sich entlang der Hänge. Inmitten des Grüns kleine Schreine für Opfergaben. Ich sehe Bauern bei der Feldbestellung. Es wird gepflügt, auf schmalen Feldern mit Büffeln, und geerntet. Der Reis wird von Frauen mit der Hand geschnitten. Ich stehe inmitten von Balis ältester Reisterrassenlandschaft, ein Unesco-Weltkulturerbe. 

Ich finde eine schöne Unterkunft. Vom Esstisch aus sehe ich hinter den Terrassen sogar den noch etwas qualmenden Vulkan Agung. Beim Abendessen komme ich in Kontakt mit meinen Tischnachbarn, zwei Schwestern aus dem Libanon, die jetzt in der Türkei leben. Sie laden mich für den nächsten Tag zu einer Autorundfahrt ein um einige Tempel an den Berghängen anzuschauen. Darüber freue ich mich und verlängere sogleich meinen Aufenthalt um einen Tag. 

Bei der Rückfahrt nach Denpasar wähle ich eine geänderten Route und merke die Schwächen meiner digitalen Karte. Gleiche Wegbewertung (wie bei der Hinfahrt), aber nicht befahrbar. Ich bleibe im Matsch stecken und muss zurück. Zwei weiteren Versuche auf anderen Wegabschnitten ermöglichen ebenfalls kein Durchkommen. So viel Pech hatte ich schon lange nicht mehr bei meiner Wegwahl. Zum Glück ging es an diesem Tag meist bergab.