907. Reisetag
26.734 km
Städte-Hopping Richtung Singapore ist angesagt. Erst in vier Tagen möchte ich dort ankommen. Die Strecken sind nicht allzu lang. Meist erreiche ich mein Ziel um die Mittagszeit. Ich suche mir eine Unterkunft und schaue mich ein wenig in der Stadt um. Die Orte ähneln sich. Im Zentrum stehen die typischen chinesischen Geschäftsbauten in Reihe, zwei- bis dreistöckige Häuser mit Arkadendurchgang und dahinter ein Laden. Überbleibsel aus der Kolonialzeit sehe ich in der Stadt Muar.
Zwischen den Städten durchfahre ich meist flaches Land, leider immer mit viel Verkehr. Beidseits der Straße wachsen vor allem Ölpalmen.
Einen interessanten Stopp mache ich an einer kleinen Fabrik. Ein freundlicher etwas englisch sprechender Chinese führt mich herum und gibt mir die notwenigen Erklärungen. Die Rückstände der Palmölindustrie werden hier verarbeitet. Es sind dunkle kaffeebohnenartige Kerne, aus denen durch Pressung nochmals Öl gewonnen wird. Die zurückbleibende pulverartige Substanz ist Viehfutter. Der Produktionsprozess in der dunklen Halle mit über Keilriemen angetriebenen Schneckenpressen erinnert an den Beginn der Industrialisierung.
Kokosnüsse werden an anderer Stelle aufbereitet. Die Kokosnuss wird an eine drehende gezackte Scheibe gedrückt. Die harte Schale wird abgerubbelt. Der Arbeiter trägt zwar Handschuhe, wehe aber wenn er mal abrutschen würde. Die dünne zurückbleibende braune Haut der Frucht wird von Frauen geschält. Ich erhalte Kokosmilch satt zu trinken.
Wie fast überall in Malaysia werden auch hier die einfachen Arbeiten von Gastarbeitern erledigt. Sie kommen aus den ärmeren muslimischen Ländern wie Bangladesch und Indonesien, oder wie gestern Abend beim Essen, der Koch aus Myanmar, der Kellner aus Nepal. Zwei Millionen legale Fremde arbeiten im Land bei 30. Mill. Einwohner.
In einer Topfgärtnerei stehen in Reihe Chilibäumchen. Die scharfen kleinen Schoten werden gerade geerntet. Drei Euro gibt es fürs Kilo im Verkauf.
An der Südspitze der malaiischen Halbinsel, direkt gegenüber der Insel Singapur, liegt die Millionenstadt Johor Bahru. Ein Verkehrsknotenpunkt und extrem unangenehm für Radfahrer sich ihr zu nähern oder gar hineinzufahren. Die autobahnähnlichen Straßen haben oft keinen Randstreifen, der Verkehr braust nahe an mir vorbei. Andererseits fahre ich alleine auf breiter Straße durch neu gebaute Industrie- und Siedlungsviertel. Große Komplexe stehen leer da und warten auf Mieter oder Käufer.
In der Innenstadt habe ich trotz GPS Schwierigkeiten die richtige Ausfahrt der auseinanderlaufenden Spuren der breiten Straße zu erwischen. Schiebe manchmal gegen den Strom zurück um auf einer anderen weiter zu fahren. Im Zentrum nahe des Grenzüberganges finde ich eine passende Unterkunft.