28.300 km
Die Hügel, die mich erwarten, kenne ich bereits. Von meiner Bustour nach Porto Princesa. Das Wissen hätte ich lieber nicht.
Nach längerer Radfahrpause bin ich wieder auf der Straße. Anfangs fahre ich im Schatten der Berge bei angenehmen 24 Grad. Später heizen mich die Sonne und die zwar kurzen aber bissig steilen Anstiege auf.
Neben den Quäl-dich-Etappen erlebe ich in den breiten Flusstälern Genussradeln. Die Felder stehen im saftigen Reisgrün, dahinter zeigen sich die Bergketten. Und oben auf den Hügeln angekommen, ergibt sich oft ein Blick auf das Meer mit seinen vielen Inseln.
Am frühen Nachmittag erreiche ich die Stadt Taytay. Sie war mal Inselhauptstadt, jetzt ist es ein verschlafenes Nest, sogar ohne Touristen. Das Wahrzeichen der Stadt ist ein altes spanisches Fort aus dem 17. Jh. direkt am Meeresufer. Innerhalb des Forts, an zentraler Stelle, befinden sich die Überreste einer alten Kirche.
Kolonisation und Kirche arbeiteten Hand in Hand. Mit den Soldaten kamen die Missionare. Letztere haben es geschafft, die Philippinen zum einzigen Land in Asien mit überwiegend christlicher Bevölkerung zu machen. Die amerikanische Kolonialzeit ab dem 19. Jh. mit ihren diversen protestantischen Missionaren drückte die Zahl der Katholiken nur wenig. Hinzu kommen in der Neuzeit eigene (philippinisch- kirchliche) Kreationen. In jeder Stadt und jedem Dorf gibt es eine Vielzahl von Kirchen. Die Glaubensfindung bei der großen Auswahl ist keine einfache Sache, es sei denn man wird hineingeboren.
Auf einer schattigen Bank im schönen Garten des Forts halte ich meinen Nachmittagsschlaf. Die in der Nähe gefundene Unterkunft ist gut, das Abendessen schlecht. Wie schafft man das nur einen Fisch zuzubereiten, das er zäh wie ein alter Hammel wird.
Am Vortag wechselte ich von der West- zur Ostseite der Insel. An diesem Tag geht es in die umgekehrte Richtung. Und jedes Mal ist die hügelige Bergkette zu überwinden. Schwierig wird es für mich nach dem Verlassen der guten Hauptstraße. Waren dort die Hügel schon steil, werden sie jetzt steiler. Die befestigte Straße verschwindet und wird zum üblen Schotterweg. Streckenweise muss ich schieben. Den Berg hinunter kann ich nur im Schneckentempo rollen.
Und ganz unvermutet wechselt der Holperweg in eine neue befestigte Straße. Nur leider für einen kurzen Abschnitt.
Bei den Dorfdurchfahrten werde ich ausnehmend freundlich gegrüßt, manchmal aber auch aus- und angelacht. Durchreisende mit dem Rad kommen wohl selten vorbei.
Im Küstenort San Vicente finde ich eine einfache aber gute Unterkunft. Der Ort liegt abseits der Hauptstraße, lockt wegen seiner sandigen „Longbeach“ trotzdem Touristen an und entsprechend gibt es Unterkünfte. In einer solchen genieße ich am Abend eine vorzügliche Pizza, mit 15 Inch Durchmesser leider sehr groß. D.h. ich habe zu viel gegessen. Ich hätte nachrechnen sollen.
Ab diesem Tag zickt meine neue erst im Oktober erhaltene Kamera. Ein Foto zu machen wird zur Glückssache. Ich ärgere mich ob der schlechten Tropentauglichkeit.
Die Orte auf dieser Inselseite sind nur durch geschotterte Stichstraßen mit der Hauptstraße auf der anderen Bergseite verbunden. Um mir lange Bergfahrten zu ersparen lasse ich mich, nach einem Pausetag in San Vicente, mit einem Boot zum nächsten Küstenort Port Barton fahren. Ich bekomme die Hochsaison zu spüren, alle annehmbaren Unterkünfte sind belegt. Ich charter das nächste Boot und schipper auf eine vorgelagerte Insel mit Ferienresort. Ich habe Glück und erhalte das letzte Zimmer. Es gibt einen 300 m langen Sandstrand, danach nur felsige Küste. Ins bergige Hinterland führen keine Wege. Viel kann ich also nicht machen, schwimmen und im Schatten sitzen. In der Sonne liegen ist nichts für mich. Merkwürdigerweise ist mir das Lesen in den letzten Monaten abhanden gekommen.
Nach einem Faulenzertag ist es Zeit aufzubrechen. In einer zweistündigen Bangka-Fahrt geht’s bei ruhiger See zum nächsten Küstenort.