Thomas Kipp

Bye-bye New Zealand!

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Apr 052017
 

Spiegelungen im Einkaufsparadies.

175. Reisetag

3292 km

 

Fünf Tage bleiben uns – zum Abschiednehmen, zum Organisieren. Zentrumsnah sind wir in Wellington bei Inge untergekommen in einem alten typischen Neuseeland-Holzhaus. Gebucht über Airbnb.

Das Organisieren am 1. Tag klappt bestens. Direkt das Geschäft gefunden in dem es große Plastiktaschen gibt. Unsere vielen Gepäckstücke schrumpfen in diesen auf jeweils eins. Der Fahrradladen hat die passenden Kartons um unsere Räder flugtauglich zu verstauen.
Am 2. Tag das Gegenteil. Das Ladegerät für mein Notebook funktioniert nicht mehr. Beim Zusammenpacken bemerke ich, mein e-Book-Reader ist eingedrückt und funktioniert nicht mehr. Zum Glück überlässt Marie mir ihres. Ein neues Ladegerät kann ich am nächsten Tag kaufen.

Zwei Tage Sonnenschein. Neben den Besorgungen genießen wir den Bummel durch die Stadt und entlang der alten Hafenanlagen. Zwischendurch der gewohnte Halt in einem der vielen Cafés, abends mal zum Bier. Die Märkte finden merkwürdigerweise gehäuft am Wochenende statt. Einmal ein seltener Gemüse- und Obstmarkt, ansonsten nur Streetfood-Stände.

Die nächsten drei Tage nichts als Regen. Wir verlassen kaum das Haus. Alles wird verstaut und Marie schneidet mir die Haare.

 

Ein halbes Jahr haben wir Neuseeland erkundet mit vielen Eindrücken.

Gefallen hat uns die abwechslungsreiche, manchmal atemberaubend schöne Natur. Die sich massenhaft tummelnden Touristen, waren fast schon störend. Nur abseits der Straße auf den Rad-Trails waren wir alleine und fanden unsere Ruhe.

In diesem multikulturellen Land sind wir als Tourist

kaum aufgefallen. Nur „unser“ Englisch oder die vollbepackten Räder outeten uns als Nicht-Kiwi. Interessiert wurde nachgefragt, woher, wohin und wie uns Neuseeland gefallen hat. Viele von ihnen sind selbst gereist oder haben Familie in Europa.

Die Kiwis sind höflich. Beim Aussteigen aus dem Bus bedanken sie sich beim Fahrer. Keiner drängelt, es wird nach englischer Art eine Schlange gebildet.

Nur im Auto kommt der Rowdy raus. Radfahrer zählen nicht auf der Straße, viel zu dicht wird an ihnen mit hoher Geschwindigkeit vorbeigefahren. Außerdem haben sie die dumme Angewohnheit, den Motor nicht auszustellen, beim Einkaufen, auf dem Campingplatz usw. Wir frühstückten, der Nachbar setzt sich ins Auto, stellt den Motor nebst Radio an und schläft. Ähnliches beobachteten wir häufig.

Mit Kind, Hunden, nebst Boot und kompletter Campingausrüstung wird jede freie Zeit genutzt um in die Natur zu fahren. In dieser ertönt dann leider allzu oft das Knattern der Motorboote.

Alkohol wird gerne getrunken obwohl er recht teuer ist. Die Regierung versucht Einkauf und Konsum zu bremsen. Beim Einkauf im Supermarkt muss jedes Mal eine zweite Person mit einem Chip den Kauf an der Kasse legitimieren. Wir haben nicht herausgefunden weshalb. Auf öffentlichen Plätzen herrscht Trinkverbot.

Health & Safety wird großgeschrieben. Schilder weisen auf alle möglichen Gefahren hin. Den Handlauf benutzten, nicht in einen Bach oder von der Brücke springen usw.

Das Umweltbewusstsein beschränkt sich (meist) auf Mülltrennung. Die Giftspritze wird allzu oft eingesetzt. Manchmal sinnvoll, um invasive Pflanzen zu stoppen, meist aber um Wegränder, Felder usw. von Grünzeug zu befreiten.

Eingezäuntes Land, überall, selbst in einsamsten, trockensten Gebieten.

Und das Volk ist mobil. Maklerbüros überall und Schilder die auf den Verkauf von Häusern hinweisen.

Beeindruckt hat uns der Mut auch in fortgeschrittenem Alter nochmal neue Wege zu gehen. Z.B. ein gut gehendes Hostel aufzugeben, um neue Abenteuer zu suchen. Oder der junge, deutsche Bäcker, der sein florierendes Geschäft verkauft, um mit seiner Familie ein Jahr auf Segeltour zu gehen. Neuseeland macht beweglich, im Kopf und im Leben, wie es scheint.

Südinsel ade!

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Mrz 312017
 

170. Reisetag

3282 km

 

Die Weiterfahrt ist gedanklich bereits Rückfahrt. Anfangs hatten wir endlos Zeit, jetzt sind die Tage gezählt – noch 16.

Einen Tag bleiben wir in der Stadt Nelson. Machen eine Wanderung zum geografischen Mittelpunkt Neuseelands. Mit etwas Schummeln hat man ihn oben auf einem Berg platziert, mit bester Weitsicht über Stadt und Meer. Der Weg zurück führt uns in eine Art Museumsdorf mit nachgebauten Kolonialzeithäusern. Alles hübsch anzusehen aber wirklichkeitsfremd. So lebte nur eine Minderheit. Der Abschluss erfolgt mit einer Bierprobe in der Dorfbrauerei. Erstaunlich jedes Mal die vielen verschiedenen Sorten.

Manche Reisende schwärmen von Nelson. Für uns ist es eine weitere typische Neuseelandstadt und Startpunkt für die letzte Radtour auf dem „Great Taste Trail“. Am ersten Tag fahren wir hauptsächlich auf gutem Radweg entlang der Küste, über Holzstege, Brücken und Kiefernwälder. Alles wunderbar flach. Der Tag endet mit einer kurzen Fährfahrt. Unser Zelt bleibt im Sack. Wir übernachten auf einem erstaunlich leeren Campingplatz in einer Cabin. Am folgenden Morgen geht’s anfangs weiter in Küstennähe. Der erste Stopp erfolgt in einem Café mit wunderschönem kreativen Spielplatz und dicken Aalen im Bach, die man füttern kann. Wir durchfahren Olivenhaine und Apfelplantagen. Für eine Verkostung auf einem der Weingüter am Wegesrand ist es uns zu früh. Das ist gut so, denn der Pfad geht etwas später auf Holperpiste kräftig in die Höhe. Am Nachmittag erreichen wir etwas außerhalb der quirligen Stadt Motueka unser ruhiges gebuchtes Hostel. Der einsetzende Dauerregen verhindert unsere Weiterfahrt. Den ersten Regentag hatten wir eingeplant, den nächsten nicht. Weiterradeln bei Dauerregen möchten wir nicht, verschieben geht ebenfalls nicht, da weitere Unterkünfte gebucht sind. Die nächsten zwei Radeltage sind gestrichen – das Radeln in Neuseeland ist damit beendet. Mit einem Auto (in der Hinterhand) ist es nicht einfach die Komfortzone zu verlassen. Wir erhalten eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Nelson und holen das Auto um Gepäck und Räder zu verladen.

Den letzten Zwischenstopp vor dem Verlassen der Südinsel legen wir in einer wunderschönen Herberge in Anakiwa ein, direkt an der zerklüfteten Küste des Marlborough-Sound. Ein Wassertaxi bringt uns zu einem Einstiegspunkt auf dem Queen Charlotte Track. Bei schönstem Wetter wandern wir über Hügel mit Weitblick und durch dichten Farn- und Urwald zurück zur Unterkunft – unsere letzte Wanderung im Land.
Zwei Tage später geben wir in Picton das Auto zurück und setzen am nächsten Tag mit der Fähre nach Wellington über.

Schwarze Kohle – weißes Zelt.

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Mrz 202017
 

Die Loren wurden per Schiene und Seil hinunter ins Tal gelassen.

159. Reisetag

3198 km

 

Westport, die dritte Stadt an der dünn besiedelten Westküste ist durch Kohle reich geworden, die anderen zwei durch Gold. Letzteres gibt es schon lange nicht mehr. Der Kohleabbau erfolgt noch auf geringem Niveau und hat gerade einen Rückschlag erlitten. Die staatliche Mine entließ wegen des geringen Weltmarktpreises für Kohle 1200 Arbeiter. Als Folge davon ist die Einwohnerzahl Westports deutlich gesunken.

Wir besuchen eine ehemalige Kohlemine auf dem Denniston Plateau in 600 Meter Höhe. Mit dem Auto ist das Hinkommen einfach, mit dem Rad hätten wir diese Tour nicht unternommen. Seitdem wir nicht nur zweirädrig unterwegs sind, wandern wir deutlich mehr. Zur Freude von Marie.
Beschildert und gut ausgebaut für Besucher ist unser Gang durch das alte Minengelände, einst Neuseelands größte Kohlenmine. Die Besichtigungsfahrt in die alte Mine ist leider aus verschärften Sicherheitsgründen (seit kurzem) nicht mehr möglich. Beeindruckend ist wie der Transport der Kohle mit der eigens konstruierten Denniston Incline hinunter ins Tal damals erfolgte. Die volle Lore auf Schienen und gehalten von einem Seil wird einen 45-Prozent Gefällehang hinuntergelassen. Durch das Seil wird gleichzeitig, auf einer parallel verlaufenden Schiene, eine leere Lore hinaufgezogen. Das Bremsen des Seils bei voller Last war der schwierigste Teil der Technik.

Dieser Besuch im Umfeld ist für uns das spannendste an der Stadt. Kleinere Städte in Neuseeland ähneln sich. Eingeschossige Häuser, Läden und Restaurants sind konzentriert in der Einkaufsstraße mit überdachtem Bürgersteig.

Mit dem verlassen von Westport und damit der Westküste schleicht sich das Gefühl ein, dass unser Neuseelandaufenthalt langsam zu Ende geht. Viel schwieriger für uns wird unser Abschiednehmen sein. Am 6. April fliegt Marie zurück nach Deutschland und ich weiter nach Australien. Uns bleiben noch drei Wochen.

250 Kilometer weiter östlich in Motueka, am Rande des Abel Tasman Nationalparks ist unsere nächste Bleibe. Der Parkbesuch ist mit einem mehrtägigen „Great Walk“ auf dem 51 Kilometer langen Track entlang der Küste möglich. Wir reduzieren ihn auf einen Tagesausflug. Ein Boot setzt uns in einer Bucht ab, wir wandern und werden von diesem am späten Nachmittag an einer anderen Stelle wieder abgeholt. Der Track führt durch urtümlichen Küstenwald, immer wieder mit Blick auf das türkis-schimmernde Meer und sandigen Buchten – ein schöner Ausflug.

Am nächsten Tag fahren wir fast zum Nordzipfel der Südinsel in die Golden Bay. Zunächst über kurvenreiche Straße auf den fast 800 m hohen Takataka-Hill. In der Höhe erkunden wir die Nagura-Cave mit Führung, eine Tropfsteinhöhle mit alten Gerippen vom ausgestorbenen Laufvogel Moa. Dieser hatte keine Feinde im menschenleeren Neuseeland, deswegen wohl keine Angst und war leichte Beute für die ersten Menschen, die das Land besiedelten.

Im kleinen Küstenort Pohara hat Marie unsere Unterkunft via Airbnb gebucht. Wir wohnen für zwei Nächte in einem großen Hauszelt, umgeben von einem wunderschönen Garten mit Outdoorküche und Kompostklo. „Pee at the tree, poo in the loo“. Darauf kommt Sägespäne und stinkt nicht.
Das Wetter ist bestens, wir genießen das Gartendasein und machen mit dem Rad einen Ausflug zu einem Wasserfall.

Der Wilderness-Trail und mehr.

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Mrz 142017
 

153. Reisetag

3072 km

 

Fahrzeugwechsel! Jetzt ist das Rad wieder dran, für die nächsten 150 Kilometer auf dem „Wilderness-Trail“. Am Morgen fahren wir mit dem Auto nach Ross, einem ehemaligen Goldgräber-Städtchens und Startpunkt des Trails. Auf einem ehemaligen Gleisbett geht es parallel der Küste nach Hokitika, der ersten „richtigen“ Stadt an der Westküste mit immerhin 3500 Einwohnern und einem außergewöhnlichen Strand. Im Rahmen eines Festivals wurde dort Strandgut zu „Beachart“ gewandelt. Hunderte von „Werken“ aus gebleichten Holz zieren die Küste.

Nach den überfüllten und lauten Hostels und Campingplätzen hoffen wir auf Nachtruhe in einem Hotel, leider ein Trugschluss. Ein Betrunkener oder Verrückter lärmt ab Mitternacht.

Der nächste Tag beginnt auf befahrener Landstraße mit „undulating Hills“. Es folgen Pfade aus Zeiten des Goldrausches, alten Holztrambahnen, Urwald- und Sumpfwegen. Da bringt das Fahren Spaß. Weniger angenehm sind die langen Abschnitte auf grob geschotterten Feldwegen. Da sind wir bereits auf schöneren Trails unterwegs gewesen. In der Stadt Greymounth – der Mündung des Greyflusses – ist der Radweg beendet. Es ist eine Durchreisestadt ohne besonderen Charme. Wir quartieren uns für zwei Nächte in einem Hostel ein. Ich hole per Bus unser Auto nach. Es regnet, wir faulenzen und bummeln.

Entlang eines wilden Küstenabschnittes geht es weiter. Über uns dunkle Wolken, unter uns die brausende Gischt der Brandung. Eine Stimmung, wie ich sie mag. Zwischen Felsen und Meer ist oft wenig Platz für die Straße.

Wir erreichen Punakaiki, eine kleine Siedlung am Rande des Paparo Nationalparks mit den Pancake-Rocks. Durch Schichtverwitterung hat das Kalk-Dolomitgestein die Form von dicken Pfannkuchenstapeln angenommen. Von einem gut ausgebauter Rundweg entlang des Küstenvorsprungs haben wir einen guten Einblick auf die bizarren Felsformationen – nicht nur wir.
Die Unterkunft im Hostel könnte nicht besser sein. Zimmer mit Meerblick und in der Nacht nur das Rauschen der Brandung. Leider ist es nur zwei Nächte frei und so brechen wir wieder auf.

Einen Halt legen wir bei einer ehemaligen Goldgräberstätte ein. Nachdem das Goldwaschen in den Flüssen keinen Ertrag mehr brachte wurde der goldhaltige Sandstein in Stollen abgebaut, zertrümmert und das Gold mit Quecksilber daraus herausgelöst. Die Schienen der Loren, Gänge im Berg und die wasserbetriebene Zertrümmerungsanlage sind zu sehen.

Der nächste Stopp führt uns nach einem Spaziergang entlang der Küste zu einer Seehundkolonie. Von Oben schauen wir ihrem Treiben zu. Die Alten schlafen, der Nachwuchs spielt, zankt oder tummelt sich im Wasser. Lange schauen wir ihnen zu.