175. Reisetag
3292 km
Fünf Tage bleiben uns – zum Abschiednehmen, zum Organisieren. Zentrumsnah sind wir in Wellington bei Inge untergekommen in einem alten typischen Neuseeland-Holzhaus. Gebucht über Airbnb.
Das Organisieren am 1. Tag klappt bestens. Direkt das Geschäft gefunden in dem es große Plastiktaschen gibt. Unsere vielen Gepäckstücke schrumpfen in diesen auf jeweils eins. Der Fahrradladen hat die passenden Kartons um unsere Räder flugtauglich zu verstauen.
Am 2. Tag das Gegenteil. Das Ladegerät für mein Notebook funktioniert nicht mehr. Beim Zusammenpacken bemerke ich, mein e-Book-Reader ist eingedrückt und funktioniert nicht mehr. Zum Glück überlässt Marie mir ihres. Ein neues Ladegerät kann ich am nächsten Tag kaufen.
Zwei Tage Sonnenschein. Neben den Besorgungen genießen wir den Bummel durch die Stadt und entlang der alten Hafenanlagen. Zwischendurch der gewohnte Halt in einem der vielen Cafés, abends mal zum Bier. Die Märkte finden merkwürdigerweise gehäuft am Wochenende statt. Einmal ein seltener Gemüse- und Obstmarkt, ansonsten nur Streetfood-Stände.
Die nächsten drei Tage nichts als Regen. Wir verlassen kaum das Haus. Alles wird verstaut und Marie schneidet mir die Haare.
Ein halbes Jahr haben wir Neuseeland erkundet mit vielen Eindrücken.
Gefallen hat uns die abwechslungsreiche, manchmal atemberaubend schöne Natur. Die sich massenhaft tummelnden Touristen, waren fast schon störend. Nur abseits der Straße auf den Rad-Trails waren wir alleine und fanden unsere Ruhe.
In diesem multikulturellen Land sind wir als Tourist
kaum aufgefallen. Nur „unser“ Englisch oder die vollbepackten Räder outeten uns als Nicht-Kiwi. Interessiert wurde nachgefragt, woher, wohin und wie uns Neuseeland gefallen hat. Viele von ihnen sind selbst gereist oder haben Familie in Europa.
Die Kiwis sind höflich. Beim Aussteigen aus dem Bus bedanken sie sich beim Fahrer. Keiner drängelt, es wird nach englischer Art eine Schlange gebildet.
Nur im Auto kommt der Rowdy raus. Radfahrer zählen nicht auf der Straße, viel zu dicht wird an ihnen mit hoher Geschwindigkeit vorbeigefahren. Außerdem haben sie die dumme Angewohnheit, den Motor nicht auszustellen, beim Einkaufen, auf dem Campingplatz usw. Wir frühstückten, der Nachbar setzt sich ins Auto, stellt den Motor nebst Radio an und schläft. Ähnliches beobachteten wir häufig.
Mit Kind, Hunden, nebst Boot und kompletter Campingausrüstung wird jede freie Zeit genutzt um in die Natur zu fahren. In dieser ertönt dann leider allzu oft das Knattern der Motorboote.
Alkohol wird gerne getrunken obwohl er recht teuer ist. Die Regierung versucht Einkauf und Konsum zu bremsen. Beim Einkauf im Supermarkt muss jedes Mal eine zweite Person mit einem Chip den Kauf an der Kasse legitimieren. Wir haben nicht herausgefunden weshalb. Auf öffentlichen Plätzen herrscht Trinkverbot.
Health & Safety wird großgeschrieben. Schilder weisen auf alle möglichen Gefahren hin. Den Handlauf benutzten, nicht in einen Bach oder von der Brücke springen usw.
Das Umweltbewusstsein beschränkt sich (meist) auf Mülltrennung. Die Giftspritze wird allzu oft eingesetzt. Manchmal sinnvoll, um invasive Pflanzen zu stoppen, meist aber um Wegränder, Felder usw. von Grünzeug zu befreiten.
Eingezäuntes Land, überall, selbst in einsamsten, trockensten Gebieten.
Und das Volk ist mobil. Maklerbüros überall und Schilder die auf den Verkauf von Häusern hinweisen.
Beeindruckt hat uns der Mut auch in fortgeschrittenem Alter nochmal neue Wege zu gehen. Z.B. ein gut gehendes Hostel aufzugeben, um neue Abenteuer zu suchen. Oder der junge, deutsche Bäcker, der sein florierendes Geschäft verkauft, um mit seiner Familie ein Jahr auf Segeltour zu gehen. Neuseeland macht beweglich, im Kopf und im Leben, wie es scheint.