35. Reisetag
1395 km
Ein Fremder schiebt sein Fahrrad mit Gepäck durch die Stadt, wird angesprochen und eingeladen ein paar Tage im Haus zu verbringen. Die Gastgeber fahren weg und stellen sogar ihr Auto zur Verfügung. Wäre das in Deutschland möglich?
In Kanada ist es möglich! Maureen und Henry luden mich ein einige Tage in ihrem wunderschönen Landhaus am Kootenay Lake zu verbringen. Sie selber hatten zu dieser Zeit einen Besuch bei Freunden eingeplant. Als ich am Vormittag von Nelson aus hinradelte, war Henry wegen eines verknacksten Rückens nicht mitgefahren. Nachmittags besuchten wir die Ainsworth Hot Springs. Eine heiße Quelle mit einer künstlich angelegten Tropfsteinhöhle zum Durchschwimmen im 42 Grad heißen Wasser. Anschließend ein (für mich kurzes) Eintauchen in ein 6 Grad kaltes Wasserbecken. Im Hintergrund die schneebedeckte Kette der Purcell Mountains. Es war ein tolles, wohlfühlendes Erlebnis.
Für mich ist es Urlaub im Urlaub. Am Abend spielte Henry mit mir Schach. Am Morgen gab es Heidelbeerpfannkuchen und Kaffee auf der Terrasse mit Blick auf den See. Kolibris saugten an einer Zuckerwasser“tankstelle“. Wegen ihrer Schnelligkeit beim Fliegen sehe ich sie erst wenn sie in der Luft stehen bleiben. War erstaunt, dass es hier überhaupt Kolibris gibt. Ein Spaziergang mit Henry und Hund Buddha führte mich in den direkt hinterm Haus gelegenen Urwald mit großen Zedernbäumen. Das Wasser für die Hausversorgung wird hier aus einem schnellfließenden Bach abgeleitet und hat einen wunderbaren Geschmack. Ich fühle beim Trinken die Energie des Gebirgsbaches. Woodpeaker hacken große Löcher in die Bäume, davon können unsere Spechte nur Träumen.
Am Montag regnet es den ganzen Tag. Bin froh im Haus verweilen zu können. Der Wetterbericht verspricht Besserung.
Eine gute Nachricht: 4 kg unnötigen Ballast (an mir) habe ich bereits abgeradelt.