2696 km
Die bisherigen Erlebnisse bleiben in guter Erinnerung. Ein neuer Reiseabschnitt beginnt.
Vom Zug aus sehe ich die Prärie. Der Himmel nimmt den meisten Raum ein. Er ist blau mit einigen Kumuluswolken. Die Landschaft ist flach bis leicht hügelig. Buschland, riesige Weiden, abgeerntete und bereits eingesäte Felder mit dem ersten Grün. In den Senken sammelte sich Wasser, zu größeren und kleineren Seen oder es sind einfach Überschwemmungen.
Erdölpumpen und Gasförderanlagen standen im Westen der Prärie auf den Feldern. Kanada ist Erdölexporteur. In der Kritik ist das Öl aus den Schiefern und Sanden. Die Förderung ist extrem umweltverschmutzend. Die USA verweigert die Einfuhr dieses Öles. Die EU berät noch darüber.
Der Zug hielt bis 17 Uhr nur in zwei Orten. Beim zweiten Halt stieg ich aus.
Die Prärie unterteilte ich mir in 1000 km Bahnfahrt und 500 km Fahrrad fahren.
Der erste Teil ist nach 21 h geschafft.
Der Himmel ist am nächsten Morgen grau. Der Wind blies mir heftig entgegen. Die Wolken zogen in die andere Richtung.
Auf den vielen Wiesen grasten wenige Kühe. Große Ställe bei den weit auseinanderliegenden Gehöften sah ich aber nicht.
Einige Felder liegen brach. Die Einsaat hätte wohl schon erfolgen müssen. Insgesamt wurde wenig darauf gearbeitet.
Die Silhouetten der Siloanlagen ragten wie Kathedralen in den Himmel. Die großen Anlagen waren an den Eisenbahnschienen. Jeder Farmer hat diverse kleinere Silos aus Wellblech am Gehöft stehen. Die alten Scheunen zerfallen langsam.
Die Artenvielfalt der Vögel ist sehr reduziert. Auf den Wasserflächen waren nur Enten zu sehen, keine Gänse oder Reiher. Der Vogel mit den roten Flecken am Flügel ist vielfach vertreten. Er sitzt gerne auf dem Schilfrohr und fliegt zirpend auf, wenn ich vorbeifahre.
Die Monokulturen von Weizen- und Wiesenflächen hinterlassen ihre Spuren.
Am späten Nachmittag zieht eine Gewitterfront auf. Ich sah die Blitze bereits in der Ferne zucken. Die nächste Ortschaft war nicht weit. Dort suchte ich mir eine feste Unterkunft.
Die Gewitter- und Regenschauer hielten bis in die Nacht an.
Der Donnerstagmorgen begann mit Sonnenschein. Aber bereits zum Mittag verfolgte mich über 35 km ein kräftiger Regenschauer. Der Wind blies aus dem Süden und traf mich seitwärts. Das Radeln war bedeutend einfacher als am Tag vorher. Die Landschaft war – wie gehabt – flach bis leicht hügelig. Wiesen mit wenig Kühe, Weizenfelder und ab und zu ein See oder etwas Sumpf. Die Prärielandschaft hat ihren Reiz mit der Weite und dem vielen Himmel. Dazu gehört auch das schnelle Radeln auf den geraden Straßen mit wenig Verkehr. Es gefällt mir. Bin jetzt in der Provinz Manitoba.
Mit meinem Essengehen ist es auf dem Lande nicht so einfach. Ich habe keine Lust die Kettenlokale Chicken Chef, Cosy Chicken, Family of Hamburger oder wie sie alle heißen zu besuchen. Es fehlt mir ein wenig die Gemütlichkeit und ein leckeres Essen.
Der Freitag war ein Tag wie ihn sich jeder Radler wünscht. Kräftiger Rückenwind, Sonnenschein und gute Straße. Durch die flache Landschaft zu fahren war einfach ein Vergnügen ohne große Anstrengung.
Für wen die Nestvorlage im Teich ist, weiß ich nicht. Ich sah sie häufiger.
Die Gleisarbeiter haben für alles vorgesorgt. Wenn es nur nicht zu sehr schüttelt.