23.121 km
35 km Bus
150 Höhenkilometer
Ausgeträumt. Der Wecker reißt mich in die Wirklichkeit zurück. Das frühe Aufstehen wird wohl ewig eine Überwindung für mich bedeuten. Muss aber sein, denn die Sonne wartet mit dem Aufgehen nicht auf mich.
Es ist trübe. Unter einer Dunstschicht bewege ich mich durch die Täler, in den Bergen bin ich mitten drin. Die Landschaft ist unverändert, Kautschukplantagen an den Hängen und Reisfelder in den schmalen Tälern. Nur ich scheine an diesem Tag etwas anders zu reagieren. Die Tagestrecke ist mit 60 km und 650 Höhenmeter bei teilweisem Gegenwind eigentlich problemlos zu schaffen. Ich merke aber meine Kräfte schwinden. Auch ein Zwischenstopp an der neben der Straße liegenden Kao Rao Höhle bringt die Kraft nicht zurück.
Dort dringe ich ca. 700 m mit Taschenlampe durch einen breiten hohen Gang in die Kalksteinformation ein. Im Licht der Lampe glänzen feine Kalkkristalle auf den von der Decke hängenden Tropfsteinen. Ein Fluss von kalkhaltigem Wasser ließ Sinterterassen entstehen, ähnlich denen von Pamukkale in der Türkei. Jetzt aber ohne Wasser. Ab und zu sind abgestürzte Felsbrocken zu übersteigen. Der Gedanke an einen blockierten Rückweg ist nicht zu verdrängen.
Noch 10 km Fahrt und ich bin am Ziel. Meine Unterkunft ist eine kleine Bambushütte. Den Nachmittag verbringe ich schlafend davor auf der kleinen Terrasse in einer Hängematte. Am Abend bemerke ich eine Ameisen/Termiteninvasion in und um meiner Hütte. Selbst die Tüte mit Mangos, aufgehangen an einem Faden an der Wäscheleine, bleibt nicht vor ihnen verschont.
Die Nacht ist angenehm kühl, so um die 26 Grad. Die dünnen geflochtenen Bambuswände speichern nicht die Tageshitze. Ich schlafe ohne Fan ein, nur etwas gestört durch das Krabbeln einiger Ameisen im Bett.
Die Weiterfahrt am nächsten Tag läuft wieder mit voller Kraft zunächst problemlos. Denke aber an die Endlichkeit meiner Kräfte und des Lebens. Meine verbleibende Zeit ist begrenzt. Das beunruhigt mich ein wenig, denn ich liebe mein Leben. Das stetige in die Höhe fahren lenkt mich von weiteren Gedanken ab.
In den langgezogenen Straßendörfern verschiedener Volksgruppen beobachte ich das einfache Leben. Stromanschlüsse und Fernsehschüsseln sind vorhanden, Wasser hingegen oft nur an öffentlichen Sammelstellen. Gekocht wird über Holz im Freien oder in Haus. Die Vorratshütten stehen abseits in Reihe. Wahrscheinlich um sie im Brandfall nicht mit abzufackeln. Die Männer sind aktiv in die Kinderbetreuung eingebunden. Auf den Rücken gebunden oder im Arm sind sie mit ihnen unterwegs.
Am späten Vormittag finde ich die anvisierte Unterkunft nicht. Die nächste ist erst in 70 km Entfernung bei unklaren Höhenverhältnissen zu erreichen. Ich unterschätze die Höhenverhältnisse und besonders die Nachmittagshitze. Ich fahre weiter ohne mich im Ort um eine andere Übernachtungsmöglichkeit zu kümmern. Denke ich schaffe es schon, hat bisher immer geklappt. Es geht unerbittlich steil auf und ab. Die Sonne brennt schattenlos auf mich nieder. An dem letzten (wie ich später feststelle) langen Berghang passe ich. Mein Tacho zeigt mir 48 Grad (in der Sonne) an und so brennt sie mir auch auf den Rücken. Jede Menge Pickups fahren an mir vorbei, oft leer. Keiner hält auf mein Winken an. Ich habe keine Chance mitgenommen zu werden. Die Hilfsbereitschaft in Laos ist nicht sehr groß.
Mühsam schiebe ich mein Rad den Berg hinauf zu einer schattigen Stelle. Nach unbestimmt langer Zeit und weiteren ergebnislosen Mitnahmeversuchen hält ein Bus an. Das Rad kommt aufs Dach und ich nebst Gepäck hinein. Erleichtert lasse ich mich die nächsten 35 km mitnehmen. Die Stadt Huay Xai am Mekong ist ein Knotenpunkt für Reisende aus Nordthailand, die nach Laos wollen und umgekehrt.
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