2021 km
Über Nacht regnete es sich aus. Bin am Morgen bei blauem Himmel in erfrischender Luft losgefahren. Ich dringe ein in die Region „Zwischen den Meeren“. Erst einmal 20 km über kleine Straßen. Um Bordeaux habe ich einen östlichen Bogen geschlagen. Die großen Städte zu durchfahren ist für mich nicht angenehm.
Laut Karte gibt es wieder einen Radweg, hoffentlich in besserer Qualität als der letzte. Werde nicht enttäuscht. Geteert, angelegt auf einer alten Bahntrasse mit mäßigen Steigungen führt er mich die nächsten 40 km durch die Lande. Berge durchfahre ich anstatt sie zu überqueren. In einer ehemaligen Bahnhofsbar mache ich eine Kaffeepause.
Die Trasse führt durch hügeliges Land. In den höheren Lagen wird Wein angebaut, sonst wächst Weizen und Raps. Dazwischen Wiesen, Wald und Buschlandschaft.
Mir kommen viele Rennradfahrer entgegen. Ihr Gesichtsausdruck ist nicht immer entspannt.
Die 40 Kilometer sind schnell abgefahren, 20 km Landstraße liegen vor mir, die mich zur Garonne hinunterführen. Mein Ziel ist La Réole, eine alte Stadt mit Burganlagen und engen Gassen. Der Campingplatz ist leider geschlossen – noch Baustelle, diesmal auch kein Wasser. Kaufe in der Stadt eine weitere Wasserflasche, eine Zucchini und Zwiebel, baue das Zelt trotzdem auf und koche mein Abendgericht. Dieses kann geschmacklich mit den Menüs der Restaurants mithalten. Bleibe nicht alleine auf dem Platz, ein holländische Paar fährt ein. Die abendliche Unterhaltung läuft auf Deutsch ab.
Neben dem Zeltplatz spielt eine Männerrunde Boule.
In der späten Nacht ertönt plötzlich Discomusik von der anderen Garonneseite herüber. Hat nicht nur mich aufgeweckt, auch ein Hahn fängt verfrüht und länger anhaltend an zu krähen. Der Lärm dauert bis in den frühen Morgen.
Am Morgen ist alles taunass, die Sonne trocknet das Zelt nur langsam. Am Samstag ist Markttag in der Stadt. Kaufe Brot und Käse ein, auf der weiteren Strecke sind die Einkaufsmöglichkeiten rar. Ein Radweg führt entlang des Canal de Garonne. Auf diesem fahre ich die nächste Zeit. Der Kanal ist von flaumartigen Samenteilen bedeckt. Auch mir machen diese und weitere Pollen zu schaffen. Die Augen brennen und tränen. Die Nase läuft. Der Kopf wird matschig.
Auf dem Kanal ist die Freizeitschifferei zu Hause. Viele Boote liegen am Ufer, manche sind unterwegs. Denke daran wie ich vor Jahren auch auf dem Kanal mit einem Hausboot unterwegs war. Überlege, ob es mir gefallen würde in einem schönen Hausboot zu wohnen. Eigentlich nicht schlecht mobil zu wohnen.
Mir kommt eine Frau entgegen, am Halfter ihr Pferd führend. In Kaiserslautern ist sie vor sieben Monaten zusammen mit ihrem Pferd aufgebrochen. Sie sucht eine Arbeitsstelle in Frankreich. Bisher war sie nicht erfolgreich. Hofft auf ein Gestüt an der Atlantikküste unterzukommen.
Ein Reh durchquert den Kanal.
Drei Entenküken sitzen zusammengekauert am Wegesrand, weit und breit keine Eltern zu sehen.
Lasse mich heute bereits am Nachmittag auf einem Zeltplatz nieder, gibt nicht viele hier. Freue mich auf die heiße Dusche. Am Nachmittag ist die Temperatur wieder auf 15 Grad heruntergegangen. Der Wetterbericht für die nächste Zeit verspricht kaum Besserung.
Kaum habe ich mein Zelt aufgebaut lärmt auf dem Nachbargrundstück ein Kompressor für längere Zeit und Hunde fangen an zu bellen. Werde langsam lärmempfindlich.
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