19.634 km
Trotz frühem Aufstehen verzögert sich der morgendliche Start. Maries Rad hat einen Plattfuß. Die Pannenhilfe am Straßenrand hilft uns schnell. Der Schlauch wird ohne Ausbau des Hinterrades aus dem Mantel gezogen, das Loch gefunden und der Flicken mit Hitze aufgebrannt. An meinem Rad hatte ich den alten ausgelatschten Ledersattel wieder montiert. Der neue Plastiksattel peinigte meinen Hintern.
Die anfängliche Strecke ist wegen des vielen Verkehrs stressig zu fahren, zudem heizt uns die Sonne auf. Auf der Straße kommt uns ein Mönch mit Bettelschale entgegen, vertieft in seine Gehmeditation. Diese Gegensätze.
Wir wechseln auf kleinere Straßen und können unser Umfeld wieder wahrnehmen. Die Überquerungen der vielen Kanalbrücken sind die einzigen zu bewältigenden Steigungen an diesem Tag. Große Reisfelder reichen bis zum Horizont. Noch einmal geht es über schmale Pfade entlang eines Kanals, auf dem viele Frachtkähne tuckern. Ein Kahn wird beladen. Die Männer kommen mit Reissäcken aus einer Halle, erhalten ein markiertes Stöckchen, welches sie beim Betreten des Schiffes wieder abgeben. Eine doppelte Zählsicherheit.
Es geht weiter auf schmaler aber von vielen verrückten Autofahrern genutzten Straße. Maries Kreislauf schwächelt noch ein wenig, wohl als Folge ihrer Magenverstimmung. So halten wir einen Bus an, der uns die letzten 30 km in die Küstenstadt Rach Gia am Golf von Thailand mitnimmt. Von dort aus geht es am nächsten Morgen mit dem Schnellboot auf die Insel Phu Quoc. Eine Seefahrt ist nicht unbedingt lustig. Wir sitzen in einem gekühlten Raum. Der Motor des schnellen Bootes brummt laut, noch lauter schallt der Ton eines brutalen Kung-Fu-Filmes ans Ohr. Die Fahrt ist nur mit Oropax zu ertragen.
Die langen weißen Sandstrände machen die Insel zum Ziel der Touristen. Auch wir sind dabei und mieten uns für vier Tage in einen Bungalow in Strandnähe ein. Im warmen Meer nehmen wir unser Bad, schauen der Sonne zu, wie sie am Abend im Dunst verschwindet. Als Mittagssnack genießen wir beim Franzosen eine Käseplatte, abends gibt es am Strand ein Fischessen, auf dem Meer die Lichterkette der Fischerboote, die damit den Tintenfisch anlocken wollen. Mit unseren Nachbarn Margit und Klaus aus dem Bergischen führen wir anregende Gespräche bei den Mahlzeiten.
In der nahegelegenen Inselhauptstadt besuchen wir in Marktnähe eine Fischsoßenfabrik. Der Geruch leitet uns beinahe dorthin. In großen hölzernen Fässern werden kleine Fische mit Salz eingelegt und gären im Bottich ein Jahr vor sich hin. Die entstehende Soße ist trotz des extremen Geruches eine Delikatesse. Als Mitbringsel aber ungeeignet, da sie im Flugzeug nicht mitgeführt werden darf.
Vom Markt aus schauen wir einem Fischerbooten zu, wie es mit heruntergeklapptem Mast zentimetergenau unter einer Brücke hindurchfährt.
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