23.737 km
In Myanmar scheint sich alles um den Buddha zu drehen. Nicht nur in der Vergangenheit. Auch ich bin laufend in Sachen Buddha unterwegs.
Ich stelle fest, dass meine Weiterfahrt mit Boot auf dem Irrawaddy-Fluss erst am Sonntag möglich ist. Drei weitere Tage möchte ich nicht in Mandalay bleiben. Ich packe meine Sachen und lasse mich mit einem Boot auf die andere Flussseite bringen.
Schon von weitem ist der Sockel einer großen Stupa zu sehen, der vor 250 Jahren errichtet wurde. Es sollte die größte Stupa aller Zeiten werden. Der größenwahnsinnige König Bodawpaya ist rechtzeitig gestorben, die Bauarbeiten wurden eingestellt. Wenn es gerecht zuginge müsste er nach seiner Wiedergeburt ein Sklave seines Nachfolgers werden. Zu Lebzeiten ist es ihm noch gelungen, für sein Mammutprojekt die noch heute größte funktionsfähige Bronzeglocke mit 90 Tonnen gießen zu lassen. Die Glockengießer wurden nach der Vollendung der Arbeit getötet, damit sie nicht ein weiteres Meisterwerk erschaffen können. Der königliche Glaube war tödlich für viel Volk.
Das Besteigen der Stupa-Bauruine ist möglich. Nur die Schuhe müssen unten bleiben. Die Ruine ist ein heiliger Ort. Beim Aufstieg über die heißen Stufen verbrenne ich mir die Fußsohlen.
Seitdem ich das Hügelland verlassen habe schlägt die Hitze wieder zu. Das spüre ich bei der Weiterfahrt durch die leicht hügelige mit zahlreichen Stupas bestückte Uferlandschaft. 20 km stromab, an den Hängen von Sagaing, kulminieren die heiligen Bauten. Für Besichtigungen ist es mir zu heiß. Ich suche mir im Ort eine Unterkunft und freue mich auf ein kühles Bier im Uferrestaurant. Den Anblick der in der Morgensonne glitzernden Pagoden genieße ich zwei Tage später bequem vom Schiff aus.
Ich fahre nach Mandalay zurück um am Sonntag in der Frühe das Schiff für die Weiterfahrt zu besteigen. Vier Stunden und ca. 50 km später verlasse ich es und radle auf der Landstraße zu einem weiteren Buddha-Höhepunkt. Bereits von weitem ist zu sehen wie er 114 m in den Himmel ragt. Innen ist er noch nicht ganz fertig. Nur die unteren Stockwerke sind begehen. Natürlich sind sie mit diversen Buddha-Figuren gefüllt. Ausgestreckt auf einem Steinsofa liegt er noch einmal in 90 m Länge davor. Zusätzlich schauen von verschiedenen Feldern 1000 mannsgroße Figuren sitzend und mit einem Sonnenschutz versehen ihn an.
Damit ist es nicht genug. 8 km weiter die Straße hinunter und einige Jahre älter steigert sich die Buddha-Inflation. In einem Tempel stehen große und viele kleine Buddha-Figuren. Jede verfügbare Ecke innen und außen ist mit ihnen gefüllt. Es sollen über 500.000 sein.
Das geht an meine Schmerzgrenze und macht mich eher aggressiv als andächtig.
Genug Buddha für diesen Tag. Nach 20 km erreiche ich die Stadt Monywa. Am Abend gibt’s auf dem Nachtmarkt abwechslungsreiches vegetarisches Essen und danach ein Bier.
Viele Bettler, meist Frauen mit Kind, aber auch Kind mit kleinem Kind oder Kind mit Tatteroma kommen vorbei. Ich gebe bis das Kleingeld ausgeht. Dass ich in Mandalay keine Bettler gesehen habe liegt wohl an einem Bettelverbot.
Auch der nächste Tag ist nicht Buddha-los. Ich lasse mich mit einem Extra-Boot mit Extra-Preis über den Chindwin bringen, ein großer Nebenfluss vom Irrawaddy. Das normale Boot darf ich als Tourist nicht benutzen. Ich radle 25 km ins Hinterland um in den Pho Win-Bergen ein ca. 1000 Jahre altes Sandsteinhöhlensystem zu besuchen. In den Höhlengängen stehen eine Vielzahl von Buddha-Figuren aus Sandstein, die wie auch die Wandmalereien bis ins 14. Jh. zurückgehen. Die Stätte ist aufgefrischt mit neue Buddhas und Pagoden und heilig.
Der Gang um und in die Höhlengänge versöhnt mich ein wenig mit den Buddha-Gestalten. Es sind zwar wieder viele, sie haben aber etwas Eigenes. Sie sind nicht Massenware oder erinnern an Disneyland.
Störend sind die vielen Affen, die von den Touristen mit Erdnüssen gefüttert werden und die Papiertüten des Futters, die das Gelände verschmutzen.
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