Steile Kalkfelsen, der Fluss Nam Ou, ein grünes Tal, darin eingebettet der kleine Ort Muang Neua. Dort beziehe ich wieder eine kleine Bambushütte mit Flussblick. Für gutes Essen ist gesorgt. Mein Favorit ist Kürbiscurry mit Reis. Natürlich bin ich nicht der einzige Tourist der hier das Boot verlassen hat. Die sommerliche Nebensaison hält die Zahlen aber in Grenzen.
Urlaub vom Unterwegs-sein ist für mich angesagt. An diesem Fleck kann ich die Seele baumeln lassen. Einfach dasitzen, auf den Fluss schauen, lesen und kleine Ausflüge machen.
Tief ins Umland kann ich wegen fehlender Wege nicht eindringen. Nur eine ca. 10 km lange unbefestigte Straße und schmale Pfade verbinden die drei Dörfer im Umfeld mit dem Fluss.
Mein erster Besuch führt mich in das Dorf Ban Hoy. Die Häuser in der kleinen Siedlung stehen auf kurzen Stelzen mit geflochtenen Bambuswänden und Gras-/Schilfdach. Fenster sind nicht vorhanden, nur Holztüren. Stromanschluss gibt es nicht. Eine Grundschule mit drei Klassen wird von zwei Lehrerinnen geleitet. Die weiterführende Schule ist in Muang Neua, ca. 1,5 h Fußweg entfernt am Fluss.
Im Gespräch mit dem etwas Englisch sprechenden Wirt eines kleinen Restaurants erfahre ich, dass in seinem Dorf ca. 200 Erwachsene wohnen mit 300 Kindern. Er selber hat fünf, davon 4 Jungen. Das kommt ihm teuer. Für die Heirat muss er pro Jungen 1 Büffel, 1 Schwein und 2 Hühner aufbringen und für die Hochzeit genügend BeerLao.
Er hat ein kleines Einkommen durch einige Touristen, die den Ort aufsuchen. Die Haupteinnahmequelle ist die Landwirtschaft. Um ein Zusatzeinkommen zu erhalten weben Frauen in einem anderen Dorf Tücher und verkaufen diese an Reisende.
In den Tälern zwischen den steilen Kalkfelsen sind Reisterrassen angelegt. Auf ihnen wird (zur Zeit) nicht gearbeitet. Ab und zu sehe ich Maisfelder und kleine Bananenplantagen.
Über einen brandgerodeten Hang ziehen Feldarbeiter. Mit Stangen werden Löcher in den Boden gestoßen. Frauen legen Samenkörner hinein. Ich kann leider nicht herausfinden um welchen Samen es sich handelt.
Die Kalkfelsen sind durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Lange Gänge führen in die Berge hinein. Zum Glück nicht verzweigt, so dass der Rückweg eindeutig ist. Beim kräftigen Auftreten klingt der Boden hohl.
Für mich ist es ein merkwürdiges Gefühl alleine durch Gänge ins Berginnere vorzudringen. Den Gedanken an einen Felssturz kann ich nicht ganz verdrängen. Hoffe nur, dass die Taschenlampe funktionsfähig bleibt.
Der Weg auf den Berg ist schwieriger als der Gang hinein. Steil über Leitern führt ein Pfad nach oben. Als Belohnung gibt’s eine wunderschöne Sicht hinunter ins Flusstal.
Viel Zeit verbringe ich in der Hängematte vor meiner Hütte. Ich beobachte das Flussleben mit vielen kleinen laut vorbeituckernden Booten. An weiteren wird herumgehämmert, oft begleitet von lauter Radiomusik. Am Nachmittag schwimmen die Kinder stundenlang im Wasser, am Abend waschen sich die Erwachsenen darin.
Das Wetter scheint sich langsam Richtung Regenzeit zu wenden. Der Morgen beginnt mit bedecktem Himmel. In den nächsten Stunden setzt sich meist die Sonne durch. Alle paar Tage ziehen dunkle Wolken auf und ein Starkregen mit Sturmböen zieht übers Land. Das ist angenehm, wenn man im Trockenen sitzt. Nach einer kurzen Abkühlungsphase wird’s hinterher wieder heiß.
Nach 9 Tagen bin ich restlos erholt und habe neue Reiselust getankt. Mein Zwischenurlaub ist beendet.
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