Aug 132014
 

DSC08907465. Reisetag

15.084 km

176 km Eisenbahn

 

Meine Unterkunft ist ein wenig schäbig und der Fan dreht sich lautstark an der Decke. Der Schlaf ist nicht sehr erquickend. Ohne den Fanwind wäre es zu heiß. Zum Frühstück an der Straße gibt es einen Roti mit Dhal, dazu Tee.

Ich verlasse die Küste und fahre ins Landesinnere. Die Strecke ist noch weitgehend flach, in der Ferne kündigen sich bereits die Berge. Etwas abseits der Straße liegt eine ca. 1500 Jahre alte Tempelanlage. Ein kleiner Bus ist gerade ankommen. Die weiß gekleideten Pilger singen an einer neueren Buddhastatue.

Es ist wieder heiß. Ich schwitze fast wie in der Sauna. Zum Glück gibt es genügend Kokosnussstände am Straßenrand um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Zwischendurch trinke ich mein heißgewordenes Wasser. Ich weiß nicht wo mein Körper das viele Salz für das Schwitzwasser her holt. Irgendwelche Schwächen spüre ich nicht.

Ab Mittag hügelt es. Die trockene Ebene habe ich hinter mir gelassen. Die Straße ist umgeben von Bananen- und Kokosplantagen sowie anderen Bäumen.
Interessant sind die Jackfruit Bäume. Direkt am dem Stamm bildet sich die schwere Frucht. Sie stinkt ein wenig. Das Fruchtfleisch mit großen Kernen schmeckt aber.

In der Stadt Monaragala finde ich eine Unterkunft, gerade rechtzeitig vor dem einsetzenden kräftigen Regenguss.

Am nächsten Morgen geht es in die Höhe. Ein 1200 m hohen Pass muss genommen werden. Wie immer geht es nicht geradlinig nach oben. Ich fahre durch ein dichtes grünes Umfeld. Schaue auf einer Kautschuk-Plantage wie die weiße Flüssigkeit aus der geritzten Rinde rinnt. Auf den Höfen werden Pfefferkörner getrocknet bis sie schwarz werden. In einer Reismühle wird der Reis in zwei Arbeitsgängen geschält.
Es gibt einen regionalen (?) Wahlkampf. Köpfe sind auf dieser Strecke plakatiert. In Bussen fährt lautstarkt eine Wahlkampftruppe vorbei. Jeder Kandidat wirbt mit einem Symbol: Blatt, Glocke, Elephant usw. Diese werden dann wohl auf dem Wahlzettel zu finden sein.

In dem kleinen Ort Passara nehme ich mein Mittagessen ein. Etwas später, zum Glück bin ich noch im Ort, öffnet sich der Himmel und es gießt für eine Stunde aus Eimern. Ich warte den Regen in einem kleinen Laden ab. Bekomme eine warme fürchterlich süße Cremesoda angeboten. Nett gemeint, schmeckt aber nicht. Die letzten 300 Höhenmeter ziehen sich dahin. Die Temperatur ist gefallen, das Fahren daher deutlich angenehmer. Um mich herum gibt es fast nur noch Teeplantagen. Dieser wird großflächig angebaut. Kleinbauern haben keine Chance. Früher sollen im Hochland von Sri Lanka Kaffee-Bäume gestanden haben. Aber was sollen die Briten mit Kaffee machen, es wurde umkultiviert.

Nach dem erreichen der Passhöhe wird es bei der Abfahrt kalt. Ziehe Strümpfe und Jacke an. Kann mich nicht mehr erinnern, wann ich diese das letzte Mal getragen habe.
Die Stadt Badulla erreiche ich am späten Nachmittag. In der angesteuerten Unterkunft wird gerade geheiratet. Sie ist ausgebucht. Finde problemlos eine andere Bleibe.

Mitten in der Stadt steht eine große buddhistische Tempelanlage alten Urspungs. Ausnahmsweise haben die marodierenden Portugiesen diese nicht zerstört. Um den heiligen Baum, der immer mit einer Schutzmauer umgeben ist, tragen die Pilger einen Krug Wasser. Dieses wird anschließend dem Baum zur Verfügung gestellt.

Badulla verlasse ich am übernächsten Tag mit der Eisenbahn. Luftlinie sind es nur 60 km nach Kandy. Die Bahn fährt in einem großen Bogen über 176 km dorthin. Es ist eine wunderschöne, langsame Panoramafahrt durch das zentrale Bergland. Diese Bahnfahrt gehört zu einem Sri Lanka Besuch dazu. Entsprechend viele Touristen sind darin unterwegs.
Das Rad der Zeit scheint bei der Bahn um 100 Jahre zurückgedreht. Die englischen Kolonialherren bauten das Bahnnetz im 19. Jahrhundert auf. Wenig hat sich seitdem verändert. Meist im Schritttempo wackeln wir dahin. Fahren durch Urwald, entlang steiler Hänge, durch Tunnel und über Brücken. Vor allem aber sehen wir eine Teeplantagenlandschaft. Das bayerngroße Sri Lanka ist der viertgrößte Teeproduzent der Welt, nach China, Indien und Kenia.

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