13.722 km
Den Orient habe ich im Nachtflug verlassen. Den Sonnenaufgang erlebe ich bereits im Landeanflug über einer grünen Palmenlandschaft. Wie erquickend das Grün nach den langen Wüstenpassagen auf mich wirkt. Bin jetzt in einem anderen Asien. Ein Asien, das für mich einen besonderen Reiz hat, von den Menschen, der Landschaft, der Vegetation und auch vom Essen.
Im Flughafen baue ich mein Fahrrad wieder zusammen. Ärgere mich über das schweißtreibende Luftpumpen. Wer hat dem Flughafenpersonal nur beigebracht, dass die Reifen einen geringen Luftdruck haben sollen. Das ist kompletter Unsinn.
Auf der Insel herrscht Linksverkehr. Muss konzentriert fahren. Besonders Abbiegungen haben ihre Tücken um auf die richtige Straßenseite zu gelangen. Der Verkehr auf den nächsten 15 km Hauptstraße ist weniger stark als vermutet. Im Ort Negombo finde ich direkt eine passende Unterkunft in einer alten Villa direkt am Meer. Bin der einzige Gast, obwohl dieser Ort bei Individualtouristen die Anlaufstelle für Sri Lanka ist.
Ein Nachtflug ist ermüdend, halte als erstes ein Schläfchen. Danach erkundige ich das Umfeld. Ein Guesthouse steht neben dem anderen. Vegetarisches Essen muss ich nicht mehr suchen. Nach dem schlechten Essen im Iran ist es das reinste Schlaraffenland für mich. Nach zwei Monaten Abstinenz freue ich mich auf ein abendliches Bier.
Die Temperatur ist um 15 Grad gegenüber Dubai gefallen, dafür liegt die Luftfeuchtigkeit deutlich höher. Einfach sitzen ist angenehm. Jede Bewegung sorgt für Schweißausbrücke. Die Kleidung ist klamm. Noch ist Monsunzeit. Jeden Tag gibt es kräftige Regengüsse, der Wind bläst steif vom Meer her.
Ich bin nahe am Äquator. Um 19 Uhr ist es dunkel. Wann die Sonne aufgeht weiß ich (noch) nicht. Des Nachts kühlt es sich kaum ab. Eine Klimaanlage habe ich nicht im Zimmer. Bei laufendem Fan einzuschlafen würde sofort eine Erkältung auslösen. Unter dem Moskitonetzt habe ich es heiß. Ich lege mich auf den kleinen Balkon, von dem ich direkt aufs Meer schauen kann. Hoffe der Wind hält die nächtlichen Plagegeister von mir fern. Merke später, dem war nicht so. Wegen Regenschauer muss ich mich zum Morgen hin wieder ins Zimmer zurückziehen. Die Nacht ist nicht sehr erquickend.
Am Strand vor dem Haus wird der Fang des Morgens verarbeitet. Die Fische werden ausgenommen, gesalzen und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Zur Freude der Krähen. Das stört aber keinen. Die Küstengewässer sind sehr fischreich. Ein Angler am Strand zieht einen Fisch nach dem anderen heraus. Nicht mit einer High-Tec-Angel, sondern mit einer einfachen Leine mit Haken, die er vom Strand aus ins Wasser wirft.
Es ist stürmisch, das Meer ist aufgewühlt. Immer wieder treiben mich die Regenschauer in mein Zimmer zurück. Macht aber nichts. Ich lese gerne. Ich habe ein Eckzimmer, lasse den Wind hindurch fegen. Das gibt in der Nacht ein wenig Abkühlung, aber auch Unruhe. Hinzu kommt das Tosen des Meeres. Meinen bisher schnellen festen Schlaf vermisse ich hier.
Nach zwei Tagen scheint ein wenig Ruhe an der Wetterfront eingekehrt zu sein. Ich schwinge mich aufs Fahrrad und beabsichtige eine Stadtrundfahrt zu machen. Unterhalte mich nach kurzer Fahrt mit einem Driver von einem Tuk-Tuk. Das sind die dreirädrigen Taxen, die in hoher Stückzahl durch die Straßen rasen. Ich lasse mich überzeugen, die erste Erkundung mit ihm zu machen. Es ist weniger schweißtreibend für mich und erleichtert die Orientierung für die Feinerkundung. Negombo ist vor allem ein Fischereihafen. Auf großen Flächen werden Fische getrocknet. Die Köpfe und Gerippe der Fischverarbeitung liegen ebenfalls in der Sonne. Nach der Trocknung wird daraus Fischmehl hergestellt.
Die Krabbenfischerei erfolgt von kleinen Katameranen mit Segel. Unzählige kleine Motor- und große Fischereiboote schwärmen jeden Morgen auf offene Meer um ihre Netze auszuwerfen.
Es gibt viel zu schauen. Freue mich bereits auf weitere Erkundungen.
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