Apr 232014
 

DSC04412353. Reisetag

11.501 km

 

Urfa verlasse ich bei regen Morgenverkehr. Fahre zwei Tage fast direkt Richtung Osten, nicht weit von der syrischen Grenze entfernt. Eine kleine Hügelkette ist zu überwinden. Zum Abschluss des zweiten Tages geht es steil 500 m in die Höhe.
Ich lege Strecke zurück, viel Abwechslung habe ich nicht. Komme gut voran, der Asphalt ist glatt. Der Wind um mich herum dreht sich, mal von vorn, von der Seite und von hinten, das kann sogar in kurzen Zeitabständen erfolgen. So richtig stört er zum Glück nicht, ohne wäre aber angenehmer.

Es fahren viele Lastwagen an mir vorbei. Ich habe meine sichere Standspur. Die Auspuffgase treffen mich trotzdem. Bei mir hat sich in letzter Zeit wieder mein zäher „Tibethusten“ (auf einer Radtour dort hat er mich Monate danach nicht losgelassen) eingeschlichen. Auspuffgase reizen ihn besonders.

Auf beiden Seiten der Straße liegen im kräftigen Grün die großen Weizenfelder. Bewässerungskanäle vom Euphrat-Stausee sorgen für genügend Wasser. Die Verteilung scheint gut organisiert zu sein.
Über Tag wird es sehr warm. Der Fahrtwind kühlt mich zum Glück ein wenig. Einen Schattenplatz für Pausen suche ich vergeblich. Es ist eine Ebene ohne Bäume.
Über den wenigen steinigen Hügelabschnitten ziehen größere Schafsherden. Kleingruppen weiden zwischen Straße und Weizenfeld unter Aufsicht am Randstreifen.
Ich bin bereits tief in Kurdistan eingedrungen. Wenn ich zum Tee eingeladen werde, muss ich im Gespräch aufpassen, das ich in Kurdistan und nicht in der Türkei bin. Wurde einmal schon darauf hingewiesen.

Die erste Nacht verbringe ich in der Stadt Viransehir. Dort muss man nicht wirklich gewesen sein. Aufgefallen ist mir, das die Männer jetzt nach arabischer Sitte vermehrt ein Kopftuch tragen. Das war vorher nicht so.
In Mardin verbringe ich die zweite Nacht, diesmal in einem großen Hotelkomplex. Sonst hätte ich weitere 200 m in die Höhe fahren müssen (und am nächsten Tag wieder runter). Zu meiner Überraschung ist im Hotelpreis sogar ein üppiges Abendbüffet enthalten. Damit ist der Hotelpreis 90 TL (30 €) gegenüber den sonstigen Übernachtungsstätten mit nicht einmal hoch.

Der nächste Tag führt mich durch eine Hügellandschaft, diesmal auf schmaler Straße mit Verkehr und rauen Asphalt. Vermisse meine Standspur. Zwei Lastwagen und ein Fahrrad kommen nicht aneinander vorbei. Muss deshalb ab und zu auf dem sandigen Seitenstreifen halten. Die Lastwagen bremsen auch!

In einer kleinen Ortschaft werde ich von Hamit in gutem Deutsch angesprochen und zum Tee eingeladen. Er ist in Deutschland geboren, musste das Land verlassen, möchte aber zurück. Hoffe für ihn, dass es klappen wird.

Fahre über weitere Hügel und erreiche meinen Übernachtungsort, die Stadt Midyat, am späten Nachmittag.

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