Jan 082014
 
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Theater mit Blick auf die Hafenstraße.

  248. Reisetag

 

In Ephesos ließen sich die lonier von der Insel Samos um 1000 v. Chr. nieder. Die Stadt stand danach unter der Herrschaft der Lyder, der Perser und der Attaliden, den Königen von Pergamon. Der Übergang war selten friedlich. Attalus III. verfügte, dass nach seinem Tode (133 v. Chr.) sein Reich, und mit ihm Ephesos, den Römern als Erbe zufalle. (Einfach mal so sein persönliches Eigentum – ein Reich – vererben.) Ephesos wurde mit 200 000 Einwohnern eine der wichtigsten Städte der neuen Provinz Asia und konnte dank reger Handelstätigkeit seinen Wohlstand vergrößern. Doch seine Entwicklung war direkt vom natürlichen Hafen abhängig, und als dieser im 3. Jh. n. Chr allmählich versandete, war der Niedergang von Ephesus unabwendbar.
Die meisten Ruinen, die heute zu sehen sind, stammen aus der römischen Periode zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 2. Jh. n. Chr.

Heute ist Ephesos eine der größten und meistbesuchten Ruinenstätten der Welt. Am Morgen begebe ich mich dort hin. Die Anzahl der Autos auf dem Parkplatz sind nicht erschreckend.

Nach dem Passieren aufgereihter und mit Nummern versehener Säulen- und Giebelfragmenten erreiche ich die alte Hafenstraße. Sie mündet auf einer Seite in die flache Ebene. Das Meer ist heute sechs Kilometer entfernt. Die bedeutende Straße hat ihren Anfang vor dem großen Theater, dem für mich beeindruckendsten Bau. Als ich es betrete singt gerade eine japanische Gruppe. Es klingt wie in einem Konzertsaal. Die steinernen Sitzplatzreihen für ca. 20.000 Menschen ziehen sich weit in die Höhe. Von Oben schaue ich in die Ebene, die früher einmal das Meer war.
Selten ist die Bühne frei. In kurzen Abständen ziehen Besuchergruppen vorbei, wie mit einem Gummiband zusammengehalten. Es sind fast ausschließlich Japaner.

Nach dem Theater begebe ich mich zur wohl bekanntesten Ruine, der Celsus Bibliothek. Einstmals sollen hier 12.000 Schriftenrollen untergebracht worden sein. Unter der Leitung von österreichischen Archäologen wurde die Bibliothek ausgegraben und wieder aufgebaut.
Gleich gegenüber befand sich das antike Bordell an zentraler Stelle inmitten der Stadt, daneben die Toilettenanlagen. Ich befinde mich jetzt auf der Hauptverkehrsader – der Kuretenstraße, benannt nach den Halbgöttern. Hier tobt zur Hauptsaison noch immer das Leben. Dicht an dicht schieben sich die Menschenmassen durch (siehe Foto). Am Straßenrand stehen Brunnen, Denkmäler, kleine Tempel und ein etwas besseres Wohngebiet mit den Hanghäusern. Die Innenwände dieser Häuser sind mit Zeichnungen, die Böden mit Mosaiken versehen.
Die Straße endet am Odeion mit ca. 5000 Plätzen, in dem Ratsversammlungen und Theater abgehalten wurden.

Ephesos wurde auch zum Anziehungspunkt der ersten Christen. So soll sich Apostel Johannes mit der Jungfrau Maria (wo ist ihr Joseph wohl geblieben?) niedergelassen und hier sein Evangelium verfasst haben. Auch Paulus wohnte angeblich im Jahre 60 für drei Jahre in Ephesos.

Die Inschriften auf den Steinen waren alle griechisch. Das muss wohl auch die Sprache der Römer in der Provinz Asia gewesen sein. Lateinisch sprach man wohl nur in Rom?

So ein Besichtigungstag ist anstrengender als 100 Kilometer Radfahren.
Bin froh meinen müden Rücken auf dem Bett am Abend auszuruhen.

Der nächste Tag ist geruhsamer. Westlich von Selcuk besuche ich eine einzelne Säule. Ein Storch hat auf ihr sein Nest gebaut. Sie ist alles was vom großen Tempel der Artemis, einem der Sieben Weltwunder der Antike, übriggeblieben ist. Es sollen mal 127 solcher Säulen gewesen sein.

Die Johannesbasilika auf einem Hügel in der Stadt liegt arg in Trümmern. Angeblich soll hier Apostel Johannes begraben liegen. Kaiser Iustinian hat im 6. Jh. ihm zu Ehren die Basilika bauen lassen.
Oben vom Hügel habe ich eine schöne Aussicht auf die alte Isa-Bey-Moschee aus dem 14. Jh. Daneben liegt das alte Isa-Bey-Badehaus, leider ist es am Zerfallen. Durch ein Loch im Zaun kann ich näher herankommen und sogar hineinschauen.

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